bis heute weigert sich die Türkei den Genozid an den Armeniern als Völkermord anzusehen. Die Koalition will am Freitag im Bundestag eine Erklärung einbringen, dass Deutschland den Völkermord an den Armeniern auch als Völkermord ansieht.

Moderator: Barbarossa
Diese Aussage geht völlig am Thema vorbei.Harald hat geschrieben:Dietrich schrieb: "In allen von muslimischen Heeren eroberten Ländern wurden die christliche Bevölkerung weder ausgerottet noch umgebracht".
Hier ist gerade Kleinasien die große Ausnahme. Die christliche Bevölkerung, mit Ausnahme der Griechen an der Ägäis und der Armenier im ostanatolischen Hochland, wurde innerhalb von mehr als 200 Jahren umgebracht und ausgerottet. Von den christlichen anatolischen Völkern blieb nichts, aber auch wirklich nichts übrig. Was man an den Armeniern versäumt hatte wurde 1915 nachgeholt.
Dafür gibt es keinerlei Beleg und man kann sicher sein, dass es zu keiner "Ausrottung" kam. Ebensowenig wie nach der islamischen Eroberung SO-Europas, Vorderasiens oder Ägyptens. Überall wurden die Christen als "Leute des Buchs" respektiert, mussten allerdings die Dschizya - die Kopfsteuer - zahlen und konnten im Heer oder der Administration keine hohen Posten besetzen. Insofern waren sie Bürger zweiter Klasse.Harald hat geschrieben:@Dietrich: Da hast du irgendwie nicht richtig gelesen.
Ich schrieb doch ganz klar von der Ausrottung der kleinasiatischen Völker im Zuge der Eroberung durch turkmenische Horden. "Verschmelzung" kann man dazu auch sagen!
Es gab keinen "Völkermord" im 11. Jh. und schon gar keine Türkei oder ein Osmanisches Reich.Harald hat geschrieben:Merkwürdig, daß die Türken über den Völkermord an den anatolischen Völkern genausowenig berichteten wie über den Völkermord an den Armeniern 1915.
man muß ihnen noch zugutehalten, daß sie im 11. Jahrhundert nicht schreiben konnten.
Lieber Beppe,Peppone hat geschrieben:Die Türkei fährt da eine seltsame Doppelstrategie: Neben den Verurteilungen Richtung Europa, weil man dort den Völkermord an den Armeniern Völkermord nennt, ging so eine Art Versöhnungsangebot nach Armenien... (http://derstandard.at/2000014580087/Gen ... zu?ref=rec)
Da wir hier bei dem Thema : "Kleinasien vor den Türken" sind, möchte ich hier noch das Volk der Hatti in Erwähnung ziehen, von dem bisher wenig bekannt ist, da es von den Hethitern überlagert wurde. Es befand sich nördlich der Fruchtbaren Halbmondes hinter den Bergen (Türkei), in einem relativ unwirtlichen Gebiet .Spartaner hat geschrieben: Zudem können wir erst mit einsetztenden sprachlichen Funde z.B. Keilschrifttafeln konkret Bevölkerungsgruppen zu Gebieten zuordnen. Was vorher passiert ist, kann man nur mutmaßen. Sicher ist, dass die arabische Halbinsel und Nordafrika von afroasiatischen Bevölkerungsgruppen mit semitischen Sprachfamilien bewohnt wurden. Zudem wissen wir, dass "der Fruchtbare Halbmond "(ist das Winteregengebiet im Norden der syrischen Wüste), als Ursprungsgebiet der neolithischen Revolution gilt.
Im 7. Jahrtausend vor Chr. war der Fruchtbare Halbmond zudem auch niederschlagsreicher als davor und danach. Hier wurde intensiv Ackerbau betrieben.
"Im Gebiet des Fruchtbaren Halbmonds entstanden einige der frühesten städtischen Kulturen: Eridu, vermutlich die älteste sumerische Stadt und wenig später Uruk in Mesopotamien im 4. Jahrtausend v. Chr. Zum Fruchtbaren Halbmond gehörten das Reich von Akkade im 3., das Assyrische Reich im 2. und Phönizien im 1. Jahrtausend v. Chr." .
http://de.wikipedia.org/wiki/Fruchtbarer_Halbmond
Eine schöne thematische Anregung, Spartaner!Spartaner hat geschrieben: Da wir hier bei dem Thema : "Kleinasien vor den Türken" sind, möchte ich hier noch das Volk der Hatti in Erwähnung ziehen, von dem bisher wenig bekannt ist, da es von den Hethitern überlagert wurde.
Lieber Dietrich,Dietrich hat geschrieben: Auf die Hattier habe ich in diesem Forum mehrfach hingewisen, denn sie zählen vermutlich zur autochthonen altkleinasiatischen Bevölkerung. Leider ist über dieses Volk kaum etwas bekannt und ihre Sprache kennen wir lediglich fragmentarisch im Verbund mit hethitischen Texten. Nur weil der hattische Einfluss auf die hethitische Kultur außerordentlich stark war, sind wir überhaupt über die Existenz der Hattier einformiert. Eigene Sprachreste haben sie nicht hinterlassen oder sie sind spurlos untergegangen.
Man kann vermuten, dass es neben den Hattiern noch andere vorindoeuropäische Völker gab, die Kleinasien besiedelten, von denen aber leider jede Spur fehlt.
Als Beitrag füge ich mal ein Zitat von einer Ausstellung über "Arabien" ein, welches ich von einer Schautafel abgeschrieben habe:Dietrich hat geschrieben:
Es ist doch müßig darüber zu spekulieren, wo vor 10 000 Jahren semitische Sprachen gesprochen wurden - falls sich ein solches Idiom überhaupt schon entwickelt hatte. So weit sich das wissenschaftlich zurückverfolgen lässt, war die Heimat semitisch sprechender Bevölkerungsgruppen die Arabische Halbinsel. Alles andere sind nicht belegbare Spekulationen.
Von Ausrottungszenarien bei der Einwanderung neuer Völker ist man abgekommen. Eher wird das Prinzip der "Schichttorte" bemüht: Neue Bevölkerungsgruppen wanderten ein, überschichteten die alten und verschmolzen im Verlauf einer gewissen Zeitspanne mit ihnen. Auf diese Weise kam es zwar zur Etablierung neuer Sprachen, doch blieb die altansässige Bevölkerung biologisch am Ort und vollzog lediglich einen Sprach- und Kulturwechsel. Alte und neue Eliten heirateten untereinander, sodass sich die Machtverhältnisse für die unterdrückte bäuerliche Bevölkerung kaum änderten. Es wurde lediglich die Herrschaft partiell ausgetauscht.Spartaner hat geschrieben: Lieber Dietrich,
dass zeigt uns, dass es allein in Kleinasien im Zeitrum der letzten 5000 Jahren zu grossen Bevölkerungsverschiebungen und und Herrschaftsablösungen in Kleinasien kam. Was mag nur dann in den restlichen 5000 Jahren von 3000 v. Chr. bis 8000 v. Chr. alles in Kleinasien passiert sein? .