Karlheinz hat geschrieben:Wenn man die Propaganda der NSDAP (und das Programm war reine Propaganda) nicht von der Realität der späteren tatsächlichen NS-Politik unterscheiden kann, ist dies eher ein Fall für die Psychiatrie als für eine Diskussion in diesem Geschichtsforum. [...] usw....
Wenn du dem zentralen Inhalt der Debatte (
NS,
Sozialismus, Konservativismus) nur halb so viel Aufmerksamkeit widmen würdest, wie meiner Psyche, meinem Bildungsstand und meinem Intellekt , wäre allen Beteiligten hier mehr gedient, meinst nicht auch?
Noch eine persönliche Anmerkung:
Ich habe von Standesdünkel noch nie was gehalten, in einem anonymisierten Internetforum finde ich ihn aber besonders deplatziert.
Karlheinz hat geschrieben:
Jeder Gymnasiast in Hamburg, weiß, dass es diesen „Sozialismus“ der Nazis nie gegeben hat,...
Chapeau!
Ich bewundere eure Gymnasiasten aufrichtig, denn damit sind sie schon weiter als die Wissenschaft selbst;
dann ist folgender Satz in dem scheinbar wahnsinnig veraltetet Wiki-Artikel ja obsolet.
Im Zentrum der wissenschaftlichen Auseinandersetzung über den Charakter der nationalsozialistischen Wirtschaftsideologie steht seit jeher die Frage, ob der Nationalsozialismus kapitalistisch oder sozialistisch gewesen sei.[...]
http://de.wikipedia.org/wiki/Nationalso ... pitalismus
Auch Ludwig von Mises widersprach deinen Hamburger Gymnasiasten z.B. vehement:
Karlheinz hat geschrieben:
...das nur jüdische Betriebe enteignet wurden, um sie dann aber neu an Deutsche zu privatisieren, ....
Nicht nur. Solltest du als Mann vom Fach aber eigentlich wissen.
[...] in der nationalsozialistischen Praxis kam es jedoch zu zahlreichen Enteignungen von Privateigentum, so z. B. im Zuge der sogenannten „Arisierung“. Hauptsächlich betroffen von Enteignung waren Juden, aber auch
nichtjüdische Emigranten und politisch Missliebige. [....]
http://de.wikipedia.org/wiki/Nationalso ... -Ideologie
Karlheinz hat geschrieben:
....das die angebliche Volksgemeinschaft in Wirklichkeit eine streng hierarchisch aufgebaute Gesellschaft war, die nichts mit einer egalitären Gemeinschaft zu tun hatte und und und…
Ach so?
Sieht z.B. Götz Aly, der ja weder einer deiner Studenten, noch ein minderbemittelter Forumsuser mir Psychiatriebedarf ist und mit dem ich hier voll konform gehe, anders:
Auch nach Ansicht von
Götz Aly versuchte das
NS-Regime, das er als „Gefälligkeitsdiktatur“ bezeichnet, durch soziale Fürsorge
egalitäre Prinzipien zu verwirklichen.[54] Das Programm der NSDAP stütze sich auf zwei mit dem Antisemitismus kombinierbare Gleichheitsideen: Einer der Grundgedanken war der der ethnischen Homogenität, zum anderen versprachen sie als „nationale Sozialisten“ mehr
soziale Gleichheit. Dieser
egalitäre Anspruch bezog sich im Unterschied zur Theorie der Sozialisten jedoch auf „das ethnisch definierte Großkollektiv deutsches Volk“.[55]
http://de.wikipedia.org/wiki/Nationalso ... ozialismus
Karlheinz hat geschrieben:
Alles andere steht in den Geschichtsbüchern.
Nun, es soll ja angeblich unter Historikern auch unterschiedliche Lehrmeinungen geben. Diese sollen ja gerade bei den Geisteswissenschaften des Öfteren vorkommen....
Des Weiteren gibt es Historiker, die zwar brillant sind, aber auch einer eindeutigen politischen Strömung zugeordnet werden können. Bei dem von dir angeführten Sohn-Rethel handelt es sich z.B.-wie auch bei Hobsbawn- um einen erklärten Marxisten - eine Tatsache, die bei der Rezeption seiner Werke nicht unberücksichtigt bleiben sollte.
Karlheinz hat geschrieben:
[...]Wenn man [...]sich nicht vorab mit den verschiedenen Erklärungsansätzen beschäftigt, die es zu einem Problem gibt, dann ist es wirklich bitter.
Du sagst es.
Dabei wäre es z.B. auch nicht unerheblich, zwischen ideologischer Ausrichtung einer Partei und Realpolitik zu unterscheiden. Dass diese nicht immer kongruent sein müssen, zeigt ja z.B. die CDU aktuell sehr deutlich.
Weiters ist zu unterscheiden, ob man von rezenten oder historischen Parteien bzw. politischen Bewegungen ausgeht; sprich vom Parteienspektrum der WR, oder vom heutigen.
Die sozialistische Komponente der NSDAP-
Ideologie wird sowohl durch ihre Genese (entstanden aus der deutschen Arbeiterpartei DAP, die sich v.a. aus Arbeitern rekrutierte) als auch durch einen Teil des 25-Punkte-Programms (siehe vorangegangene Beiträge) deutlich.
Es gab in der Frühphase der NSDAP diesbezüglich parteiinterne Flügelkämpfe.
Hitler äußerte sich in einer Rede im Jahr 1930 zum Thema Nationalismus und
Sozialismus; für ihn bedeutete beides (absurderweise) dasselbe:
„Ich verstehe unter
Sozialismus: höchster Dienst an meinem Volke, Aufgeben des persönlichen Vorteils im Interesse der Gesamtheit. […] Der Nutzen der Gesamtheit ist das Wesentliche. Der Begriff Nationalismus bedeutet am Ende auch nichts anderes als Hingabe und Liebe zu meinem Volk.“
„Der Name Nationalismus oder
Sozialismus bezeichnete Lebenseinstellungen und ließ nicht zu, daß neue Werte geschaffen wurden. Das mangelnde Gemeinschaftsgefühl wandelte sich in gegenseitigen glühenden Haß. […] [H]eute muß der Gegensatz zwischen Bürger und Proletarier überwunden werden, denn der Aufstieg jeder Nation kann nur unter gemeinsamen Parolen stattfinden. Wir müssen den Spalt schließen und die Kräfte wieder auf neuer Plattform sammeln.“
http://de.wikipedia.org/wiki/Nationaler ... ozialismus
Dass meine scheinbar deviante Ansicht, dass der
NS und der Kommunismus eine nicht unerhebliche Kongruenz aufweisen, keine singuläre ist, wird unter anderem dadurch deutlich, dass sie von einigen nicht gerade unbedeutenden Wissenschaftlern geteilt wird:
]Friedrich August von Hayek hebt hervor, dass sich Nationalsozialismus und Sowjetkommunismus in diktatorischen und antiliberalen Grundzügen ähnelten.[49] Für Hayek weisen Sozialismus und Nationalsozialismus die gleichen totalitären Tendenzen auf, um ihre – durchaus unterschiedlichen – Ziele zu verfolgen. Beide seien, da sie sich des Mittels zentraler Planung bedienten, Varianten des Kollektivismus, dessen Eigendynamik zur Zerstörung von Wohlstand, Demokratie und Rechtsstaat führe.
Rainer Zitelmann versteht Hitler als „Revolutionär“, dem die Verbesserung der Aufstiegschancen der Arbeiter, soweit sie seinen Rassevorstellungen entsprachen, ein ehrliches Anliegen gewesen sei. Dabei sei es ihm nicht „um die Ermöglichung der bestmöglichen Entfaltung des Individuums, sondern um die Optimierung des Nutzens für die deutsche Volksgemeinschaft“ gegangen.[51] Gegenüber der Wirtschaft habe er einen „Primat der Politik“ angestrebt, der „auf eine Revolutionierung des Verhältnisses von Politik und Ökonomie“ hinausgelaufen sei. Das kapitalistische Wirtschaftssystem habe Hitler durch eine gemischte Wirtschaftsordnung ersetzen wollen, in welcher markt- und planwirtschaftliche Elemente zu einer neuen Synthese vereint wären. Die vom Nationalsozialismus ausgelöste „soziale Revolution“ sei durchaus ernst zu nehmen. .[52]
Laut
Joachim Fest ist „die Diskussion über den politischen Standort des Nationalsozialismus nie gründlich geführt worden“. Stattdessen habe man „zahlreiche Versuche unternommen, jede Verwandtschaft von Hitlerbewegung und
Sozialismus zu bestreiten“. Zwar habe Hitler keine Produktionsmittel verstaatlicht, aber „nicht anders als die Sozialisten aller Schattierungen die soziale Gleichschaltung vorangetrieben“.
http://de.wikipedia.org/wiki/Nationalso ... ozialismus
Karlheinz hat geschrieben:
Ich muss ja leider häufig Arbeiten von Studenten lesen und bewerten, darunter ist auch viel Mist, deshalb bin ich Kummer gewohnt.
Falscher Job, was?
Glücklicherweise ist das in einem (weitgehend?) anonymen Internetforum anders, hier gibt's keine "doofen" Studenten, die du an die Kandare nehmen musst.
