[ Post made via Android ]

Moderator: Barbarossa
Ach, einmal zur Erinnerung: Schröder ist als damaliger niedersächsischer Oppositionsführer nach Ostberlin gereist, um mit Honecker zu sprechen. U.a. hat er den Forderungen eines neuen Grenzverlaufs an der Elbe zugestimmt. Nicht wie vorher am Ostufer, nein, in der Mitte der Elbe sollte die Grenze verlaufen. D.h. wenn ein Flüchtling in die Elbe springt, war er vorher schon im Westen, so hätten ihn dann die Grenzpolizisten noch aus dem Wasser fischen können.Renegat hat geschrieben:Naja, Cherusker, was wußte man allgemein in der BRD 1985 von DDR-Politikern, warum sollte Schröder da mehr Durchblick gehabt haben? War er damals nicht noch Juso, das ist 30 Jahre her?
Im Frühsommer 89 entsprach das Zitat der allgemeinen Auffassung in der BRD, das hatten wir schon hier im Thread. Im Grundgesetz und bei Sonntagsreden mag was anderes verkündet worden sein, geglaubt hat das in der BRD aber kaum einer. Schröder hat einfach nur Klartext gesprochen. Damals kannte er den Maschmeyer noch gar nicht und es müssen noch viele Jahre vergangen sein, bis sie sich kennenlernten.
Lieber Spartaner,Spartaner hat geschrieben:Liebe Lia,Lia hat geschrieben:Kann ich als Wessi so nicht beantworten, habe allerdings nur wenige DDR-Bürger getroffen, die privatim systemtreu waren- und wenn, dann waren es Kader-Leute. Andere wollten eine " andere DDR", demokratisch, aber doch anders als die BRD.
(In Polen identifizierte sich schon lange niemand mehr mit dem System, mit der Land, der Nation umso mehr- gab eben auch keine zwei polnischen Staaten.)
Ich meine, dass bei vielen DDR- Bürgern nach der Wiedervereinigung rückwirkend eine Identifikation einsetzte, nicht mit dem Unterdrücker- System an sich, aber mit vielem " was besser" war (oder bequemer) in der ehemaligen DDR.
genauso ist es.Als ich in Leipzig bei der NVA gedient hatte und das war über die Wendezeit habe ich mir während eines Ausganges, die Zeit genommen mal in Leipzig rumzuspazieren. Ich sah viele abgewrackte Häuser, teilwiese ihre Fensterscheiben russgeschwärtzt von den nahen Rauchschwaden von Bitterfeld und den vielen Kohleheizungen in der Stadt. Der Putz bröckelte an jedem Gebäude. Doch es gab viele alte Aufschriften von Gaststätten auch welche die vor 1945 existiert hatten. Bei einigen Gebäuden hatte man regelrecht den Eindruck, als wollten sie mir ihre Geschichte erzählen und man konnte sich in eine ferne Zeit zurücversetzen. Auf einem Gebäude stand die verwaschene Aufschrift Hotel Stadt Prag auf einem anderen Gebäude in einem Stadtteil von Leipzig-Anger war noch die Aufschrift "Drei Mohren" zu erkennen.dieter hat geschrieben:Schon klar lieber Spartaner. Aber was ist mit Leipzig, da wurde doch mindestens zur Messezeit etwas hereingesteckt. Mit den zerfallenen Häusern hast Du recht, mein Onkel SED Mitglied ist 1988 nicht zur Wahl gegangen, weil es in dem Mietshaus wo er wohnte ständig reingeregnet hatte. Er wurde dann strafversetzt und mußte überall in der Republik als Techniker die maroden Funkanlagen reparieren.
Leider hatte ich damals mein Fotoapparat nicht bei und ich konnte vieles nicht fotografieren.
Das letztere war vielen klar, nämlich, dass die DDR marode war- der Strauß Deal war nur einer von vielen Hinweisen.Cherusker hat geschrieben:Und ich als Westbürger habe schon an die Wiedervereinigung geglaubt, da das marode System im Osten so nicht weiterexistieren konnte.
Nee, die negative Haltung einiger SPD-Politiker zur Wiedervereinigung bestand noch als es bereits beschlossene Sache war. Anscheinend hätten sie es lieber gehabt, daß 2 deutsche Staaten weiterhin nebeneinander existieren. Bloß, daß der eine Staat den anderen permanent mit Transferleistungen am Leben erhalten müßte, das haben sie wohl nicht so richtig auf dem Schirm gehabt ?Triton hat geschrieben:
Wer damals gesagt hätte, in 1 Jahr fällt die Mauer, wäre wohl wegen Unzurechnungsfähigkeit ausgemustert worden.
Zum Schröder-Bashing taugt also seine falsche Prognose nicht. Seine Aussage weisen ihn eher als Realisten aus.
Schnauze halten und malochen ist in allen Systemen immer mal die erwünschte Haltung derjenigen, die irgendwo oben sind und von den niederen gute Arbeit verlangen.Cherusker hat geschrieben:Nee, die negative Haltung einiger SPD-Politiker zur Wiedervereinigung bestand noch als es bereits beschlossene Sache war. Anscheinend hätten sie es lieber gehabt, daß 2 deutsche Staaten weiterhin nebeneinander existieren. Bloß, daß der eine Staat den anderen permanent mit Transferleistungen am Leben erhalten müßte, das haben sie wohl nicht so richtig auf dem Schirm gehabt ?Triton hat geschrieben:
Wer damals gesagt hätte, in 1 Jahr fällt die Mauer, wäre wohl wegen Unzurechnungsfähigkeit ausgemustert worden.
Zum Schröder-Bashing taugt also seine falsche Prognose nicht. Seine Aussage weisen ihn eher als Realisten aus.
"Realistisch" war seine Aussage nicht, da hätte man besser auch einmal die Klappe gehalten, als sich in Interviews beweisen zu wollen.Das wäre "realistisch" gewesen....
![]()
Nemeth hat geschrieben: Natürlich gab es eine Fremdheit zwischen den Menschen beider Staaten.
Der Konsumterror der Marktwirtschaft war noch nicht angekommen, die gegenseitige Hilfe war noch sehr ausgeprägt. Sie war lebensnotwendig.
Jeder freute sich noch über eine größere Anschaffung des Nachbarn.
Das Wort und der Handschlag unter Freunden war ein hohes Gut.
Ich denke, für viele wäre es einsichtiger gewesen. In gewisser Weise gab es so etwas wie Denkverbote für Ost wie West, dass es keine Vereinigung- oder nicht so schnell geben könnte/ müsste. Oder wenn das "Wieder" nicht benutzte- für viele jüngere war es kein "Wieder."Renegat hat geschrieben:Mich interessiert vielmehr, wäre das Ergebnis heute harmonischer, wenn die Wiedervereinigung eine echte Vereinigung gewesen wäre und kein Anschluss?
Dazu musste man nicht SPD-Politiker oder Mitglied sein. Zumindest grundsätzlich und zweitens über mögliche Wege nachzudenken, musste ja wohl erlaubt sein.Cherusker hat geschrieben:Nee, die negative Haltung einiger SPD-Politiker zur Wiedervereinigung bestand noch als es bereits beschlossene Sache war. Anscheinend hätten sie es lieber gehabt, daß 2 deutsche Staaten weiterhin nebeneinander existieren
Zum Zeitpunkt, als sie Schröder diese Äußerung tat, war sie realistisch.Cherusker hat geschrieben:Realistisch" war seine Aussage nicht, da hätte man besser auch einmal die Klappe gehalten, als sich in Interviews beweisen zu wollen.
In dem Fall könnten die (damals und am Ort) gefühlten Einschätzungen richtiger sein als nachträgliche Umfragen.Nemeth hat geschrieben:Zur oben gestellten Frage: Anfang Januar 1989 ca.20-25 % und Dezember 1989 in etwa 5 %.
Diese Zahlen entsprechen aber dem gefühlten Wert, da es noch keine Erhebungen darüber gab.
Ja der Westen hat es verkackt. Er begreift es nur noch nicht.Spartaner hat geschrieben:Liebe Lia,Lia hat geschrieben:Kann ich als Wessi so nicht beantworten, habe allerdings nur wenige DDR-Bürger getroffen, die privatim systemtreu waren- und wenn, dann waren es Kader-Leute. Andere wollten eine " andere DDR", demokratisch, aber doch anders als die BRD.
Ich meine, dass bei vielen DDR- Bürgern nach der Wiedervereinigung rückwirkend eine Identifikation einsetzte, nicht mit dem Unterdrücker- System an sich, aber mit vielem " was besser" war (oder bequemer) in der ehemaligen DDR.
genauso ist es.
Mein Vater wurde zum Hofkehren strafversetzt, weil er sich für Manfred Krug einsetzte.dieter hat geschrieben:Schon klar lieber Spartaner. Aber was ist mit Leipzig, da wurde doch mindestens zur Messezeit etwas hereingesteckt. Mit den zerfallenen Häusern hast Du recht, mein Onkel SED Mitglied ist 1988 nicht zur Wahl gegangen, weil es in dem Mietshaus wo er wohnte ständig reingeregnet hatte. Er wurde dann strafversetzt und mußte überall in der Republik als Techniker die maroden Funkanlagen reparieren.
Wer ist wir?Ja der Westen hat es verkackt. Er begreift es nur noch nicht.
Wir wollten ein besseres Deutschland, nicht die ausgeplünderte Billiglohn-Kolonie des Westens werden.
Da waren wir uns ja ziemlich einig, samt dem Spartaner und anderen mit DDR-Lebenslauf.Renegat hat geschrieben:Für BRD-Geborene schwer zu beurteilen, wenn ich aber Beiträge, wie den von Nemeth lese, denke ich, eine echte Vereinigung auf Augenhöhe hätte für beide Seiten ein Gewinn sein können.