Fange ich mit d an:
Sie haben ebensolche Abscheu und Angst und sie trauern wie wir- deutlichst zu spüren und auch vom Kurssprecher thematisiert.
- " Es war ein Syrer!" ganz traurig und beschämt.
- " Soll ich jetzt Angst vor Ihnen haben, ob Syrer, Iraker oder Iraner, Afghane oder Eritreer??"- etwas ironische Gegenfrage meinerseits, mit einem freundlichen Lächeln begleitet.
- " Vielleicht haben wir mehr Angst als Sie, denn wir haben über Jahre erlebt, wie der Islamismus unser Land zerstört hat und Menschen ermordet wurden. Wir haben nichts mit denen zu tun, wir wollen nur Frieden mit allen Menschen!"
- Zustimmung aller vertretenen Nationen, Tunesien, Irak, Iran, Afghanistan, Somalia, Eritrea.
Sunniten, Schiiten, Christen im Kurs- geht doch.
c. Kein Problem, mit dem ich bislang konfrontiert wurde. Zumal ich statt doofer Hör- CD mal eine Geschichtsstunde zum Hörverständnis eingelegt habe. Geschichte gehört eigentlich ins Modul Orientierungskurs, die meisten wussten es sowieso wenigstens im Ansatz, was einst in Deutschland den Juden widerfuhr. Und den Muslimen, die hier im Rahmen unseres GG und unseres Gesellschaftsverständnisses leben, hoffentlich erspart bleibt.
Syrien und der Irak waren mal, was Religion betrifft, ziemlich tolerante Staatsgebilde, aus dem Iran mögen böseTöne gegen Israel kommen -oder gekommen sein- das bezieht sich aber auf den Staat Israel, nicht auf die Religion oder gar Rasse.
Vielleicht denken oder empfinen viele der Flüchtlinge auch anders als wir es so oft lesen oder auch nur meinen, weil sie wissen, was Verfolgung, Terror, Bomben, Angst, Feindschaft bedeuten. Und das es immer wieder Menschen gibt, die man eigentlich "hassen" müsste, ginge es nach den Islamisten, überhaupt Extremisten, die aber in der Not helfen und überhaupt erstmal Menschen sind, die man viel besser mögen als hassen sollte.
b. Für alle kann ich nicht sprechen, aber zumindest bei dem Elite-Kurs ist die Toleranz nicht kleiner als bei Dumm-Deutschen, die ja auch noch ganz übel übel über Schwule und Lesben ablästern.
Auch das Thema hatten wir rein zufällig, wenn das Vokabular zum Wetter dran ist, muss man schon bei bestimmten Wetterlagen das u und ü auseinander halten.Und genau das ist eine der phonetischen Schwierigkeiten, die Umlaute überhaupt.
Schwül und schwul also- irgendwelche abfälligen Kommentare gab es nicht, aber großes Bemühen um deutliche Aussprache bei der Feststellung, dass es an dem Tag tatsächlich schwül und drückend war.
So ganz fürchterlich tolerant ist ja auch die AfD nicht, was Geschlechterrollen und "Normalität" betrifft.
Damit sind wir bei Punkt
a: Theorie und Praxis klaffen ja auch unter uns Einheimischen ziemlich auseinander. Und es ist mal nicht so sehr lange her, dass erstmal grundsätzlich Frauen gleichbrechtigt wurden- einzelne Durchführungen dauerten bis in die 70er Jahre.
https://de.wikipedia.org/wiki/Erstes_Ge ... lienrechts
Man darf die Rolle- oder die Macht der Frauen in arabischen muslimischen Familien nicht unterschätzen, unter der Burka haben sie oft" die Hosen an" und die Hand auf dem Portemonnaie.
Erklärten mir lachend die Damen im Kurs. Dazu kommt, dass im Iran, im Irak und in Syrien, auch im Libanon, in Tunesien und Marokko und Algerien, Berufstätigkeit der Frauen durchaus üblich war/ ist.
Wie die Arbeitsteilung bei der Kindererziehung und bei der Hausarbeit geregelt wird, - na, auch hier sind noch längst nicht alle Männer am Wickeltisch und am Bügelbrett emanzipiert.
Es ist ganz sicher oft schwierig, mit der Freiheit der Frauen hier richtig umzugehen, richtig einzuschätzen, was das bedeutet. Grundsätzlich in Frage gestellt wird das aber in diesem Kurs nicht. Vorfälle wie in Köln: " Unsere Mütter würden sich schämen und uns sehr böse mit uns sein!"
Nochmal: Ich habe gerade einen Elite-Kurs, die sind schon ein bisschen anders geprägt und ziemlich problemlos integrierbar.
Vieles muss tatsächlich erklärt werden, dann aber ist es in Ordnung und es wird angenommen.
Nächste Woche ist Wechsel, ich mache Vertretung in einem anderen Kurs, da wird es meinem Eindruck nach etwas anders aussehen. Doch immer gilt bei mir:
Mitnehmen, erklären, auch mal ein Ohr für Probleme und Sorgen haben, erklären, absolut aus deutscher Perspektive, warum einiges unendlich dauert, was man von ihnen erwartet, was geht und was nicht. Im Zweifelsfall muss sanktioniert werden, wenn etwas nicht geht- und dass ich mich durchsetzen kann, mal mit Humor, mal aber auch mit Härte, das hat sich herumgesprochen.
Muttersprache: Deutsch Vaterland: Keins. Heimat: Europa
LG Ruaidhri