Barbarossa hat geschrieben:So ganz befriedigt mich die Erkärung aber noch nicht, denn da wir in der übergroßen Mehrheit auch sonst nicht an das glaubten, was uns die Kommunisten erzählten, scheint mir die Frage nach dem Warum immer noch nicht vollständig beantwortet zu sein.
Ich würde u.a. beim Menschlichen ansetzen: Es ist einfach bequemer, nicht jeden Sonntag in die Kirche gehen zu müssen und stattdessen in aller Ruhe ausschlafen zu können, oder zu Tisch sofort mit dem Essen anfangen zu können, ohne erst ein lästiges Tischgebet zu sprechen.
Darüber hinaus war die DDR ja nicht der erste atheistische deutsche Staat: Die Nazis haben da schon 12 Jahre lang Vorarbeit geleistet! In dieser Hinsicht schloss die DDR nahtlos an das NS-Reich an...
Es war also schon 1945/49 nicht verwunderlich, dass die Kirchen (Mehrzahl!) in der Bevölkerung nicht mehr so stark verwurzelt waren wie noch vor 1933 und schon gar nicht mehr so strk wie noch vor 1914/18!
Anders war das in Teilen der BRD: Gerade in den katholischen Landesteilen hatten die Nazis üblicherweise wenig zu melden. Also waren auch ihre Bemühungen, die Kirchen zurückzudrängen, wenig erfolgreich.
Die Protestanten waren nur zum Teil ähnlich "hartnäckig" christlich geblieben, die "Deutsche Kirche" hatte ihren Zulauf v.a. aus protestantischen Kreisen. Historisch gesehen auch einigermaßen logisch, denn durch ihre regionale Organisation war bei den Protestanten der nationale Gedanke seit jeher tiefer verwurzelt als bei den auf Rom und den Papst orientierten Katholiken.
Dort, wo die Nazis im Westen Erfolge mit ihrer "Entchristlichung" hatten, war das im Zuge der Entnazifizierungen schnell wieder passe, im Gegenteil: Wer sich als "Widerständler" profilieren wollte, es aber nicht gewesen ist, stürzte eilends wieder in die Kirche, um seine antinazistische Überzeugung öffentlichkeitswirksam zu demonstrieren. In der DDR brauchte man, um dasselbe zu erreichen, nur weiter machen mit dem Nicht-in-die-Kirche-gehen und treu die sozialistischen Sprüche nachzusprechen (sofern man nicht ohnehin davon überzeugt war, im Sozialismus läge eine echte Chance für einen kompletten Neubeginn) und schon hatte sich´s mit der Entnazifizierung. (vereinfacht gesprochen, aber im Kern sicher zutreffend).
Beppe