Welche Folgen hatte das denn? Nach meiner Beobachtung von damals (aus meiner DDR-Sicht) ging es prozentual mehr Menschen besser als heute. Und dennoch war die Arbeitslosigkeit sehr gering. Das ging so, bis zur großen Weltwirtschaftskrise Anfang der ´80er Jahre. Erst ab dieser Zeit kennt die Bundesrepublik eine Arbeitslosigkeit von 2, 3 oder gar bis u 5 Mill (letzte aber erst zur Zeit von Schröder).
Stichworte sind Inflation und Rationalisierung. Auch vorher gab es ja Krisen, aber die führten nicht zu zunehmender Arbeitslosigkeit insbesondere im Bereich der Gering- oder Nichtqualifizierten.
Die sehr hohen Lohnabschlüsse in den siebziger Jahren ließen erst die Preise steigen und als dann die Krise kam, flogen vor allem die ungelernten Arbeitskräfte schnell aus ihrer Beschäftigung und wurden durch Maschinen ersetzt. Und an dem Problem knabbern wir auch heute noch. Je geringer die Bildung, desto höher das Risiko, arbeitslos zu werden und zu bleiben. Man muss ja sehen, dass die vorherigen Entwicklungen Voraussetzungen der späteren Folgen sind.
Das wird auch hier sehr schön deutlich:
http://de.wikipedia.org/wiki/Arbeitslosigkeit
Insbesondere das Zitat muss man sich auf der Zunge zergehen lassen. Auch weil damit die Staatsverschuldung gerechtfertigt wurde:
Zitat von Helmut Schmidt und von Bruno Kreisky Mitte der siebziger Jahre: „Lieber fünf Prozent Inflation als fünf Prozent Arbeitslosigkeit“
Nur hatten wir erst die Inflation und nachher kam dann trotzdem die Arbeitslosigkeit!
Insgesamt lesenswert, auch bezüglich der Strategien wie Frühverrentung zwecks Abbau der Jugendarbeitslosigkeit....
http://de.wikipedia.org/wiki/Inflation
http://upload.wikimedia.org/wikipedia/d ... 1-2007.png
http://de.wikipedia.org/wiki/Preisniveau
http://upload.wikimedia.org/wikipedia/d ... chland.png
Daß es eine Entlassungswelle geben wird, wenn die Niedrigstlöhne in einigen Branchen auf eine erträgliche Höhe angehöben werden, glaube ich nicht. Da es sich hier meist um den Dienstleistungsbereich handelt, sind die Arbeitsplätze eher von der Binnennachfrage abhängig und der wird sich auch bei leicht steigenden Preisen, die dann natürlich kommen werden, kaum ändern.
Das Gegenteil ist historisch bewiesen. S.o. Denk doch nur mal an Dienstleistungen wie den Tankwart, der Dein Auto auffüllt.
Oder die Damen und Herren an den Schaltern der Bahn, bei denen man sich früher mal sein Ticket kaufen konnte...
Beispiele: Kein Mensch wird deswegen seltener zum Frisör gehen oder niemand wird morgends auf das leckere Brötchen verzichten, nur weil es nicht mehr -,20 € sondern dann vielleicht -,25 € kostet.
Doch, glaub mir, Menschen suchen sich dann günstigere Friseure (z.B. welche die für 10€ ins Haus kommen, statt für 25€ zu denen zu gehen) oder zögern den Besuch hinaus (alle 6 oder 8 Wochen, statt alle vier; vielleicht wird die Frisur entsprechend angepasst). Auch beim Brötchen kann man einsparen, aber noch mehr z.B. bei der Putzhilfe im Haushalt, bzw. überhaupt bei den Reinigungskräften. Und wer bietet heute noch Liftboy, Kofferträger und so weiter dem Hotelkunden an?
Insbesondere für ungelernte Menschen besteht bei einem undifferenzierten Mindestlohn keine Aussicht auf eine Wiedereingliederungsmöglichkeit. Aber auch ein staatlich verordneter Mindestlohn und nicht mittels Tarifverhandlungen an die Realtiät angpasster Mindestlohn in Form von Tariflohn ist hier ein Hemmschuh. Schließlich stellt sich für den Arbeitgeber die Frage: wieviel muss ich mehr zahlen? Wieviel muss und kann ich von den Kunden mehr verlangen oder wieviel kann und muss der Arbeitnehmer dann in derselben Zeit leisten? Im unteren Segment wird dies zu massivem Druck auf beide Seiten führen. Volkswirtschaftlich lähmen solche Regelungen den Wettbewerb.
Insgesamt sind staatliche Eingriffe fast so als wie die Wirtschaft, die ja den Staat durchaus voraussetzt.
Schau Dir doch mal an, wie erfolgreich die Preisstabilitätspolitik der römischen Kaiser war, welche den arbeitenden Menschen ein hinreichendes Auskommen sichern sollte...
Auch heute schon wird kein einziger Arbeitnehmer von einem Betrieb mehr beschäftigt, als für den Arbeitsablauf unbedingt notwendig.
Das ist unzutreffend. Es gibt immer noch Betriebe, die liftboys und Kofferträger anstellen oder Tankstellen mit dem Angebot eines Tankwartes. Auch gibt es Haushaltsstellen, die nicht unbedingt besetzt werden müssen.
Sehr wenige Arbeitnehmer sind dort noch in einer Gewerkschaft.
http://de.wikipedia.org/wiki/Vereinte_D ... werkschaft
"Sie hat gut 2,1 Millionen Mitglieder (Stand: 31. Dezember 2009)[1] und ist damit die zweitgrößte Gewerkschaft im DGB nach der IG Metall."
Ich erlebe das z. B. im Bereich der Zeitungszustellung, wo sich der Lohn seit 1999 so gut wie nicht verändert hat. Selbst auf meine Anfrage hin, ob der Verlag nicht mal etwas den Lohn anheben könnte, kam eine Absage - ok, ich war schon selbständig und nicht fest angestellt. Aber danach mußte ich mir zusätzliche Aufträge suchen, weil nach der Euro-Umstellung das Einkommen nicht mehr reichte.
Aber auch bei den festangestellten Zustellern sind die Löhne in den ganzen Jahren nicht gestiegen. Allerdings sind in diesem Bereich ohnehin fast nur 400 €-Kräfte beschäftigt.
Da liegt der Grund.
Grundsätzlich sind wir uns ja einig, dass hinreichende Kaufkraft wichtig ist und Löhne regelmäßig angemessen steigen müssen. Das muss aber praktisch jährlich angepasst werden. Hier einfach mal einen Mindestlohn zwischen zu schieben, ist m.E. einfach nicht sinnvoll, weil es die Anpassung unterläuft. Und wie andere Beispiele zeigen (Großbritannien), helfen festgesetzte Mindestlöhne nicht wirklich weiter.
[quote]Welche Folgen hatte das denn? Nach meiner Beobachtung von damals (aus meiner DDR-Sicht) ging es prozentual mehr Menschen besser als heute. Und dennoch war die Arbeitslosigkeit sehr gering. Das ging so, bis zur großen Weltwirtschaftskrise Anfang der ´80er Jahre. Erst ab dieser Zeit kennt die Bundesrepublik eine Arbeitslosigkeit von 2, 3 oder gar bis u 5 Mill (letzte aber erst zur Zeit von Schröder).[/quote]
Stichworte sind Inflation und Rationalisierung. Auch vorher gab es ja Krisen, aber die führten nicht zu zunehmender Arbeitslosigkeit insbesondere im Bereich der Gering- oder Nichtqualifizierten.
Die sehr hohen Lohnabschlüsse in den siebziger Jahren ließen erst die Preise steigen und als dann die Krise kam, flogen vor allem die ungelernten Arbeitskräfte schnell aus ihrer Beschäftigung und wurden durch Maschinen ersetzt. Und an dem Problem knabbern wir auch heute noch. Je geringer die Bildung, desto höher das Risiko, arbeitslos zu werden und zu bleiben. Man muss ja sehen, dass die vorherigen Entwicklungen Voraussetzungen der späteren Folgen sind.
Das wird auch hier sehr schön deutlich: http://de.wikipedia.org/wiki/Arbeitslosigkeit
Insbesondere das Zitat muss man sich auf der Zunge zergehen lassen. Auch weil damit die Staatsverschuldung gerechtfertigt wurde:
Zitat von Helmut Schmidt und von Bruno Kreisky Mitte der siebziger Jahre: „Lieber fünf Prozent Inflation als fünf Prozent Arbeitslosigkeit“
Nur hatten wir erst die Inflation und nachher kam dann trotzdem die Arbeitslosigkeit!
Insgesamt lesenswert, auch bezüglich der Strategien wie Frühverrentung zwecks Abbau der Jugendarbeitslosigkeit....
http://de.wikipedia.org/wiki/Inflation
http://upload.wikimedia.org/wikipedia/de/1/19/Inflation1951-2007.png
http://de.wikipedia.org/wiki/Preisniveau
http://upload.wikimedia.org/wikipedia/de/5/52/PreiseDeutschland.png
[quote]Daß es eine Entlassungswelle geben wird, wenn die Niedrigstlöhne in einigen Branchen auf eine erträgliche Höhe angehöben werden, glaube ich nicht. Da es sich hier meist um den Dienstleistungsbereich handelt, sind die Arbeitsplätze eher von der Binnennachfrage abhängig und der wird sich auch bei leicht steigenden Preisen, die dann natürlich kommen werden, kaum ändern.[/quote]
Das Gegenteil ist historisch bewiesen. S.o. Denk doch nur mal an Dienstleistungen wie den Tankwart, der Dein Auto auffüllt. ;) Oder die Damen und Herren an den Schaltern der Bahn, bei denen man sich früher mal sein Ticket kaufen konnte...
[quote]Beispiele: Kein Mensch wird deswegen seltener zum Frisör gehen oder niemand wird morgends auf das leckere Brötchen verzichten, nur weil es nicht mehr -,20 € sondern dann vielleicht -,25 € kostet.[/quote]
Doch, glaub mir, Menschen suchen sich dann günstigere Friseure (z.B. welche die für 10€ ins Haus kommen, statt für 25€ zu denen zu gehen) oder zögern den Besuch hinaus (alle 6 oder 8 Wochen, statt alle vier; vielleicht wird die Frisur entsprechend angepasst). Auch beim Brötchen kann man einsparen, aber noch mehr z.B. bei der Putzhilfe im Haushalt, bzw. überhaupt bei den Reinigungskräften. Und wer bietet heute noch Liftboy, Kofferträger und so weiter dem Hotelkunden an?
Insbesondere für ungelernte Menschen besteht bei einem undifferenzierten Mindestlohn keine Aussicht auf eine Wiedereingliederungsmöglichkeit. Aber auch ein staatlich verordneter Mindestlohn und nicht mittels Tarifverhandlungen an die Realtiät angpasster Mindestlohn in Form von Tariflohn ist hier ein Hemmschuh. Schließlich stellt sich für den Arbeitgeber die Frage: wieviel muss ich mehr zahlen? Wieviel muss und kann ich von den Kunden mehr verlangen oder wieviel kann und muss der Arbeitnehmer dann in derselben Zeit leisten? Im unteren Segment wird dies zu massivem Druck auf beide Seiten führen. Volkswirtschaftlich lähmen solche Regelungen den Wettbewerb.
Insgesamt sind staatliche Eingriffe fast so als wie die Wirtschaft, die ja den Staat durchaus voraussetzt.
Schau Dir doch mal an, wie erfolgreich die Preisstabilitätspolitik der römischen Kaiser war, welche den arbeitenden Menschen ein hinreichendes Auskommen sichern sollte...
[quote]Auch heute schon wird kein einziger Arbeitnehmer von einem Betrieb mehr beschäftigt, als für den Arbeitsablauf unbedingt notwendig.[/quote]
Das ist unzutreffend. Es gibt immer noch Betriebe, die liftboys und Kofferträger anstellen oder Tankstellen mit dem Angebot eines Tankwartes. Auch gibt es Haushaltsstellen, die nicht unbedingt besetzt werden müssen.
[quote]Sehr wenige Arbeitnehmer sind dort noch in einer Gewerkschaft.[/quote]
http://de.wikipedia.org/wiki/Vereinte_Dienstleistungsgewerkschaft
"Sie hat gut 2,1 Millionen Mitglieder (Stand: 31. Dezember 2009)[1] und ist damit die zweitgrößte Gewerkschaft im DGB nach der IG Metall."
[quote]Ich erlebe das z. B. im Bereich der Zeitungszustellung, wo sich der Lohn seit 1999 so gut wie nicht verändert hat. Selbst auf meine Anfrage hin, ob der Verlag nicht mal etwas den Lohn anheben könnte, kam eine Absage - ok, ich war schon selbständig und nicht fest angestellt. Aber danach mußte ich mir zusätzliche Aufträge suchen, weil nach der Euro-Umstellung das Einkommen nicht mehr reichte.
Aber auch bei den festangestellten Zustellern sind die Löhne in den ganzen Jahren nicht gestiegen. Allerdings sind in diesem Bereich [b]ohnehin fast nur 400 €-Kräfte beschäftigt.[/b][/quote]
Da liegt der Grund. ;)
Grundsätzlich sind wir uns ja einig, dass hinreichende Kaufkraft wichtig ist und Löhne regelmäßig angemessen steigen müssen. Das muss aber praktisch jährlich angepasst werden. Hier einfach mal einen Mindestlohn zwischen zu schieben, ist m.E. einfach nicht sinnvoll, weil es die Anpassung unterläuft. Und wie andere Beispiele zeigen (Großbritannien), helfen festgesetzte Mindestlöhne nicht wirklich weiter.