Suebe hat geschrieben:Nun haben die Alliierten 1945 tausende dieser "Enigmas" erbeutet. Die Kriegskosten mussten ja irgendwie rein, Haben sie diese Enigmas an alle möglichen Länder auf dieser Erde verscheuert! Zur Verschlüsselung der jeweiligen Geheimsendungen.
Mit der überaus angenehmen Folge, dass die angloamerikanischen Geheimdienste bis zum Ende der 60er Jahre einen sehr wesentlichen Teil aller Geheimpapiere auf dieser Welt 1:1 mitlesen konnten.
Ganz wichtige Anektdote, die Geschichte erklärt ja oft die Aktualität!
Die Enigmamaschine, übrigens eine polnische Erfindung, allein nützt noch gar nichts beim Mitlesen. Man braucht den Code dafür. Theoretisch ist eine Enigma-Nachricht mit einer 4 oder mehr Walzenmaschine nicht zu entschlüsseln.
An den Code kann man aber durch mathematische Kniffe kommen.
So gibt es zum Beispiel Standartsätze, es genügt schon eine Einleitungsfloskel, die Hinweise auf den Code geben. Daraus konnten dann schon die primitiven, riesigen Rechenmaschinen in Bletchley Park nach einigen Tagen den Code berechnen. Es gibt ja auch häufigere Buchstaben, häufige Worte etc.
Soviel ich weiss, wurde das Knacken der Codes bis in die 60er geheim gehalten, was die Geschichte mit dem großzügigen Geschenk bestätigen würde.
Dönitz war zwar ob der vielen Zufälle vor allem während Versorgungstreffen auf hoher See, latent misstrauisch, aber die deutschen Kryptologen bestätigten ihm immer und immer wieder, dass Enigma-Codes nicht zu knacken sind. Dönitz nahm dann schlicht einen Maulwurf als Ursache an.
Die meiste Zeit während des Krieges dauerte die Entschlüsselung allerdings mehrere Tage bis Wochen, was im diplomatischen Verkehr wohl weniger entscheidend ist als im Krieg.
Aber die kryptologischen Erfolge der Briten und auch Amerikaner dürften eine der Hauptursachen für die Spionage-Spleens gerade dieser beiden Nationen sein. Die Wende im Pazifikkrieg wurde dadurch ermöglicht, dass die US-Navy das japanische Angriffsziel Midway entschlüsselt hatten und ihre viel schwächere Navy zur richtigen Zeit zum richtigen Ort schicken konnten. Man stelle sich vor, die Wehrmacht hätte eine Woche vor D-Day die besten Truppen an den Strand der Normandie karren können - die Geschichte wäre wohl anders gelaufen...
Die deutschen Erfahrungen mit Spionage sind vor allem der gigantische Misserfolg der Stasi. Teuer, ineffektiv und am Ende ahnungs- und nutzlos. Peter Gauweiler hat ausgeplaudert, dass allein auf das bayerische Innenministerium (!) 15 (!!) Stasi-Spitzel angesetzt waren, die dann berichteten, wann er zum Frisör ging und ihm sogar getragene Socken klauten (daher der Begriff "Schnüffler"
).
Allerdings hat Gauweiler auch ausgeplaudert, dass die Amis mächtig über die vielen Versorgungszahlungen an Ex-Spione stöhnen.
"Tatsachen schafft man nicht dadurch aus der Welt, in dem man sie ignoriert." (Aldous Huxley)