Ich möchte hier Diskussion in Thread Die Aussprache des Russischen (http://geschichte-wissen.de/forum/viewt ... 7&start=15) fortführen, da es nicht nur um Russischen geht. Ich versuche kurzfassen, was mich beschäftigt. In russischen gibt es ein Laut - ein Buchstabe (manchmal - eher selten - Buchstabe wird nicht ausgesprochen, sie aber bewirkt das Aussprechen des vorhegehenden bzw. nachgehenden Lauts). Dennoch im Grunde kann man sagen: ein Laut - ein Schriftzeichen, wenn es auch darüber eine Variation gibt, wie etwa statt "o" oder "g" kann auch "a" oder "k" ausgesprochen werden (darüber geht es in o. e. Thread). Niemals aber wird ein Doppellaut für ein Zeichen ausgesprochen und auch kein Laut mit zwei Buchstaben, von den Jeder eine eigene Lautentsprechung hat. In oben beschrieben Fall, wenn ein Zeichen bewirkt das Aussprechen des nebenstehendes Lauts, hat das Zeichen keinen bestimmten, ihn repräsentierenden Laut. Es wird nur weich ausgesprochen (wie "t" in "pit" = trinken) oder die fliesende Ausprache zu trennen (wie in p´ot, liest man als "pjot" =trinkt) Diese zwei Buchstaben in russischen Alphabet haben einzige Bestimmung den Nachbarrnlaut bzw. Silbe zu "verfärben".
In Deutschen gibt es z. B. auffällige Doppellaut OI, das als EU aufgeschrieben wird. Gontcharow sagt, dass es für seinen Ohren gleich klingt. Nicht aber für meinen. O wandelt im Schriftzeichen zum E und I ->U. Beide Laute haben aber alphabetische Entsprechung, so dass dieser Wandel so einfach nicht zu erklären. Auch nicht mit einer mögliche Abstammung aus einem Wurzelwort, wo es doch als "E" und/oder "U" vorkommt. So etwa wie die Abweichungen des Geschriebenen und Gesprochenen in Russisch. Hier muss eine andere Ursache sein.
Lia hat geschrieben:
Weil der Franzose nunmal so spricht wie er schreibt- oder umgekehrt.
Tualette wäre klanglich für den Franzosen halt Tuallette= Tüalette.
Es mag eine Abweichung von "U" und "A" geben, dennoch ist es zu vernachlässigen, wenn man über Unterschiede zum "O" und "I" denkt. Alphabetisch ist "O" wie Otto und "I" wie Ilse. Es ist doch gravierende Differenz zur Aussprache in Doppellaut."Tualette" Wird doch gar nicht so gesprochen, jedenfalls nicht im Französischen und auch nicht im Deutschen.
Es gibt viele solche Beispiel in westlichen Sprachen. Meine erste These ist, dass dieser Unterschied des Russischen berüht auf die späteren Schrift, der dem Aussprache nachging (außer der Fälle, wo man Abstammung es verbietet). Die lateinische Schrift ist viel ältere. Nach Zerfall des Römischen Reiches waren die Kloster, die im Latein das Schrift und Sprache aufrechthielten. Ich nehme an, dass auch Politik hat Latein benutzt. In welcher Sprache und Schrift waren erste "internationale" Verträge geschrieben? Ich nehme an, es war Latein.
Ich kopiere hier den Beitrag, mit dem ich mein dieses Beitrag enden möchte:
Lia fragte, welchen Zeitraum ich meinte. Gerade - die Entwicklung - würde mich interessieren. So dass es nicht ein bestimmten Zeitraum bedeutet. Ich würde vielleicht nur obere Grenze setzen: mit der Erfindung des Druckes. Es ist logisch anzunehmen, dass gerade dieser Umstand hat die Latein als Kommunikationssprache endgültig verdrängt. Nur Schrift blieb, der von heimischen Sprachen benutzt wurde. Latein bleib nur für Religion und Wissenschaft (oder?)Desweiterem hängt es mit der Besonderheiten lokalen Sprachen. Wir wissen von Dialekten, dass es bestimmte Verschiebungen, Abwandlungen in der Aussprache gibt, die ein Regelcharakter haben. So hatte ein germanischer Dialekt ein verbreiteten Doppellaut "oi", dagegen "eu" kaum einzutreffen. So wenn ein fremder Wort mit "eu" übernommen wurde, würde er umgeändert und mit heimische Aussprache "oi" verseht. Es gibt viele Beispiele von Dialektologen, dass es bestimmte Neigungen in heimischen Sprachen gibt, wenn sie Fremdwörter aneignen.
Es wäre am Einfachsten in dem Schrift die richtige Lautfolge wiedergeben. Dennoch Schrift bzw. Latein damals galt als Kommunikationsmittel für verschiedene Sprachen. So müsste es unverseht bleiben. Die Aussprache ging aber dem gewöhnten Weg, es würde von Sprechenden an ihre Sprache angepasst. Diese Differenz wurde später, wenn man sich schriftlich auf eigene Sprache unterhalten begann, nicht korrigiert. Es ist ein Indiz übrigens, dass die schriftliche Kommunikation in eigenem Sprachraum in diesen Ländern schon parallel zum Latein stattgefunden hat*. So die erste Grammatikreform müsste m. E. mehr mit der Vereinheitlichung der Grammatik zu tun, als schon festetablierte und von allem akzeptierte Schreibweise umändern.
*)es war m. E. der Fall in den damals (Mittelalter) kulturell entwickelten Ländern. In welche Sprache kommunizierten die Fürsten des Heiligen Römische Reiches?