Lasst mir Bonn in Ruhe!

Sicherlich wäre die Stadt heute als Hauptstadt nicht passend, dass viele im Westen dennoch keine Berlin-Fans waren und sind, ist ein anderes Thema. Bonn als Hauptstadt zurück- nö, aber musste es das grässliche, arrogante Berlin sein?
So ein bisschen Westalgie spielt da mit, samt dem Eindruck, ungefragt geblieben zu sein, ob und wie man sich im Western eine Vereinigung der beiden deutschen Staaten vorstellte.
Die Bonner Republik ist eben für Wessis mit all ihren Vorzügen und Nachteilen genauso ein prägender Teil des Lebens gewesen wie für die DDR-Bürger eben die DDR. Wobei auch ie Bonner Republik in unterschiedliche Phasen aufzuteilen wäre. Zu Beginn bis in die Endsechziger und frühen Siebziger war auch sie in weiten Teilen von Piefigkeit geprägt.
Allerdings Dank Adenauer mit Blick eher nach Westen oder in den Süden. Wir hatten den anderen Teil Deutschlands weniger im Blick als Frankreich, die Niederlande, Spanien, Griechenland, Österreich, meine Familie Skandinavien. DDR? Durfte ich zwar im Referandariat so wenig benutzen wie BRD als Abkürzung, doch für viele meiner Generation blieb sie mehr Ausland oder genauso Ausland wie die anderen deutschsprachigen Länder.
Cherusker hat geschrieben:Aber dadurch sich als Deutscher schämen zu müssen, halte ich für völlig falsch. Franzosen labern heute noch von der Grande Nation und Engländer vom Empire. Soll ich da jedesmal einschreiten?
Das verlangt inzwischen auch kein britischer, französischer, polnischer oder niederländischer und auch dänischer Normalbürger mehr, in deren Augen die Deutschen eh längst völlig normale Menschen waren- zumal die Nachkriegsgeneration.
Vielen Deutsche der frühen bis mittleren Bonner Republik maßen allerdings die Nachbarländer- oder deren "Wert" an den deutschen Maßstäben und Gewohnheiten und drückten die aufkeimenden Überlegenheitsgefühle auch aus- nicht gerade glückliches Verhalten, eine Nation nach den Schlaglöchern in den Straßen oder von preußisch- deutschen Vorstellungen von täglichen Arbeitszeiten zu bewerten.
Dennoch hat sich das Gesamtbild Deutschlands und der Deutshen durchaus verbessert. Wozu denn auch viele privat getragene begegnungen und Gedankenaustausch beigetragen haben mögen.
Gontscharow hat geschrieben:Wie sieht man unser neues Deutschland im Ausland ?
Ich nehme an, nicht so positiv, wie wir uns selbst sehen.
Red Scorpion wird sicher und hoffentlich unhöflich genug sein, uns da reinen Wein einzuschenken
Schon lange- zumindest beim Normalbürger in privatem Umgang anders und besser als gewisse Kreise in Deutschland es wahrhaben möchten.
Und auch- und da bin ich gelegentlich auf Seiten der Nachbarn, wieder kritisch, was das Auftreten nicht "der Deutschen", sondern mancher Deutscher betrifft. Wie immer und überall sind es natürlich fix die negativ auffallenden Gruppen, die ein sehr vereinfachtes Bild prägen. Nicht nur im Ausland, auch daheim. Stichwort Mallorca...

Stichwort Schweden und Dänen auf Trip im Norden...
Red Scorpion ist einer Gradmesser, die Efahrungen bei Aufenthalten im Ausland (immer privat) und mit Besuchern in Deutschland und ihrem Eindruck:
In mancher Beobachtung gebe ich ihm recht, hier z.B.:
Natürlich war die alte Bundesrepublik vom Ansatz her sozialer, m.E. auch weniger piefig als die heutige, idealistischer, weniger bösartig und griesgrämig als das Gebilde, was da heute in der Mitte Europas rumkreucht.
Seltsam, ohne es klar begründen zu können, ist das zusehends mein Empfinden der Berliner Republik, in der ich lebe.
Karlheinz hat geschrieben:Als im Jahre 2006 während der Weltmeisterschaft Studenten bei mir in der Vorlesung kleine Deutschlandwimpel besaßen oder T-Shirts mit den Nationalfarben trugen, war ich zunächst ziemlich konsterniert. In meiner Studienzeit, Ende der sechziger und beginnenden siebziger Jahre, wäre das völlig unvorstellbar gewesen. Die Studenten hätten die Fahnen sofort zerrissen oder angesteckt. Alles Nationale war extrem verpönt
Genauso war es.
In den Nachbarländern hat man sich jenseits des Patriotismus und Hoffens für die eigene Mannschaft über manche öffentliche Diskussion gewundert, die 2006 geführt wurde, ob denn anlässlich der WM im eigenen Land soviel Schwarz Rot Gold erlaubt sei.
Krönung: Briten, die begeistert die deutsche Fahne schwenkten.