Ruf nach Demokratie in arabischen Staaten.

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Moderator: Barbarossa

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Barbarossa
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Karlheinz hat geschrieben:...Jedoch könnte man einwenden, das es nicht gut ist, das die Verfassung die Todesstrafe zuläßt. Ohne die hätte es vielleicht die Ausschreitungen nicht gegegeben.
Ich glaube eigentlich nicht, daß es hier insbesondere um die Todesstrafe geht - die gibt es auch in zahlreichen Staaten der USA.
Ich denke, es geht hier tatsächlich um erneut befürchtete Einschränkungen der Meinungs- und Presse- und Religionsfreiheit. So wie ich das mitbekommen habe, stützt sich die neue ägyptische Verfassung stark auf den Koran, der bei der Sharia ebenfalls als Gesetzbuch herhält. Die Trennung von Religion und Staat ist damit aufgehoben. Das war noch nichteinmal bei Mubarak der Fall.
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Peppone
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Es geht wohl vor allem darum, dass die Todesstrafen gegen die Fußball-Rowdies als übertrieben hart gesehen werden - und zum Vorurteil passen, die Muslimbrüder wären "ganz harte GEsellen", die bei der geringsten Gelegenheit härteste Strafen verteilen. Wenn man sieht, wie viele Hände in von Islamisten beherrschten Gegenden angehackt werden, ist die Angst der Ägypter verständlich, dass man in den Todesurteilen das erste Anzeichen eines radikalislamistischen Regimes sieht - genau das, was Mursi die ganze Zeit abstreitet, erreichen zu wollen.
In den Augen der ägyptischen Demonstranten hat er sich damit geoutet - als Islamist und als Lügner. Und das bringt die Leute auf die Palme. Denn einen Lügner als Präsidenten, das hatten sie schon und haben sie eigentlich gehofft, durch die Revolution losgeworden zu sein...

Beppe
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Vergobret
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Es ist aber ja viel komplizierter und vielmehr so:

Die Ausschreitungen vor einem Jahr im Fußballstadion waren gegen die Fans von einem Kairoer Verein gerichtet, dessen Ultras massiv sich politisch für den Sturz Mubaraks eingesetzt hatten. Gegen diese richtete sich damals die Gewalt und es ist zu vermuten, dass das mindestens Aufhetzer am Werk waren. Das würde auch erklären, warum die Polizei nicht eingriff.
Nun wurden später einige Duzend Täter verhaftet (ich glaube nicht, dass sichergestellt werden kann, dass man da die richtigen griff bzw. alle das selbe taten, was das aktuelle Urteil in meinen Augen inakzeptabel macht - abgesehen davon, dass es die Todesstrafe ist, die per se inakzeptabel ist).
Die Fußballfans übrigens gehören zu jener Gruppe, der der Religion nicht ganz so nahe steht. Der Fußball und speziell die Fans des besagten Kairoer Vereins sind in einer besonderen gesellschaftlichen Gruppe, in der die Muslimbrüder nicht allzu leicht eindringen können. Radiakel Muslime lehnen Fußball ja ohnehin auch ab. (These nachlesbar in einer langen Analyse der le monde diplomatique)
Nun hatten diese Fans des Kairoer Vereins nichts anderes als die Todesstrafe gefordert, sonst wären sie auf die Straße gegangen und das rabiat. Wäre das Urteil also anders ausgefallen, wäre die Gegenseite amok gelaufen. Für diese kann nur die Todesstrafe das gerechte Urteil sein. Nun sitzen diese Fans direkt in Kairo und allein in den Ultras sind 10000 Leute organisiert (!). Ruhig geblieben wäre es bei anderen Urteilen genauso wenig. Niemals.
„In all den Jahren habe ich so viele junge Männer gesehen,
die der Meinung waren, auf andere junge Männer zuzulaufen.
Aber das stimmt nicht.
Sie liefen alle zu mir.“
so sprach der Tod

Aus „Die Bücherdiebin“
ehemaliger Autor K.

zu Vergobret und Barbarossa:
Es ist gut möglich, dass es so oder so zu Krawallen gekommen wäre, ich glaube das eigentlich jetzt auch.
Das gegenwärtige Hauptproblem ist wohl: Die Wirtschaft befindet sich im Sturzflug nach unten, und da führt jeder Anlass zu Unruhen. Die Leute in den Städten spüren den Niedergang mehr als die Leute auf dem Lande, wo sie zu einem großen Teil Selbstversorger sind und eher bereit sind, die Moslembrüder zu unterstützen. Murski hat keine Perspektiven und keine Visionen, in den Städten gibt es ein großes Potential arbeitsloser Jugendlicher, die haben viel Zeit zu demonstrieren und keine Angst mehr vor Konfrontationen. Aber andere Präsidenten hätten die gleichen ökonomischen Probleme und es genauso schwer, die Menschen wieder zu beruhigen. Eine Lösung ist derzeit nicht zu sehen. Als ich zuletzt 1984 in Ägypten war, ist die Lage vieler Menschen schon bedrückend gewesen. Sie hat sich seitdem nicht gebessert. Durch die Unruhen kommt auch der wichtigste Wirtschaftszweig, der Tourismus, zum Erliegen. Dies macht es nicht einfacher.
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Barbarossa
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Ja, kann sein.

Hier neue Nachrichten:
Dienstag, 29. Januar 2013
Unruhen Ägypten
Ägyptische Armee bekommt Polizeibefugnisse - Schura stimmt zu

Istanbu (dpa) - Ägyptens Militär bekommt polizeiliche Befugnisse. Das ägyptische Oberhaus, die Schura, stimmte einem Vorschlag der Regierung zu, wonach Soldaten auch Zivilisten festnehmen dürfen. Die Regelung soll bis zur Parlamentswahl gelten, die im Frühjahr geplant ist...
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Dienstag, 29. Januar 2013
Nach Unruhen in Ägypten
Militär warnt vor Staatskollaps

Der andauernde Konflikt zwischen den politischen Kräften und ihre Differenzen über die richtige Führung bringen Ägypten an den Rand des Abgrunds. Verteidigungsminister Al-Sisi fürchtet inzwischen um den Zusammenhalt des Landes...
hier: weiterlesen

das ist eine echte Staatskrise.
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dieter
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Lieber Barbarossa,
mit Gewalt vom Staate lassen sich die Probleme von Ägypten nicht lösen.Es müssen demokratische Verhältnisse in Ägypten her, wo Frauen und Kopten nicht benachteiligt werden. Die Landbevölkerung hat Mursi gewählt und alle müssen darunter leiden. :roll:
Was Du nicht willst, dass man Dir tu, das füg auch keinem Andern zu.
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Barbarossa
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Mittwoch, 30. Januar 2013
Besuch hat abruptes Ende
Mursi bricht Diskussion ab
Von Christoph Herwartz

Es ist der erste Besuch des ersten frei gewählten ägyptischen Präsidenten in Deutschland. Er spricht über Affen und Schweine, über die Revolution und über Alkohol am Strand. Nur über die Menschenrechtslage in seinem Land will er offensichtlich nicht reden...
hier: weiterlesen

Also, was die Reporter da für Fragen gestellt haben - die meisten davon hätten sie wirklich stecken lassen können.
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dieter
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Barbarossa hat geschrieben:
Mittwoch, 30. Januar 2013
Besuch hat abruptes Ende
Mursi bricht Diskussion ab
Von Christoph Herwartz

Es ist der erste Besuch des ersten frei gewählten ägyptischen Präsidenten in Deutschland. Er spricht über Affen und Schweine, über die Revolution und über Alkohol am Strand. Nur über die Menschenrechtslage in seinem Land will er offensichtlich nicht reden...
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Also, was die Reporter da für Fragen gestellt haben - die meisten davon hätten sie wirklich stecken lassen können.
Lieber Barbarossa,
Mursi geht es nur darum von Deutschland finanziell unterstüzt zu werden, nicht darum für ihn peinliche Fragen zu beantworten. :roll:
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Barbarossa
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Donnerstag, 07. Februar 2013
Nach Mord an linkem Politiker
Tunesien in Schockstarre

Nach der Ermordung des Anführers einer linken Oppositionspartei gehen in Tunesien 8000 Menschen auf die Straße. Die Proteste eskalieren: Einige Demonstranten setzen eine Parteizentrale in Brand, ein Polizist stirbt. Der Ministerpräsident kündigt die Auflösung der Regierung an. Das Ausland reagiert besorgt über die Unruhen...
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Donnerstag, 07. Februar 2013
Chaos in Tunesien
Partei brüskiert eigenen Premier

Die Ermordung eines Oppositionspolitikers löst in Tunesien eine Staatsskrise aus. Tausende gehen auf die Straße und protestieren gegen die Regierung. Die islamistische Partei Ennahda fällt Premier Jebali unterdessen in den Rücken - ihrem eigenen Mann...
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dieter
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Lieber Barbarossa,
mal sehen ob sich die Liberalen, was zu wünschen wäre für das Land und den ganzen Nahen Osten, oder die Islamisten sich durchsetzen :?:
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Barbarossa
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Sonntag, 10. Februar 2013
Drei Minister verlassen das Kabinett
Tunesiens Regierung zerbricht

Die Partei des tunesischen Präsidenten Marzouki zieht drei ihrer Minister aus der Regierung ab. Sie stellt sich damit gegen die Pläne des Ministerpräsidenten, eine Expertenregierung zu bilden. Marzouki fordert Wahlen, eine neue Verfassung und ein neues Parlament...
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Barbarossa hat geschrieben:
Sonntag, 10. Februar 2013
Drei Minister verlassen das Kabinett
Tunesiens Regierung zerbricht

Die Partei des tunesischen Präsidenten Marzouki zieht drei ihrer Minister aus der Regierung ab. Sie stellt sich damit gegen die Pläne des Ministerpräsidenten, eine Expertenregierung zu bilden. Marzouki fordert Wahlen, eine neue Verfassung und ein neues Parlament...
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Lieber Barbarossa,
mal sehen wer gewinnt :?: . Ich drücke den liberalen Kräften im Land beide Daumen. :wink:
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Barbarossa
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Dienstag, 19. Februar 2013
Tunesischer Premier gescheitert
Jebali gibt auf

Die Regierungskrise in Tunesien erreicht einen neuen Tiefpunkt: Premier Jebali gibt sein Amt auf. Der Rücktritt macht die Zukunft im Ursprungsland des Arabischen Frühlings ungewisser denn je...
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Barbarossa
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Der Bürgerkrieg in Syrien droht sich immer mehr auf die Nachbarländer auszudehnen:
Donnerstag, 23. Mai 2013
Heftige Kämpfe im Libanon
Türkei plant "Sicherheitsmauer" zu Syrien

An einem kleinen Teil der Grenze zwischen der Türkei und Syrien plant Ankara eine "Sicherheitsmauer". Diese soll Übergriffe auf die Türkei verhindern. Doch auch der Libanon ist zunehmend vom syrischen Bürgerkrieg betroffen. Vor allem das Eingreifen der Hisbollah bereitet dem Westen Sorgen...
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Sonntag, 26. Mai 2013
Unterstützung für die syrische Opposition
EU streitet über Waffenlieferungen

Die Mitgliedsstaaten der EU sind sich nicht einig über ihren Kurs im Syrien-Konflikt. Die einen wollen Waffen an die Rebellen liefern, die anderen sprechen sich dagegen aus. Bis Ende der Woche müssen die Außenminister einen Kompromiss finden – dann laufen die bisherigen Sanktionen aus...
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Barbarossa hat geschrieben:Der Bürgerkrieg in Syrien droht sich immer mehr auf die Nachbarländer auszudehnen:
Donnerstag, 23. Mai 2013
Heftige Kämpfe im Libanon
Türkei plant "Sicherheitsmauer" zu Syrien
Noch eine Mauer... :roll:
Barbarossa hat geschrieben: EU streitet über Waffenlieferungen
An welche Rebellen sollen denn Waffen gelifert werden? An die Al-Quaida-nahen Islamisten?!?
Solange die syrische Opposition so zerstritten und vielfältig ist wie jetzt, würde ich den Teufel tun und da per Waffenlieferungen noch Öl ins Feuer schütten. Man kann sich als außenstehende Macht ja fast nur in die Nesseln setzen.
Wie ging´s denn den USA, als sie an afghanischen Widerständler Waffen lieferten? Dieselben Waffen wurden dann gegen die USA eingesetzt. So kann´s und ich fürchte fast wird´s auch in Syrien laufen...
NATO-Waffen, die gegen NATO-Eingreiftruppen, gegen türkische (die ja auch zur NATO gehören) und gegen israelische Soldaten eingesetzt werden.

Das kann nur schiefgehen...

Beppe
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