Geschichte der Franken und des Frankenreiches

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Barbarossa
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Die Merowinger
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König Dagobert I. - der letzte mächtige König seiner Dynastie
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Die Geschichte des Frankenreiches fasziniert mich besonders, denn es ist immerhin das Reich, aus dem sich das Römisch-Deutsche Reich, Frankreich und ein frühes Italien herausbildeten.
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Heute habe ich einen Artikel gelesen (siehe: https://www.welt.de/geschichte/kopf-des ... binen.html ), in dem es um den Frankenkönig Dagobert I. (lebte 608/10-639) ging, der vor 1400 Jahren regierte. Er war der letzte einigermaßen mächtige Merowingerkönig – nach ihm ließ die Macht der Königsdynastie zugunsten der Hausmeier nach.
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Dagobert I. war der Sohn des Frankenkönigs Chlothar II. (regierte 584-629). Nach dessen Tod wurde das Reich zunächst unter dessen Söhnen Dagobert I. und Charibert II. (lebte etwa 614-632) aufgeteilt. Dagobert war bereits seit 623 Unterkönig von Austrasien.
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Das Frankenreich war – im Gegensatz zum späteren Römisch-Deutschen Reich – eine echte Erbmonarchie. Das bedeutete, dass nach dem Tod eines Königs, dessen Reich bzw. Reichsteil gleichwertig unter dessen Söhnen aufgeteilt wurde. Das führte immer wieder zu Reichsteilungen und allzu oft auch zu Fehden zwischen den Erben, die das Reich letztlich schwächten. Die erste Reichsteilung gab es bereits nach dem Tod des Reichsgründers König Chlodwig I. im Jahre 511. Schon damals wurde das Reich unter seine 4 Söhne zu territorial-ökonomisch gleichwertigen Teilen aufgeteilt. Allerdings konnten diese 4 Brüder noch die Reichseinheit durch gemeinschaftliches Handeln und Regieren bewahren. Bei späteren Reichsteilungen änderte sich dies – brüderliche Fehden waren an der Tagesordnung. So bildete sich allmählig eine Dreiteilung des Reiches heraus:
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Austrasien – das ursprüngliche Siedlungsgebiet der Franken im Nordosten,
Neustrien – das heutige nördliche Frankreich,
Burgund – das eroberte frühere Burgunderreich im heutigen Ostfrankreich
Darüber hinaus wurden weitere Teile des Reiches in immer stärkerem Maße autonom, wie etwa Aquitanien – das heutige Südfrankreich oder auch die Bajuwaren (Bayern).
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Eigentlich stand nach dem Tod Chlothars II. auch Charibert II. die Hälfte des Reiches zu. Doch Dagobert I. änderte die traditionelle Erbregelung zu seinem Gunsten und gestand seinem jüngeren Bruder – auf Druck – lediglich ein Unterkönigtum für die Provinz Aquitanien zu. Dessen Onkel Brodulf und der Adel von Neustrasien hatten sich für Charibert II. eingesetzt.
Aber damit nicht genug – durch die Machtsicherung eines Königs zog sich in jener Zeit immer auch eine Blutspur. So ließ Dagobert I. im Jahre 630 seinen Onkel Brodulf töten und auch Charibert II. und dessen noch kleiner Sohn Chilperich (lebte 630-632) starben (beide 632) eines gewaltsamen Todes. Auch hier wird vermutet, dass Dagobert I. sie töten ließ. Das aquitanische Unterkönigtum löste er wieder auf.
Diese Machentfaltung Dagoberts I. rief jedoch den Adel von Austrasien auf den Plan, der offenbar auch durchsetzen konnte, dass Dagobert I. 632 seinen erst 3-jährigen Sohn Sigibert III. (lebte 629-656) zum Unterkönig von Austrasien unter einem Hausmeier als Regent einsetzte. Im Gegenzug erreichte Dagobert I. 633 durch Vertrag mit dem austrasischen Adel die Erbfolge seines gerade erst geborenen Sohnes Chlodwig II. (lebte 633-657) in den Reichteilen Neustrien und Burgund, während Austrasien (und damit auch Chlodwig II.) die Regentschaft über Aquitanien und Teile der Province erhalten sollte.
Diese Erbregelung trat nach dem Tod Dagoberts I. im Jahre 639 inkraft. Hier zeigte sich, dass der Adel und die Hausmeier der einzelnen Reichsteile bereits über eine relativ große Macht gegenüber den regierenden Königen verfügten und ihre Interessen durchsetzen konnten.
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In der Folgezeit verlegte Dagobert I. seine Residenz von Rouen nach Paris und ließ in Saint-Denis, nördlich von Paris eine Kirche errichten – die spätere Kathedrale von Saint-Denis, die dem heiligen Dionysius geweiht wurde. Seit 564 wurden hier die fränkischen und später auch die französischen Könige bestattet.
Dagobert I. regierte mit harter Hand – es sind zahlreiche Hinrichtungen unter seiner Regentschaft überliefert.
Zudem führte er im Jahre 631 einen Feldzug gegen das slawische „Reich des Samo“ (623-658), der mit der Schlacht bei Wogastisburg in einer militärischen Katastrophe endete. Er konnte deswegen in der Folgezeit auch nicht verhindern, dass die Slawen das zum Frankenreich gehörende Thüringen mehrmals angriffen und dort plünderten.
Zum Ende seiner Regierungszeit ließen die Aktivitäten Dagoberts I. nach und er starb 639.
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In der Folgezeit kamen fast nur noch Merowinger im Kindesalter auf den Thorn, so dass der Adel seine Machtambitionen festigen konnte. Der letzte Merowingerkönig Childerich III. (König 743-751) wurde 751 vom karolingischen Hausmeier Pippin „der Kleine“ (König 751-768) abgesetzt, ließ sich selbst zum König salben und begründete so die Königsdynastie der Karolinger, dessen herausragenster Vertreter Karl „der Große“ (regierte 768-814) war.
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Balduin
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Wenn ich lese, wie sich die Mitglieder der herrschenden Adelsfamilie gegenseitig an die Gurgel gingen, bin ich überrascht, wie lange sich diese Ordnung der Erbmonarchie doch hielt. Ich habe ja erst vor kurzem ein Buch zu den Romanows gelesen: Da war es damals genauso: Vor Morden (auch von Kindern) wurde nicht zurückgeschreckt.
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Barbarossa
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Ja. Auch die Karolinger blieben bei dieser Prozedur mit den Reichsteilungen. Erst danach ging man davon ab - im Ostteil wählte man die Könige fortan und in Frankreich wurde der Erstgeborene der Thronfolger.
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