Asylsuchende / Zuwanderung in die Bundesrepublik seit 2015

Grundgesetz, Gesetzesfragen, Wahlen, bundespolitische Ereignisse, Polizei

Moderator: Barbarossa

Sollte in Deutschland ein Einwanderungsgesetz erlassen werden?

Ja
40
89%
Nein
5
11%
 
Insgesamt abgegebene Stimmen: 45
Ruaidhri
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Zu Barbarossas Link zu ntv und Dänemark möchte ich nur sagen:
Das ist eine unkorrekte Darstellung, in der etliche Informationen fehlen- genauso falsch die Frage der Bildzeitung, ob Dänemark das neue Ungarn wird.
Antwort:
http://www.nordschleswiger.dk/news.4460 ... e-Freiheit
Dazu- und das haben Augenzeugen wie andere Medien berichtet, war das alles von Seiten der Polizei aus dann doch sehr deeskalierend.
Dänemark hielt sich an die bestehenden Regelungen- auf Bitten der schwedischen Nachbarn auch, und manche Tumulte, wie sie im TV erschienen, waren von den Flüchtlingen verursacht, in Lübeck auf dem Bahnhof von einem, sorry, fanatischen deutschen Aktivisten.
Wo sind die anderen Bilder, die man auch sehen kann? Von privaten Helfern, von Polizisten, die sich um Kinder kümmern,? Was gibt deutschen sogenannten Linksalternativen das Recht, so im Ausland oder auch südlich der Grenze agieren:

"Eine Gruppe von 50 jungen Menschen drang am Mittwochabend auf den Bahnhof in Pattburg und bewarf die Polizeibeamten, die dort die Flüchtlinge bewachten mit leeren Flaschen. „Es sind junge Dänen und Deutsche, die mit den Flüchtlingen sympathisieren, sie kamen auf den Bahnsteig, schrien die Polizeibeamten an und bewarfen sie mit Flaschen“, sagt Lise Dissing, von der Polizei aus Süddänemark und Nordschleswig. Die Polizei konnte die Gruppe dazu bringen, den Bahnsteigzu verlassen. „Sie befinden sich derzeit aber noch in der Nähe des Bahnhofs“, so Dissing."
http://www.nordschleswiger.dk/news.4460 ... t-Flaschen
Deutschland suhlt sich im Gutmenschentum neuerdings, die Medien allen voran.
Dass darf aber nicht bedeuten, dass ohne Not, und die gab es nicht, nun jegliche Gesetze übertreten werden dürfen. Flüchtlinge, die sich weigern, Züge zu verlassen und Fingerabdrücke abzugeben, verstehen dann doch vieles sehr falsch.
Gleich, in welchem Land Europas.
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LG Ruaidhri
Cherusker
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Ruaidhri hat geschrieben: Dass darf aber nicht bedeuten, dass ohne Not, und die gab es nicht, nun jegliche Gesetze übertreten werden dürfen. Flüchtlinge, die sich weigern, Züge zu verlassen und Fingerabdrücke abzugeben, verstehen dann doch vieles sehr falsch.
Gleich, in welchem Land Europas.
Es ist merkwürdig, daß sich einige Flüchtlinge anscheinend beharrlich weigern,sich irgendwie registrieren zu lassen. :shock: Schon in Ungarn waren (le. Medien) etliche nicht bereit Auskünfte zu erteilen.
Und ich befürchte, wenn das "Sommermärchen" zu Ende ist und nach einiger Zeit der Alltag eingekehrt ist, daß dann etliche Zuwanderer erkennen, daß hier doch nicht alles geschenkt wird und sie dann mit ihren Lebensverhältnissen (z.B. Arbeitslosigkeit) unzufrieden sind. Schließlich hat die Politik hier in der Vergangenheit etliche Fehler begangen, sodaß hier langsam aber sicher "französische Verhältnisse" (Vorstadt-Ghettos) entstehen. Kann man denn nicht heutzutage schon in Deutschland in einer "Parallelwelt" leben? :shock: Muß man sich denn als Moslem noch integrieren?
Und der muslimische Verband in Deutschland hat Befürchtungen, daß es in Deutschland zwischen den Muslimen zu Auseinandersetzung bezüglich der Glaubensfrage kommen kann. Sie fordern solche Leute schnellstens auszuweisen. Da bin ich gespannt, wie man einen anerkannten Flüchtling abschieben will? :wink:

Und "Dublin 3" hat man eigentlich gänzlich über den Haufen geworfen. :wink: :mrgreen: Die Verwaltung ist schlechtweg überfordert.

P.S.
Was geschieht eigentlich, wenn man nicht endlich dazu übergeht den IS richtig zu bekämpfen? Irgendwann wird auch Nordafrika in deren Hände fallen und dann wird man eine Flüchtlingswelle erleben, gegen die die Syrer nur ein Kinderspiel waren..... :eh:
Spartaner
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Cherusker hat geschrieben:
Es ist merkwürdig, daß sich einige Flüchtlinge anscheinend beharrlich weigern,sich irgendwie registrieren zu lassen. :shock: Schon in Ungarn waren (le. Medien) etliche nicht bereit Auskünfte zu erteilen.
Und der muslimische Verband in Deutschland hat Befürchtungen, daß es in Deutschland zwischen den Muslimen zu Auseinandersetzung bezüglich der Glaubensfrage kommen kann. Sie fordern solche Leute schnellstens auszuweisen. Da bin ich gespannt, wie man einen anerkannten Flüchtling abschieben will? :wink:
Immer mehr Flüchtlinge werden durch salafistische Agitatoren in Flüchtingsunterkünften gezielt angesprochen. Ich sehe hier eine Gefahr für die Gesellschaft.. Solche Machenschaften sind schon früh zu unterbinden. Ansonsten haben wir bald Anschläge wie in Spanien mit hunderten Toten. "Salafisten versuchen nach Erkenntnissen des Verfassungsschutzes gezielt, Flüchtlinge anzuwerben, darunter auch Jugendliche. Dem bayerischen Landesamt seien derartige Fälle bekannt, erklärte ein Sprecher und bestätigte einen entsprechenden Bericht des Bayerischen Rundfunks. Ex-Innenminister Hans-Peter Friedrich warnt außerdem vor islamistischen Schläfern, die als Flüchtlinge getarnt nach Deutschland kommen könnten." http://web.de/.../verfassungsschutz-salafisten...
Renegat
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Flüchtlinge sind auch Menschen, die genau wie wir, versuchen, sich einigermaßen zu informieren, wohin sie denn gehen. Syrien ist ja schon länger Auswanderungsland und so werden viele der aktuellen Migranten Geschichten von Verwandten oder Bekannten gehört haben. Verständlich, dass sie dahin wollen, würden wir auch nicht anders angehen.
Über Ungarn als Einwanderungsland werden sie wenig positives gehört haben, also versuchen sie die Registrierung dort zu vermeiden.
Die bisher schon länger in D und Schweden lebenden Syrer sind meist gut integriert, gehören eher zur Mittelschicht. Es gibt auch etliche syrische Studenten, die hier schon einige Jahre studieren. Diese Gruppe lebt selten in Unterschichtstadtbezirken und könnte bei der Integration beispielgebend sein.

Neben der Integration in den Arbeitsmarkt sehe ich mittelfristig in der Wohnsituation den wichtigsten Integrationsfaktor. Wir müssen insgesamt weg von der räumlichen Trennung in einerseits Unterschichtstadtteile und angesagten, innenstadtnahen Vierteln mit steigenden Preisen bei Mieten und Eigentum.
Beim Thema Wohnungsmarkt sind die Marktkräfte ein großes Problem. Seit sich Staat und Kommunen und andere Träger aus dem Wohnungsmarkt verabschiedet haben, regiert der Markt. Was zu Zusammenballungen von einkommensschwachen Bevölkerungsgruppen führt, die sich gegenseitig beeinflussen.
Viel besser wäre eine ordentliche Mischung in den Stadtteilen, denn echte Integration funktioniert nur kleinteilig, in der Nachbarschaft, in Schule/Kindergarten, im Supermarkt um die Ecke. Junge Migranten könnten in überalterten, reichen Stadtteilen eine Bereicherung sein, in sozialen Brennpunkten dagegen wären sie weiterer Zündstoff. Vielleicht kriegen wir es im Zuge des Sommermärchens hin, auch gleich in den sozialen Brennpunkten für mehr Chancengerechtigkeit zu sorgen.
Wahrscheinlich geht es nur, wenn eine neue Art von sozialem Wohnungsmarkt etabliert wird, etwa indem man vorschreibt, dass ein bestimmter Prozentsatz des gesamten Mietwohnungsbestandes zu sozialverträglich niedrigen Mieten angeboten wird bzw. ein Anteil von Wohnungen in jedem Stadtteil Menschen mit niedrigem Einkommen zusteht. Davon hätten dann auch arme Deutsche was.
Zuletzt geändert von Renegat am 11.09.2015, 11:28, insgesamt 1-mal geändert.
Ruaidhri
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Dass viele viel zu hohe Erwartungen hegten, die Deutschland so nicht erfüllen kann, sollte sich allmählich auch via Internet herumsprechen.
Als jemand, der nicht nur räumlich, sondern auch menschlich sehr nahe dran ist, sah ich gestern im Regionalmagazin einen Beitrag, der einerseits die die in der Tat chaotischen Zustände im Auffanglager Neumünster schildert, dass dem riesigen Ansturm seit dem Ungarn-Wochenende gar nicht gewachsen sein kann.
Ja, es gibt endlose Schlangen vor der Essensuasgabe, weil man nicht innerhalb von 5 Tagen alles für die inzwischen mehr als verdoppelte Zahl von Menschen herrichten konnte. Es wird nachgekocht, man bemüht sich um die Quadraur des Kreises.
Ja, Frauen müssen mit fremden Männern in einem Raum nächtigen, geht ja gar nicht bei Muslima? Ging jawohl auf der Flucht und in den Zügen auch. Nein, man darf keine Essensreste für die Kinder, die ja nachts Hunger haben könnten, mit in die Schlafsäe nehmen- was aus vielen Gründen gerade unter den Bedingungen sogar richtig ist.
Es sind keine guten Zustände, und man arbeitet dran. Unseren Landesinnenminister mag ich mal nicht so sehr, aber sein Kommentar gestern abend war menschlich wie sachlich treffend. " Es ist bedauerlich, es sollte so nicht sein, aber das lässt sich auch bei allen Anstrengungen nicht über Nacht ändern."
Gefährlich ist es, die ( objektiv ja nicht falschen) Äußerungen als die aller Flüchtlinge darzustellen, denn die allermeisten erkennen an, was hier gerade geleistet wird, sind nur froh, Krieg nd Terror entkommen zu sein- und sie fassen sich in Geduld.
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Ruaidhri
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Teil 2:

Leider auch selten in den Bild-Medien gezeigt, dort kommen hie die euroäisch aussehenden Ehrenamtler, dort die Kopftücher tragenden Muslima ins Bild:
Das Engagement der muslimischen Gemeinden in Deutschland, und das sind eben nicht nur oder gar ausschließlich Salafisten, sondern deutsche Muslime, die das Deutschland, in dem sie leben, als ihr Deutschland ansehen.
Es ist nicht so, als seien die abwesend. Man zeigt sie nur nicht. der sie fallen nicht auf.
http://www.zeit.de/gesellschaft/zeitges ... man-mazyek
http://www.spiegel.de/politik/deutschla ... 51934.html
Da bin ich gespannt, wie man einen anerkannten Flüchtling abschieben will?
Das ist möglich, wenn er straffällig wird.
Wobei denn nun auch das STGB im Asyl gewährenden Land nicht hinfällig wird, wenn es um Asylanten geht.
Habe eben noch in EU- Richtlinien für den Umgang mit nicht "legalen" Migranten gelesen- und fange allmählich an zu glauben, dass dort vieles gefordert wird, was so nicht umgesetzt werden kann- und nicht durchgezogen werden sollte.
Allerdings hat nun die Realität die frommen Wünsche überholt.
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Barbarossa
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Ruaidhri hat geschrieben:...
Deutschland suhlt sich im Gutmenschentum neuerdings, die Medien allen voran.
...
Ja, und wie. Besonders über diesen Begriff "Willkommenskultur" muss ich immer wieder schmunzeln.
Ich hatte heute erst wieder eine interessante Unterhaltung mit einer ehemaligen Klassenkameradin aus meiner Schulzeit. Bei solchen Gesprächen wird immer wieder deutlich, dass man sich hier im Osten nicht einmal wirklich mit den zugezogenen "Wessis" (ich selbst benutze solche Begriffe normalerweise nicht) versteht (und das 25 Jahre nach der Einheit - man höre und staune). Wie soll das erst werden, wenn sich jetzt auch noch Menschen aus einem völlig fremden Kulturkreis in Größenordnungen hier ansiedeln? Ich will da lieber gar nicht drüber nachdenken...
Die Diskussion ist eröffnet!

Jedes Forum lebt erst, wenn Viele mitdiskutieren.
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Ruaidhri
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Also, auf die Gefahr hin, dass ich wegen Ehrlichkeit und gleichzeitigem Verstoß gegen das Netiquette und Anti-Diskriminierungsgesetz gleich gesperrt werde:
Ihr Ossis seid uns gelegentlich auch fürchterlich auf die Nerven gegangen! War teilweise, auch in der Erwachsenenbildung, ein ziemlicher Kultur-Crash für beide Seiten. :mrgreen:
Uns hat auch keiner gefragt, ob wir Euch haben wollten! Hm, und Euch hat man auch nicht wirklich die Zeit gelassen, wirklich kennenzulernen, wie es im Westen zugeht. Und viele wollten es auch nicht hören, sehen, glauben, wenn Wessis frühzeitig warnten, das Paradies Westen sei nicht für alle eines. da wurde man gleich als " Kommunist" und "linke Sau" tituliert. ( April1990, Wismar. War auch der Besuch im Osten, bei dem ich meine Frankreich/ Dänemark/ GB/ Aufkleber vom Auto gekratzt sah.)
Und ja, als Nicht-Ossi 1989/90 eine Wohnung im sozialen Wohnungsbau zu bekommen, war fast unmöglich und wurde auch genauso gesagt!
Wie soll das erst werden, wenn sich jetzt auch noch Menschen aus einem völlig fremden Kulturkreis in Größenordnungen hier ansiedeln?Ich will da lieber gar nicht drüber nachdenken...
Wäre aber empfehlenswert- und so ein bisschen mal Kontakt zu suchen, hilft immer weiter! Es gibt überall solche und solche.
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Wallenstein

Barbarossa hat geschrieben:
Ich hatte heute erst wieder eine interessante Unterhaltung mit einer ehemaligen Klassenkameradin aus meiner Schulzeit. Bei solchen Gesprächen wird immer wieder deutlich, dass man sich hier im Osten nicht einmal wirklich mit den zugezogenen "Wessis" (ich selbst benutze solche Begriffe normalerweise nicht) versteht (und das 25 Jahre nach der Einheit - man höre und staune). Wie soll das erst werden, wenn sich jetzt auch noch Menschen aus einem völlig fremden Kulturkreis in Größenordnungen hier ansiedeln? Ich will da lieber gar nicht drüber nachdenken...
Ich glaube allerdings, dass hier wohl ein tatsächlich ostdeutsches Problem vorliegt, das es in dieser extremen Form im Westen nicht gibt. Erklären tut sich das wohl daraus, dass die DDR und ihre Bewohner so lange isoliert waren, wenige Kontakte zu Ausländern hatten, und selber auch kaum die Möglichkeit besaßen, andere Länder kennen zu lernen.
Das ist doch ein großer Unterschied zur alten BRD.

In Hamburg, wo ich lebe, haben 487.000 Einwohner einen Migrationshintergrund, das sind 28 % der Bevölkerung. Der Ausländeranteil liegt in einigen Stadtteilen bei 70%. Geht man durch die Innenstadt, staunt man über die Vielfalt der Menschen aus allen möglichen Kulturkreisen. Das sind keine Touristen, sondern sie leben hier.

Das ist nicht erst seit heute so, sondern begann bereits in den sechziger Jahren. Und schon in den siebziger Jahren sahen einige Stadtteile regelrecht exotisch aus und man hatte das Gefühl, man ist hier in der Türkei oder auf dem Balkan. Ich wohnte eine Zeitlang in dem Stadtteil Altona Anfang 1970 und in dem Haus wohnten außer uns Italiener, Griechen, Türken und Jugoslawen. Im Erdgeschoß gab es einen türkischen Gemüseladen, nebenan ein griechisches Lokal. In meinen Arbeitsstellen hatte ich immer viele ausländische Kollegen und eine meiner Vorgesetzten war früher eine sehr tüchtige Afrikanerin mit deutscher Staatsangehörigkeit.

Fast alle Leute die ich kenne, sind weit gereist und haben viel gesehen. Das gehört in Hamburg dazu, man muss die Welt gesehen haben und man kennt auch die Herkunftsländer der Ausländer in der Regel recht gut.

Natürlich gibt es auch eine Vielzahl von Problemen, das ist völlig normal, aber angesichts des Völkergemisches in der Stadt passiert doch erstaunlich wenig und es läuft relativ normal.

Über den neuen Zustrom bin ich auch nicht sonderlich erfreut, aber die meisten Hamburger sehen es gelassen und sind außerordentlich hilfsbereit. Sehr erstaunlich eigentlich.

Als Ende 1989 und Anfang 1990 scharenweise DDR Bürger in die Stadt kamen und in den zum Teil gleichen Notunterkünften untergebracht wurden, in denen jetzt die Flüchtlinge wohnen, hat man dies auch ganz „cool“ gesehen.
Dietrich
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Wallenstein hat geschrieben: In Hamburg, wo ich lebe, haben 487.000 Einwohner einen Migrationshintergrund, das sind 28 % der Bevölkerung. Der Ausländeranteil liegt in einigen Stadtteilen bei 70%. Geht man durch die Innenstadt, staunt man über die Vielfalt der Menschen aus allen möglichen Kulturkreisen. Das sind keine Touristen, sondern sie leben hier.
Wenn jetzt weitere Millionen hinzukommen wirst du irgendwann Fremder im eigenen Land sein.

Willst du das?
Renegat
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Ruaidhri hat geschrieben:Teil 2:

Leider auch selten in den Bild-Medien gezeigt, dort kommen hie die euroäisch aussehenden Ehrenamtler, dort die Kopftücher tragenden Muslima ins Bild:
Das Engagement der muslimischen Gemeinden in Deutschland, und das sind eben nicht nur oder gar ausschließlich Salafisten, sondern deutsche Muslime, die das Deutschland, in dem sie leben, als ihr Deutschland ansehen.
Es ist nicht so, als seien die abwesend. Man zeigt sie nur nicht. der sie fallen nicht auf.
http://www.zeit.de/gesellschaft/zeitges ... man-mazyek
http://www.spiegel.de/politik/deutschla ... 51934.html
Das ist ein ganz wichtiger Punkt, gerade sog. "Deutsche mit Mig.-Hintergrund" können viel zur Integration beitragen. Ebenso die vielen Kulturvereine und Moscheegemeinden. Inzwischen hat in vielen Gemeinden ein Generationswechsel stattgefunden. Es wird deutsch gesprochen, obwohl einige noch ein wenig türkisch, arabisch usw verstehen. Moderne Imame des Mainstream-Islam halten die Freitagspredigt auf deutsch, der Unterricht findet auf deutsch statt. Inzwischen gibt es endlich in Osnabrück eine Hochschule, wo islam. Religionswissenschaften studiert werden kann. Das ist sicher ausbaufähig. Kürzlich sah ich im liebevoll von einer Gemeinde gestalteten Lehrbuch, die Koransuren auf deutsch erklärt. Muslime rezitieren den Koran zwar auf arabisch, müssen idR aber im Kopf in ihrer Sprache auslegen und das ist inzwischen mehrheitlich deutsch. Erinnert mich ein bißchen an das katholische Kirchenlatein, das bei Gottesdienstritualen, Gebeten usw wohl auch heute noch üblich ist. Viele Moscheegemeinden bemühen sich sehr um Offenheit.
Renegat
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Dietrich hat geschrieben:
Wallenstein hat geschrieben: In Hamburg, wo ich lebe, haben 487.000 Einwohner einen Migrationshintergrund, das sind 28 % der Bevölkerung. Der Ausländeranteil liegt in einigen Stadtteilen bei 70%. Geht man durch die Innenstadt, staunt man über die Vielfalt der Menschen aus allen möglichen Kulturkreisen. Das sind keine Touristen, sondern sie leben hier.
Wenn jetzt weitere Millionen hinzukommen wirst du irgendwann Fremder im eigenen Land sein.

Willst du das?
Das ist eher umgekehrt, ich fühle mich in östlichen Dörfern und Kleinstädten viel fremder als in westlichen Städten. Mir fehlen dort die vielen Straßengeschäfte, Cafés und Restaurants. Die offene, locker-freundliche Art auf den Märkten, einfach das bunte Leben und Treiben.
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Barbarossa
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Wallenstein hat geschrieben:
Barbarossa hat geschrieben:Ich hatte heute erst wieder eine interessante Unterhaltung mit einer ehemaligen Klassenkameradin aus meiner Schulzeit. Bei solchen Gesprächen wird immer wieder deutlich, dass man sich hier im Osten nicht einmal wirklich mit den zugezogenen "Wessis" (ich selbst benutze solche Begriffe normalerweise nicht) versteht (und das 25 Jahre nach der Einheit - man höre und staune). Wie soll das erst werden, wenn sich jetzt auch noch Menschen aus einem völlig fremden Kulturkreis in Größenordnungen hier ansiedeln? Ich will da lieber gar nicht drüber nachdenken...
Ich glaube allerdings, dass hier wohl ein tatsächlich ostdeutsches Problem vorliegt, das es in dieser extremen Form im Westen nicht gibt. Erklären tut sich das wohl daraus, dass die DDR und ihre Bewohner so lange isoliert waren, wenige Kontakte zu Ausländern hatten, und selber auch kaum die Möglichkeit besaßen, andere Länder kennen zu lernen.
Das ist doch ein großer Unterschied zur alten BRD.
...
Na ja völlig isoliert waren wir auch nicht. Immerhin konnten wir den Ostblock kennenlernen und Gastarbeiter, die hier Vertragsarbeiter hießen, gab es hier auch.
Das Hauptproblem sehe ich woanders (und meine Ex-Klassenkameradin auch):
Leider ist es 25 Jahre nach der Einheit immer noch so, dass Unterschiede zwischen den Bevölkerungsgruppen Ost/West immer noch politisch gewollt sind. Das ist bei der Rentenberechnung so, bei den Lohntarifen und jetzt leider sogar auch wieder beim gesetzlichen Mindestlohn. Zudem werden ja auch in den Medien weiterhin ständig Vergleiche zwischen dem Osten und dem Westen angestellt (anstatt z. B. einfach nur Bundesländer zu vergleichen). So werden diverse Unterschiede auch in die nachgeborene Generation weitergetragen.
Nicht, dass mich jemand falsch versteht - wir bedauern das sehr, dass das immer noch so ist. Aber es ist eben auch so, dass es immer weiter soziale Spannungen geben wird, solange diese Unterschiede gemacht werden, eben weil sie auch politisch gewollt sind. Der Begriff des "Bundesbürgers 2. Klasse" trifft in vielen Bereichen leider noch zu.

Und um jetzt den Bogen zu den Migranten zu schlagen (denn Ost/West-Pfade gibt es hier im Forum genug), ist es dringend zu vermeiden, dass sie nicht ebenfalls ungleich behandelt werden, als alle anderen. Das ist ein schmaler Grad, denn sowohl eine langfristige Bevorzugung, als auch eine Benachteiligung ist zu vermeiden. Keine Bevölkerungsgruppe darf sich ungleich behandelt fühlen, da es sonst immer zu sozialen Spannungen führen wird.
Die Diskussion ist eröffnet!

Jedes Forum lebt erst, wenn Viele mitdiskutieren.
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Wallenstein

Dietrich hat geschrieben:
Wenn jetzt weitere Millionen hinzukommen wirst du irgendwann Fremder im eigenen Land sein.

Willst du das?
Wo habe ich hier von weiteren Millionen gesprochen? Ich habe gesagt, dass ich über die jetzige Emigration auch nicht erfreut bin. Ich wünsche mir eine kontrollierte Einwanderung. Ich habe die Dinge so geschildert, wie sie sich in Hamburg entwickelt haben. Eine Wertung habe ich nicht vorgenommen.

Aber, wenn du unbedingt Wertungen willst: Trotz der vielen Ausländer in Hamburg fühle ich mich keineswegs als Fremder hier. Das liegt daran, dass sich die meisten hier schon vollständig assimiliert haben, sich als Hamburger fühlen und es auch gar nicht mehr so große Unterschiede gibt zu den Einheimischen. Natürlich gilt das nicht für alle, aber ich denke schon für die Mehrheit. Ein Türke, Serbe, Grieche oder Italiener, der hier geboren wurde, hier zur Schule ging, einen Beruf ausübt, perfekt Deutsch spricht und hier lebt, ist für mich kein Fremder mehr, sondern ein Einheimischer. Ich fühle mich unter den Ausländern auch meist sehr wohl. Ich habe unter ihnen viele Freunde und Bekannte. Einige meiner früheren Freundinnen waren ausgesprochene Schönheiten aus Südamerika. Leider klappte es dann doch nicht. Das lag aber an mir.

Aber: Wenn es um Taxifahrer geht oder andere Dienstleister, bevorzuge ich Ausländer, weil sie in der Regel viel zuvorkommender und hilfsbereiter sind als Deutsche.

Und was erstaunlich ist und eigentlich nicht so erfreulich: Ausländer schimpfen meist viel mehr auf Ausländer, als es die Deutschen tun. Sie haben sich inzwischen schon so sehr mit unserer Kultur identifiziert, dass sie auch jeden weiteren Zuzug als Bedrohung sehen.

Renegat hat geschrieben: Das ist eher umgekehrt, ich fühle mich in östlichen Dörfern und Kleinstädten viel fremder als in westlichen Städten. Mir fehlen dort die vielen Straßengeschäfte, Cafés und Restaurants. Die offene, locker-freundliche Art auf den Märkten, einfach das bunte Leben und Treiben.

Das ging mir genauso. Die DDR war für mich viel exotischer als Länder der Dritten Welt. Ich sah sie erst 1990 genauer. Die meisten Städte waren Ruinenfelder, es roch nach Hausbrand, weil sie Öfen benutzten, die Straßen hatten Kopfsteinpflaster, die Beleuchtung überall spärlich. So kannte ich das aus der Zeit gleich nach dem Krieg. Und als ich durch Dresden ging, dachte ich bei mir: Mensch, hier hat jemand die Zeit angehalten. Das sieht hier ja so aus, wie das früher in der Weimarer Republik war, ein altes, verkommenes Arbeiterviertel. So sah das vor langer Zeit in Hamburg auch aus. Insofern war die DDR mit ihren Bewohnern viel exotischer und fremdartiger als Länder in Südeuropa.
Renegat
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Wallenstein hat geschrieben:
Das ging mir genauso. Die DDR war für mich viel exotischer als Länder der Dritten Welt. Ich sah sie erst 1990 genauer. Die meisten Städte waren Ruinenfelder, es roch nach Hausbrand, weil sie Öfen benutzten, die Straßen hatten Kopfsteinpflaster, die Beleuchtung überall spärlich. So kannte ich das aus der Zeit gleich nach dem Krieg. Und als ich durch Dresden ging, dachte ich bei mir: Mensch, hier hat jemand die Zeit angehalten. Das sieht hier ja so aus, wie das früher in der Weimarer Republik war, ein altes, verkommenes Arbeiterviertel. So sah das vor langer Zeit in Hamburg auch aus. Insofern war die DDR mit ihren Bewohnern viel exotischer und fremdartiger als Länder in Südeuropa.
Die DDR kenne ich überhaupt nicht, bei den ersten Neugierdereisen kurz nach der Wende, war der Exotikfaktor noch einkalkuliert.
Dass es heute vielfach noch so ist, ist mir erst vor wenigen Tagen anläßlich von Kurzreisen aufgefallen. Ich hatte richtiggehend Ängste, in einem Hotelrestaurant zu essen, weil es so exotisch altdeutsch daherkam. Wir waren auch die einzigen Gäste, da kommt man sich schon komisch vor. Aber nun genug mit dem Ossi/Wessi-OT. :)
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