Karlheinz hat geschrieben:das ist dann eben Gott, ist Ausdruck von Denkfaulheit
Meinst du?! Ich denke, der Grund ist eben anders. Die Erkenntnisse, Fakten, eigene Beobachtungen sind sehr sehr vielfältig. Ein fischt aus diesem Meer sich eines aus, Andere - andere. Hauptsache dass das Ganze in sich konsistent bleibt.
Ich übrigens will nicht Wissenschaftler versus Gläubige stellen. Es ist aber so, dass die Atheisten nehmen oft die Wissenschaft als Zeuge bzw. Richter für ihrer Weltanschauung. Meine beste Freundin war (ist schon tot) eine Gläubige, wie ich mal zufällig festgestellt habe. Sie lies sich nie in solche Art Diskussionen eindrängen, stetig ausgewichen hat. Es war ihre sehr intime Sache. Im Nachhinein denke ich, es war Selbstschutzmechanismus, weil ich eben damals war eine Atheistin, für die es einzige
richtige Weltanschauung war und charaktermässig bin ich geneigt etwas zu übertreiben, also würde wie du, ihre Glaube als ein Beweis der Minderwertigkeit deklarieren.
Mein jetzige Entwicklungsstand
lässt mir zu, andere Weltanschauungen zu tolerieren. Ein Vorbild für mich ist Hans Küng, der sehr viel für die Toleranz der Religionen untereinander und der Religionen und Wissenschaft untereinander tat bzw. noch tut. Auch andere Erkenntnis lässt mir die Religionen tolerieren. Unsere begrenzte Denkwelt kann prinzipiell die Widersprüche nicht vereinen, da ein Bedeutung - ein Sinn - ergibt sich, wenn er widerspruchsfrei ist. Dennoch ist es kein Beweis, dass die Welt um uns widerspruchsfrei ist.
Ich persönlich finde solche tolerierende Haltung vorteilhaft, weil man kann in gewissem maße sich von diese Streitigkeiten zu abstrahieren und auf das Wesentliche zu konzentrieren. Man ist viel
freier.
in der derzeitigen Situation sehe ich den Versuch, die man auch in Politik anwendet. Man stellt sich als einen Gerechten, der beurteilt den Anderen. Dabei geht es oft leider nicht um Inhalte, es werden oberflächig beurteilt, dem Anderen eine Minderwertigkeit untergestellt.
Nur verlieren sie sich nicht in metaphysischen Spekulationen, sondern suchen in der realen Welt nach der Lösung.
Für mich reale Welt ist mein Erlebnis JETZT. Es ist doch Metaphysik schlechthin
, weil außerhalb der Physik ist. Physik kann mir keine Antworten geben, weil es AUßERHALB ihres Geltungsbeiches ist, weil sie es per Definition
ausschließt.
Erklären Volkswirte die Finanzkrise durch göttliche Fügung, Soziologen gesellschaftliche Erscheinungen durch Dämonen, Geologen Vulkanausbrüche als göttliche Strafe? Natürlich nicht!
Gott sein dank
Ich denke, dass deine bekannten gläubige Wissenschaftler das auch nicht tun. Ich denke auch, dass wir auch zwischen Atheisten würden genug ungebildete, rückständige Menschen finden. Der Gläubige, der im Ernst denkt, dass die Welt in 6 Tagen geschafft wurde und den Gott als einen alten weisen Mann vorstellt - sicher ist es ein Zeichen seiner Bildung (also seiner wissenschaftlichen Kenntnisse). Aber ein ungebildete Atheist, das unkritisch alles was die Wissenschaftler von sich geben nimmt, ist m. E. nicht in besseren Position.
Es ist auch nicht so, das die Welt nach metaphysischen Erklärungen verlangt. Das tut sie nur bei Menschen, die bereits religiös vorbelastet sind.
Jeder sieht die Welt durch persönliche Erfahrungen. Ich bin Paradebeispiel für das Gegenteil. Ich bin nicht religiös vorbelastet. Religion in meiner Kindheit spielte keine Rolle, da ich keine religiösen Menschen in Umwelt hatte. In Jugend hatten wir am weihnachten die Kirchen besucht, en Ritual. Dennoch war es kein Ausdruck von Religiosität. Es war ein Ausdruck der nationalen Identität und des Widerstands gegen Moskauer Macht. Auch die Religionen an sich hatten mich interessiert und bis jetzt interessieren nicht in ihrer metaphysischen Inhalt.
Ich habe mich auch intensiv schon seit meiner Jugend mit Astronomie beschäftigt und von Quantenmechanik habe ich zumindest Grundkenntnisse. Aber weder die Hubble-Konstante noch der Ausbruch einer Supernova, auch nicht die Heisenbergsche Unschärferelation oder die Schrödinger- Gleichung rufen bei mir metaphysische Spekulationen hervor, ganz im Gegenteil.
Ich erinnere auf der Stelle Einsteins Aussage, die sinngemäß klang etwa so:
Die Harmonie des Universums ist ein Beweis des Gottes. Du spürst diese Harmonie nicht.
Sie druckt sich im Gefühl aus. Alles Andere ist dann ein Versuch das Gefühl in Worte übersetzen.
Etwas völlig anderes ist es nun, das Religion bei Menschen eine tröstende Wirkung hat. Das ist aber medizinisch und psychologisch zu erklären, nicht durch das Wirken einer Gottheit.
Ich weisß es nicht, spürst du nicht, dass der Satz unlogisch ist (jedem passiert, wenn man in kurze Zeit viel ausdrucken will)? Religion - aber auch nicht jeder(!) - hat tröstende Wirkung. Das Christentum, denke ich, war gerade deswegen so erfolgreich, dass er die Gerechtigkeit, die Einem auf der Erde verwehrt wurde, versprach sie in anderem Leben. Dass diese Trost entsteht durch eine Wirkung der Gottheit, es ist nicht die Rede. Der Trost entsteht
durch die Glaube an Gottheit.
Im ernst, die Religion hat seine Existenz gerechtfertigt schon allein durch diese - wenn auch eingebildete - Trost. Wenn ich denke nur, wieviel Milliarden Menschen in der Geschichte hat sie Schmerzen gelindert, Trost gespendet, Lebenssinn gegeben. Allein das berechtigt ihre Existenz. Du möchtest keine Einbildung. Dennoch bist zugleich der eigenen unterworfen, da Atheismus ist ein gebautes Konstrukt, der kann auch mal als überholt gelten.
Ich selbst bin zweimal in einer Situation gewesen, in der ich schon aufgegeben wurde. Aber in beiden Fällen habe ich nicht die geringsten religiösen Gefühle gespürt.
Du bist ein starker Mann. Es spürt man aus deinen Reiseberichten und deinem beruflichen Lebensbahn. Du kannst dein Kopf aus sich allein über die Sch... hochhalten
. Dennoch bedeutet es nicht, dass du sich als Maßstab für alle anderen setzen müsstest bzw. sie negativ beurteilen. Ich z. B. kann nicht singen. Wenn ich meine jämerliche Versuche mache, schweigen andere aus der Höflichkeit. Muss ich denn anedren nach mein Maßstab beurteilen? Mir ging dagegen wunderbar mit Mathematik, mit der anderen ihre Schwierigkeiten haben.