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20 Jahre Mauerfall - Gibt es die Mauer in den Köpfen noch?

Kommunalwahlen, Meinungsumfragen, Konflikte, Religionen, Ereignisse

Moderator: Barbarossa

20 Jahre Mauerfall-Gibt es die Mauer in den Köpfen noch?

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Barbarossa
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heinzelmann48 hat geschrieben:Leider muss ich mit ja stimmen.

Mich (Kölscher Jung) erschreckt immer wieder, wie wenig vor allem "Wessis" über den "Osten" wissen. Während viele aus den sogenannten Neunen Bundesländern ( welch ein blöder Titel, als ob es Sachsen, Thüringen usw. erst seit 1990 gäbe :roll: ) in den Westen kamen, um hier zu arbeiten, ist umgekehrt kaum wer, uns sei es zum Urlauben, in den Osten gereist.

Es wird meiner Meimung nach eine ganze Generation brauchen, um die Mauer auch in den Köpfen nieder zu reißen.

heinzelmann48
Ja die Pendler. Es gibt sehr viele, die aus den östlichen Bundesländern, die in den Westen zum arbeiten fahren. Meistens geschieht das nicht freiwillig, sondern weil es bei ihnen zu Hause einfach keine Arbeit gibt oder weil die Löhne eben immer noch zu gering sind.
Wenn jemand aus dem Westen nicht mal in der Osten fährt um dort Urlaub zu machen und auch sonst nichts darüber wissen, dann können diejenigen ja eigentlich auch nicht mitdiskutieren bei diesen Thema...
Übigens: Merkst du den Unterschied? :wink: Ich benutze absichtlich den Begriff "Neue Bundesländer" nicht, sondern "östliche Bundesländer" und schließe Berlin durchaus dabei mit ein. Ost-Berlin war ja immerhin auch ein Teil der DDR und hat im Grunde die selben Probleme, wie der restliche Osten.
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elysian
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Dabei kann man im Osten phantastischen Urlaub machen. Ich denke da an Weimar, Dresden, usw. 8)
sic transit gloria mundi
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Barbarossa
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Ich habe mir gerade den Pfad noch einmal angeschaut und ich glaube, man findet hier viele Erklärungen, die die Eingangsfrage klar beantworten. Man muß zur Kenntnis nehmen, daß es noch immer Menschen gibt, die sich mit der Einheit Deutschlands nicht abfinden können oder wollen. Der von mir noch einmal zitierte Artikel von @ossiforever erklärt das, was das Plakat darunter ausdrücken soll.
Aber wir sind nun einmal ein Volk und eine Nation und haben wir haben uns nach 41 Jahren Spaltung durch eine klare Mehrheitsentscheidung der DDR-Bürger wieder zu einem Staat vereinigt. Klar ist somit auch, daß selbst so spalterische Propaganda an der staatlichen Einheit Deutschlands nichts ändern wird. Im schlimmsten Fall führt eine solche Propaganda zu Mißverständnissen und zur Entsolidarisierung der deutschen Bundesländer untereinander. Die Verlierer einer solchen Entwicklung würden im Ergebnis jedoch alle Deutschen sein.
ossiforever hat geschrieben:Der typische Ossi

Die Wessis die hier herkamen, haben auch das ostdeutsche Individuum platt gemacht.
Sie haben den Ossi entwurzelt damit, dadurch dass sie irgendwann im Rudel auftraten hier und man als Ossi dem nicht mehr her wurde.
Überfremdung war die Folge.
Die ostdeutsche Mentalität wurde überall verjagt zu Gunsten des Wessis.
Er hat es prima verstanden, sein westliches Individuum dem Ossi aufzudrücken.
Überall wo man hinkam, wurde man nur noch mit westdeutscher Mentalität, Arroganz und herablassendem Verhalten konfrontiert.
Das fängt schon in den Kindergärten und Schulen an.
Jedes bisschen ostdeutsch wurde gnadenlos niedergemacht, weil der Wessi sich als Herrenrasse sieht hier und damit die Einheimischen verdrängt..
Und das tut er noch genauso wie kurz nach der Wende.
Dazu kommt die praktische Enteignung.
Geht der Ossi hier aus dem Haus, sieht er nur noch Wessis.
Er sieht Wessis, in den Häusern, in denen er selber wohnte.
Er sieht sie in den Wohnungen.
Auf Grundstücken.
Er sieht wie FKK-Strände verschwinden, weil die Gemeinden normale Strände draus machen, aus Angst, dass der spießige verklemmte Wessi sonnst da nicht mehr Urlaub macht und keine Kohle bringt, der Ossi kann ja im Gegenzug bekleidet baden gehen.
Er sieht wie einst tolle Ferienheime, in denen er selbst war, einfach so verfallen seit 20 Jahren und ihm kommt das heulen dabei.
Er sieht wie der einst gut laufende Betrieb zerfällt, in dem er mal gearbeitet hat, weil ihn ein Wessi nur gekauft hat, damit er die Ostförderung absahnen kann, schon in voller Absicht den Betrieb danach zu schließen und ihm kommt auch da das heulen dabei.
Er sieht Häuser in einem Baustil, so typisch westlich, der nur noch das Kotzen auslöst.
Er trifft sie in Hotels, Kneipen und beim einkaufen.
Und immer legt der Wessi eine ihm eigene penetrante westdeutsche Ader an den Tag dabei.
Eine Ader die ein Ossi nicht hat und mit der er absolut nicht klarkommt.
Das führt dazu, dass man immernoch einen Wessi von weitem erkennt.
Und der Ossi sondert sich ganz bewusst, von sowas ab, mit so Worten:“guck mal, man sieht gleich wo er herkommt.“
Weil er auf gar keinen Fall so sein will, wie sie.
Sie wollen nicht verwessifiziert werden.
Die freundliche Verkäuferin im Supermarkt, die den Wessi eben noch höflich angrinste, so wie sie es gelernt hat, mutiert sofort zum Ossi, sobald er aus den Augen ist.
Dann verdreht sie verächtlich die Augen und schimpft typisch Wessi.
Sind die Ossis unter sich, ist der Teufel los.
Kein Gedanke an das was der Wessi unter Vereinigung versteht.
Auch wenn er das noch so gern hätte, aus seiner typisch westlichen Sicht.
Der Ossi will das gar nicht.
Sie legen Wert auf die Abgrenzung.
Sätze wie, wir bauen die Mauer wieder auf, fallen hier inzwischen täglich.
Sie ertragen den Anblick eines Wessis grundsätzlich nicht mehr.
Die Trennung in einzelne Wesen ist dabei nicht mehr möglich.
Sie nehmen das Gesamtpaket wahr.
Das Gesamtpaket ist eine Landplage und die heißt Wessi.
Und aus all dem entsteht das Gefühl der Heimatvertriebenen im eigenen Land.
Sie befinden sich zwar noch da wo sie wohnten, aber ihre Heimat haben sie verloren an die Wessis.
Sie wurden zum einen vertrieben von ihren Grundstücken, zum anderen wurde ihnen auch noch das genommen, was die gefühlte Heimat ausmacht.
Also sind sie Heimatvertriebene im eigenen Land.
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Barbarossa
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Noch eine kleine Anmerkung dazu:
Ich kann nicht verhehlen, daß mir dieses "Ossi/Wessi"-gewäsch ziemlich auf den Zeiger geht. :evil:
Ich würde mich selbst nie als "Ossi" bezeichnen, nicht einmal als "ehemaliger DDR-Bürger", obwohl ich diese Staatsbürgerschaft ja tatsächlich hatte. Aber ich wurde von meinen Eltern gesamtdeutsch erzogen und wir haben uns im Gegensatz zu den heutigen Nationsspaltern nie wirklich mit der Spaltung Deutschlands in zwei Staaten abgefunden. Mehr noch: Wir haben Westdeutschland sogar noch eher als unser Vaterland angesehen, als die DDR.
Wer sich heute noch selbst offen als "Ossi" auf der einen Seite oder als "Wessi" auf der anderen Seite bezeichnet, der hat die Einheit Deutschlands einfach noch nicht realisiert.
Ergo:
Für mich heißt das: Ich bin Deutscher.
Und erst in zweiter Linie bin ich Brandenburger bzw. "Märker". :wink:

Und machmal bezeichne ich mich sogar als Preuße! :mrgreen:
Und das war es aber auch.
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elysian
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Aus diesem Anlass hat die «Bild»-Zeitung eine Umfrage zur Befindlichkeit der Deutschen lanciert. Demnach könnte sich eine grosse Mehrheit vorstellen, in einem sozialistischen Staat zu leben, solange für Arbeitsplätze, Solidarität und Sicherheit gesorgt wäre.

Mauer wieder errichten

Die «Bild»-Zeitung berichtete, damit hätten sich bei einer Emnid-Umfrage 80 Prozent in Ostdeutschland und bis zu 72 Prozent in Westdeutschland einverstanden erklärt. Den Wert «Freiheit» benannten demnach nur 28 Prozent der Ostdeutschen, aber 42 Prozent der Westdeutschen als wichtiges politisches Ziel.

Ein weiteres Ergebniss war, dass jeder Vierte es unter Umständen befürworten würde, die Mauer zwischen West- und Ostdeutschland wieder zu errichten. 23 Prozent der Ost- und 24 Prozent der Westdeutschen finden, es sei «manchmal wünschenswert, es gäbe die Mauer noch». 15 (Ost) beziehungsweise 16 Prozent (West) finden dem Bericht zufolge sogar: «Etwas Besseres könnte gar nicht passieren.»

Stimme verkaufen

Ausserdem würde laut «Bild» jeder siebte Ostdeutsche und jeder zwölfte Westdeutsche seine Wahlstimme für 5000 Euro an eine Partei beliebiger politischer Ausrichtung verkaufen.
http://www.tagesanzeiger.ch/ausland/eur ... y/25735194


Zwei menschenverachtende sozialistische Diktaturen hat Deutschland schon erlebt und die Deutschen scheinen immer noch nicht begriffen zu haben!
Dass nicht einmal jeder zweite Deutsche die Freiheit als überragendes Gut anerkennt ist einfach entsetzlich.
Wenn man dann noch liest, dass Unfreiheit akzeptiert würde, solange man einen Arbeitsplatz hat und der Staat maximale Sicherheit gewährleistet (geht bekanntlich bestens in Polizeistaaten...) und dass Solidarität herrscht (was auch immer das heißen soll), dann darf sich kein Deutscher von heute über die Deutschen von damals empören, die Hitler gewähren ließen. Denn Hitler erkaufte sich die Zustimmung, ja Zuneigung der Deutschen mit Arbeitsplatzzuteilungen, sozialen Wohltaten (Urlaub auf Staatskosten), effektive innere Sicherheit (Polizeistaat; s.o.) und das Gefühl, einer solidarischen Volksgenossenschaft anzugehören. Zudem waren ja auch die Nazis typisch sozialistisch radikalegalitär. Von den typisch sozialistisch Gleicheren abgesehen....

Jedenfalls ist auch diese Umfrage ein Beleg dafür, dass es die Mauer in den Köpfen zu vieler leider immer noch gibt.

Abschließend ist noch anzumerken, dass ich überlegen musste, wohin ich diese Nachricht stelle. Angesichts der Bereitschaft, die eigene Stimme meistbietend zu verkaufen, hätte ich den Beitrag auch in das Thema einstellen können, ob deutsche Politiker käuflich seien. Dort hätte man dann schreiben müssen, dass sie gewiss weniger käuflich sind, als es das Wahlvolk der Umfrage zufolge ist!

Jedenfalls erweist sich der Deutsche auf das Blamabelste als Schönwetterdemokrat!

vgl.
http://www.mz-web.de/servlet/ContentSer ... 8635799516
http://www.freiewelt.net/nachricht-3650 ... %FCck.html
http://www.open-report.de/artikel/Umfra ... 46176.html
http://www.focus.de/politik/deutschland ... 89695.html
http://www.bild.de/BILD/politik/2010/03 ... rueck.html

Allen voran der linke Politikernachwuchs, der heute schon von gestern ist:
http://www.stern.de/politik/deutschland ... 23042.html
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Barbarossa
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Ich muß ehrlich zugeben, immer wenn ich so etwas lese, dreht sich mir der Magen um! :evil:
Wobei ich sagen muß, daß die Einstellung, den Wert der Freiheit zu unterschätzen, nicht nur in Deutschland vorhanden ist. Es scheint vielmehr ein weltweites Phänomen zu sein - auch in Staaten, in denen die Kommunisten nie an der Macht waren, wie z. B. der USA. Siehe analog dazu diesen Artikel: http://geschichte-wissen.de/forum/viewt ... 6280#p6280
Hast du ihn schon gelesen?

Meine neuesten Überlegungen dazu:
Es scheint bei einem Teil der Bevölkerung (in jeder Nation!) eine Art menschlicher Instinkt zu sein, soziale Absicherung (also Geborgenheit) höher zu schätzen, als die persönliche Freiheit. Viele Menschen vermissen die Freiheit erst dann, wenn sie bereits abhanden gekommen ist und sie der ständigen Gängelung durch staatliche Behörden überdrüssig geworden sind.

Es liegt aber möglicherweise auch an der menschlichen Eigenart, sich immer das zu wünschen, was man gerade nicht hat. Das ist einerseits das, was vermutlich den menschlichen Forscherdrang auslöst und uns auch technologisch-erfinderisch weiterbringt, das andererseits aber auch ein Phänomen wie dieses hervorruft, was in diesem Fall aber in eine Sackgasse führt.

---------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------
Oder - falls ich da jetzt falsch liegen sollte - gebe ich alternativ dazu einfach Albert Einstein recht, der meinte:
"Zwei Dinge sind unendlich: die menschliche Dummheit und das Universum - beim Universum bin ich mir da allerdings noch nicht ganz sicher."
:lol:
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Barbarossa
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So skandalös die Absage auf eine Bewerbung im folgenden Beitrag ist, so interessant ist die nun daraus resultierende Gerichtverhandlung. Denn das Gericht soll in diesem Zusammenhang auch klären, ob die Ostdeutschen eine eigene Ethnie darstellen:
Prozess vor Arbeitsgericht
Absage wegen „Ossi”-Herkunft

Stuttgart - Sommer 2009: Buchhalterin Gabriela S. sucht einen Job. Eines Morgens geht sie zum Briefkasten und findet einen großen Umschlag. Bei der Jobsuche ist das immer ein schlechtes Zeichen, denn meistens stecken darin die eingesandten Bewerbungsunterlagen, zusammen mit einer freundlichen Absage. Sie öffnet den Brief und betrachtet das entschuldigende Ablehnungsschreiben als schließlich ihr Blick auf den Lebenslauf fällt, auf ein Zeichen und ein Wort, geschrieben neben ihrem Namen. So direkt hatte ihr noch kein potenzieller Arbeitgeber mitgeteilt, warum es nichts wird, mit der Wunsch-Stelle. Rechts von den persönlichen Angaben hatte jemand vermerkt: „(-) Ossi”.

„Das hat sie stark getroffen”, erzählt Wolfgang Nau...
weiter lesen: http://www.maerkischeallgemeine.de/cms/ ... richt.html
ALLGEMEINES GLEICHBEHANDLUNGSGESETZ

Im August 2006 ist in Deutschland das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz (AGG) in Kraft getreten. Mit den vereinfacht auch Antidiskriminierungsgesetz genannten Regeln wurden vier Europäische Richtlinien in nationales Recht überführt.

Ziel des AGG ist es, dass niemand wegen seiner Rasse, der ethnischen Herkunft, des Geschlechts, der Religion, der Weltanschauung, einer Behinderung, des Alters oder der sexuellen Identität benachteiligt werden soll.

Die bei der Einführung des Gesetzes befürchtete Prozesswelle blieb laut Rechtsexperten genauso aus wie die damit verbundenen Hoffnungen auf ein Ende der Diskriminierungen. dpa
Quelle: http://www.maerkischeallgemeine.de/cms/ ... id=2080563

Ich stelle mir diesbezüglich gerade eine hochinteressante Frage:
Gesetzt den Fall, das Gericht bescheinigt den Ostdeutschen - also Ex-DDR-Bürgern - eine eigene Ethnizität, müßten diese dann als "nationale Minderheit" eingestuft werden?
Ich würde ja dann dieser "nationalen Minderheit" angehören, nur ich glaube, ich will das gar nicht...
:?

:?: Noch eine weitere Frage mit Literatur als Denkanstoß: Sind die Ostdeutschen unter den derzeitigen Gegebenheiten "Fremde im eigenen Land"?
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elysian
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Was sollen da erst die "Preußen" in Bayern sagen?..... :lol:
http://de.wikipedia.org/wiki/Ethnie
Die Ostdeutschen stellen keine eigene Ethnie dar, soviel ist klar. Da könnte man schon eher von einer Ansammlung von Ethnien reden (Sachsen, Brandenburger, usw.).
Dann wären aber auch die Rheinländer, die Westfalen, die Hamburger, die Niedersachsen, die Bayern, die Schwaben usw. usf. allesamt als Ethnien einzustufen, was die Frage aufwirft, wie es um die Ethnie der Deutschen steht. Existiert diese nicht?
Allerdings muss man dem Anwalt lassen, dass er gewitzt argumentiert, indem er die Schwächen des Gesetzes voll ausnutzt. Hier ist ein Rechtsbegriff durch den Gesetzgeber nicht hinreichend bestimmt worden und muss nunmehr durch die Gerichte geschärft werden, indem die Richter eine brauchbare Kasuistik entwickeln.
Ob die Absage wirklich skandalös ist, bleibt noch fraglich. Es ist befremdlich, und hierzu sollten die Richter ruhig rüffelnde Worte finden, dass auf den Lebenslauf "Ossi" geschrieben wurde. Dies bedeutet allerdings noch nicht, dass der Antrag deswegen abgelehnt wurde. Nur dann läge ein Skandal vor.
Zur Frage "Fremde im eigenen Land?" möchte ich nur anmerken, dass nach 1945 die Deutschen auch nicht Fremde in Deutschland waren....
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Barbarossa
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elysian hat geschrieben:Ob die Absage wirklich skandalös ist, bleibt noch fraglich. Es ist befremdlich, und hierzu sollten die Richter ruhig rüffelnde Worte finden, dass auf den Lebenslauf "Ossi" geschrieben wurde. Dies bedeutet allerdings noch nicht, dass der Antrag deswegen abgelehnt wurde. Nur dann läge ein Skandal vor.
Ja, da stimme ich dir zu, daß der Richter hier erst einmal feststellen muß, ob diese Bemerkung letztlich der Grund für die Absage war. Die Klägerin scheint ja offenbar davon auszugehen.
elysian hat geschrieben:Zur Frage "Fremde im eigenen Land?" möchte ich nur anmerken, dass nach 1945 die Deutschen auch nicht Fremde in Deutschland waren....
Hier muß man differenzieren, glaube ich.
Die Vertriebenen/Flüchtlinge aus den Ostprovinzen wurden von den Einheimischen des übrigen Deutschland durchaus als "Fremde" angesehen und dem entspechend unbeliebt waren sie dort dann auch. Offenbar hat die deutschnationale Propaganda der Kaiser- und Nazizeit nicht zu einem besonders starken Zusammengehörigkeitsgefühl unter den Deutschen geführt, aus der sich dann eine Solidarisierung hätte entwickeln können.
:?
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elysian
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Barbarossa hat geschrieben: Hier muß man differenzieren, glaube ich.
Die Vertriebenen/Flüchtlinge aus den Ostprovinzen wurden von den Einheimischen des übrigen Deutschland durchaus als "Fremde" angesehen und dem entspechend unbeliebt waren sie dort dann auch. Offenbar hat die deutschnationale Propaganda der Kaiser- und Nazizeit nicht zu einem besonders starken Zusammengehörigkeitsgefühl unter den Deutschen geführt, aus der sich dann eine Solidarisierung hätte entwickeln können.
:?
Ich hatte mich eigentlich auf Deinen Link bezogen und es ging mir insoweit um die Nichtvertriebenen. Für diese hatte sich ja ebenfalls nahezu alles verändert und dennoch waren sie nicht Fremde im eigenen Land. In keiner der Besatzungszonen.
Etwas anders war natürlich die Situation der Vertriebenen. Wer aus Ostpreußen oder dem Memelland stammte, dem kann das Ruhrgebiet etwa nur fremd vorgekommen sein. Oder Bayern. Hier ist es durchaus angebracht, von einer Entwurzelung zu sprechen, die dazu führt, fremd im "eigenen Land" zu sein, welches ja eine ganz andere Region war.
Auf die nichtvertriebenen Deutschen beider postdiktatorischen Epochen kann man sich aber m.E. insoweit nicht beziehen.
Der umfassende und rasche gesellschaftliche Wandel führte keine entsprechende Entwurzelung herbei. Wenn ich Deinen link richtig verstanden habe, geht die vorgestellte These aber in diese Richtung.
Allerdings würde ich widersprechen wollen, es hätte nach 1945 kein starkes Zusammengehörigkeitsgefühl gegeben. Man muss ja sehen, dass zunächst jeder um sein Überleben und das seiner Liebsten kämpfte. Und zu viele verloren diesen Kampf. In dieser Zeit konnte man nicht erwarten, dass sich die Menschen selbstlos anderer annahmen.Obwohl dies in Einzelfällen auch vorkam. Allerdings haben manche auch bewusst versucht, maximalen Profit aus der allgemeinen Not zu ziehen. So sind Menschen nun einmal....leider.
Doch schon die Blockade Westberlins und spätestens der Mauerbau, aber auch andere Episoden (z.B. Stalins Brief bezüglich einer Wiedervereinigung Deutschlands) zeigen, dass das Zusammengehörigkeitsgefühl nie verlosch.
Mögen auch politisch links orientierte Gruppierungen in Westdeutschland im postnationalen Wahne versucht haben, sich dieser Gemeinschaft zu entfiebern, so hat letztlich eine m.M.n. breite Mehrheit in beiden deutschen Teilstaaten die Einheit und Zusammengehörigkeit nie aufgegeben.
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elysian hat geschrieben:
Barbarossa hat geschrieben: Hier muß man differenzieren, glaube ich.
Die Vertriebenen/Flüchtlinge aus den Ostprovinzen wurden von den Einheimischen des übrigen Deutschland durchaus als "Fremde" angesehen und dem entspechend unbeliebt waren sie dort dann auch. Offenbar hat die deutschnationale Propaganda der Kaiser- und Nazizeit nicht zu einem besonders starken Zusammengehörigkeitsgefühl unter den Deutschen geführt, aus der sich dann eine Solidarisierung hätte entwickeln können.
:?
Ich hatte mich eigentlich auf Deinen Link bezogen und es ging mir insoweit um die Nichtvertriebenen. Für diese hatte sich ja ebenfalls nahezu alles verändert und dennoch waren sie nicht Fremde im eigenen Land. In keiner der Besatzungszonen.
Etwas anders war natürlich die Situation der Vertriebenen. Wer aus Ostpreußen oder dem Memelland stammte, dem kann das Ruhrgebiet etwa nur fremd vorgekommen sein. Oder Bayern. Hier ist es durchaus angebracht, von einer Entwurzelung zu sprechen, die dazu führt, fremd im "eigenen Land" zu sein, welches ja eine ganz andere Region war.
Auf die nichtvertriebenen Deutschen beider postdiktatorischen Epochen kann man sich aber m.E. insoweit nicht beziehen.
Der umfassende und rasche gesellschaftliche Wandel führte keine entsprechende Entwurzelung herbei. Wenn ich Deinen link richtig verstanden habe, geht die vorgestellte These aber in diese Richtung.
Allerdings würde ich widersprechen wollen, es hätte nach 1945 kein starkes Zusammengehörigkeitsgefühl gegeben. Man muss ja sehen, dass zunächst jeder um sein Überleben und das seiner Liebsten kämpfte. Und zu viele verloren diesen Kampf. In dieser Zeit konnte man nicht erwarten, dass sich die Menschen selbstlos anderer annahmen.Obwohl dies in Einzelfällen auch vorkam. Allerdings haben manche auch bewusst versucht, maximalen Profit aus der allgemeinen Not zu ziehen. So sind Menschen nun einmal....leider.
Doch schon die Blockade Westberlins und spätestens der Mauerbau, aber auch andere Episoden (z.B. Stalins Brief bezüglich einer Wiedervereinigung Deutschlands) zeigen, dass das Zusammengehörigkeitsgefühl nie verlosch.
Mögen auch politisch links orientierte Gruppierungen in Westdeutschland im postnationalen Wahne versucht haben, sich dieser Gemeinschaft zu entfiebern, so hat letztlich eine m.M.n. breite Mehrheit in beiden deutschen Teilstaaten die Einheit und Zusammengehörigkeit nie aufgegeben.

Grundsätzlich gebe ich dir im Zusammenhang mit der Sache "Fremd im eigenen Land" recht, daß diese Formulierung + These wohl zu weit geht. Ein gesellschaftlicher Umbruch allein führt nicht zu einer Entfremdung der eigenen Heimat. Und ohne den Kalten Krieg der Großmächte wäre es auch nie zu einer Teilung Deutschlands gekommen. Insoweit gehen wir schon konform. Den letzten Link habe ich mit rein genommen, weil er mir auch ein wenig seltsam vorkam, er aber Unterrichtsmaterial sein soll. Der Herausgeber war Siegfried Schiele, Direktor der Landeszentrale für politische Bildung Baden-Württemberg. Wahrscheinlich ist er doch etwas über das Ziel hinaus geschossen. :?
Nun gibt es aber den Vorwurf, durch den Zuzug von Westdeutschen nach Ostdeutschland in großem Ausmaß käme es zu einer "Überfremdung" in Ostdeutschland - die Ostdeutschen würden aus den Ortskernen verdrängt, weil die Mieten zu sehr steigen würden usw. Gerade vorgestern habe ich sogar in unserem 3. Progamm, dem RBB, genau diesen Vorwurf am Beispiel mit den Verhältnissen in Kleinmachnow gehört, die Ostdeutschen würden immer mehr zu "Fremden im eigenen Land", so als ob eine völlig fremde Nationalität die Heimat überschwämmen würde. Tatsächlich sind es einfach nur Deutsche aus einem anderen Bundesland. Insofern stimmen mich solche Formulierungen bedenklich, die nun sogar schon über das öffentlich-rechliche Fernsehen kommen.
Ich befürchte so langsam, daß man hier die Teilung des deutschen Volkes noch nachträglich zementieren möchte. Die Medien scheinen jedenfalls stark daran zu arbeiten. Und das Volk glaubt es dann. Allein die Begriffe "Ossi" und "Wessi", die ich persönlich nie in meinen eigenen Sprachgebrauch aufgenommen habe, sind meines Erachtens von den Medien erfunden worden, eigens um die Unterschiede möglichst gut heraus arbeiten zu können - sie leben ja vom Zoff zwischen verschiedenen Gruppen und von Sensationshascherei.
Ich glaube, über dieses Thema werde ich wohl meine nächste Publikation schreiben...
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elysian
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Wenn man sich die Themen und die Wortwahl anschaut, so handelt es sich eindeutig um klassische Ausländerfeindlichkeit, die nur deswegen eine Plattform findet, weil es sich bei der Zielgruppe wiederum um Deutsche handelt. Ginge es um Türken oder gar Juden, wäre eine entsprechende öffentliche Reaktion gewiss.
Daneben steht das ebenso interessante Problem der Deutschenfeindlichkeit unter hiesigen Minderheiten, welche, wenn man es mit der Empörung über Fremdenfeindlichkeit (hierzu gehört ja auch, aber nicht nur Ausländerfeindlichkeit) ehrlich meinte, ebenso entschiedene Reaktionen hervorrufen müsste.
Ich schlussfolger hieraus, dass die Ressentiments in der Gesellschaft unterm Teppich kräftig wuchern.
Die Unterschiede in den Ergebnissen zwischen klassischen und anonymen Umfragen entspricht dem und spricht Bände.
sic transit gloria mundi
elysian
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Sind die Ossis eine Ethnie?

Im sogenannten "Ossis"-Prozess hat das Arbeitsgericht Stuttgart gegen die Klägerin entschieden.

Ostdeutsche können dem Urteil zufolge nicht gegen die Ablehnung ihrer Stellenbewerbung klagen, auch wenn diese Ablehnung mit ihrer regionalen Herkunft begründet wird. Es handele sich nicht um eine Diskriminierung.
http://www.inforadio.de/programm/schema ... 40702.html

Folgender Artikel ist m.E. lesenswert und insbesondere dem Schlusswort möchte ich mich anschließen, welches ich hier zitieren will:
Vielleicht hat die fiese Kritzelei des groben Personalmenschen der schwäbischen Fensterfirma doch ihr Gutes. Vielleicht kann eine Debatte darüber dazu führen, dass wir noch einmal ein wenig von dem empfinden, was vor 20 Jahren aus DDR und Bundesrepublik das neue Deutschland gemacht hat: gemeinsame Wurzeln, eine gemeinsame Sprache, unsere ganz eigene Einheit, mit nord-, süd-, ost-, west- und mitteldeutschen Tupfern.
http://www.n-tv.de/politik/politik_komm ... 25865.html

AMEN
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Was die "Ethnie Ossi" angeht, so sind wir wohl noch einmal haarscharf an einer postumen Spaltung des deutschen Volkes vorbei geschrammt, denn heute war die Verhandlung:
...Der Arbeitgeber hatte der 49-Jährigen die Bewerbungsunterlagen zurückgeschickt und auf dem Lebenslauf notiert: "(-) Ossi". Dieser Vermerk könne zwar als diskriminierend verstanden werden, sei aber keine gesetzlich verbotene Diskriminierung wegen der ethnischen Herkunft, urteilte das Gericht. "Unter ethnischer Herkunft ist mehr zu verstehen als nur regionale Herkunft", erklärte der Vorsitzende Richter. Außer der Zuordnung zum ehemaligen DDR-Territorium fehle es bei den "Ossis" an einheitlichen Merkmalen in Tradition, Sprache, Religion, Kleidung oder Ernährung. In der emotionalen Verhandlung beteuerte der Arbeitgeber, Grund für die Absage sei nicht die Herkunft, sondern die mangelnde Qualifikation der Frau gewesen. Ihr Anschreiben sei fehlerhaft gewesen, außerdem hätten ihr wichtige Computerkenntnisse gefehlt...
http://www.stuttgarter-zeitung.de/stz/p ... stamm.html

...würde ich jetzt an der Stelle des Arbeitgebers auch sagen, nur mir fehlt der Glaube, daß es auch stimmt.
:evil:
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elysian
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Mir fehlt der Glaube, dass es nicht stimmt. Ich kann mir wirklich nicht vorstellen, dass jemand so blöd ist, eine qualifizierte Arbeitskraft nur wegen ostdeutscher Herkunft abzulehnen. Unabhängig vom Vermerk.
sic transit gloria mundi
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