von ehemaliger Autor K. » 05.10.2013, 14:56
Wie ich damals (fast) das Paradies fand.
Wir alle suchen das Paradies, aber im Gegensatz zu vielen anderen habe ich es gefunden. Wer dort hinkommt, wird aber arg enttäuscht sein. Es ist eine öde, trockene Wüstenei, die sich im heutigen Iran befindet. Abgesehen von den subtropischen Regionen am Kaspischen Meer mit ihrer üppigen Vegetation besteht dieses Land vorwiegend aus Wüsten, Halbsteppen, trockenen Hochländern und öden Gebirgszügen. Daneben gibt es aber grüne, wunderschöne Oasen, nämlich die Paradiese. Das Wort stammt aus der altiranischen Sprache, pairi-daēza, übersetzt „umgrenzter Bereich“. In der Regel waren und sind sie von Wällen umgeben, um Herrschaftsbereiche zu kennzeichnen, vor allem aber, um zu verhindern, dass der Wüstenstaub sie nicht wieder verschüttet. Die Paradiese wurden nicht von Göttern errichtet, sondern von Menschen dank künstlicher Bewässerung. Der krasse Unterschied zwischen diesen wunderbaren Gartenanlagen und dem unfruchtbaren Umland ist so auffällig, dass hier vielleicht der Ursprung zu finden ist von der streng dualistischen Religion des Zoroaster, dem ewigen Kampf zwischen dem Schöpfergott Ahura Mazda, der alles erblühen lässt und seinem bösen Widersacher Ahriman, der alles wieder zerstört und in Wüste verwandelt.
1973 und 1977 besuchte ich den Iran auf der Suche nach dem Ursprung des Paradieses. Es befindet sich im Zagros-Gebirge. Man fährt von Teheran südlich mit dem Bus nach Shiraz, ein im Vergleich zur hässlichen Metropole wunderschöner Ort. Dann weiter nach Yasudj und zum Schluss nach Vastegan, etwa 200 km von Shiraz entfernt. Keine Region, die auf Tourismus eingestellt war. Unglaublich mühselig, dorthin zu gelangen, nur verlauste Unterkünfte und ungenießbares Essen. Im Iran gibt es ohnehin überall nur Huhn mit Reis oder Reis mit Huhn, nur unterschiedlich schlecht zubereitet. In Vastegan konnte man überhaupt nicht kochen.
Doch von hier aus erreichte man das Zagros-Gebirge. An seinem Rande befinden sich gewaltige Verwitterungskegel. Auf den Höhen der Berge sammelt sich hinreichend Regenwasser und abtauendes Schmelzwasser, aber es gibt praktisch keine Flüsse. Das Wasser versickert in dem Erosionsschutt, stößt irgendwann auf wasserundurchlässige Schichten und strömt unterirdisch weiter. Die Menschen haben nichts davon. Deshalb hat man in die Schuttkegel Brunnen hineingetrieben bis zu 300 m Tiefe. Traf man auf ausreichende Wasseradern, so legten die Bergleute waagerechte Tunnel an, unterirdische Kanäle, teilweise bis zu 60 km Länge und brachte damit das Wasser in die fruchtbaren Täler. Diese Wassertunnel, Quanate genannt, bildeten die Infrastruktur für ein einzigartiges Bewässerungssystem. Alle paar hundert Männer stieg ein Schacht als Luftloch und Einstiegsstelle empor. Das Wasser lief ohne Verdunstungsverluste über viele Kilometer unterirdisch in Städte und Dörfer.
Viele Wissenschaftler glauben, dass die künstlichen Bewässerungssysteme, die vor Jahrtausenden im Orient entstanden sind, die Grundlage der menschlichen Zivilisation schufen und das damit auch die Entstehung des Staates möglich wurde, denn nur eine zentrale Macht konnte ein solches System schaffen und verwalten.
Die Dörfler wollten mit mir eine Tour ins Gebirge unternehmen. Die hätte aber 6 Tage gedauert. Ich hätte 4 Leute und 5 Esel bezahlen müssen. Das war mir zu teuer. Jedenfalls weiß ich jetzt, wo der Ursprung des Paradieses sich befindet und ich war nur wenige Kilometer davon entfernt und habe an seine Pforten geklopft.
[b]Wie ich damals (fast) das Paradies fand.[/b]
Wir alle suchen das Paradies, aber im Gegensatz zu vielen anderen habe ich es gefunden. Wer dort hinkommt, wird aber arg enttäuscht sein. Es ist eine öde, trockene Wüstenei, die sich im heutigen Iran befindet. Abgesehen von den subtropischen Regionen am Kaspischen Meer mit ihrer üppigen Vegetation besteht dieses Land vorwiegend aus Wüsten, Halbsteppen, trockenen Hochländern und öden Gebirgszügen. Daneben gibt es aber grüne, wunderschöne Oasen, nämlich die Paradiese. Das Wort stammt aus der altiranischen Sprache, pairi-daēza, übersetzt „umgrenzter Bereich“. In der Regel waren und sind sie von Wällen umgeben, um Herrschaftsbereiche zu kennzeichnen, vor allem aber, um zu verhindern, dass der Wüstenstaub sie nicht wieder verschüttet. Die Paradiese wurden nicht von Göttern errichtet, sondern von Menschen dank künstlicher Bewässerung. Der krasse Unterschied zwischen diesen wunderbaren Gartenanlagen und dem unfruchtbaren Umland ist so auffällig, dass hier vielleicht der Ursprung zu finden ist von der streng dualistischen Religion des Zoroaster, dem ewigen Kampf zwischen dem Schöpfergott Ahura Mazda, der alles erblühen lässt und seinem bösen Widersacher Ahriman, der alles wieder zerstört und in Wüste verwandelt.
1973 und 1977 besuchte ich den Iran auf der Suche nach dem Ursprung des Paradieses. Es befindet sich im Zagros-Gebirge. Man fährt von Teheran südlich mit dem Bus nach Shiraz, ein im Vergleich zur hässlichen Metropole wunderschöner Ort. Dann weiter nach Yasudj und zum Schluss nach Vastegan, etwa 200 km von Shiraz entfernt. Keine Region, die auf Tourismus eingestellt war. Unglaublich mühselig, dorthin zu gelangen, nur verlauste Unterkünfte und ungenießbares Essen. Im Iran gibt es ohnehin überall nur Huhn mit Reis oder Reis mit Huhn, nur unterschiedlich schlecht zubereitet. In Vastegan konnte man überhaupt nicht kochen.
Doch von hier aus erreichte man das Zagros-Gebirge. An seinem Rande befinden sich gewaltige Verwitterungskegel. Auf den Höhen der Berge sammelt sich hinreichend Regenwasser und abtauendes Schmelzwasser, aber es gibt praktisch keine Flüsse. Das Wasser versickert in dem Erosionsschutt, stößt irgendwann auf wasserundurchlässige Schichten und strömt unterirdisch weiter. Die Menschen haben nichts davon. Deshalb hat man in die Schuttkegel Brunnen hineingetrieben bis zu 300 m Tiefe. Traf man auf ausreichende Wasseradern, so legten die Bergleute waagerechte Tunnel an, unterirdische Kanäle, teilweise bis zu 60 km Länge und brachte damit das Wasser in die fruchtbaren Täler. Diese Wassertunnel, Quanate genannt, bildeten die Infrastruktur für ein einzigartiges Bewässerungssystem. Alle paar hundert Männer stieg ein Schacht als Luftloch und Einstiegsstelle empor. Das Wasser lief ohne Verdunstungsverluste über viele Kilometer unterirdisch in Städte und Dörfer.
Viele Wissenschaftler glauben, dass die künstlichen Bewässerungssysteme, die vor Jahrtausenden im Orient entstanden sind, die Grundlage der menschlichen Zivilisation schufen und das damit auch die Entstehung des Staates möglich wurde, denn nur eine zentrale Macht konnte ein solches System schaffen und verwalten.
Die Dörfler wollten mit mir eine Tour ins Gebirge unternehmen. Die hätte aber 6 Tage gedauert. Ich hätte 4 Leute und 5 Esel bezahlen müssen. Das war mir zu teuer. Jedenfalls weiß ich jetzt, wo der Ursprung des Paradieses sich befindet und ich war nur wenige Kilometer davon entfernt und habe an seine Pforten geklopft.