Lia hat geschrieben:Solange, wie es nicht gelingt, frei von kollektiver Schuldzuweisung an die sachliche historische Aufarbeitung und die genaue, objektive Analyse aller Faktoren, die zu diesem mörderischen Abschnitt der euroäischen, hier der tschechisch- deutschen Geschichte führten, heranzugehen, ist niemandem gedient. Am allerwenigsten Geschichte, begreift man die als Wissenschaft.
Ja. Hier ein Auszug aus der folgenden Seite:
http://www.sudeten-bayreuth.de/Oberfran ... landes.htm Hier ein Zitat daraus:
An den Verbrechen der Nazis, verübt seit dem im März 1939 besetzten Protektorat, waren am wenigsten Sudetendeutsche beteiligt. Und: Eine überwältigende Zahl von Tschechen lebten sehr gut mit den Deutschen (keine Wehrpflicht, genug zu essen, gut bezahlte Arbeit). Wer sich allerdings gegen die Besatzer stellte, mußte es büßen. Der Widerstand gegen die Deutschen hielt sich, anders als in Frankreich, sehr in Grenzen. Benesch, im Londoner Exil, war verzweifelt. Die Attentäter, die auf SS- Heydrich angesetzt waren, mußten aus England eingeflogen werden (!) Daß die Deutschen mit einem Masakker auf den Tod ihres Statthalters reagieren würden, war von Benesch kalkuliert und gewünscht. Lidice wurde zum Guernica der Tschechen.
Es handelt sich um die offizielle Seite der Kreisgruppe der Sudetendeutschen Landmannschaft in Bayreuth. Mit einer solchen Organisation hat die Bundesregierung in der Vergangenheit von der Tschechischen Regierung verlangt, zu verhandeln.
Ausser dem letzten Satz enthält jede Passage, Behauptungen, Unwahrheiten oder Verdrehungen. Aber der Reihe nach.
1. Sudetendeutsche seien "am wenigsten" an den Naziverbrechen beteiligt gewesen.
Wodurch die Autoren das wissen wollen? Zumindest K.H. Frank, die ganze Zeit die Nr. 2 des Naziterrors im Protektorat, war Sudetendeutscher. Viele weitere auch. Eine leere Behauptung.
2. Eine überwältigende Zahl von Tschechen lebten sehr gut mit den Deutschen (keine Wehrpflicht, genug zu essen, gut bezahlte Arbeit).
Zur genüge hier schon diskutiert, wie gut es den Tschechen ging. Nur zum letzten, "gut bezahlte Arbeit" - Bezahlung zur Zeit des Krieges mit Rationierung ist ohnehin relativ, nach dem Krieg mussten die Guthaben weitestgehend annuliert werden, um Inflation zu vermeiden, genauso mit Guthaben, die aus der ersten Republik stammte, die zur Finanzierung der Nazi Kriegsmaschinerie herhalten mussten.
3. Wer sich allerdings gegen die Besatzer stellte, mußte es büßen
Klingt ja fast so, als sei das Schicksal der Widerstandskämpfer verdient. Kein Wort vom Erschiessen ganzer Familien, keine Erwähnung davon, dass es viele "präventive" Opfer des Terrors gab, einfach nur, weil sie zur Intelligenz oder früheren tsch. Armee gehörten, nicht weil sie tatsächlich Widerstand leisteten.
Der Widerstand gegen die Deutschen hielt sich, anders als in Frankreich, sehr in Grenzen.
Frankreich hatte sehr viel bessere Bedingungen - teilweise unbesetzt, von Grossbritannien gut erreichbar, mit Unterstützungsmaterial aus der Luft, weites Land mit vielen Versteckmöglichkeiten - und ohne deutsche Minderheit, die laufend grösser geworden wäre.
Benesch, im Londoner Exil, war verzweifelt. Die Attentäter, die auf SS- Heydrich angesetzt waren, mußten aus England eingeflogen werden (!)
Tja, ohne Waffen lässt es sich nun mal schlecht ein Attentat ausführen, auch schon angesprochen, die mussten eingefolgen werden, wer eine Waffe als Tscheche hatte, "musste es ja büssen - mit dem Tod. Dass ausgebildete Soldaten eingeflogen werden mussten, liegt auch auf der Hand. Sie konnten aber auf lokale Unterstützung zählen und es waren Tschechen und ein Slowake, die zuvor aus dem Protektorat geflohen sind. Wieviele Sudetendeutsche sind geflohen und haben auf der Seite der Allierten gekämpft? Haben sie ein derart prominentes Attentat auf einen Nazioberen vollbracht? An der Westfront 1940 haben 10 000 Tschechoslowaken gekämpft. An der Luftschlacht um England waren ihre Piloten das zweitgrösste Kontingent des Nicht-Commonwealth.
Daß die Deutschen mit einem Masakker auf den Tod ihres Statthalters reagieren würden, war von Benesch kalkuliert und gewünscht.
Eine ungeheure Behauptung, die wohl keinen weiteren Kommentar erfordert. Da wird einerseits vorgeworfen, die Tschechen hätten fast keinen Widerstand geleistet - aber wenn ja, waren die "Masakker" kalkuliert und erwünscht - man musste es ja büssen...
WIe gesagt - keine Neonazi Seite, eine in Deutschland registrierte Seite, offizielle Seite der Kreisgruppe Bayreuth der Sudetendeutschen Landmannschaft. Man schaue im Impressum nach.
http://www.sudeten-bayreuth.de
Wer kann es da noch jemandem übel nehmen, dass man für solche Leute nur harte Worte findet? Solange sich die Bundesregierung von solchen Organisationen und deren Forderungen nicht distanziert, sind alle weiteren Forderungen gegenüber der tschechischen Seite hinfällig.
Ein Dialog unter Historikern findet schon lange statt. Die Publikationen sind da, viele von Historikern aus beiden Ländern verfasst. Nur die Politik will ihren Inhalt nicht zur Kenntnis nehmen. Weil sie auf die Landsmannschaften Rücksicht nehmen zu müssen glaubt, die ihrerseits diesen Inhalt nicht zur Kenntnis nehmen will. Aber völlig unrealistische Forderungen stellen will.