Manchmal hab' ich den Eindruck, da setzt's bei manchem aus hier ...
Leute, Leute, also wirklich:
Auch nur eine Parallele anzusetzen zwischen der Situation Südtirols kurz vor 1946 (sprich zu Zeiten der dt. Besetzung und des Alpenlandes, Südtirols historisch bisher schlimmste Zeit, in der seine männlichen Bewohner in die verhasste Wehrmacht, Ende 1943 immerhin auch schon Loser-Wehrmacht, gezwungen wurde, mit allen damit verbundenen Komplikationen, z.B. Via Rasella) und danach, zeugt nicht gerade davon, dass hier alle in der Moderne angekommen sind.
Titus Feuerfuchs hat geschrieben:
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Das hängt v.a. vom Eigenbild der Migranten ab. Sehen sie sich selber ganz oder teilweise als Deutsche, dh. indentifizieren sich mit diesem Land und seinen (mittlerweile etwas verfallenen) Werten bzw Kultur, oder ausschließlich mit denen ihrer Ethnie, ihres Ursprungslandes und ihrer Peergroup?
Trifft Zweiteres zu, werden sie auch als Ausländer wahrgenommen. Warum sollen Dritte sie anders wahrnehmen, als sie sich selbst sehen?
Jawoll. Selbst schuld, die Bande, die sich nicht anpassen will.
Titus Feuerfuchs hat geschrieben:
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Es mag ja überraschend sein, aber in den meisten europäischen Staaten darf man das sagen, es gibt nämlich in jder entwickelten Demokratie so ein Ding, das nennt sich "Meinungsfreiheit". Das ist nichts zum Aufstreichen aufs Brot, sondern ein wichtiger Passus in der Verfassung bzw. GG (sic!) über deren Bedeutung man sich bewusst werden sollte.
Niemand darf aufgrund seiner politischen Einstellung staatlich verfolgt werden.
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Verfolgt, weil sie keine öffentlichen Prämien absahnen?
Titus Feuerfuchs hat geschrieben:
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Den Reichtum verdankt St nicht seiner Sonderstellung, sondern der Mentalität seiner Bewohner, die mit einer klugen wirtschaftsfreundlichen Politik kombiniert wird.
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Wär' ich sehr vorsichtig, mit solchen Aussagen. Abgesehen davon, dass "Mentalität" konzeptionell nah am Begriff "mentaler genetischer Programmierung" liegt,
ist es ja wohl Bozen, welches die grösste wirtschaftliche Leistung innerhalb Südtirols stemmt. N.B. Bozen ist zu drei Vierteln italienischsprachig.
Darüberhinaus ist die 1. Ableitung der Wirtschaftswachstumskurve aber nicht mehr berauschend, mittlerweile hat Südtirol den 1. Platz in der Rangliste der wirtschaftlich erfolgreichsten Provinzen Italiens eingebüsst.
Barbarossa hat geschrieben:
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20 Jahre sind tatsächlich nicht so lange. Wenn ich dabei von meinen persönlichen Erfahrungen ausgehe:
Auch die DDR gibt es seit gut 20 Jahren nicht mehr, die Erinnerungen an diese Zeit sind bei mir jedoch noch sehr lebendig.
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20 Jahre seit dem auf die Spitze getriebenen Autonomiestatut, mit Elementen abgeschaut aus Downtown Beirut, Rue Hamra (sprich Ethnischer Proporz und dieser Schmu),
nicht etwa seit der Abschaffung der Diktatur.
Barbarossa hat geschrieben:
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Darüber hinaus bekundet Sänger Philipp Burger regelmäßig seine Überzeugung, sich bewusst als Südtiroler und nicht als Italiener zu fühlen. So sagte er etwa im Dezember 2010 in einem Interview mit der Sächsischen Zeitung: „Wir haben nie Wert darauf gelegt, Italiener zu sein. Das hat uns die Geschichte eingebrockt. Und als deutschsprachige Südtiroler machen wir eben auch deutschsprachige Musik für deutschsprachige Fans.“
Das ist imho ihr gutes Recht.
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Es ist idiotisch. Als sei ein bairischer Songtexter oder Barde kein Deutscher, weil er Wert darauf legt, Bayer zu sein.

In welcher Zeit lebt Ihr eigentlich? Warum soll es seltsam sein, deutschsprachiger Südtiroler zu sein und gleichzeitig Italiener?
Barbarossa hat geschrieben:
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Die Südtiroler wurden beim Versailler Vertrag tatsächlich nicht gefragt, ob sie zu Italien gehören wollten, waren aber von Beginn an schwersten Repressalien ausgesetzt. Auch nach der Diktatur Mussolinis ging das weiter, was Anfang der 60er Jahre schließlich in Bombenanschlägen eskalierte. Eine solche Historie führt natürlich zu einer Verweigerungshaltung - da würde ich nicht anders reagieren. Darum hat auch das nichts mit Rechtsradikalismus zu tun. Ich würde das, was Frei.Wild tut, eher als Aufarbeitung der eigenen Geschichte werten, denn aufgearbeitet sind die Geschehnisse in Südtirol noch längst nicht.
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Aha.
Nur anders als in der Schlacht um Algier waren die Repressalien italienischerseits auf die 20er beschränkt, aber mitnichten nur auf Südtirol, sondern - man glaubt es kaum - auf den gesamten Herrschaftsbereich des ital. Königreichs inklusive der Kolonien ausgedehnt. In den 30ern dann, z.B. in Spanien, auch darüber hinaus. I.d.R. mit wesentlich einschneidenderen Effekten auf das Leben der einzelnen Untertanen als in Südtirol.
À propos Versailles und kurz nach 1945 einhalb: Südtirol ist eine der wenigen Gegenden Europas (und nicht nur Europas), in der es im 20. Jh. infolge von Kriegen, Staatswechseln sprich Abtretungen und Verträgen nicht zu massenhaften Vertreibungen und Verbrechen kam, und das heute wirtschaftlich prosperiert.
Das war nicht immer so. Es mag z.B. an die Religionskriege in Südtirol und die Rolle Habsburgs diesbezüglich erinnert werden.
LG