Ich bin da skeptisch.
Zum einen hat sich der Mensch an für sich m.M.n. nicht so sehr verändert.
Hinsichtlich Egoismus und Gier sind die Auswüchse sicherlich zu beklagen.
Gleichwohl entspringt der Egoismus nicht zuletzt dem Bewusstsein des Mensch seiner Selbst. Der Mensch ist nun einmal kein Wesen mit Schwarmbewußtsein, dass die eigene Existenz automatisch in den Dienst eines größeren Ganzen stellt.
Gier wiederum ist eine Triebfeder, die ich wahrlich nicht missen möchte. Gier gibt es auch in den vielfältigsten Formen, die in Maßen der Menschheit größten Nutzen brachten. Sie schaden erst, wie eigentlich alles, im Übermaß. Interessant ist ja auch die Vielzahl der Begriffe, die Gier enthalten. Habgier, Neugier, Begier, etc. Ich hege Zweifel, ob der Mensch ohne die Fähigkeit zur Gier überhaupt von der Stelle gekommen wäre.
Auch muss man m.E. sehen, dass alle Ansätze, den kollektivistischen Menschen zu bilden, in die Unmenschlichkeit führten. Beide Sozialismen haben versucht, den Kollektivismus gegen den Individualismus durchzusetzen. Ich habe deswegen eine gewisse Abneigung gegen Versuche, sich die Menschen zu formen, wie man sie gerne hätte. Ich halte mehr davon, die Welt und die Dinge dieser Welt so zu formen, dass die Stärken und Schwächen der Gattung Mensch sinnvoll eingebunden werden.
Abschließend sehe ich den status quo nicht so negativ.
Dies gilt einmal für die Steuern:
Auf die 10 Prozent Steuerpflichtigen mit den höchsten Einkommen in Deutschland entfielen mehr als 51 Prozent des Steueraufkommens, auf die 1 Prozent Einkommensreichsten gut 20 Prozent und auf die 0,1 Prozent der Steuerpflichtigen ganz an der Spitze - das sind laut DIW 29.000 Steuerpflichtige - noch 8,3 Prozent des Aufkommens.
http://www.manager-magazin.de/unternehm ... -3,00.html
Andererseits beteiligen sich Reiche an Stiftungen, Wohlfahrtsverbänden, etc.
Es ist also nicht richtig, dass Reiche an für sich egoistisch sind oder zumindest, dass deren vorhandener Egoismus altruistisches Verhalten ausschlösse.
Dazu kommt, dass die Nichtreichen ja kein Deut besser sind als die Reichen. Man sollte also die Betrachtung schon nicht auf die Reichen verengen. Wer war denn der Hauptabnehmer von Saturn? Wem gefiel der Slogan "Geiz ist geil!" denn so gut? Das war die breite Masse!
Dennoch handeln viele von ihnen immer wieder scheinbar uneigennützig.
Wirklich uneigennütziges Verhalten halte ich persönlich für ausgeschlossen. Wer immer "gut" handelt, tut sich und seinem Bild von sich selbst, vielleicht auch der eigenen Eitelkeit, was Gutes.
Problematischer als etwa einen Egoismus sehe ich die Neigung, lediglich von Zwölf bis Mittag zu denken. Ich erwarte nicht, dass sich der Mensch fragt, was er tun sollte, um die Natur zu schützen.
Er sollte sich aber fragen, ob es für ihn und seine Interessen wirklich vorteilhaft ist, um des kurzfristigen Gewinnes Willen langfristig erhebliche Nachteile in Kauf nehmen zu müssen. Es wäre durchaus hilfreich, wenn sich der Mensch bei dieser und anderen Fragen tatsächlich egoistisch dächte und verhielte, statt sich selbst zu schaden.