dieter hat geschrieben:Lieber Spartaner,
ich befürchte auch, dass Krankheiten vor allem die Pocken und Masern, die einheimische Bevölkerung sehr reduziert haben dürfte.

Der letzte vollständig und wenn man so möchte "legal" herrschende Inka, war Huayna Qhapaq (Capac). Gestorben ist er im Jahre 1524 an einer wohl über das (bereits mit Europa verbundene) Mexico eingeschleppten Infektionskrankheit
Der Handel in Altamerika war gerade über See recht intensiv. Selbst Pizarro begegnete auf der Fahrt nach Peru einem indianischen Handelsfloss. Im Übrigen war Pizarro nicht der erste Spanier der das Territorium des Inkareiches betreten hatte. Die Krankheits-Erreger hatten viel Zeit um das immunologisch wehrlose Inkareich zu terrorisieren.
Die spanische Eroberung setzte 1532 ein. Es lagen dementsprechend 8 Jahre zwischen der ersten Epidemie und der Eroberung. Die Jahre des Krieges um den Thron verschlimmerten sicher die Lage.
Von spanischen Autoren wissen wir, dass gerade an der Küste und in den Flussoasen, in denen ja die größte Bevölkerungskonzentration ursprünglich zu finden war, Pizarro zT. durch Geisterstädte und Orte kam, die menschenleer waren. Wo genau die Kämpfe zwischen Atahualpa und Huascar ausgefochten wurden ist heute kaum noch zu rekonstruieren. Sicher ist nur, dass die Entscheidungen im Hochland fielen.
Man könnte durchaus vermuten, dass die Geschichte des Inkareiches wohl anders verlaufen wäre, wenn die Spanier an ein Reich geraten wären, dessen Erbfolge einen geregelten Lauf genommen hätte.
In Mexico finden wir das gleiche Trauerspiel. In der "Noche Triste", (traurig nur für die Spanier) in der die Spanier und ihre indianischen Verbündeten von den Mexica (Azteken) aus Tenochtitlan vertrieben worden sind, brachen in der Stadt vermutlich die Pocken aus. Der Nachfolger Moctecuzomas Cuitláuac, verstarb ebenfalls.
Deswegen konnten die flüchtenden Spanier nicht sofort verfolgt werden. Bis zu zwei Drittel der Bevölkerung der großen Städte im Hochtal von Mexico starben in kurzer Zeit.
Ohne die Epidemie und unter einem fähigen Herrscher, der Cuitláuac zumindest in militärischer Hinsicht wohl gewesen ist, wären die Spanier sicherlich vernichtet worden. Über die indianischen Verbündeten, vor allem die Tlaxcalteca, die alten Erbfeinde der Mexica, wäre ein schreckliches Strafgericht gekommen.
Die in jeder Hinsicht umtriebigen Mexica, hätten in der Folge sicherlich aus den Fehlern gelernt und vor allem militärisch Konsequenzen gezogen. Ohne die Pocken-Epidemie und ihre Nachfolger, wäre es nie zu einer derart totalen Eroberung Mexicos gekommen.
Mexiko und auch Südamerika wären bis heute weitgehend indianisch geblieben. Für eine Masseneinwanderung aus Europa hätte es keinen Raum gegeben. Ob Indo-Amerika ein ähnliches Schicksal wie später Indien oder China erlitten hätte, den schwarzafrikanischen Weg in das koloniale Verderben genommen hätte oder gar (mit viel Glück) weitgehend selbstständig geblieben wäre ?? Sicher eine reizvolle "Was wäre wenn" Frage.
In Nordamerika trafen die Siedler übrigens auch auf zT. entvölkerte Gebiete. Wir werden wohl niemals genau erfahren, welche großartigen Kulturen untergingen bevor sie auch nur ein Europäer zu Gesicht bekam. Die mikroskopisch kleine Vorhut des größten nachhaltigen Landraubes der bekannten Geschichte, schuf den Raum, die Schwächung und wohl auch die psychologische Kriese, die Europas Einbruch im Westen ermöglichte.
Ich würde sogar so weit gehen zu behaupten, dass Epidemien, neben Klimawandel und Naturkatastrophen, die wohl machtvollsten Akteure in der menschlichen Geschichte waren. Ohne sie würden wir unsere heutige Welt nicht wiedererkennen.