Ihr Lieben,
ich habe den 9. November vor dem Fernseher erlebt. Zuerst habe ich geglaubt, dass ARD und ZDF wieder einmal übertreiben, bis ich dann die Bilder von der Mauer sah, auf der die Leute tanzten.
Ein großes Lob an die Bevölkerung der DDR, es fiel kein Schuss, keiner hat die Nerven verloren. Diese Revolution ist einmalig in der Geschichte der Menschheit und ist sicher dem preußisch protestantischen Denken der dortigen Bevölkerung zuzuschreiben. Schabowski mit seiner irrtümlichen Aussage, dass die Reiseregelung sofort in Kraft tritt war, obwohl ich kein frommer Mensch bin, ein Werkzeug Gottes, der beschlossen hatte, dass die widernatürliche Teilung zu Ende gehen muß. Ihm und den Grenzern an der Sektorengrenze, die nicht nach der chinesischen Lösung auf das Volk geschossen haben, sollte das Bundesverdienstkreuz verliehen werden.
Kurt Mazur und die anderen vier Leipziger Bürger, die in Verbindung mit den DDR-Oberen es geschafft hatten, dass am 9. Oktober nicht auf die über 70.000 Menschen, die von der Nikolaikirche und zwei weiteren ev. Kirchen die Demonstration ausging, nicht geschossen wurde, haben sicherlich schon das Bundesverdienstkreuz. Die EV. Kirche, mit vielen Fehlern sie auch haben sollte, hat sich als Nationalkirche unseres Landes erwiesen. In Übereinstimmung mit Herrn Platzeck, den ehemaligen MP von Brandenburg, bin ich dafür, dass anstelle des 3. Oktober der 9. Oktober als Feiertag unseres Volkes genommen wird und Leipzig den Titel Heldenstadt erhält.
