In einem anderen Thema hat Karlheinz uns geschildert, wie die Aufabeitung des 2. Weltkrieges in Japan bisher abgelaufen ist. Lest dazu: 6. August-Hiroshima erinnert an die Atombombe
In diesem Thema soll es darum gehen, ob die Atombombenabwürfe auf Hiroshima und Nagasaki tatsächlich kriegsentscheidend waren. Dazu ist eine sehr kontroverse Diskussion im Gange.
a) Die Amerikaner betonen noch heute, dass die beiden Atombombenabwürfe notwendig waren, um die Regierung Japans zur Kapitulation zu zwingen. Das Argument der Amerikaner: Ohne diese Maßnahme hätte man unter hohen Verlusten an eigenen Soldaten Landungsoperationen auf den japanischen Hauptinseln durchführen müssen. Tatsächlich bereitete sich das japanische Militär auf die Abwehr solcher Landungsoperationen vor, wobei selbst Frauen und Kinder mit eingebunden waren.
Infolge einer Entscheidung des Tenno kapitulierte Japan jedoch am 2. September 1945 bedingungslos, nachdem us-amerikanische Bomber am 6. und 9. August 1945 die japanischen Städte Hiroshima und Nagasaki durch den Einsatz von Atombomben weitgehend zerstört hatten. Die Amerikaner sehen sich damit in ihrer Auffassung bestätigt und auch dadurch, dass in den offiziellen Dokumenten die Opfer durch die "furchtbare Bombe" als Begründung angegeben werden und "sich eine Tragödie wie in Hiroshima nicht mehr wiederholen!“ dürfe.
b) Es gibt aber auch gegenteilige Meinungen die besagen, dass die Zerstörung der Städte Hiroshima und Nagasaki keinen Einfuss auf die Entscheidung des Tenno für die bedingungslose Kapitulation hatte. Vielmehr spielten ganz andere Überlegungen eine Rolle, die durch ein weiteres Ereignis ausgelöst wurde, das bei der Argumentation der Amerikaner ausgeblendet wird.
Hierbei geht es um die Kriegserklärung der UdSSR an Japan und seine Verbündeten am 8. August 1945 und den ab 9. August begonnenen Angriff der Roten Armee auf den von Japan in China geschaffenen Staat "Mandschukuo" und japanische Positionen auf den Kurilen. Im Verlauf dieser Offensive konnten die sowjetischen Truppen schnell vordringen und eroberten bis zur Unterzeichnung der Kapitulation Japans am 2. September 1945 die gesamte Mandschurei und den Norden Koreas sowie den japanischen Teil der Insel Sachalin und die Kurilen. Bereits am 14. August 1945, erließ der Tennō den „Kaiserlichen Erlass über das Kriegsende“. Dieser wurde am 15. August 1945 im Radio gesendet, woraufhin die japanischen Truppen die Kampfhandlungen einstellten.
Das Gegenargument bezieht sich auf eben diesen Angriff der Roten Armee. Der Tenno nimmt nach wie vor eine wichtige symbolische Rolle in der japanischen Gesellschaft ein - eine Abschaffung dieses Amtes hätte Japan ins Chaos stürzen können. Genau solch ein politischer Eingriff wäre bei einer Besetzung Japans durch die Sowjetunion aber sehr wahrscheinlich gewesen - wahrscheinlicher jedenfalls, als bei einer Besetzung durch die Westalliierten. So zielte laut dieser Gegenargumentation die Kapitulation vor allem auf die Erhaltung des Tenno für Japan ab.
Weiterhin wird argumentiert, dass die Angriffe der Alliierten Lufwaffe auf Tokio am 24. November 1944, am 25. Februar und am 10. März 1945 mit über 100.000 Toten und der Zerstörung des Kaiserpalastes beim Militär und beim Tenno auch keine Überlegungen über eine Kapitulation ausgelöst haben.
Damit wäre der Einsatz der Nuklearwaffen nicht kriegsentscheidend für den 2. Weltkrieg gewesen, sondern ist vor allem als Warnung an Stalin für die Zukunft in einem schon damals für möglich gehaltenen Kalten Krieg gedacht gewesen.
Die Diskussionen über den Sinn oder Unsinn dieser Atombombenabwürfe werden wohl noch lange andauern.
Quellen zum nachlesen der historischen Ereignisse:
http://de.wikipedia.org/wiki/Atombomben ... g_in_Japan
http://de.wikipedia.org/wiki/Kapitulation_Japans
http://de.wikipedia.org/wiki/Operation_Auguststurm
http://de.wikipedia.org/wiki/Hirohito#K ... ion_Japans
http://de.wikipedia.org/wiki/Tenn%C5%8D ... ves_Symbol
http://de.wikipedia.org/wiki/Tokio#Meij ... _Weltkrieg