Schon seit Jahren tobt in Coburg ein Streit darüber, ob eine Straße den Namen des früheren Coburger Unternehmers Max Brose erhalten soll. Der Enkel und heutige Chef der "Brose-Gruppe", Michael Stoschek, fordert seit Jahren genau dies, obwohl es Vorbehalte gibt.
Max Brose war bereits vor 1933 in eher rechten und zudem antisemitisch ausgerichteten Parteien, wie der DVP, NLLP und DNVP. 1933 wurde er dann Mitglied der NSDAP und und übernahm in der Region führende Positionen in der Wirtschaft - so wurde er 1934 durch das Reichswirtschaftsministerium zum Präsidenten der Coburger Industrie- und Handelskammer ernannt und war ab 1938 Wehrwirtschaftsführer. Offenbar zog er auch Nutzen aus den Enteignungen jüdischer Bürger in Coburg durch die Nationalsozialisten. Während des "Dritten Reichs" wurde im "Metallwerk Max Brose & Co" eine "Sonderfertigung" aufgenommen, die Ende der '30er Jahre drei Viertel des in die Millionen gehenden Umsatzes ausmachte - wie Einheitsbehälter für Kraftstoff und Munitionsteile.
Wie überall wurde während des Krieges die Produktion des Werkes zum Teil auch mit ausländischen Zwangsarbeitern aufrecht erhalten - im Brose-Werk waren das im Sommer 1944 ein Viertel der gut 800 Mitarbeiter (davon ungefähr die Hälfte Frauen). 1944 betrug der Reingewinn des Unternehmens aus der Rüstungsproduktion 1,7 Mio. Reichsmark, was heute einer Summe von 17 Mio. Euro entspräche.
Nach 1945 zog sich das Entnazifizierungsverfahren von Max Brose über mehrere Jahre hin - so wurde er 1948 zunächst als "Minderbelasteter" und 1949 nach einem Berufungsverfahren als "Mitläufer" eingestuft. Hinsichtlich seiner Verbindung zum NS-Regime wurde er nicht entlastet.
Die Familie Stoschek zieht hingegen im Fall von Max Brose Parallelen zu Oskar Schindler und setzt laut eines Fernsehberichtes sogar den Stadtrat finanziell unter Druck, um die Straßenbenennung zu erreichen.
Der DGB-Kreisverband ist jedoch nach wie vor dagegen...
Artikel lesen: >> DGB-Kreisverband gegen Max-Brose-Straße in Coburg << (infranken.de)
Max-Brose-Straße in Coburg? Streit um Straßenumbenennung
Moderator: Barbarossa
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Ich auch, ein ehemaliger Nazi hat nich das Recht, dass nach ihm auch noch eine Straße genannt wird. Ob er ein Oskar Schindler war, müßte geprüft werden, die Tatsache bleibt, dass er Fremdarbeiter beschäftigt hat.
Was Du nicht willst, dass man Dir tu, das füg auch keinem Andern zu.
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Ich halte das auch für zweifelhaft, dass ein Nazi geehrt werden soll. Gemeinsamkeiten mit Oskar Schindler kann ich auch nicht wirklich viele erkennen. Max Brose verdiente sich eine "goldene Nase", während Schindler im Laufe der Zeit mittellos wurde.
Aber als richtig bedenklich halte ich die Vorgänge, die heute in Coburg laufen. Indem das Unternehmen die Stadt finanziell unter Druck setzt, soll das Ziel durchgesetzt werden. Das sind Druckmittel, die es sonst nur in einer Bananenrepublik gibt.
Aber als richtig bedenklich halte ich die Vorgänge, die heute in Coburg laufen. Indem das Unternehmen die Stadt finanziell unter Druck setzt, soll das Ziel durchgesetzt werden. Das sind Druckmittel, die es sonst nur in einer Bananenrepublik gibt.
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Hm, das ist wohl eher die Regel, dass standortwichtige Unternehmen bekommen, was sie wollen.Barbarossa hat geschrieben: Aber als richtig bedenklich halte ich die Vorgänge, die heute in Coburg laufen. Indem das Unternehmen die Stadt finanziell unter Druck setzt, soll das Ziel durchgesetzt werden. Das sind Druckmittel, die es sonst nur in einer Bananenrepublik gibt.
Ich denke, da sollte eine unabhängige Historiker-Kommission eingesetzt werden, die einen Vorschlag erarbeitet, der dann vom Stadtrat diskutiert wird.
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He has called on the best that was in us. There was no such thing as half-trying. Whether it was running a race or catching a football, competing in school—we were to try. And we were to try harder than anyone else. We might not be the best, and none of us were, but we were to make the effort to be the best. "After you have done the best you can", he used to say, "the hell with it". Robert F. Kennedy - Tribute to his father
He has called on the best that was in us. There was no such thing as half-trying. Whether it was running a race or catching a football, competing in school—we were to try. And we were to try harder than anyone else. We might not be the best, and none of us were, but we were to make the effort to be the best. "After you have done the best you can", he used to say, "the hell with it". Robert F. Kennedy - Tribute to his father
Es ist schon schlimm, dass die Wirtschaft einen so großen Druck auf die Politik ausüben kann.Barbarossa hat geschrieben:Ich halte das auch für zweifelhaft, dass ein Nazi geehrt werden soll. Gemeinsamkeiten mit Oskar Schindler kann ich auch nicht wirklich viele erkennen. Max Brose verdiente sich eine "goldene Nase", während Schindler im Laufe der Zeit mittellos wurde.
Aber als richtig bedenklich halte ich die Vorgänge, die heute in Coburg laufen. Indem das Unternehmen die Stadt finanziell unter Druck setzt, soll das Ziel durchgesetzt werden. Das sind Druckmittel, die es sonst nur in einer Bananenrepublik gibt.
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Bin da von Fallzu Fall unsicher, denn eigentlich dürfte es manche Krupp/ Thyssen usw. Straße nicht( mehr) geben.
Manchmal istes mir auch zu übertriebene political correctness.
Gerade in dem Fall allerdings stimme ich Barbarossa und Ralph zu.
Auch in dieser Bananenrepublik müssen den Eitelkeiten von standortwichtigen Unternehmen Grenzen gesetzt werden. Von Bürgern wie den politischen Gremien als Vertretung der Bürger.
Manchmal istes mir auch zu übertriebene political correctness.
Gerade in dem Fall allerdings stimme ich Barbarossa und Ralph zu.
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LG Ruaidhri
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Einerseits, im Vergleich zu alten Zeiten, ist das noch richtig. Noch, denn es gibt Entwicklungen, die mich dieses Land oft als Bananen-Republik sehen lassen.dieter hat geschrieben:Ich empfinde unser Land nicht als "Bananenrepublik" sondern als der beste Staat, den Deutschland bisher gehabt hat.
Gäbe noch so einiges umzutaufen, streng genommen. Andererseits- oft ist ein unliebsamer Name auch ein Stück Geschichte.
Wenn man heute weiß, dass manche Persönlichkeiten nicht mehr so unkritisch verehrt werden dürfen, kann auch ein Name mal bleiben.
Turnvater Jahn dürfte vielen heute auch nicht ins Bild passen- wie viele Straßen und Sportvereine noch seinen Namen tragen?
Lieblingsfall: Hindenburg. Setzt Historiker in Bewegung, ob das bleiben darf- und wenn ja, dann wie.
Manchmal setzen sich neue Namen auch nicht durch. Oder werden krampfhaft durchgesetzt, und da beginnt für mich mal wieder die Bananenrepublik.
In umgekehrte Richtung, wie im Ausgangsfall: Da sollte man schon gut hinschauen und sich informieren, ob es zu verantworten ist.
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Hier im Osten gibt es noch viele Straßen und Plätz, die Thälmann, Rosa Luxemburg, Karl Liebknecht usw. benannt sind. Solche Vertreter einer totalitären Ideologie haben es generell auch nicht verdient, durch solche Benennungen geehrt zu werden und waren mir schon immer ein Dorn im Auge.
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Das waren aber doch nun historische Persönlichkeiten, die für alle nur das Beste wollten.Hier im Osten gibt es noch viele Straßen und Plätz, die Thälmann, Rosa Luxemburg, Karl Liebknecht usw. benannt sind. Solche Vertreter einer totalitären Ideologie haben es generell auch nicht verdient, durch solche Benennungen geehrt zu werden und waren mir schon immer ein Dorn im Auge.
Google mal nach Hindenburgufer und Hindenburg-Damm.Gab einen "Historikerstreit" um das Kieler Hindenburg-Ufer, der auch in den überregionalen Medien Nachhall hatte.
Die sturen Sylter- und Festlandsfriesen wollten aber weiter mit dem Hindenburg-Damm verbunden werden, wobei auf Sylt ja kaum noch Friesen leben.
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Schon klar...Ruaidhri hat geschrieben:Das waren aber doch nun historische Persönlichkeiten, die für alle nur das Beste wollten.Hier im Osten gibt es noch viele Straßen und Plätz, die Thälmann, Rosa Luxemburg, Karl Liebknecht usw. benannt sind. Solche Vertreter einer totalitären Ideologie haben es generell auch nicht verdient, durch solche Benennungen geehrt zu werden und waren mir schon immer ein Dorn im Auge.
Ich wäre übrigens auch dafür, den "Nord-Ostsee-Kanal" wieder in "Kaiser-Wilhelm-Kanal" zurückzubenennen. War auch eine "historische Persönlichkeit", die für Deutschland nur das beste wollte. Ach nee, Deutschland zählt ja nicht mehr... oder?Ruaidhri hat geschrieben:Google mal nach Hindenburgufer und Hindenburg-Damm.Gab einen "Historikerstreit" um das Kieler Hindenburg-Ufer, der auch in den überregionalen Medien Nachhall hatte.
Die sturen Sylter- und Festlandsfriesen wollten aber weiter mit dem Hindenburg-Damm verbunden werden, wobei auf Sylt ja kaum noch Friesen leben.
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Die sind genauso ein Teil der deutschen Geschichte wie Bismarck, Wilhelm I., Hindenburg, Adenauer oder Willy Brandt.Barbarossa hat geschrieben:Hier im Osten gibt es noch viele Straßen und Plätz, die Thälmann, Rosa Luxemburg, Karl Liebknecht usw. benannt sind. Solche Vertreter einer totalitären Ideologie haben es generell auch nicht verdient, durch solche Benennungen geehrt zu werden und waren mir schon immer ein Dorn im Auge.
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Ja, nur was haben sie geleistet, außer Revolten anzuzetteln um ihre fatale Ideologie durchzusetzen?
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Ich bin kein Kommunist aber Rosa Luxemburg hat sich für die Gleichheit der Menschen eingesetzt und wurde dafür ermordet und von "Freikorps" in den Landwhrkanal geworfen. Die Täter kamen mit einem blauen Auge davon. Dagegen haben die Rechten wie Wilhelm II., Hindenburg, Ludendorff und Hitler zwei Weltkriege angezettelt mit hunderten Millionen von getöteten Menschen.
Was Du nicht willst, dass man Dir tu, das füg auch keinem Andern zu.
Über Hindenburg als generellen Bösewicht kann man sich immerhin noch streiten, was denn durchaus namhafte Historiker auch tun, ihn in einen Topf mit Hitler zu werfen, halte ich für historische Verfälschung.
Rosa Luxemburg -Straße halte ich für absolut in Ordnung.
Namensstreitereien im öffentlichen Raum sind nicht neu- wenn ich an den Zirkus um die Heinrich Heine-Universität Düsseldorf denke, oder so manchen Ärger um Carl von Ossietzky-Gymnasien...
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