Ich wollte weiter oben verschiedene Hypothesen vorstellen, die es im Zusammenhang mit den Seevölkern gibt. Dazu zählt u.a. die von der älteren Forschung vertretene These, die Bewegung der Seevölker sei von Völkerverschiebungen in Zentraleuropa ausgelöst worden, die wie ein Dominoeffekt Richtung Balkan gewirkt hätten. Ausgangspunkt solcher Überlegungen war die Annahme, dass zur Spätbronze- und Urnenfelderzeit (etwa 1300 - 800 v. Chr.) erhebliche Wanderungen in Europa stattgefunden hätten, was die Verlagerung großer Bevölkerungsgruppen bewirkt habe. Ein Teil der modernen Forschung hat da inzwischen einen Schwenk vollzogen und glaubt nicht mehr an solche urnenfelderzeitliche Völkerwanderungen.Peppone hat geschrieben: Ich bin von Dieter, dessen Fragen in Richtung Herkunft der Seevölker aus (Nord-)Europa zielten, auf die unter den Nazis populäre, wenn nicht von Staats wegen geförderte These und noch heute unter Neonazis pupolären "Welteislehre" bzw. "Herakliden/Arier"-These gekommen, weil rein INHALTLICH eine Beziehung herzustellen war. Dass Dieter diese Gedankengänge hat oder hatte, habe ich in keiner Weise gesagt. Das würde ich Dieter auch niemals unterstellen, dazu kenne ich ihn zu gut.
Da dieser Zusammenhang zwischen der mittel- oder nordeuropäischen Herkunft der Seevölker und meinen Antworten auf Dieters Fragen aber vorhanden ist, wollte ich darauf hinweisen, wie großer Nonsens diese Vorstellungen sind. Das ist alles.
Die alte Tante Wiki sagt dazu:
"Vor allem in der älteren Forschung war die These verbreitet, dass am Beginn der Spätbronzezeit in vielen Gebieten Europas Völkerwanderungen einsetzten, in deren Verlauf sich durch kulturelle Vermischung kleinerer Kulturgruppen schließlich die Urnenfelderkultur herausbildete. Als Ursache hierfür wurde zum Teil eine starke Bevölkerungszunahme vermutet, deren Auswirkungen durch einen kurzfristigen Klimaeinbruch zeitweise verstärkt worden sein könnten."
Es gibt aber auch heute noch Althistoriker, die diese Hypothese als Ursache der Seevölkerbewegung vertreten.
Heute ist man eher der Meinung, die Seevölkerbeweugung habe komplexe Ursachen, die zusammengewirkt hätten. Dabei werden genannt: Klimaverschlechterung, Missernten, Aufstände und die Implosion staatlicher Systeme, Migrationsströme usw. Welches Ursachenbündel am ehesten zutrifft, ist heute nicht mehr zu klären.
Die Herkunft der Peleset/Pelischtim ist unbekannt. Nach dem Alten Testament (Amos 9,7) kamen sie aus "Kaphtor", d.h. Kreta, doch geht man nicht davon aus, dass dort ihre Heimat war. Vielmehr nimmt man eine Herkunft aus der Ägäis an, wobei Kreta lediglich eine Zwischenstation war. Wo die ursprüngliche Heimat der Philister war, lässt sich heute nicht mehr zweifelsfrei klären.Peppone hat geschrieben:Die Peleset/Philister stammten - soweit es die levantinischen Völker wussten - aus Kreta oder hatten zumindest mit den Kretern zu tun -
Die Kultur der Philister ist schwer abzugrenzen von den Kulturen der palästinensischen Vorbevölkerung und den Kulturen ihrer Nachbnarn, denen sie sich offenbar schnell anpassten. Ägyptiche Reliefdarstellungen in Medinet Habu zeigen als typische Merkmale der Philister das hochgebundene Haupthaar (oft als angebliche "Federkrome" gedeutet), schwerbewaffnete Fußsoldaten und Streitwagen. Es gibt auch einen bestimmten Keramiktyp, der eng mit der Keramik des Ägäisraums und der späthelladischen Kultur verwandt ist. Das könnte (!) darauf hindeuten, dass die Philister aus dem griechisch-mykenischen Kulturraum kammen, möglicherweise von der West- oder Südküste Anatoliens (Anatolien-Hypothese). Der Kopfschmuck soll dem der nichtgriechischen Karern gleichen, die an der kleinasiatischen Ägäisküste saßen.