von Peppone » 09.09.2013, 18:54
O.k. Ich will mal versuchen, da wieder ein bisschen Ruhe reinzubringen.
Fakt ist, dass in den Anfangsjahren nach 45 in allen Teilen Deutschlands demontiert wurde und Reparationen eingefordert wurden.
Briten und Amerikaner haben bald registriert, dass Stalin die SBZ als neuen Dauerbesitz ansieht und als seinen Einflussbereich ansieht. Genauso deutlich war, dass Briten und Amerikaner schnellstmöglichst wieder raus aus Deutschland wollten. Wollten sie verhindern, dass ganz Deutschland zum Sowjetbereich kommt, mussten sie dafür sorgen, dass die Deutschen "den Westen" als den attraktiveren Raum sahen und dass sie sich selber erhalten konnten, sonst hätten sich die Westalliierten dumm und dämlich gezahlt, um Westdeutschland am Leben zu erhalten und noch dazu für Stalin unerreichbar zu machen.
Beide, GB und USA, stoppten also recht schnell wieder die Reparationsforderungen und Demontagen und versuchten im Gegenteil, West-Deutschland wieder zu einem allerdings entimilitarisierten Industrieland aufzubauen, das nicht von britisch-amerikanischen Förderungen abhängig wäre, fest in den Westblock eingebunden wäre und quasi als Bollwerk gegen eine weitere Westwanderung des Stalin´schen Einflussbereichs dienen konnte. Ein US-britischer Satellit also, so wie die SBZ recht bald schon zum Sowjet-Satelliten geworden war.
Die Franzosen ließen sich irgendwann auch überzeugen, dann wurde u.a. das Londoner Schuldenabkommen geschlossen und die dann schon existierende BRD war aus dem Schneider, was die Reparationen anbetraf.
Um jemanden über den Tisch zu ziehen, muss man den Willen dazu haben. Der Anstoß zur Erledigung der Reparationsfrage in Sachen BRD ging aber von den USA und GB aus, wobei Adenauer dankend annahm und sich als treuer Vasall der USA zeigte, der allerdings das Wohl seines Landes sehr wohl im Auge behielt und versuchte, das Beste für die BRD rauszuholen. Für einen Regierungschef ein durchaus legitimes Anliegen.
Dass man sich in Sachen Entschädigungen an Juden, Kriegsgefangenen, Zwangsarbeitern und KZ-Insassen nicht gerade überschlug, wurde der BRD lange nicht vorgehalten, das passierte erst ab den 60er Jahren, dann aber umso massiver. Die Ex-Nazis in der BRD-Führung zeigten sich erwartungsgemäß hartleibig, auch danach war für die BRD immer die DEvise "grad so viel wie unbedingt nötig" zu tun, nicht zuletzt die deutsche Industrie musste erst durch die Drohung von Milliadenentschädigungen per US-Zivilklagen dazu gezwungen werden, überhaupt erst mal die eigene NS-VErgangenheit aufzuarbeiten und zu ihr zu stehen. 60 Jahre nach dem Krieg war dafür auch wirklich höchste Eisenbahn...
In der SBZ/DDR hatte es Stalin lange nicht nötig, von seinen Reparationsforderungen was zurückzunehmen, er konnte es sich auch kaum leisten, weil im ehemals deutsch besetzten Teil Europas jede Hilfe gebraucht wurde, um überhaupt wieder produzieren zu können. Erst der Aufstand des 17.Juni 1953 brachte die Sowjetführung zum Einlenken, man erkannte, dass die immer noch hohen Reparationszahlungen die Produktion von Konsumgütern in der DDR derart einschränkte, dass das ein Grund unter anderen für den Aufstand gewesen war. Um solches zu verhindern, wurden u.a. die Reparationsforderungen der UdSSR gestoppt. Der wirtschaftliche Aufschwung der DDR nach 1953 zeigte, dass dieser Schritt nötig gewesen war.
Fazit.
In Westdeutschland erachteten es die Westalliierten für gewinnbringender, auf Reparationsforderungen zu verzichten. In Ostdeutschland war die BEsatzungsmacht mehr auf die Zahlung der Reparationen angewiesen, erkannte jedoch auch irgendwann, dass weitere Reparationszahlungen eher kontraproduktiv sein würden, wenn man das Ziel, die eigene Wirtschaft wieder aufzubauen im Auge hatte.
Nicht die Deutschen haben die Geschädigten des 2.Wk.s übers Ohr gehauen, realpolitische Überlegungen haben dazu geführt, dass nur ein Bruchteil der anstehenden Reparationen gezahlt wurden.
Reparationen aufzurechnen und mit Vorkriegswerten zu vergleichen, das bringt nichts, das haben wir ja auch schon in der Diskussion gesehen. Wenn Reparationen gerecht sein sollen, dass muss der Schädiger dafür sorgen, dass die Geschädigten wieder auf dem Niveau leben können, das sie vor den Schädigungen hatten. Ist dieses Niveau erreicht, haben die Reparationen - hier als Wiedergutmachung verstanden - ihr Ziel erreicht und sollten gestoppt werden.
Nun war es aber auch eines der Ziele aller Alliierten, durch die Reparationsforderungen ein erneutes militärisches Wiederauferstehen Deutschlands für alle Zeiten verhindern zu wollen. Reine Wiedergutmachung stand also von Anfang an gar nicht auf dem Programm.
Als man erkannte, dass man das Ziel, einen neuen Krieg in Europa zu verhindern, besser erreichen konnte, indem man (West-)Deutschland die Reparationen erließ, tat man dies auch. Die Westdeutschen beschwerten sich genauso wenig darüber wie später die Ostdeutschen (die ohnehin mehr gezahlt hatten und das Gefühl gehabt haben dürften, sie wären der falsche Adressat für Reparationsforderungen, dafür sollten doch besser die Industriellen aus dem kapitalistischen Bereich Deutschlands aufkommen...), ganz blöd waren die ja auch nicht.
Moralisch kann man davon halten, was man will, aber welcher Mensch, der geradeaus denken kann, geht her und sagt: "Bitte, nehmt das, was ich eigentlich brauche, um meine Familie zu ernähren, denn ich habe Sch.. gebaut und werde dafür büßen", wenn dies gar nicht gefordert wird?
Besonders in Westdeutschland war, glaube ich, der Gedanke, dass das gegenseitige Zerstören z.B. von Städten und Industrieanlagen ohnehin schon eine Art Quitt-Sein geschaffen hätte, durchaus verbreitet. Was in den KZ´s gelaufen ist, hat man ja die 50er und 60er Jahre über ganz gut verdrängt und das haben, glaub ich, auch die Westalliierten nie so direkt als Grund für Wiedergutmachungszahlungen angeführt, Ausnahme dürften allein die Juden gewesen sein.
Es ist menschlich durchaus nachvollziehbar, dass die Deutschen nicht mehr gezahlt haben als gefordert wurde. Hätten die Alliierten mehr gefordert, die Deutschen hätten es auch zahlen müssen. Bei allem, was insbesondere die BRD nachträglich noch an Pluspunkten in Sachen Reparationen für sich herausschlug, waren die Alliierten einverstanden. Wenn man also den scharzen Peter jemandem zuschiebt, müssen die Westalliierten, besonders GB und USA mit ins Boot. Die Deutschen waren Nutznießer, aber auch die GB und USA profitierten davon, dass die BRD so wenig zahlen musste.
Beppe
O.k. Ich will mal versuchen, da wieder ein bisschen Ruhe reinzubringen.
Fakt ist, dass in den Anfangsjahren nach 45 in allen Teilen Deutschlands demontiert wurde und Reparationen eingefordert wurden.
Briten und Amerikaner haben bald registriert, dass Stalin die SBZ als neuen Dauerbesitz ansieht und als seinen Einflussbereich ansieht. Genauso deutlich war, dass Briten und Amerikaner schnellstmöglichst wieder raus aus Deutschland wollten. Wollten sie verhindern, dass ganz Deutschland zum Sowjetbereich kommt, mussten sie dafür sorgen, dass die Deutschen "den Westen" als den attraktiveren Raum sahen und dass sie sich selber erhalten konnten, sonst hätten sich die Westalliierten dumm und dämlich gezahlt, um Westdeutschland am Leben zu erhalten und noch dazu für Stalin unerreichbar zu machen.
Beide, GB und USA, stoppten also recht schnell wieder die Reparationsforderungen und Demontagen und versuchten im Gegenteil, West-Deutschland wieder zu einem allerdings entimilitarisierten Industrieland aufzubauen, das nicht von britisch-amerikanischen Förderungen abhängig wäre, fest in den Westblock eingebunden wäre und quasi als Bollwerk gegen eine weitere Westwanderung des Stalin´schen Einflussbereichs dienen konnte. Ein US-britischer Satellit also, so wie die SBZ recht bald schon zum Sowjet-Satelliten geworden war.
Die Franzosen ließen sich irgendwann auch überzeugen, dann wurde u.a. das Londoner Schuldenabkommen geschlossen und die dann schon existierende BRD war aus dem Schneider, was die Reparationen anbetraf.
Um jemanden über den Tisch zu ziehen, muss man den Willen dazu haben. Der Anstoß zur Erledigung der Reparationsfrage in Sachen BRD ging aber von den USA und GB aus, wobei Adenauer dankend annahm und sich als treuer Vasall der USA zeigte, der allerdings das Wohl seines Landes sehr wohl im Auge behielt und versuchte, das Beste für die BRD rauszuholen. Für einen Regierungschef ein durchaus legitimes Anliegen.
Dass man sich in Sachen Entschädigungen an Juden, Kriegsgefangenen, Zwangsarbeitern und KZ-Insassen nicht gerade überschlug, wurde der BRD lange nicht vorgehalten, das passierte erst ab den 60er Jahren, dann aber umso massiver. Die Ex-Nazis in der BRD-Führung zeigten sich erwartungsgemäß hartleibig, auch danach war für die BRD immer die DEvise "grad so viel wie unbedingt nötig" zu tun, nicht zuletzt die deutsche Industrie musste erst durch die Drohung von Milliadenentschädigungen per US-Zivilklagen dazu gezwungen werden, überhaupt erst mal die eigene NS-VErgangenheit aufzuarbeiten und zu ihr zu stehen. 60 Jahre nach dem Krieg war dafür auch wirklich höchste Eisenbahn...
In der SBZ/DDR hatte es Stalin lange nicht nötig, von seinen Reparationsforderungen was zurückzunehmen, er konnte es sich auch kaum leisten, weil im ehemals deutsch besetzten Teil Europas jede Hilfe gebraucht wurde, um überhaupt wieder produzieren zu können. Erst der Aufstand des 17.Juni 1953 brachte die Sowjetführung zum Einlenken, man erkannte, dass die immer noch hohen Reparationszahlungen die Produktion von Konsumgütern in der DDR derart einschränkte, dass das ein Grund unter anderen für den Aufstand gewesen war. Um solches zu verhindern, wurden u.a. die Reparationsforderungen der UdSSR gestoppt. Der wirtschaftliche Aufschwung der DDR nach 1953 zeigte, dass dieser Schritt nötig gewesen war.
Fazit.
In Westdeutschland erachteten es die Westalliierten für gewinnbringender, auf Reparationsforderungen zu verzichten. In Ostdeutschland war die BEsatzungsmacht mehr auf die Zahlung der Reparationen angewiesen, erkannte jedoch auch irgendwann, dass weitere Reparationszahlungen eher kontraproduktiv sein würden, wenn man das Ziel, die eigene Wirtschaft wieder aufzubauen im Auge hatte.
Nicht die Deutschen haben die Geschädigten des 2.Wk.s übers Ohr gehauen, realpolitische Überlegungen haben dazu geführt, dass nur ein Bruchteil der anstehenden Reparationen gezahlt wurden.
Reparationen aufzurechnen und mit Vorkriegswerten zu vergleichen, das bringt nichts, das haben wir ja auch schon in der Diskussion gesehen. Wenn Reparationen gerecht sein sollen, dass muss der Schädiger dafür sorgen, dass die Geschädigten wieder auf dem Niveau leben können, das sie vor den Schädigungen hatten. Ist dieses Niveau erreicht, haben die Reparationen - hier als Wiedergutmachung verstanden - ihr Ziel erreicht und sollten gestoppt werden.
Nun war es aber auch eines der Ziele aller Alliierten, durch die Reparationsforderungen ein erneutes militärisches Wiederauferstehen Deutschlands für alle Zeiten verhindern zu wollen. Reine Wiedergutmachung stand also von Anfang an gar nicht auf dem Programm.
Als man erkannte, dass man das Ziel, einen neuen Krieg in Europa zu verhindern, besser erreichen konnte, indem man (West-)Deutschland die Reparationen erließ, tat man dies auch. Die Westdeutschen beschwerten sich genauso wenig darüber wie später die Ostdeutschen (die ohnehin mehr gezahlt hatten und das Gefühl gehabt haben dürften, sie wären der falsche Adressat für Reparationsforderungen, dafür sollten doch besser die Industriellen aus dem kapitalistischen Bereich Deutschlands aufkommen...), ganz blöd waren die ja auch nicht.
Moralisch kann man davon halten, was man will, aber welcher Mensch, der geradeaus denken kann, geht her und sagt: "Bitte, nehmt das, was ich eigentlich brauche, um meine Familie zu ernähren, denn ich habe Sch.. gebaut und werde dafür büßen", wenn dies gar nicht gefordert wird?
Besonders in Westdeutschland war, glaube ich, der Gedanke, dass das gegenseitige Zerstören z.B. von Städten und Industrieanlagen ohnehin schon eine Art Quitt-Sein geschaffen hätte, durchaus verbreitet. Was in den KZ´s gelaufen ist, hat man ja die 50er und 60er Jahre über ganz gut verdrängt und das haben, glaub ich, auch die Westalliierten nie so direkt als Grund für Wiedergutmachungszahlungen angeführt, Ausnahme dürften allein die Juden gewesen sein.
Es ist menschlich durchaus nachvollziehbar, dass die Deutschen nicht mehr gezahlt haben als gefordert wurde. Hätten die Alliierten mehr gefordert, die Deutschen hätten es auch zahlen müssen. Bei allem, was insbesondere die BRD nachträglich noch an Pluspunkten in Sachen Reparationen für sich herausschlug, waren die Alliierten einverstanden. Wenn man also den scharzen Peter jemandem zuschiebt, müssen die Westalliierten, besonders GB und USA mit ins Boot. Die Deutschen waren Nutznießer, aber auch die GB und USA profitierten davon, dass die BRD so wenig zahlen musste.
Beppe