Dr. Sebastian Möllers (Schwedenspeicher Museum Stade) hielt einen Vortrag im Landesmuseum Hannover über "Burgen, Kelten und Germanen" in der vorrömischen Eisenzeit. In den nördlichen Höhenzügen gab es viele Befestigungen, Wallanlagen bzw. Burgen.
Es begann schon im 5.-6Jh. v.Chr., daß in der Eisenzeit in Wittorf eine Burg im Flachland gebaut wurde. In einigen Wallanlagen wurden keltische Alltagsgegenstände (Schmuck, Handwerkszeug Pferdegeschirr,...) und Waffen gefunden.
Auch wurde eine komplette Handwerker Ausrüstung gefunden, die ansonsten so nur im Süden, d.h. Manching, gefunden wurde.
Es scheint auch ein reger Handel zwischen Nord und Süd stattgefunden zu haben. Bis an die Höhenzüge lassen sich Funde der germanischen Bevölkerung finden. Erhard Cosack hat das zu der gewagten Ansicht gebracht, daß keltische Sklavenjäger die einheimische germanische Bevölkerung auf ihren Wallanlagen überfallen haben und diese dann versklavt haben.
Begründung: Weil in Manching auch Schmuck gefunden wurde, der hier im Norden hergestellt wurde. Angeblich soll dort eine versklavte Germanin gelebt haben.....vielleicht hat man das aber auch durch Handel erworben ?
Was Cosack nicht berücksichtigt, ist die Verschiedenheit des Lebensstil der frühen Cherusker mit dem aus der Zeitenwende.
Nach seiner Ansicht nach, waren die Cherusker 200-300 v.Chr. eine eher friedlebende Bauern- und Handwerkergesellschaft, die notgedrungen ihre Handwerksgegenstände zu Waffen umbauen mußten. Also nicht "Schwerter zu Pflugscharen", sondern umgekehrt.
Da kann man dann aber fragen, wann hat es den großen Sinneswandel der Cherusker gegeben? D.h. von einem friedlebenden Bauern zu einem Krieger, dessen Landwirtschaftskenntnisse eher rudimentär waren. Haben sich die Cherusker innerhalb von knapp 200 Jahren zurückentwickelt oder sind sie schlagartig verblödet ?
Im Süden gab es die keltische Latenezeit und im Norden angeblich Cherusker, die eher auf Handel geprägt waren. Und dann soll sich plötzlich alles ändern ? Ich gehe davon aus, daß E. Cosack sich hier gewaltig irrt, wie auch bei seiner früheren These vom 3. Volk neben Germanen und Kelten, die auch Dr. Möllers nicht für möglich hält.
Vielmehr ist anzunehmen, daß bis hier im Norden das keltische Siedlungsgebiet reichte. Während man sich gen Osten, Westen und Süden ausbreiten konnte, trafen hier die Kelten auf die Germanen, die einen weitere Expansion gen Norden verhinderten. Der erfolgreiche Angriff auf die Barenburg und die Amelungsburg, erfolgte somit nicht durch keltische Sklavenjäger, sondern durch langsam aber stetig vorrückende Germanen. Diese haben dann die keltische Bevölkerung assimiliert. Aber Cosack hatte mit seiner "Sklavenjäger-Story" eher einen Reißer, der sich besser für die Medien eignete.
Alle Kampfplätze (Amelungsburg, Barenburg, Deister Höhenfund, Negenborner Burgberg,...) lassen eher auf ein systematisches Vorgehen einer Ausdehnung eines "Volkes" schließen, als an ein paar hergelaufende keltische Sklavenjäger.
Dr.Möllers merkte noch an, daß bis an den Rand Niedersachsen, die aus Polen stammende Przeworsk-Kultur sich ausgedehnt hatte. Und das in Niedersachsen sich einige verschiedene germanische Eigenarten entwickelten, d.h. unterschiedliche Bestattungsarten gegenüber verschiedenen Hausbau und somit alles vermischt. Was eine Identifikation erschwert.
Der Votrag von Dr. Möllers war sehr interessant, aber er sollte der reißerischen Cosack-Theorie nicht allzuviel Glauben schenken.