Pryde hat geschrieben:@Barbarossa: Siehst du denn irgendwelche konkreten Nachteile, wenn die großen Staatengebilde gestrichen werden?
...
Bin zwar nicht Barbarossa,
aber ja: Wo soll denn der Vorteil liegen, ein schon ziemlich schwerfälliges Gebilde von 24 Mitgliedern ohne Not auf 50 zu hieven, ohne dass dabei neue Staaten dazukämen?
Zumal das bisherige Rezept, nämlich, dass eben die natürliche stärkere Wirtschafts- und realpolitische Macht der Grossen durch prozentuale Ueberrepresentation der Kleinen ausgeglichen wird, all in all gar nicht so schlecht gefunxt hat.
Den Effekt hätte man aber durch ungefähr 30 deutsche Staaten, die allesamt dieselbe Policies fahren und wollen, zunichtegemacht;
also würde man die jetzigen Grossen durch die Idee der 50 Départements aufwerten und die Kleinen abwerten. Also schlecht.
Ausserdem: Wer sagt, dass die alle hübsch brav bei ihren 10 mio Einwohnern bleiben, und nicht weiterhin auch massive Binnenbewegungen zwischen den Teilstaaten stattfinden? Wollt Ihr dann alle paar Jahre wieder neu aufteilen, mit Milliardenkosten in bestimmt 3 bis 5stelliger Position?
Wer soll bzw. will das bezahlen?
M.E. sollte man erstmal unterscheiden zwischen purer Verwaltung und politischer Mehrheitsbildung. Wenn erstere +- OK ist, dann braucht man da nicht ran, kann sich aber über gemeinschaftliche (oder auch wechselnde) Verwaltung bestimmter Bereiche oder Regionen von mir aus unterhalten. Wenn's denn Sinn hat.
Aber: Allein zur "Gleichmachung" und politischer Mehrheitsfindung braucht's keine "Neuaufteilung" alter Territorien von oben, im Gegenteil: Wenn es denn Ziel der EU ist, Personenfreizügigkeit zu garantieren (welche es bisher in der EU nicht gibt, obwohl das Ggteil davon behauptet wird und die Schweiz dafür kürzlich Keile bekommen hat), dann sollte doch keine Rolle mehr spielen, ob sich Vertreter der CDU oder SPD in Deutschland wählen lassen oder in Dänemark. Was hindert denn die Partei daran, auch in Kopenhagen anzutreten, anstatt nur im dreckigen Berlin (das lächerliche "D" im Namen gar, oder die Sprache etwa? Kann man lernen, das sei den faulen Säcken mal gesagt)? Können die wirklich nicht auch realiter mit der bisher dänischen Entsprechung ihrer Parteien fusioniern und sich dann auf europäischer Ebene gesamtheitlich wählen lassen, von mir aus auch über die bisherigen staatlichen Parlamente, aber eben ohne die Verstrickung in den bisherigen Klüngel und das Schielen auf die lokalen Pfründen? Da müsste man m.E. versuchen, eine Lösung zu finden). Bsp: In meinem Kanton waren eigentlich alle Parteien (ausser der SP, welche aber auch nicht ganz überzeugt war vom "Nein") für ein "Ja" zur Masseneinwanderungsinitiative. U.a. auch lautstark die Grünen. Nicht so auf Bundesebene. Aber die Partei ist immer dieselbe. Lokale Besonderheiten oder Probleme ändern manchmal den Blickwinkel, aber wo ist das Problem? Warum braucht Europa deswegen 2000 Parteien anstatt 20? Zumal, wenn diese Parteien nur über die Nationalstaaten existieren und alles daran setzen, deren bisherige reale Machtexistenz mit Händen und Füssen zu verteidigen ...
LG