Balduin hat geschrieben: ↑29.07.2022, 11:50
Die Geschichte der Ukraine ist mir - wie wahrscheinlich vielen - nicht geläufig. In der Schule ist eben vor allem Europa im engeren Sinne und Amerika Thema.
Anfang des Jahres habe ich ein kleines Buch über die Romanows gelesen (
https://geschichte-wissen.de/blog/rezen ... enfamilie/) - es hat mich einigermaßen verwirrt, die Entstehung von Russland nachzuvollziehen, nachdem daran so viele verschiedene Stämme, Machthaber und Entwicklungen beteiligt waren.
Wenn das jemand übersichtlich und verständlich darstellen kann bzw. eine entsprechende Quelle nennen kann, wäre ich froh darum.
So schwer ist die Geschichte Russlands gar nicht, finde ich. Jedenfalls nicht schwieriger, als die deutsche Geschichte.
Wichtige Epochen waren tatsächlich die Einigung der ostslawischen Stämme unter den schwedischen Rus ab 862. Die Dynastie der Rurikiden regierte den Kiewer Rus viele Jahrhunderte und sie regierten auch nach dessen Zerfall in zahlreiche russische Fürstentümer, der im 11. u. 12. Jh. einsetzte. Sie assimilierten sich schnell und nahmen rasch russische Namen an (im Gegensatz übrigens zu den germanischen Königen der Völkerwanderungszeit auf römischem Gebiet). Kiew blieb zunächst nominell Hauptstadt, bis zur Eroberung durch die Mongolen im Jahre 1240. Kiew wurde dabei zerstört und geriet unter mongolische und später unter polnisch-litauische Herrschaft.
Es begann für das ganze damalige Russland eine 240-jährige Tatarenherrschaft, die (1480) erst beendet werden konnte, nachdem die russischen Fürstentumer unter der Führung Moskaus geeint werden konnten.
Die Herrschaft der Rurikiden endete im Grunde mit dem bekannten Iwan IV. ,,der Schreckliche''. In seiner langen Regierungszeit von 1533-1584 (er kam schon 3-jährig auf den Thron) konnte er durch erfolgeriche Kriege Russlands Machtbereich erweitern und konnte durch die Zerschlagung der Khanate Kasan und Sibir den Weg nach Sibirien frei machen - und für dessen spätere Eroberung. Er ließ sich 1547 auch zum ersten Zaren krönen.
Nach den Rurikkiden folgte eine Herrschaft der Bojaren, und ab 1612 die Romanows, die mit Unterbrechungen bis 1917 regierten. Unter ihnen wurde Russland zur Großmacht. Das Reich reichte schließlich zwischen 1745-1867 bis nach Alaska.
Kiew kam 1654 wieder zu Russland, die Krim (in diesem Fall erstmals) sogar erst 1783 formell von Katharina II. „von nun an und für alle Zeiten“ anektiert.
Der Rest ist dann schon bekannter:
- Der Sieg in den Napoleonischen Kriegen nach der Besetzung Moskaus durch Napoleons Truppen 1812.
- Im März 1917 wurde Russland Republik, im Oktober 1917 Sowjetrepublik.
- Die UDSSR - noch von Lenin (1924 gestorben) gebildet - zerfiel 1991, die früheren Teilrepubliken wurden unabhängig und Russland Rechtsnachfolger der UDSSR.
Interessant ist noch, dass das russische Zarenreich nie föderal organisiert war, sondern zentralistisch (wobei es schon damals den bekannten Spruch gab: ,,Russland ist groß - der Zar ist weit''
).
Die föderale Organisation des Staates führte erst Lenin ein, was den Abfall der Teilrepubliken 1991 eigentlich erst ermöglichte.