Titus Feuerfuchs hat geschrieben:
Die Fragen, die ich in den letzten Beiträgen gestellt hatte; u.a. warum du Patriotismus bzw. den Erhalt der Nationalstaaten per se mit Krieg bzw. reaktionärem Gedankengut des 19. Jh gleichsetzt.
Nationalismus heißt für mich kollektive Egozentrik, etwas schlicht formuliert. Menschen sind aber nur in Ausnahmefällen reine Egozentriker, sondern zwar Egoisten aber auch soziale Wesen, meist ausgestattet mit einem Gefühl für das rechte Maß im Austausch mit anderen, ("wie du mir, so ich dir").
Nationalismus haben wir in diesem Forum schon sehr oft diskutiert und wie du ja selbst gesagt hast, Titus, fehlt es dem Begriff an Trennschärfe. Ungern würde ich deshalb mit diesem Punkt den Europathread verwirren. In
http://geschichte-wissen.de/forum/viewt ... =15&t=3867 haben wir versucht, den Sachverhalt mal anders zu erörtern.
Titus Feuerfuchs hat geschrieben:In dem Zusammenhang stelle ich dir auch die Frage, wie du den z.T. extremen Nationalismus außereuropäischer Staaten, die Türkei, die USA, China und Japan seien hier explizit erwähnt, im Kontext siehst?
Andere sind für mich nicht relevant, wenn ich einen Sachverhalt nicht für mich nachvollziehen kann. Auch hierzu haben wir andere Themen.
Renegat hat geschrieben:
Interessanterweise finden diese europäischen Autonomiebestrebungen aber erst unter dem Dach der EU statt, vorher wären sie nicht durchführbar gewesen.
Titus Feuerfuchs hat geschrieben:Die Sezessionen der postsowjetischen Staaten fand bzw. findet ganz ohne EU statt, die auf dem Balkan dito. Baskische bzw. Südtiroler Sezessionsbestrebungen gab es auch schon vor der EU.
Sehe daher den von dir hergestellten Zusammenhang nicht.
Die Bestrebungen gehören für mich zur europäischen Bestandsaufnahme, deshalb habe ich sie erwähnt. Große Konstrukte neigen zur Auseinanderentwicklung, vor allem wenn die Machtverhältnisse nicht ausgewogen sind. In den genannten Beispielen ist das meist der Fall, u.a. aus geschichtlichen Gründen.
Renegat hat geschrieben:
Diese nach Autonomie strebenden Regionen tauschen bewußt das nationalstaatliche Dach gegen das europäische Dach, weil sie in einigen Punkten die europäische Solidarität schätzen und brauchen, sich aber gleichzeitig Freiheit für ihre regionalen Bedürfnisse erhoffen. Und wahrscheinlich auch die Hegemonie des jew. Nationalstaats leid sind.
[...]
Titus Feuerfuchs hat geschrieben:Und du meinst, diese neuen unabhängigen Staaten möchten die Hegemonie ihres ehemaligen Nationalstaates gleich gegen eine Brüssels eintauschen? Da habe ich so meine Zweifel...

Kommt drauf an, wie sich das europäische Dach entwickelt. Wenn es als zwangsbeglückender Hegemon wahrgenommen wird, hat die EU die gleichen Probleme wie der Nationalstaat. Sie ist aber mit einem anderen, demokratischeren Anspruch angetreten, wir können alle was dafür tun, dass der auch umgesetzt wird.