CARLOS hat geschrieben:Ich erinnere mich an die indoeuropäische Sprachfamilie. Im Dritten Reich gab es dafür den Begriff "indogermanische" Sprachfamilie. Zurückgeführt wurde dieser Befriff aufgrund sprachlicher Verwandtschaften auf eine Volksgruppe, die in der Steppe Südrusslands beheimatet gewesen sein sollte und von dort aus sich in alle Richtungen verbreitet haben soll. Archäologische Funde hat es diesbezüglich m. W. nicht gegeben. Sprachzeugnisse fehlen. Aber durch linguistische Untersuchungen wurden die indoeurop. Sprachen in ihren Wortwurzeln auf das Indogermanische zurückgeführt.
Die indoeuropäische Sprachfamilie erstreckt sich vom Atlantik bis nach Indien, was besonders in Deutschland zur synonymen Bezeichnung "indogermanische Sprachen" führte - eine Verklammerung vom westlichsten Germanisch bis zur östlichsten indoarischen Sprachgruppe. Heute wissen wir, dass es mit den Tocharern und den tocharischen Sprachen eine noch weiter östlich gelegene indoeuropäische Sprachgruppe gibt, die bis 800 n. Chr. im Tarimbecken gesprochen würde. Eigentlich müsste man also von einer kelto-tocharischen Sprachfamilie sprechen, was natürlich niemand macht.
Wo die so genannte "Urheimat" der Indoeuropäer liegt, ist bis heute umstritten und Gegenstand erbitterter Kontroversen unter Sprachwissenschaftlern, Archäologen, Genetikern und Historikern. Mehrheitlich wird als Ausgangsregion der Proto-Indogermanen die Steppenregion Südrusslands angenommen (u.a. Anthony und Gimbutas) , doch gibt es auch Verfechter einer anatolischen Hypothese (Renfrew). Andere wie der Archäologe Alexander Häusler treten für eine Urheimat in Mittel- und Osteuropa ein, ohne jede Invasion von außen. Angesichts der dürftigen Beweislage ist niemand imstande, seine Hypothesen so zu erhärten, dass sie allgemein akzeptiert werden.
In Europa existieren nur indoeuropäische Sprachen, ausgenommen Finnisch, Ungarisch und Baskisch. Das war nicht immer so, denn noch in der Antike gab es eine ganze Reihe nichtindoeuropäischer Sprachen; u.a. Iberisch, Etruskisch, Minoisch, Paläosardisch, Ligurisch, Tartessisch und andere. Diese Sprachen wurden samt und sonders vom Indoeuropäischen überschichtet bzw. verdrängt.