Spartaner hat geschrieben:
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RedScorpion hat geschrieben:Dass dies die eigentliche Schande Russlands ist, an der's nicht viel zu rütteln gibt, ist traurig (und es darüberhinaus auch nichts gibt, an das man in der Zeit vor 1917 positiv anknüpfen könnte, denn Russland hat politisch keine positive Historie; weil es diesbez. einfach keinen Beitrag Russlands zur politischen Entwicklung der Welt gibt, sprich die Kulturleistung auf dem Gebiet gleich null, wenn nicht extrem im Negativbereich ist, verlangt man - auch derzeit - vllt ein bisschen viel von einem derart un(ter)entwickelten Land, no offense, please),
Das halte ich für ausgesprochen kurzsichtig und wer sich in russischer Geschichte auskennt, der weiß dass es auch vieles gibt, auf was die Russen in der heutigen Zeit stolz sind. Das beinhaltet die Politik und das Lebenswerk von Zar Peter der Große, die ortothoxe Kirche mitsamt ihrer Ikonologie- als Bewahrer des byzantinischen Erbes , die Unbesiegbarkeit der russischen Armeen (mal abgesehen von Afganistan und Tschetschenien), die russischen Kolchosen während der Sowjetzeit- als Nachfolger des kleinbäuerlichen Dahinwürschtelns, während der zaristischen Zeiten
- und man ist im Gegensatz zu sowjetischen Zeit, sogar wieder - auf Ivan den Schrecklichen stolz. Dank seiner Hilfe und der Hilfe der Kosaken konnte er die muslimischen Khanate östlich des Ural unterwerfen.
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Was solll daran gut sein? Die Türkei ist besser entwickelt als Russland ...
Spartaner hat geschrieben:RedScorpion hat geschrieben:
Ausser der Wehrmacht, die allerdings niemals Zugriff aufs gesamte sowjetische bzw. russische Territorium hatte, waren es aber grundsätzlich russische bzw. russifizierte Einheiten um Verbrecher wie Stalin oder Dzerzhinsky,
Um so schlimmer! Im 2.Weltkrieg sind 7-8 Millionen russische Zivilisten zum Opfer gefallen.
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Es dürften ein paar mehr gewesen sein.
Und noch schlimmer ist, dass Leute wie Stalin u.ä. das noch in den Schatten stellten. Das ist ja das Erschreckende an der Geschichte dieses Anti-Staates, dass es die Opfer auch allein hinbekommt. Sowjets gegen Sowjets, Russen gegen Russen, Weisse gegen Weisse, usw. und so fort. Jeder gegen jeden und sich selbst. Da gehört schon 'was dazu.
Und das hat Historie. Auch deswegen kommt das Land nicht aus dem Quark.
Spartaner hat geschrieben:
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Das er den Reichtum nur anhäufen konnte, weil er Bauern und Untertanen gnadenlos ausgebeutet hat, gerät immer mehr in Vergessenheit. Verkörpert er doch den Siegertyp der neuen kapitalistischen Zeit. Als Vorbild bei den neuen russischen Oligarchen(Milliardären
) und Unternehmern in Russland ist er durch seine stetige Vermehrung des Reichtums und durch seine Unerbittlichkeit gegenüber Untergebenen zum Vorbild geworden . Moderne Führungskräfte von Unternehmen in Russland bescheinigen Ivan den Schrecklichen sogar organisatorisches Talent, Unternehmergeist und Führungseigenschaften.
Jetz ma Butter bei de Fische:
Gott habe Erbarmen mit einem Land, das in Ermangelung patenter Vorbilder auf solche Idole zurückgreifen muss.
P.S. Ich sprach auch oben ausdrücklich von politischer Kultur, die in Russland total fehlt,
nicht von künstlerischer und auch nicht von irgendwelchen byzantinischen Ikonen.
Barbarossa hat geschrieben:Ich glaube, du hast z. T. schon recht Aneri. Zu bedenken ist aber:
Einerseits ist er zwar demokratisch gewählt worden, andererseits hat er aber nicht regiert, wie ein Demokrat (z.B. politisch motivierter Prozess gegen Timoschenko). Sein Privathaus belegt schon, wie er seine Rolle wirklich sah - eher als eine Art Zar, anstatt als Volksvertreter. Das ist der eine Aspekt des Janukowitsch.
Der andere Aspekt ist aber, dass er eine Art Kompromiss, eine Brücke zwischen EU und GUS darstellte, er (Janukowitsch) also nur eine Chance hatte, wenn er zwischen beiden vermittelte. Problematisch - und damit das Ende der Ukraine in seiner bisherigen Form - war die Aussage des österreichischen Außenministers, als er öffentlich verkündete:
"Denn für uns ist es wichtig, dass die Ukraine ganz klar Richtung Europa ihren Kurs ausrichtet und nicht in Richtung Russland." (21.10.2013)
Hier nochmal zum Nachlesen: >>
Chronologie der Krim-Krise <<
Ich denke, das war der Schlüsselsatz, nachdem die Krise überhaupt begann - klar: auf Betreiben Putins, darüber sind wir uns sicher alle einig. Aber das war der Kardinalsfehler, den die EU gemacht hat. Beim Bestreben, die EU-Osterweitrung nun auch auf den Bereich der GUS-Staaten auszudehnen, hat sie nicht bedacht, dass die GUS eventuell doch noch eine größere Bedeutung haben könnte, als gedacht. Man hat sich in Brüssel schlicht verspekuliert (oder salopp gesagt: Man hat Mist gebaut) - mit den bekannten Folgen.
Das ist so meine derzeitige Sichtweise.
Nee,
es ist schon ein bisschen anders.
Abgesehen davon, dass ich erstaunlich finde (damit mein' ich gar nichtmal Dich), dass es offensichtlich nicht wenige User gibt, denen es relativ wumpe zu sein scheint, wie es mit Bürgerrechten, Demokratie, Fortschritt und so bestellt ist (da ist man offenbar sehr verwöhnt auf dem Gebiet - da frage ich mich, warum sie ihre Gören nicht nach Russland auf Austausch schicken, sondern weiterhin in die USA, nach GB und F),
ist es ja gar nicht nur - zumindest laut US-Sicht, wie z.B. durch Kornblum geäussert - die Ukraine, welche mit ins westliche Boot genommen werden sollte, sondern auch Russland selbst. Das wäre freilich auch für Russland gut und täte Putin sicherlich gefallen,
aber die EU fürchtete freilich, sich daran zu verheben, hat man doch schon mit Deuts... ehm ich mein' dem kleinen Griechenland arg zu kratzen.
Eine Neuauflage der angedachten GUS kommt für Russland ohne die Ukraine allerdings nicht in Frage (Russland hat sonst, ausser Lukaschenko, nicht viele Freunde), und es bleibt nicht viel vom alten imperialen Zauber (der allerdings auch nie da war, Ivan Grosny und der grosse Peter hin und her, von dem Sowjetpack gar nicht zu reden). So kann's kommen.
S'ist freilich einfach, seitens der USA von der EU zu fordern, Russland einzugliedern - aber wie denn, wenn die Deutschen in ihrem Opferkomplex schon rumjammern und meinen, mal wieder zu kurz zu kommen, wenn sie die Griechen abzocken?
Man hätte vllt eine wie auch immer geartete "privilegierte Partnerschaft" wie mit der Türkei verstärken sollen, aber dat Ding auch mit der TR, die aber viel entwickelter ist als die Ukraine und auch Russland, läuft ja ooch nich mehr so dolle.
Und jetztr ist in Russland eh erstma zappenduster, denn nur noch ein Trottel wird mit solchen Leuten, denen Rechtsstaatlichkeit völlig wurscht ist, noch Verträge abschliessen - es sei denn, man kann sie bescheissen.
LG