Ruaidhri hat geschrieben: Die Wessis haben sich über die Ausrüstung der Pudhys und von Karat kaputt gelacht.
Nein, haben wir nicht, sondern deren Musik gemocht, auch weil die viel authentischer und besser war als so manches aus West- Produktion.
Naja ich meinte eher die Musiker West, die haben sich natürlich köstlich über die teilweise antiquierte Technik Ost lustig gemacht. Gegen die schicken Klimperkisten sahen die schon etwas erbärmlich aus. Die Ossis hatten wohl bei euch den gleichen Exotenbonus wie die Wessis bei uns. Irgendein Wessi hat mal erwähnt das sein größtes Konzert im Osten war. Im Westen galt er als Zweitklassig.
Ruaidhri hat geschrieben:
Was das Tingeln bei ländlichen Veranstaltungen betrifft: Studenten-Nebenjob, da hielt man den Staat gern raus. Entweder man war gut und bekam neue Auftrittsmöglichkeiten, oder man war es nicht.
Naja das ist wohl teilweise auch wieder eine Frage von Chancen. So eine junge Band muss ja auch erstmal lernen professioneller zu werden, was die Besucher hören wollen und sie braucht dazu auch Raum aufzutreten. Da hat sich das Einstufungssystem im Osten besser bewehrt, denn es war gewissermaßen ein Zertifizierungssystem, aufgrund dessen sie eine höhere Gage verlangen konnten. Wie man sich sicher vorstellen kann, sind junge Bands in einer Verhandlung aufgrund der Konkurrenz eher im Nachteil, was sich natürlich auch auf ihre Einnahmen auswirken. Wenn diese aber relativ sicher ist, weil sie eine gute Einstufung haben, dann ist das für sie von Vorteil. Das es bei diesen Einstufungen auch um sozialistische Einstellung geht, damit musste man sich halt arrangieren. Hinterher hat man das kreativ doch wieder irgendwie umgangen.
Ruaidhri hat geschrieben:
Und Fachbücher der DDR sind in einigen Bereichen heute noch haushoch überlegen, z.b. die Schülerkompendien für Physik, Mathe, Chemie usw. Ausserdem gabs tolle Märchenbücher und auch viele Jugendbücher.
Aber so etwas von wahr, zumindest Mathe/ Naturwissenschaften/ Ingenieurswissenschaften betreffend, wobei gegen Ende der Republik Ost das Fehlen der IT zur Bremse wurde.
Ja das stimmt, die Fachliteratur in einigen Bereichen war klasse.
Zum Thema Computer: Die DDR hatte mit den KC 87 und KC 89 schon versuchte Computer fürs Volk zu produzieren. Es gab sogar einen Spielautomaten für Kneipen mit Pacman und Astro-Ballerspielen. Und es gab auch Bürocomputer AC irgendwas, mit Speicher auf Disketten der ersten Generation, eine Computer-Fachzeitschrift und sogar Computerkurse. Da lernten 50 Mann an einen einzigem KC. Von hinten brauchte man eine Lupe um den noch zu erkennen, von Lernen kann da kaum die Rede sein. Das Verhältnis lag wohl bei 5000 Computer zu 16 Mio. Einwohnern. Die DDR war hier gerade am Einstieg in das Computerzeitalter. Die meisten DDR-Bürger haben die Dinger nicht mehr gesehen.
Übrigens hat die DDR sehr erfolgreich Zubehör für den Westen produziert, u.a. Epson-Nadeldrucker, die damals als die Besten galten und im Westen verkauft wurden. Man setzte hier bewusst auf Kooperationen z.B. mit Epson.
Im Westen gabs 87 einen Atari, mit einer Datasette (eine Art Kasettenlaufwerk echt ulkig) und die ersten 8 oder 16Mbit IBM´s. Auch in so mancher Uni im Osten stand damals schon ein IBM 8086 mit 8Mbit oder manchmal ein Atari. Die wurden wie ein Schatz gehütet. So mancher Computer kam per Oma´s Handgepäck im Ameisenhandel rüber. Es gab also schon eine winzig kleine Computerszene.
Übrigens die DDR feierte auf der letzten Leipziger Herbstmesse gerade ihren ersten "16Mbit Prozessor". So weit zurück lag sie also nicht und hätte diesen Rückstand in den kommenden Jahren warscheinlich aufgeholt.
Das größte Problem war eigentlich das fehlende DOS, das unter die Importblockade fiel, genau wie Word oder viele andere nützliche Programme. Alles musste sie selbst neu erfinden. Der Gates war noch nicht gefunden.
Ihr Betriebssystem war daher ziemlich kompliziert und die fehlende Software das größte Hindernis um diese Geräte überhaupt brauchbar zu machen. Auch im Westen hatten damals nicht alle Leute einen Computer und ihre Kisten waren fast ebenso klobig mit einem weniger winzigem Speicher. Preislich nahmen sie sich übrigens auch nichts.
Ruaidhri hat geschrieben:
Für Künstler die sich also mit den Rahmenbedingungen arrangieren konnten, war die DDR ein sorgenfreies Paradies, aber wer auf Konfrontation ging, bekam die Quittung und die war dann durchaus unangenehm.
Richtig, wer sich dafür entschied, Partei und Staat zum Wohlgefallen zu singen, zu malen oder zu schreiben, der hatte es relativ gut. Ob die Produkte es dann waren, andere Sache.
Der Umgang mit kritischen Literaten wieder blieb ein Trauerspiel.
Nun haben die nicht alle nur Rot-Front-Lieder gesungen oder Arbeiterbilder gemalt. Es gibt eine Menge unpolitische Kunst. Und was den Umgang mit kritischen Literaten betrifft, kann ich dir verraten das der Schriftstellerverband den Leuten durchaus einen großen Spielraum ließ. Aber gerade Schriftsteller neigen (ähnlich wie Musiker) dazu politische Ansichten verbreiten zu wollen, die sich leicht von drüben missbrauchen ließen. Die Systeme standen in Konkurrenz und jeder wollte beweisen der Bessere zu sein.
Dummerweise hat die Westpresse aber absolut alles ausgeschlachtet, womit sie die DDR (wie auch den Ostblock generell) als Menschenfeindlich hinstellen konnte. Beispiel sind die plantschenden "Frottee-Zwerge" aus einem Kindergarten in Torgau die sie durch verpixeltem Ausschnitt als "'aus einem sowjetischen Kinder-KZ geschmuggeltes Bild" publizierten.
http://www.bundesarchiv.de/imperia/md/c ... werge_.pdf
Die SED war daher verständlicherweise bemüht der Westpresse keinerlei Futter zu liefern. Und die Ossis haben die Westpresse dazu benutzt der SED-Führung per Spiegel und Co in den Hintern zu treten. Der Westen nahm das nur zugerne an, schliesslich fühlte er sich ja als "Stachel im Herzen des Kommunismus" (Zitat Willy Brandt).
Die Stasi war also rund um die Uhr damit beschäftigt, ihre Bürger davon abzuhalten die Westpresse zu füttern, was nie vollständig gelang. Das haben insbesondere Künstler als Zensur empfunden und auf vielerlei Arten versucht diese Zensur über die BRD wieder zu unterlaufen.
Mit dem Erfolg das die Stasi diese Kritiker besonders eifrig überwachte, abschob oder falls sie was fand, sie in den Knast steckte. An der Neurose der SED-Führung war also der Westen nicht ganz unbeteiligt.
Systemkritiker werden in jedem Land der Welt verfolgt und meist auf unfeine Arten aus dem Verkehr gezogen.
Die Stasi war da keine Ausnahme. Die Abgründe mit denen sich die BRD da mit Ruhm bekleckerte sind bis heute nicht bekannt. Aber auch die werden irgendwann rauskommen.
Blieb diese Kritik jedoch innerhalb des Landes gab es da durchaus Spielraum - auch bei Schriftstellern und die diskutierten schon Jahre vorher intensiv über eine Veränderung der DDR.
Natürlich hat der Westen die Kritik innerhalb der DDR, z.b. in den SED-Zentralen, FDJ-Runden, in Schulstunden oder zwischen den Managern der DDR mit den Ministerien nie zu einem Thema gemacht. Dafür haben sie ehemals überwachten Regimekritiker nach 1990 um so mehr ausgeschlachtet und durch jede Talkshow, Doku usw. rumgereicht. Sie malen also das Bild einer total widerstandslosen Gesellschaft die autoritär von einer Tafelrunde der SED-Spitze herum kommandiert wurde, während die Heldenhaften Dissidenten an der Mauer (alternativ im Gulag) starben.
Aber war es wirklich so?
Dann fragt man sich doch, warum die SED-Zentralen der Bezirke, die ach so begeisterten FDJler, IMs und Parteimitglieder, die paramilitärische GST und die hochgerüstete NVA die anfangs so kleinen Demos die zur friedlichen Revolution führten, einfach zuließen? Warum dieses perfekt durchorganisierte System nicht wirklich viel tat!
Diese Menschen verweigerten einfach die Gefolgschaft, sie blieben in ihren Kasernen, sie gaben keine Befehle weiter, machten sich unsichtbar, unerreichbar, glänzten regelrecht mit Passivität oder schauten nur zu. Und das gilt selbst für die Stasi die ja zu Tausenden auf den Beinen war. Die Wahrheit ist, sie alle wünschten das diese Demos eine gesellschaftliche Erneuerung einleiten. Das heisst aber nicht das sie sich Arbeitslosigkeit und die totale Zerstörung ihrer sozialen Fortschritte sowie den Ausverkauf ihres Landes wünschten. Und das wird auch in anderen Ostblockländern nicht anders gewesen sein.
Am 10. November 89 kaum das die Grenzen offen waren, fuhren hunderttausende Ossis zum ersten Mal in ihrem Leben in den Westen, bekamen dort kostenlos Bananen, eine Bild-Sonderausgabe und 100 DM Begrüßungsgeld geschenkt und am 13. November hielten sie auf der großen Demo in Leipzig Plakate mit den Bild-Schlagzeilen "Deutschland einig Vaterland" und "Wir sind ein Volk" hoch.
Sie wollten einfach nur ein Warenangebot wie im Westen das es leider nur für Westgeld gab, also wollten sie Westgeld.
Ihr Bild von der westlichen Marktwirtschaft war, das es arbeitsmässig ähnlich lief wie im Osten, nur eben mit vollen Läden im Las Vegas Stil und doppeltem Bruttolohn. Das selbe Bild hatte so ziemlich jedes Ostblockland einschliesslich der Russen.
Die gleichen Vorstellungen haben übrigens auch die Asylanten aus Syrien oder Afrika die nach Deutschland aufbrechen.
Die ersten Tage sind wie ein Rausch aber dann landet man auf dem harten Boden der Tatsachen. Leider merkt man immer erst hinterher wie falsch dieses Bild wirklich war. Aber selbst dann denkt man noch positiv. Man ist ja auch schockiert darüber was die Stasi so alles getan hat und nimmt jede Bildschlagzeile für bare Münze. Ja am Anfang haben wir euch so ziemlich alles geglaubt. Und dann kommt immer mehr heraus in was für einem Schnüffelsystem man hier gelandet ist.
Ich weiss nicht warum ihr das hier verteidigt und die schnüffelnden Amis nicht einfach raus setzt. Mehr als 20 Mrd. Euro habt ihr in den Afghanistan-Krieg investiert um die Freiheit am Hindukush zu verteidigen und nun sind die Taliban wieder in Kundus. Das sind nur zwei Highlights dieser politischen Schauspieltruppe.
Ruaidhri hat geschrieben:
Hm, vieles, was heute in der Szene herumhängt, hat für mich weder mit Kunst noch mit Können noch mit Talent zu tun.
Die tatsächliche qualitative Vorauslese der DDR fehlt- und das ist bedauerlich.
Mal von der ganzen Pop-Musik Szene weg:
Etwa 50 % meiner Schallplattensammlung an "Klassischer Musik" stammten aus gutem Grund aus DDR-Produktionen.
Naja also musikalisch fand ich den Westen mit seiner NDW, Rock und Pop schon um einiges besser, von einigen Perlen mal abgesehen. Und ob künstlerische Qualität bei dieser Einstufung wirklich so bestimmend war, kann ich auch nicht beurteilen. Aber ich weiss nur das besonders junge Musiker von diesem System profitierten, auch wenn sie es genauso inbrünstig hassten.
Klassische Musik ist nicht so mein Fall. Die Qualität der Klassig lag vielleicht auch daran, das die SED-Spitze selbst eher auf Klassik stand. Schauspielerisch erkenne keinen Unterschied, aber es gab einige erboste Wessis die sich bei Sendern darüber beschwerten das sie Ostschauspieler beschäftigten. Generell ist Kunst wohl Grenzüberschreitend und Musik hielt die Mauer auch nicht auf. Die ganzen Verbote wurden regelmässig unterlaufen.
Heute müssen die Eltern schon ziemlich gut bestückt sein um ihren Kindern all diese Möglichkeiten zu bieten, die der Osten den Kindern bot. Natürlich waren hier wie dort Heimkinder im Nachteil.
Ruaidhri hat geschrieben:
Bin nicht ganz unbewandert in der Musikszene- die Zahl 30.000 Künstler die 1985 im Westen aufgetreten sein sollen , kann so nicht stimmen.
Es sei denn, jedes Gastspiel großer Orchester/ Chöre / Ensembles einzeln gezählt. Jedes Konzert mit ca. 50er Besetzung mal 5 Auftritte- dann käme es vielleicht hin, aber nicht 30.000 einzelne Künstler.
DDR- üblicher Umgang mit Zahlen, vermutlich.
Das ist die Zahl von 1988 gerundet. Die Künstleragentur hat alle Arten von Künstler gemanagt.
Da ist so ziemlich alles an Kunst dabei, Bildhauer, Maler, Kabarett, Autoren usw. also nicht nur Musiker.
Ich hab keine Ahnung wie sie gezählt haben, ich nehme an pro Engagement.
Mir gehen inzwischen allerdings die gehypten TV-Sendungen, Realityshows nebst ihren ABC-Promis gründlich auf den Keks. Ausserdem nervt mich die ganze Verarschung, das zieht sich wie ein roter Faden durch sämtliche Branchen.
Doch ich find es wirklich eine Frechheit das sich Wessis hier im Osten nach Strich und Faden 25 Jahre lang bedient haben und sogar "DDR" als Markennamen für sich beanspruchen. Der Westen hat wirklich vor nichts Respekt, der hat keinen Funken Anstand und mit seiner Ehrlichkeit ist es auch nicht weit her. Und dann will er auch noch Zeigefinger heben, dabei hat er selbst genug Dreck am Stecken
Deswegen hält er ja auch seine Siegesfeiern in Frankfurt/Main nicht in Frankfurt/Oder.
Die haben Angst vor faulen Eiern und Tomaten, die feinen Herrn.
In diesem Land wird selbst aus dem Leid von Menschen noch ein Geschäft gemacht und wenn das so weiter geht, dann
landen wir in einer Zukunft in der wirklich keiner gerne leben will, jedenfalls nicht die 99% die unterhalb der oberen Zehntausend sind. Und deshalb muss man über neue Konzepte nachdenken.
Wir haben eure Marktwirtschaft in allen Nuancen erforscht und wir sind nicht damit einverstanden wie sich der Westen Veränderung vorstellt, denn die stellen sich ja nur ein Konzept vor, das selbe wie jetzt - nur in ner anderen Farbe.
Aber mit dem Auswechseln der Partei ist das nicht getan, zumal das wieder eine West-Partei wäre, denn keine West-Partei hat im Osten irgendeinen Rückhalt.
Wir sind längst nicht mehr so doof wie 89 das wir jedem Wessi zujubeln, denn ihr macht sehr viel Mist.
Ihr müsst euch endlich auch mal geistig bewegen.
Dieses System hat sich daran gewöhnt alle Last aufs Volk abzuwälzen und sie werden immer gieriger.
Sie verschonen euch nicht.
[quote="Ruaidhri"][quote] Die Wessis haben sich über die Ausrüstung der Pudhys und von Karat kaputt gelacht. [/quote]
Nein, haben wir nicht, sondern deren Musik gemocht, auch weil die viel authentischer und besser war als so manches aus West- Produktion.[/quote]
Naja ich meinte eher die Musiker West, die haben sich natürlich köstlich über die teilweise antiquierte Technik Ost lustig gemacht. Gegen die schicken Klimperkisten sahen die schon etwas erbärmlich aus. Die Ossis hatten wohl bei euch den gleichen Exotenbonus wie die Wessis bei uns. Irgendein Wessi hat mal erwähnt das sein größtes Konzert im Osten war. Im Westen galt er als Zweitklassig.
[quote="Ruaidhri"]
Was das Tingeln bei ländlichen Veranstaltungen betrifft: Studenten-Nebenjob, da hielt man den Staat gern raus. Entweder man war gut und bekam neue Auftrittsmöglichkeiten, oder man war es nicht. [/quote]
Naja das ist wohl teilweise auch wieder eine Frage von Chancen. So eine junge Band muss ja auch erstmal lernen professioneller zu werden, was die Besucher hören wollen und sie braucht dazu auch Raum aufzutreten. Da hat sich das Einstufungssystem im Osten besser bewehrt, denn es war gewissermaßen ein Zertifizierungssystem, aufgrund dessen sie eine höhere Gage verlangen konnten. Wie man sich sicher vorstellen kann, sind junge Bands in einer Verhandlung aufgrund der Konkurrenz eher im Nachteil, was sich natürlich auch auf ihre Einnahmen auswirken. Wenn diese aber relativ sicher ist, weil sie eine gute Einstufung haben, dann ist das für sie von Vorteil. Das es bei diesen Einstufungen auch um sozialistische Einstellung geht, damit musste man sich halt arrangieren. Hinterher hat man das kreativ doch wieder irgendwie umgangen.
[quote="Ruaidhri"]
[quote]Und Fachbücher der DDR sind in einigen Bereichen heute noch haushoch überlegen, z.b. die Schülerkompendien für Physik, Mathe, Chemie usw. Ausserdem gabs tolle Märchenbücher und auch viele Jugendbücher. [/quote]
Aber so etwas von wahr, zumindest Mathe/ Naturwissenschaften/ Ingenieurswissenschaften betreffend, wobei gegen Ende der Republik Ost das Fehlen der IT zur Bremse wurde.[/quote]
Ja das stimmt, die Fachliteratur in einigen Bereichen war klasse.
Zum Thema Computer: Die DDR hatte mit den KC 87 und KC 89 schon versuchte Computer fürs Volk zu produzieren. Es gab sogar einen Spielautomaten für Kneipen mit Pacman und Astro-Ballerspielen. Und es gab auch Bürocomputer AC irgendwas, mit Speicher auf Disketten der ersten Generation, eine Computer-Fachzeitschrift und sogar Computerkurse. Da lernten 50 Mann an einen einzigem KC. Von hinten brauchte man eine Lupe um den noch zu erkennen, von Lernen kann da kaum die Rede sein. Das Verhältnis lag wohl bei 5000 Computer zu 16 Mio. Einwohnern. Die DDR war hier gerade am Einstieg in das Computerzeitalter. Die meisten DDR-Bürger haben die Dinger nicht mehr gesehen.
Übrigens hat die DDR sehr erfolgreich Zubehör für den Westen produziert, u.a. Epson-Nadeldrucker, die damals als die Besten galten und im Westen verkauft wurden. Man setzte hier bewusst auf Kooperationen z.B. mit Epson.
Im Westen gabs 87 einen Atari, mit einer Datasette (eine Art Kasettenlaufwerk echt ulkig) und die ersten 8 oder 16Mbit IBM´s. Auch in so mancher Uni im Osten stand damals schon ein IBM 8086 mit 8Mbit oder manchmal ein Atari. Die wurden wie ein Schatz gehütet. So mancher Computer kam per Oma´s Handgepäck im Ameisenhandel rüber. Es gab also schon eine winzig kleine Computerszene.
Übrigens die DDR feierte auf der letzten Leipziger Herbstmesse gerade ihren ersten "16Mbit Prozessor". So weit zurück lag sie also nicht und hätte diesen Rückstand in den kommenden Jahren warscheinlich aufgeholt.
Das größte Problem war eigentlich das fehlende DOS, das unter die Importblockade fiel, genau wie Word oder viele andere nützliche Programme. Alles musste sie selbst neu erfinden. Der Gates war noch nicht gefunden.
Ihr Betriebssystem war daher ziemlich kompliziert und die fehlende Software das größte Hindernis um diese Geräte überhaupt brauchbar zu machen. Auch im Westen hatten damals nicht alle Leute einen Computer und ihre Kisten waren fast ebenso klobig mit einem weniger winzigem Speicher. Preislich nahmen sie sich übrigens auch nichts.
[quote="Ruaidhri"]
[quote]Für Künstler die sich also mit den Rahmenbedingungen arrangieren konnten, war die DDR ein sorgenfreies Paradies, aber wer auf Konfrontation ging, bekam die Quittung und die war dann durchaus unangenehm.[/quote]
Richtig, wer sich dafür entschied, Partei und Staat zum Wohlgefallen zu singen, zu malen oder zu schreiben, der hatte es relativ gut. Ob die Produkte es dann waren, andere Sache.
Der Umgang mit kritischen Literaten wieder blieb ein Trauerspiel. [/quote]
Nun haben die nicht alle nur Rot-Front-Lieder gesungen oder Arbeiterbilder gemalt. Es gibt eine Menge unpolitische Kunst. Und was den Umgang mit kritischen Literaten betrifft, kann ich dir verraten das der Schriftstellerverband den Leuten durchaus einen großen Spielraum ließ. Aber gerade Schriftsteller neigen (ähnlich wie Musiker) dazu politische Ansichten verbreiten zu wollen, die sich leicht von drüben missbrauchen ließen. Die Systeme standen in Konkurrenz und jeder wollte beweisen der Bessere zu sein.
Dummerweise hat die Westpresse aber absolut alles ausgeschlachtet, womit sie die DDR (wie auch den Ostblock generell) als Menschenfeindlich hinstellen konnte. Beispiel sind die plantschenden "Frottee-Zwerge" aus einem Kindergarten in Torgau die sie durch verpixeltem Ausschnitt als "'aus einem sowjetischen Kinder-KZ geschmuggeltes Bild" publizierten.
[url]http://www.bundesarchiv.de/imperia/md/content/bundesarchiv_de/oeffentlichkeitsarbeit/historische_bilder_und_dokumente/dersozialismussiegt/sozialistischer_alltag__die__frottee-zwerge_.pdf[/url]
Die SED war daher verständlicherweise bemüht der Westpresse keinerlei Futter zu liefern. Und die Ossis haben die Westpresse dazu benutzt der SED-Führung per Spiegel und Co in den Hintern zu treten. Der Westen nahm das nur zugerne an, schliesslich fühlte er sich ja als "Stachel im Herzen des Kommunismus" (Zitat Willy Brandt).
Die Stasi war also rund um die Uhr damit beschäftigt, ihre Bürger davon abzuhalten die Westpresse zu füttern, was nie vollständig gelang. Das haben insbesondere Künstler als Zensur empfunden und auf vielerlei Arten versucht diese Zensur über die BRD wieder zu unterlaufen.
Mit dem Erfolg das die Stasi diese Kritiker besonders eifrig überwachte, abschob oder falls sie was fand, sie in den Knast steckte. An der Neurose der SED-Führung war also der Westen nicht ganz unbeteiligt.
Systemkritiker werden in jedem Land der Welt verfolgt und meist auf unfeine Arten aus dem Verkehr gezogen.
Die Stasi war da keine Ausnahme. Die Abgründe mit denen sich die BRD da mit Ruhm bekleckerte sind bis heute nicht bekannt. Aber auch die werden irgendwann rauskommen.
Blieb diese Kritik jedoch innerhalb des Landes gab es da durchaus Spielraum - auch bei Schriftstellern und die diskutierten schon Jahre vorher intensiv über eine Veränderung der DDR.
Natürlich hat der Westen die Kritik innerhalb der DDR, z.b. in den SED-Zentralen, FDJ-Runden, in Schulstunden oder zwischen den Managern der DDR mit den Ministerien nie zu einem Thema gemacht. Dafür haben sie ehemals überwachten Regimekritiker nach 1990 um so mehr ausgeschlachtet und durch jede Talkshow, Doku usw. rumgereicht. Sie malen also das Bild einer total widerstandslosen Gesellschaft die autoritär von einer Tafelrunde der SED-Spitze herum kommandiert wurde, während die Heldenhaften Dissidenten an der Mauer (alternativ im Gulag) starben.
Aber war es wirklich so?
Dann fragt man sich doch, warum die SED-Zentralen der Bezirke, die ach so begeisterten FDJler, IMs und Parteimitglieder, die paramilitärische GST und die hochgerüstete NVA die anfangs so kleinen Demos die zur friedlichen Revolution führten, einfach zuließen? Warum dieses perfekt durchorganisierte System nicht wirklich viel tat!
Diese Menschen verweigerten einfach die Gefolgschaft, sie blieben in ihren Kasernen, sie gaben keine Befehle weiter, machten sich unsichtbar, unerreichbar, glänzten regelrecht mit Passivität oder schauten nur zu. Und das gilt selbst für die Stasi die ja zu Tausenden auf den Beinen war. Die Wahrheit ist, sie alle wünschten das diese Demos eine gesellschaftliche Erneuerung einleiten. Das heisst aber nicht das sie sich Arbeitslosigkeit und die totale Zerstörung ihrer sozialen Fortschritte sowie den Ausverkauf ihres Landes wünschten. Und das wird auch in anderen Ostblockländern nicht anders gewesen sein.
Am 10. November 89 kaum das die Grenzen offen waren, fuhren hunderttausende Ossis zum ersten Mal in ihrem Leben in den Westen, bekamen dort kostenlos Bananen, eine Bild-Sonderausgabe und 100 DM Begrüßungsgeld geschenkt und am 13. November hielten sie auf der großen Demo in Leipzig Plakate mit den Bild-Schlagzeilen "Deutschland einig Vaterland" und "Wir sind ein Volk" hoch.
Sie wollten einfach nur ein Warenangebot wie im Westen das es leider nur für Westgeld gab, also wollten sie Westgeld.
Ihr Bild von der westlichen Marktwirtschaft war, das es arbeitsmässig ähnlich lief wie im Osten, nur eben mit vollen Läden im Las Vegas Stil und doppeltem Bruttolohn. Das selbe Bild hatte so ziemlich jedes Ostblockland einschliesslich der Russen.
Die gleichen Vorstellungen haben übrigens auch die Asylanten aus Syrien oder Afrika die nach Deutschland aufbrechen.
Die ersten Tage sind wie ein Rausch aber dann landet man auf dem harten Boden der Tatsachen. Leider merkt man immer erst hinterher wie falsch dieses Bild wirklich war. Aber selbst dann denkt man noch positiv. Man ist ja auch schockiert darüber was die Stasi so alles getan hat und nimmt jede Bildschlagzeile für bare Münze. Ja am Anfang haben wir euch so ziemlich alles geglaubt. Und dann kommt immer mehr heraus in was für einem Schnüffelsystem man hier gelandet ist.
Ich weiss nicht warum ihr das hier verteidigt und die schnüffelnden Amis nicht einfach raus setzt. Mehr als 20 Mrd. Euro habt ihr in den Afghanistan-Krieg investiert um die Freiheit am Hindukush zu verteidigen und nun sind die Taliban wieder in Kundus. Das sind nur zwei Highlights dieser politischen Schauspieltruppe.
[quote="Ruaidhri"]
Hm, vieles, was heute in der Szene herumhängt, hat für mich weder mit Kunst noch mit Können noch mit Talent zu tun.
Die tatsächliche qualitative Vorauslese der DDR fehlt- und das ist bedauerlich.
Mal von der ganzen Pop-Musik Szene weg:
Etwa 50 % meiner Schallplattensammlung an "Klassischer Musik" stammten aus gutem Grund aus DDR-Produktionen. [/quote]
Naja also musikalisch fand ich den Westen mit seiner NDW, Rock und Pop schon um einiges besser, von einigen Perlen mal abgesehen. Und ob künstlerische Qualität bei dieser Einstufung wirklich so bestimmend war, kann ich auch nicht beurteilen. Aber ich weiss nur das besonders junge Musiker von diesem System profitierten, auch wenn sie es genauso inbrünstig hassten.
Klassische Musik ist nicht so mein Fall. Die Qualität der Klassig lag vielleicht auch daran, das die SED-Spitze selbst eher auf Klassik stand. Schauspielerisch erkenne keinen Unterschied, aber es gab einige erboste Wessis die sich bei Sendern darüber beschwerten das sie Ostschauspieler beschäftigten. Generell ist Kunst wohl Grenzüberschreitend und Musik hielt die Mauer auch nicht auf. Die ganzen Verbote wurden regelmässig unterlaufen.
Heute müssen die Eltern schon ziemlich gut bestückt sein um ihren Kindern all diese Möglichkeiten zu bieten, die der Osten den Kindern bot. Natürlich waren hier wie dort Heimkinder im Nachteil.
[quote="Ruaidhri"]
Bin nicht ganz unbewandert in der Musikszene- die Zahl 30.000 Künstler die 1985 im Westen aufgetreten sein sollen , kann so nicht stimmen.
Es sei denn, jedes Gastspiel großer Orchester/ Chöre / Ensembles einzeln gezählt. Jedes Konzert mit ca. 50er Besetzung mal 5 Auftritte- dann käme es vielleicht hin, aber nicht 30.000 einzelne Künstler.
DDR- üblicher Umgang mit Zahlen, vermutlich.[/quote]
Das ist die Zahl von 1988 gerundet. Die Künstleragentur hat alle Arten von Künstler gemanagt.
Da ist so ziemlich alles an Kunst dabei, Bildhauer, Maler, Kabarett, Autoren usw. also nicht nur Musiker.
Ich hab keine Ahnung wie sie gezählt haben, ich nehme an pro Engagement.
Mir gehen inzwischen allerdings die gehypten TV-Sendungen, Realityshows nebst ihren ABC-Promis gründlich auf den Keks. Ausserdem nervt mich die ganze Verarschung, das zieht sich wie ein roter Faden durch sämtliche Branchen.
Doch ich find es wirklich eine Frechheit das sich Wessis hier im Osten nach Strich und Faden 25 Jahre lang bedient haben und sogar "DDR" als Markennamen für sich beanspruchen. Der Westen hat wirklich vor nichts Respekt, der hat keinen Funken Anstand und mit seiner Ehrlichkeit ist es auch nicht weit her. Und dann will er auch noch Zeigefinger heben, dabei hat er selbst genug Dreck am Stecken :shh:
Deswegen hält er ja auch seine Siegesfeiern in Frankfurt/Main nicht in Frankfurt/Oder.
Die haben Angst vor faulen Eiern und Tomaten, die feinen Herrn.
In diesem Land wird selbst aus dem Leid von Menschen noch ein Geschäft gemacht und wenn das so weiter geht, dann
landen wir in einer Zukunft in der wirklich keiner gerne leben will, jedenfalls nicht die 99% die unterhalb der oberen Zehntausend sind. Und deshalb muss man über neue Konzepte nachdenken.
Wir haben eure Marktwirtschaft in allen Nuancen erforscht und wir sind nicht damit einverstanden wie sich der Westen Veränderung vorstellt, denn die stellen sich ja nur ein Konzept vor, das selbe wie jetzt - nur in ner anderen Farbe.
Aber mit dem Auswechseln der Partei ist das nicht getan, zumal das wieder eine West-Partei wäre, denn keine West-Partei hat im Osten irgendeinen Rückhalt.
Wir sind längst nicht mehr so doof wie 89 das wir jedem Wessi zujubeln, denn ihr macht sehr viel Mist.
Ihr müsst euch endlich auch mal geistig bewegen.
Dieses System hat sich daran gewöhnt alle Last aufs Volk abzuwälzen und sie werden immer gieriger.
Sie verschonen euch nicht.