Die aktuelle Lage in Afghanistan

[dieter]

Heute wurde die Fotoreporterin in Kaufungen, das ist der Nachbarort von Kassel-Bettenhausen, wo ich in meiner Kindheit gewohnt habe, beerdigt. Mehrere Hundert Menschen haben an der Trauerfeier teilgenommen, darunter der Chef von AP.
Man hört nichts mehr von dem Täter, was mit ihm passieren soll Da ich die Todesstrefe als Christ ablehne, würde ich empfehlen lebenlang in die Psychiatrie. Ein Polizist der auf wehrlose Frauen schießt, anstatt sie zu beschützen. der kann nicht klar im Kopf sein. Das entschuldigt auch nicht die Behauptung, dass sein Heimatdorf mit Bomben belegt wurde. Das waren bestimmt nicht die beiden Frauen.

[dieter]

Ihr Lieben,
ich habe an den hr geschrieben, weil in den Nachrichten im 1.Programm kam, dass die getötete Fotoreporterin eine Trauerfeier in der Kirche des Klosters Corvey bei Höxter bekam und nicht wie in den Nachrichten von hr4 mitgeteilt in Kaufungen bei Kassel.

[Barbarossa]

Gut Dieter.
Wie diese Falschmeldung wohl zustande kam?

Bei Wikipedia steht's jedenfalls richtig:

Niedringhaus wurde am 12. April 2014 in ihrer Geburtsstadt Höxter auf dem Friedhof am Wall beigesetzt.

Link: http://de.wikipedia.org/wiki/Anja_Niedringhaus#Attentat

[dieter]

Lieber Barbarossa,
mal sehen was hr4 mir antwortet. Die haben auch Bürokratie, bekam heute eine Nachricht, dass der hr meine E-mail an hr4 weitergegben hat.

[Barbarossa]

Bis vor zwei Jahren war in der nordafghanischen Provinzhauptstadt Kunduz die Bundeswehr stationiert - am vorigen Montagmorgen griffen die Taliban die Stadt mit 300.000 Einwohnern an und nahmen sie im laufe des Tages weitgehend ein. Die afghanischen Sicherheitskräfte wurden von dem Angriff der Taliban offenkundig völlig überrascht, so dass das Personal der Regierung in der Stadt schnell aufgab. Statt zu kämpfen, zogen sich fast alle Posten nach dem Einmarsch der Radikalislamisten am frühen Montagmorgen umgehend aus dem Stadtzentrum zurück. Nach dem Sturm auf das dortige Gefängnis befreiten sie mehr als 600 Häftlinge - darunter 144 Taliban. Zudem erbeuteten die Taliban Waffen und Fahrzeuge und jagten und ermorden Regierungskräfte. Auch die Zentralen der Uno, des Roten Kreuzes und der deutschen Entwicklungshilfeagentur GIZ seien noch am Montag geplündert worden, so wurde berichtet.
Am Dienstag begannen Regierungstruppen mit der Rückeroberung von Kunduz. Es wird dabei mit tagelangen Kämpfen gerechnet, da Regierungstruppen Rücksicht auf die Zivilbevölkerung nehmen wollen.
Artikel lesen:
http://www.spiegel.de/politik/ausland/a ... 55149.html
http://www.spiegel.de/politik/ausland/a ... 55260.html

[Spartaner]

Die afghanische Armee muss sich nun unter Beweis stellen. Ich halte sie nicht für so desulat wie die Armee von Assad in Syrien. Schleßlich sind sie gut geschult und von den Amerikanern ausgebildet worden.
Norfalls muss man eben die Nordallianz und ihre alten Kämpfer und Führungsleute wieder neu aktivieren . Teilweise hat man sie politisch kaltgestellt. Das war ein Fehler, der sich jetzt rächt.

[Paul]

Es wundert mich auch, das die Taliban in Nordafghanistan so stark geworden sind. Es war ja die Hochburg der Nordallianz.
Damals hatte die Nordallianz den Bodenkrieg geführt und mit der Luftunterstützung gewonnen und die Amerikaner haben erst später Bodentruppen ins Land gebracht. Wir wissen nicht, was passiert wäre, wenn die Amerikaner keine Bodentruppen geschickt hätten? Vielleicht wären die Taliban verschwunden.

[Barbarossa]

Bundesverteidigungsministerin Ursula von der Leyen war auf einem nicht vorher angekündigten Truppenbesuch im nordafghanischen Masar-i-Scharif. Sie räumte ein, dass der Truppenabzug in Afghanistan verfrüht war und nun gestoppt wird. Statt dessen stockt die Bundeswehr ihre dort stationierte Truppe nun wieder von 850 auf bis zu 980 Soldaten auf. Insgesamt werden nun 12.000 Soldaten der NATO im Land bleiben. Allerdings wird im Gegenzug erwartet, dass die afghanische Regierung für politische Reformen und die Wiederbelebung der Friedensbemühungen mit den radikalislamischen Taliban sorgt.
Weiterhin erklärte von der Leyen, der angekündigte Rückzug sei das falsche Signal gewesen - insbesondere für die Taliban und weiter sagte sie wörtlich: "Die Taliban haben im Jahr 2015 alles versucht, um die afghanische Regierung und die afghanische Armee in die Knie zu zwingen". Ein Truppenabzug werde in Zukunft von der Sicherheitslage abhängig gemacht.
Nach der Erstürmung von Kunduz durch die Taliban und der anschließenden Rückeroberung der nordafghanischen Provinzhauptstadt durch die afghanische Armee hält derzeit die Offensive gegen die Taliban an.
Artikel lesen: http://www.n-tv.de/politik/Schneller-Ab ... 18151.html

[Paul]

Es gibt ja viele positive Entwicklungen in Afghanistan im zivilen Leben. Es war aber ein Fehler die Selbstverteidigungskräfte der Nordallianz zu demontieren. Das müßte rückgängig gemacht werden. Afghanistan brauch keine fremden Truppen, sondern die Fähigkeit sich selbst zu verteidigen.

[Barbarossa]

Das geschieht ja auch. Seit etwa einem Jahr beschränkt sich die internationale Truppe auf die Ausbildung und Beratung der afghanischen Soldaten. Steht auch in dem Artikel.

[Barbarossa]

Nach fast 20 Jahren beendete die deutsche Bundeswehr ihren Einsatz in Afghanistan. Am Abend des 29. Juni 2021 hob eine Maschine mit den letzten Bundeswehrsoldaten aus dem Feldlager in Masar-i-Scharif im Norden des Landes in Richtung Heimat ab. Die letzten US-Truppen werden in wenigen Tagen ebenfalls ihr Lager räumen.
Afghanistan ist jedoch alles andere als befriedet - im Gegenteil:
Knapp die Hälfte des Landes soll bereits wieder unter der Kontrolle der Taliban stehen und sie sind weiter auf dem Vormarsch. Amerikanische Militärexperten rechnen damit, dass auch die Hauptstadt Kabul in etwa 6 Monaten an die Taliban fallen könnte. Schlechte Aussichten also für ein Land, dass bereits seit 1980 keinen Frieden mehr kennt.

Weitere Infos: https://www.n-tv.de/politik/Steht-Afgha ... 54184.html

[Cherusker]

Wenn man es genau nimmt, dann gab es in Afghanistan kaum richtigen Frieden. Alexander der Große war der einzige Herrscher, der diese wilden Stämme besiegt hatte und somit unterworfen. Heutzutage regieren immer noch Warlords (manche verdienen ihr Geld mit Drogenhandel) und die Taliban die Provinzen. Afghanistan wird wieder ein Taliban-Staat, indem der Islam radikal durchgesetzt wird, somit wird es z.B. keine Frauenrechte mehr geben, sondern nur noch Vollverschleierung. Man kann sagen, die letzten fast 20 Jahre waren umsonst. Mich wundert es nur, daß ein ehemaliger Bundeswehr-General enttäuscht ist, daß die reguläre Armee nicht den Taliban standhält, sondern gleich die Waffen wegwirft. Was hat der denn erwartet ???  Nach Abzug der Russen konnte sich Kabul nur noch einige Zeit halten, der Rest des Landes war schon unter Kontrolle der Islamisten.

[Barbarossa]

Na wenn man bis zu Alexander den Großen zurück geht...

Fest steht, dass es in Afghanistan nach dem Rückzug der Briten 1919 bis zur Machtübernahme durch ein kommunistisches Regimes 1978 und dem Einmarsch der Russen 1979 eine längere Zeit des Friedens gab.

[Marianne E.]

Wir hätten uns nicht einmischen sollen.
Die Bevölkerung spricht von Besatzung.

[Barbarossa]

Na ja - einmischen... Und ,,wir''...

Die ersten, die sich eingemischt hatten, waren nunmal die Russen 1979. Und die Amis zogen im Zuge des Kalten Krieges nach, indem sie damals die Mudshaheddin mit Waffenlieferungen unterstützten. So fing alles an, denn radikale Kräfte wurden damit gestärkt.
Nach dem Abzug der Russen (1989) etablierte sich ein radikales Regime der Taliban (seit 1993), das der Al Qaida Unterschlupf gewährte. (Auch unter den Taliban gab es weiterhin bürgerkriegsähnliche Zustände, denn sie konnten wohl nie das ganze Land unter ihre Kontrolle bringen.) Von dort aus leitete bin Laden die Anschläge auf die USA 2001. Damit begann die zweite Phase der militärischen Besetzung - diesmal durch eine westliche Koalition.
Alles in allem war es keine gute Entwicklung, aber alles hängt mit allem zusammen. Im Grunde genommen ist die prekäre Situation eine Spätfolge des Kalten Krieges, in dem die staatlichen Strukturen des Landes zerstört wurden, die es davor durchaus gab.
Es ist zum heulen...