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Sonntagsrätsel eines würdigen Vorgängers von Trump, Bolsonaro, Orban etc. aus dem 18.Jhdt.

Was hat Albrecht Dürer mit einem Rhinozeros zu tun? Warum posierte der englische König mit einer Ananas? In unserem Rätsel-Forum können Sie mit Ihrem Wissen glänzen.

Moderator: Barbarossa

Skeptik
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Alles schon mal dagesessen! - Die heutigen bizarren Gestalten wie Trump, Bolsonaro, Orban, und andere hatten immer schon Vorgänger. Ein besonders „überzeugender“ Vertreter lebte im 18. Jahrhundert:

Vor 325 Jahren tourte ein Mann auch durch deutsche Länder, der die damalige Zeit mehrere Jahre ganz schön an der Nase herumgeführt hat. Er behauptete der erste Eingeborene seines Landes zu sein, der je Europa besucht hat.
Er unterstrich seine „Fremdartigkeit“ indem er rohes Fleisch aß, das mit Kardamom gewürzt war. Und er schlief - nach Landessitte - immer in einem Stuhl - aufrecht sitzend. Er überzeugte mit einer eigenen Schriftsprache und Alfabet seines Landes und schrieb ein Buch. Das tat er so überzeugend, daß deutsche Grammatikbücher sein Alfabet bis ins 18. Jahrhundert als Beispiel für dieses Land abdruckten.

Wie würde man heute sagen? - Alles Fake! - Wer war das und welches Land vertrat er?
Marianne E.
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Hallo Skeptik

Erlöse uns.
Skeptik
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Marianne E. hat geschrieben: 03.08.2025, 10:20 Hallo Skeptik

Erlöse uns.
Es war George Psalmanazar (ca. 1679 – 3. Mai 1763) . Er war eigentlich Franzose, irgendwo aus Südfrankreich.
Seine erfundenen Berichte machten ihn zur Berühmtheit und sein Buch „Historical and Geographical Description of Formosa (1704)“ war ein sensationeller Erfolg.Das Buch erlebte zwei englische Ausgaben, und es folgten französische und deutsche Ausgaben. Nach seiner Veröffentlichung wurde Psalmanazar eingeladen, vor mehreren gelehrten Gesellschaften Vorträge über die Kultur und Sprache Formosas zu halten, und es wurde sogar vorgeschlagen, ihn zu einer Vorlesung an die Universität Oxford zu berufen. Das berühmteste dieser Engagements war seine Rede vor der Royal Society, wo er von dem Astronomen Edmond Halley herausgefordert wurde. Dieser fragte ihn, ob die Sonne in Formosa eigentlich direkt in die Schornsteine scheine. Nein sagte Psalmanazar. Das müßte sie aber, denn Formosa liege in den Tropen meinte Halley triumphierend. Kein Problem für Psalmanazar: „Die Schornsteine in seiner Heimat haben die Form eines Korkenziehers“. Seinen Skeptikern entging er, indem er immer haarsträubendere Behauptungen aufstellte. Den Engländern gefiel z.B. seine Feststellung, daß die Church of England die „wahrhaft apostolische Kirche“ sei.

Man staunte über das Vaterunser auf Formosisch: Amy Pornio dan chin Ornio vicy, Gnayjorhe sai Lory, Eyfodere sai Bagalin, jorhe sai domion apo chin Ornio, kay chin Badi eyen, Amy khatsada nadakchion toye ant nadayi, kay Radonaye ant amy Sochin, apo ant radonern amy Sochiakhin, bagne ant kau chin malaboski, ali abinaye ant tuen Broskacy, kens sai vie Bagalin, kay Fary, kay Barhaniaan chinania sendabey.
Amien.


Alles wurde ihm gerne geglaubt. Laut Psalmanazar war Formosa ein wohlhabendes Land mit einer Hauptstadt namens Xternetsa. Die Männer liefen nackt herum, bis auf eine Gold- oder Silberplatte, die ihre Genitalien bedeckte. Ihre Hauptnahrung war eine Schlange, die sie mit Zweigen jagten. Die Formosaner waren polygam und die Ehemänner hatten das Recht, ihre Frauen wegen Untreue zu essen. Sie richteten Mörder hin, indem sie sie kopfüber aufhängten und mit Pfeilen durchbohrten. Jedes Jahr opferten sie den Göttern die Herzen von 18.000 Jungen, und ihre Priester aßen die Leichen in einem Akt des Kannibalismus. Sie benutzten Pferde und Kamele als Transportmittel und wohnten unterirdisch in runden Häusern.

George Psalmanazar starb am 3. Mai 1763 in Ironmonger Row, London. In seinem Testament, das im Jahr zuvor fertiggestellt worden war, bezeichnete er sich selbst als arme, sündige und wertlose Kreatur; er verfügte, dass sein Leichnam auf die bescheidenste und billigste Art und Weise auf einem Gemeinschaftsgrab beigesetzt werden sollte, und er erklärte feierlich, dass seine Geschichte von Formosa eine gemeine und schändliche Hochstapelei sei, ein Betrug an der Öffentlichkeit. Er hinterließ eine Autobiographie mit dem Titel Memoirs of ****, Commonly Known by the Name of George Psalmanazar; a Reputed Native of Formosa, die erstmals 1764 erschien. Das Buch verschweigt seinen wahren Geburtsnamen, der immer noch unbekannt ist, enthält aber eine Fülle von Details über sein frühes Leben und die Entwicklung seiner Betrügereien.



https://en.wikipedia.org/wiki/George_Psalmanazar

https://en.wikipedia.org/wiki/George_Ps ... nazar2.jpg
Marianne E.
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Ich staune.
Was liest Du denn sonst noch?
Skeptik
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Marianne E. hat geschrieben: 03.08.2025, 13:16 Ich staune.
Was liest Du denn sonst noch?
Es gibt noch so viele „Verrückte" die etwas geschrieben haben. Darunter sogar Leuchten der Literatur. Hätte man z.B. das hier von einem Thomas Mann erwartet?
Felix Lindner hat das von ihm gesammelt: „Mit Thomas Mann durch das Jahr". (S. Fischer, 2024).
Thomas Mann hat ein Tagebuch geführt und jeden Tag den Gott gab mit einem Satz gewürdigt. Hier eine Auswahl seiner „Schmankerl“ aus 36 Jahren:

„Nervös geschlafen infolge erotischer Vorstellungen abends.“ (22. 12. 1918)

„Auch leide ich seelisch und körperlich darunter, daß No 4 aller Unterkleider mir zu klein, No 5 mir zu groß ist.“ (20. 11. 1921)

„Schadete mir mit einer größeren Cigarre, die ich morgens in Ermangelung einer kleinen rauchte.“ (20. 1. 1934)


Mustergültige Ordnung herrscht auch auf der Grabanlage in Kilchberg/Schweiz. Dort liegt er, umgeben von vier Kindern. - Das Grab seines Sohnes Golo liegt auch auf diesem Friedhof. - Aber nach eigenem Wunsch weit abseits der Grabanlage seines Vaters.
Zuletzt geändert von Balduin am 04.08.2025, 05:54, insgesamt 1-mal geändert.
Grund: Beitrag aus urheberrechtlichen Gründen geändert.
Marianne E.
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Es ist schon etwas spät geworden, ich bin etwas müde. Nicht weil es schon etwas spät ist, sondern, weil ich Finanzen zu regeln hatte. Das schreibe ich hier in Ermangelung eines Tagebuches.
Außerdem würde ich in meinem Tagebuch notieren, dass mich die Schmankerl von Skeptik über Thomas Mann gewissermaßen erfreut haben. Und das, obwohl Thomas Mann mich nie erfreut hat. Ich könnte auch schreiben, dass ich ihn nicht mag.

Lieber Skeptik, gelegentlich schreibe ich etwas zynisch. Wie jetzt. Bitte um Nachsicht, der Tag war anstrengend und ich brauchte dringend etwas heiteres Zynisches.
Skeptik
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Marianne E. hat geschrieben: 03.08.2025, 22:56 Lieber Skeptik, gelegentlich schreibe ich etwas zynisch. Wie jetzt. Bitte um Nachsicht, der Tag war anstrengend und ich brauchte dringend etwas heiteres Zynisches.
Ich wollte Dir noch mehr "heiteres Zynisches" gönnen. Leider ist der Moderator etwas humorlos und glaubte streichen zu müssen. Von Thomas Manns "Schmankerln" fanden nur drei Gnade vor seinen Augen.

Vielleicht erlaubt er das hier:
https://x.com/dailymann?lang=de
Marianne E.
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"Müde von zuviel Gesellschaft" schreibt Mann in seinem Tagebuch.
Ob er denn garnicht auf die Idee gekommen ist, vorher nach Hause zu gehen oder ggf. seine Gäste zu fragen, ob er zum Abschied noch ein Tässchen Kaffee kochen sollte. (Sagte meine Mutter bei ähnlichen Situationen.)
Du schreibst, Du wärst humorlos. Das kann niemand selbst feststellen. Aber für den Fall, dass meine gute Laune nicht anhält, ein ungebetener Rat: "Bleib wie Du bist."
Gruß M
Skeptik
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Marianne E. hat geschrieben: 04.08.2025, 09:53 Du schreibst, Du wärst humorlos. Das kann niemand selbst feststellen. Aber für den Fall, dass meine gute Laune nicht anhält, ein ungebetener Rat: "Bleib wie Du bist."
Gruß M
Lies mal genau! Mit humorlos meinte ich unseren Moderator BALDUIN !

Und danke für den Rat. - An Skeptik ist eh nichts mehr groß zu ändern!
Marianne E.
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Balduin ist nicht humorlos, ich wäre ihm doch ansonsten nicht schon seit Jahren freiwillig und unentgeltlich ausgeliefert. Er hat mit viel Aufmerksamkeit meine Referate gewürdigt, gelegentliche Zynismen entweder nicht bemerkt, oder sich klammheimlich gefreut.
Übrigens, unser Moderator ist Barbarossa. Über dessen Humor kann ich nur soviel sagen: Er scheut sich nicht, in Badekleidung (im Urlaub) zu erscheinen und das dann auch noch zu filmen. Schau die Videos mal an, macht Spaß.
Skeptik
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Wo finde ich denn den Sommerfrischler Barbarossa?
Marianne E.
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Barbarossa hat selbst schon unendlich viele und sehr gute Beiträge verfasst; sie sind allesamt hier im Forum. Schön der Reihe nach durchsehen, dauert einen Urlaub lang. Das kann ich Dir nicht ersparen.
"Es war Sommer an der Cote d`Ivoir." Mehrmals und weckte Fernweh.
Marianne E.
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Barbarossa der Moderator liest alles mit, was im Forum so verzapft wird.
Balduin der Chef liest auch alles mit und löscht "humorvoll".
Beide pflegen so eine Art Arbeits-Wertegemeinschaft.

Nun zum Ernst Deines Informationsdefizites.
Da Barbarossa alles liest, könnte er doch, wenn er nett ist, jetzt einige Links schicken.
Zumal seine Urlaubsberichte sehr viel über das Land und seine Geschichte aussagen. Die Fotos von Bauwerken sind eindrucksvoll und die leicht bekleideten Urlaubserinnerungen auch.
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Barbarossa
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Wohnort: Mark Brandenburg

Soll ich HIER die Links reinsetzen?
Aber eigentlich braucht man nur bei Suche Elfenbeinküste, Côte d'Ivoire eingeben und schon wird alles angezeigt. 😉
Die Diskussion ist eröffnet!

Jedes Forum lebt erst, wenn Viele mitdiskutieren.
Schreib auch du deine Meinung! Nur kurz registrieren und los gehts! ;-)
Skeptik
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Barbarossa hat geschrieben: 08.08.2025, 19:24 Aber eigentlich braucht man nur bei Suche Elfenbeinküste, Côte d'Ivoire eingeben und schon wird alles angezeigt. 😉
Das ist richtig. - Und man kann Erstaunliches über ein sonst wenig bekanntes Land und oft extravagante Herrscher in Afrika entdecken:
Félix Houphouët-Boigny (1905-1993), war erster Präsident der Elfenbeinküste. Seine Familie profitierte von der allgegenwärtigen Korruption, sein persönliches Vermögen wurde bei seinem Tod auf sieben bis elf Milliarden Dollar geschätzt. Dieses Geld bezog er hauptsächlich aus der Plünderung der Ressourcen des Landes, Kaffee und Kakao. Houphouët-Boigny litt auch unter Größenwahn, als er 1983 ein kleines Dorf, in dem er neben seiner Großtante Yamoussou aufgewachsen war, zur Verwaltungshauptstadt der Elfenbeinküste, Yamoussoukro, machte. Er ließ dort unter anderem eine imposante Basilika errichten, obwohl nur 12 % der Bevölkerung der Elfenbeinküste katholisch waren. Er behauptete stets, dass er es war, der der Elfenbeinküste dieses Gebäude schenkte. Er soll 115 Millionen Euro für den Bau dieser Basilika ausgegeben haben, eines der größten christlichen Sakralbauten der Welt, das zwischen 1985 und 1990 von der französischen Firma Bouygues für 250 Millionen Euro errichtet wurde.

Hier gibt es erst mal einen Überblick über die gesamte Anlage der Basilika:
https://www.youtube.com/watch?v=yY24hmG ... rt_radio=1

Bei allem Bombastischen dieser Kirche gab es dabei auch Kleinkariertes: Als der Vatikan von dem nachgeahmten St. Peter erfuhr, bat Papst Johannes Paul II. persönlich darum, dass die Aussichtsplattform auf der Kuppel etwas niedriger als die Kuppel des Petersdoms gebaut werden sollte. Der ivorische Präsident kam dieser Bitte nach, krönte seine Kuppel jedoch anschließend mit einem riesigen goldenen Kreuz, wodurch sie einen weiteren Titel als höchste Kirche der Christenheit erhielt.

Der Präsident und Erbauer der Kirche Félix Houphouët-Boigny kniet demütig vor Jesus in einem der Kirchenfenster seiner Basilika Notre-Dame-de-la-Paix:
https://www.labrujulaverde.com/en/2024/ ... the-world/

Auch deutsche Politiker sonnten sich im Lichte dieses Mannes. Am 8. Februar 2023 erhielt Angela Merkel („Wir schaffen das“) den Félix-Houphouët-Boigny-Friedenspreis:
https://www.rfi.fr/fr/afrique/20230208- ... ela-merkel
Diese Würdigung und der Preis sollen...
...„Den Geist von Houphouët-Boigny würdigen und den „Houphouëtismus“ wiederbeleben“. Zum zweiten Mal wird der Félix-Houphouët-Boigny-Preis der UNESCO in Yamoussoukro, der Hauptstadt der Elfenbeinküste, verliehen. Für die lokalen Behörden ist dies auch eine Gelegenheit, an den Vater der Nation zu erinnern, der vor dreißig Jahren verstorben ist:
Es ist eine gemeinsame Entscheidung der UNESCO und der ivorischen Regierung, dies in Yamoussoukro zu tun, vielleicht um den Geist von Houphouët-Boigny zu würdigen und den „Houphouëtismus“ wiederzubeleben. Was die Demografie angeht, so sind 70 % der Bevölkerung der Elfenbeinküste unter 30 Jahre alt. Das bedeutet, dass 70 % der Bevölkerung Houphouët-Boigny nicht kennen. Sie kennen zwar seinen Namen, aber sie haben nicht unter ihm gelebt und kennen seine Gedanken nicht. Daher ist es unsere Aufgabe, die wir Houphouët-Boigny gekannt haben, seine Gedanken weiterzugeben und sie zu verbreiten. Heute gibt es beispielsweise eine Reihe von Konferenzen zum Thema „Eine Jugend für die Zukunft der Elfenbeinküste”. Und die Stiftung für Friedensforschung hat beschlossen, 2023 zum Houphouët-Boigny-Jahr zu machen. Wir werden Kolloquien, Konferenzen und Tagungen veranstalten ... Zeugen hinzuziehen, Menschen, die kommen werden, um zu sprechen und die Gedanken Houphouët-Boignys zu vermitteln...
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