Mehr oder weniger stimmt es so, wie Du es schreibst. Und selbst wennn Papiere vorhanden sind, bedarf es erstens des Deutschlernens, zweitens auch zumeist der beruflichen Nachschulung.Wallenstein hat geschrieben:Es stellt sich mir die Frage: Was wissen wir eigentlich über die vielen neuen Flüchtlinge? Gibt es irgendwelche seriösen Untersuchungen darüber, welche Schulbildung und Berufsausbildung sie überhaupt haben? Ich glaube nicht. Der Zustrom erfolgt derzeit völlig unkontrolliert. Und ihre Angaben können wir nicht überprüfen, weil die meisten keine Papiere haben. Alle stochern doch derzeit mit der Stange im Nebel herum.
Das ist in der Tat augenscheinlich ein Problem, nicht nur anscheinend, und ich weiß, wovon ich schreibe. Ein halbes Jahr langt nicht wirklich, da reicht es für halbwegs täglichen Bedarf, und das zumeist auch nur knapp. Vom Schreiben mal abgesehen, zumal, wenn viele das lateinische Alphabet erst lernen müssen. Sind viel mehr als man denkt.Ruaidhri hat geschrieben:Das wird so einfach eher nicht gehen, für jede bessere Qualifizierung sind Sprachkenntnisse erforderlich, mindestens auf B1/ B2 Level, und das ist- im Sinne der Integration auch gut so. Je höher die Ansprüche im Beruf, desto kompetenter muss der Bewerber in der Sprachbeherrschung sein, weiß ich von vielen Firmeninhabern.Spartaner hat geschrieben:Das ist nur augenscheinlich ein Problem. Die Sprachprobleme können in einen halben Jahr ca. ausgeräumt sein .Viele Flüchtlinge sind zudem der englischen Sprache mächtig.
Reicht aber lange noch nicht immer für den Beruf. Englisch hilft auch nicht, wenn es nicht ebenfalls erstens auf höherem Level in Wort und Schrift beherrscht wird- und die Sprache am Arbeitsplatz Deutsch ist. Und na ja, so doll ist das Englisch oft nicht, auch wenn es in Syrien1. Fremdsprache ab 1. Klasse ist- der Sprache mächtig, wie Du es ausdrückst, sind nicht allzu viele.
Mache man sich mal kundig, wie lange in Syrien Schulpflicht besteht, und wie das Bildungssystem insgesamt aussieht. Es hat wohl unter Assad viele Verbesserungen gegeben, doch zu glauben, dass nun nur die mehrsprachige Intelligentia käme, die nun nach Englisch und Französisch noch fix und locker Deutsch lernt, ist falsch.
In der Breite war man nicht so weit, und die klare Ansage aus drei Firmen, die mit High-Tec und CAD etc. arbeiten: So lange wir nicht ganz klar den Beweis haben, dass die Leute echtes Lese- und Hörverständnis haben, stellen wir nicht ein, dort, wo es um komplexe Arbeitsvorgänge geht. Die hat man ja schon oft im Handwerk oder in der Fertigung.Und selbst wenn wir mehr erfahren, stellt sich die Frage der Vergleichbarkeit von Berufen. Ein Jurist aus Damaskus wird bei uns nicht viel anfangen können. Sieht er seine Zukunft als Kellner oder Pizzafahrer? Ein Schlosser in Syrien arbeitet, so habe ich es vor vielen Jahre in Aleppo gesehen, auf einer Stufe, wie hier vor hundert Jahren. Heute benutzen Schlosser in vielen Betrieben hochmoderne, computergesteuerte Geräte, müssen CAD beherrschen und manches mehr. Viele Berufe sind heute viel komplizierter geworden. 1950 begannen 80% aller Schüler eine Berufsausbildung mit 14 Jahren. Das geht heute gar nicht mehr. Wie ist es in Syrien?
Es muss, auch, wenn Englisch in jeder halbwegs florierenden Firma mit Auslandsaufträgen Pflicht ist, eben Deutsch Grundsprache sein, im Handwerk genauso.
In den Heilberufen ähnlich, es ist eben alles nicht so einfach, wie es vorgegaukelt wird.
http://www.zeit.de/2015/40/fluechtlinge ... ufsfindung
Wir schaffen das? Nein, wir werden es nicht schaffen, nicht so, wie es immer noch läuft.
Problemlos schaffen hat Frau M. ja nie behauptet, aber irgendwann werden die Probleme nicht mehr für alle! menschnwürdig lösbar sein.
OT:
Da halte ich mal Kind des Westens aus den 50er Jahrgängen durchaus dagegen- brauche nur an meinen Erzeuger zu denken und an viele andere, ob Selbstständige im Handwerk oder Dienstleistungsbereich und deren abhängig Beschäftigte. Glaubst Du, hier sei alles so locker von allein mit fast Nichtstun aufgebaut worden? Nicht in der freien Wirtschaft, versichere ich Dir.Barbarossa hat geschrieben:Ich wage sogar zu behaupten, dass z. B. mein Vater in seinem Leben als Elektriker viel mehr gearbeitet hat, als jeder - wirklich jeder Mensch im Westen. Denn neben seiner normalen Arbeit abeitete auch er noch viel privat und dann auch noch für die Stadt. Das soll ihm erstmal einer nachmachen.