Danke für die interessanten und informativen Links, Ruaidhri.
Was Udolph betrifft, so scheinen seine Forschungen zur alteuropäischen Hydronomie inzwischen umstritten zu sein - zumindest partiell. Ihm wird vorgeworfen, er würde an alten und überkommenen wissenschaftlichen Analysemethoden festhalten. Zu unserer Frage, ob es unter dem indoeuropäischen Namensgut noch eine nichtindoeuropäische Namensschicht gibt, habe ich leider nichts gefunden - oder es überlesen.
Der letzte Link, der sich auch mit der Entstehung der Schnurkeramik beschäftigt, war für mich am aufschlussreichsten. Interessant fand ich folgende Passage des Verfassers Martin Furholt:
"Eine Einwanderung, wie sie aufgrund des weiter oben dar-
gestellten zeitlichen Gefälles im ersten datierten Auftreten der
keramischen Typen der Schnurkeramik von Ost nach West noch
wahrscheinlich zu machen war, erscheint, nimmt man den
gesamten Befund, wie er hier ausgeführt wurde, eher unwahr-
scheinlich.
Die Daten deuten doch eher auf gesellschaftliche Veränderun-
gen hin, die zur Entstehung der schnurkeramischen Gruppen
führten, Veränderungen, die – darauf deutet zumindest die
weiträumige Verbreitung – über Kommunikationsnetze vermit-
telt wurden, die zumindest Mitteleuropa und Südskandinavien
umspannten und zunächst zu einer Veränderung in der Toten-
niederlegung und erst darauf, in einem zweiten Schritt, der
Beigabennormen führten, indem das schnurkeramische Zei-
chensystem aus dem Osten übernommen wurde. [...]
Auf diese Weise können die kulturge-
schichtlichen Prozesse, die zur Entstehung der Schnurkeramik
führen, besser erfasst und gezeigt werden, dass sie – zumindest
in ihrer Ausformung als Bestattungssitte – einen Ausdruck über-
regional wirksamer, wohl ideologischer und gesellschaftlicher
Veränderungen darstellen, die im letzten Abschnitt des Spät-
neolithikums auftreten und erst im Laufe der Entwicklung mit
den spezifischen, aus dem Osten übernommenen Zeichen ver-
bunden werden."
http://www.jna.uni-kiel.de/index.php/jn ... e/view/7/7
Es wird dort eine autonome Entstehung der Schnurkeramik postuliert, der keine Einwanderung zugrunde liegt, sondern die lediglich Anregungen aus dem Osten erhalten hat. Ob das nun der Weisheit letzter Schluss ist und andere Forscher eine abweichende Meinung vertreten, sei dahingestellt.