Zitat:
»10. November 911
Etwa sechs Wochen nach dem Tod Ludwig des Kindes († vermutlich am 20. oder 24. September 911) wurde Konrad der Jüngere im oberfränkischen Forchheim zum König des Ostfrankenreiches gewählt. Das genaue Datum der Wahl ist in den Quellen nicht ausdrücklich genannt, wird aber in der Forschung zumeist auf den 10. November datiert.
Es stellt sich die Frage, in welchem Zusammenhang dieses Ereignis zur Geschichte der späteren Mark Brandenburg steht. Eine unmittelbare Verbindung besteht zunächst nicht; dennoch markiert dieser Vorgang einen Paradigmenwechsel, der für die Entwicklung des ostfränkisch-deutschen Königtums und somit auch für die späteren politischen Strukturen östlich der Elbe wesentlich war.
Mit Konrad I. wurde erstmals ein König gewählt, der zwar noch Franke, schon aber kein Karolinger mehr war. Seine Herrschaft stellte einen dynastischen und zugleich politischen Übergang dar. Gleichwohl das fränkische Großreich Karls des Großen spätestens seit der Herrschaft seiner Enkel de facto in einen westfränkischen und einen ostfränkischen Bereich auseinandergefallen war, hatte die Dynastie der Karolinger bis 911 beidseitig des Rheins die formale Klammer gebildet. Mit dem Tod Ludwig des Kindes endete diese Bindung im Ostfrankenreich endgültig.
Schon im 9. Jahrhundert hatte sich zwischen beiden Reichsteilen eine deutliche sprachliche Divergenz herausgebildet, wofür die sogenannten Straßburger Eide (842) als frühes Zeugnis gelten.
Konrad I. selbst konnte in seiner Regierungszeit (911–918) nur in sehr begrenztem Maße wirken. Seine Herrschaft war geprägt von Auseinandersetzungen mit den großen Stammesherzögen und von der Bedrohung durch die ungarischen Reiterheere, denen er kaum wirksam begegnen konnte.
Sein Nachfolger Heinrich I. aus dem sächsischen Geschlecht der Liudolfinger wurde 919 gewählt. Mit ihm gelangte erstmals ein nicht-fränkischer Stammesherzog auf den ostfränkischen Königsthron. Unter Heinrich I. erweiterte sich das politische und militärische Wirkungsfeld des ostfränkischen Königtums nachhaltig nach Osten.
Die spätere Havelfestung Brandenburg erscheint in den schriftlichen Quellen erstmals namentlich im Zusammenhang mit Heinrichs Eroberungszügen gegen die Heveller im Jahr 928/929. Die einschlägige Erwähnung findet sich bei Widukind von Corvey (Res gestae Saxonicae), wo die Festung als Brennaburg bezeichnet wird.
Damit liegt die Bedeutung der Wahl Konrads I. für die Geschichte Brandenburgs nicht in einer direkten Verbindung, sondern in der langfristigen Entwicklungslinie: dem Übergang vom karolingischen Reichsverband zum ostfränkisch-deutschen Königtum, aus dem später die politischen Rahmenbedingungen erwuchsen, unter denen die Ostexpansion Heinrichs I. und seiner Nachfolger erfolgte.«
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Das Ende der Karolingerherrschaft im Ostfrankenreich
Moderator: Barbarossa
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