zu den diversen Beiträgen:
Der Nationalsozialismus hat mit dem Sozialismus, wie er von Marx, Engels, Lenin, Luxemburg, Liebknecht usw. formuliert wurde, nicht das Geringste zu tun. Als sich die Partei 1920 gründete, haben alle möglichen Gruppierungen das Wort Sozialismus benutzt, auch konservative Gruppierungen, weil der Sozialismus damals vielen als erstrebenswerte Alternative zum Kaiserreich erschien. Sozialismus bedeutet aber die Enteignung des Bürgertums und der Grundbesitzer, doch davon wollte Hitler nichts wissen. Es ist ja auch kein Zufall, dass die alten Eliten, die Industriellen, die Junker, Militärs, hohe Beamte auf Hitler setzten und ihn an die Macht brachten, weil diese Angst vor den „richtigen“ Sozialisten, zum Beispiel vor der KPD hatten.
Das nationalsozialistische System ist weit davon entfernt, sozialistisch gewesen zu sein. Wer die wissenschaftliche Literatur kennt, weiß auch, dass dies kein ernstzunehmender Historiker behauptet. Bis auf das jüdische Kapital wurde niemand enteignet.im Gegenteil, das Bankensystem beispielsweise, welches während der Wirtschaftskrise verstaatlicht worden war, wurde wieder privatisiert. Die Frage, die in der Forschung diskutiert wird, lautet nur: Primat der Politik oder Primat der Ökonomie, also welche Kräfte hatten stärkeren Einfluss in dem NS-Staat. Die meisten gehen von einem Primat der Politik aus und sprechen von einem „gelenkten Kapitalismus“, „staatlich regulierter Marktwirtschaft“, etc. Der NS-Staat versuchte in einem viel größeren Ausmaß die Wirtschaft zu lenken, als dies heute üblich ist, aber das hat nichts mit Sozialismus zu tun, denn die Betriebe blieben privat. Während des Krieges wurde in den besetzten Staaten ein großer Teil der dortigen Unternehmen deutschen Firmen angegliedert in Zusammenarbeit mit staatlichen Stellen, z.B. die berühmten Ostgesellschaften. Deutsche Produktionsbetriebe versorgte man mit KZ-Arbeitern etc. Dass das NS-Regime ein kapitalistisches und kein sozialistisches System war, haben auch alle nach dem Krieg deutlich gesehen. Nicht umsonst gab es Vorstellungen, große Teile der Wirtschaft zu verstaatlichen und die Eigentümer der Firmen, die sich im Krieg bereichert hatten, als Kriegsverbrecher zu bestrafen.
Den Nazis schwebte auch keineswegs eine egalitäre Gesellschaft vor, denn auch die „Volksgenossen“ sollten hierarchisch organisiert werden. So sagte Hitler einst zu Hermann Rauschning: „Es wird die Menge der hierarchisch geordneten Parteimitglieder geben. Sie werden den neuen Mittelstand abgeben. Und es wird die große Masse der Anonymen geben, das Kollektiv der Dienenden, der ewig Unmündigen, gleichgültig, ob sie ehemals Vertreter des alten Bürgertums waren oder Großagrarier, Arbeiter oder Handwerker…Über allem wird es den neuen Hochadel geben, die besonders verdienten und besonders verantwortlichen Führerpersönlichkeiten…“
Im Sozialismus wurden Kapitalisten und Großagrarier, wie in der Sowjetunion, beseitigt, im NS-Regime ist dies aber nicht geschehen, denn hier wurden die alten Herrschaftsverhältnisse konserviert. Trotz vielen äußeren Ähnlichkeiten darf man diese entscheidenden Unterschiede nicht übersehen. Es gibt zu diesem Thema eine riesige Literatur und man sollte sich damit einmal beschäftigen.