von ehemaliger Autor K. » 28.10.2014, 11:57
Peppone hat geschrieben:Mal ein kurzer Gedanke zur raschen Vermehrung der polnischen Juden.
Erstens kamen immer wieder neue Ströme von vertriebenen Juden aus Deutschland an. Das ist aber wohl in Dietrichs Angaben schon eingerechnet.
Zweitens waren diese Juden eine städtische Bevölkerung, während die Polen/Litauer eine eher ländliche Bevölkerung waren. Stichwort Kinderreichtum: Richtig ist, dass ländliche Bevölkerung schon aus arbeitskräftetechnischen Gründen viele Kinder hatten. Nun sind aber gerade die Ascheknasim für ihren Kinderreichtum bekannt, der nach Dietrich zehnmal so hoch gewesen sein müsste als bei den Polen und Litauern (und den West-Ukrainern, die damals ebenfalls zu Polen-Litauen gehörten).
Geht man mal von einem Durchschnitt von 4 bis 5 Kindern pro Bauernfamilie aus, müssten die Aschkenasim im Durchschnitt 40 bis 50 Kinder PRO FAMILIE gehabt haben - in der Tat unvorstellbar. ABER:
Die Polen und Litauer hatten im Zuge der Kämpfe mit den Moskauer Russen und den Krimtataren große Verluste zu beklagen. Könnten diese Verluste so hoch gewesen sein, dass sie dazu führten, dass die Juden relativ zur polnisch-litauisch-ukrainischen Bevölkerung ein zehnmal so hohes Wachstum zu verzeichnen hatten? Wohl kaum, das "Wilde Feld", in dem die späteren Kosaken angesiedelt wurden, beschränkte sich auf den Südosten des Riesenreichs. im eigentlichen Polen dürften die Bevölkerungsverluste kaum merkbar gewesen sein.
Während der entstehenden Adelsrepublik Polen waren die Bauern in einer sehr schlechten Lage. Adelsaufstände gingen ebenfalls auf Kosten der Bauern, die als "Kanonenfutter" eingesetzt wurden. Könnte all das dazu geführt haben, dass im Vergleich zu den Juden nur ein Zehntel der Bauern überlebt haben könnte? Auch nicht so ganz vorstellbar.
Wäre vielleicht ein Kombination der angeführten Gründe vorstellbar? Also eine Reduzierung der Polen, Litauer und Westukrainer relativ zu den Juden auf ein Zehntel der Nachkommenschaft? Dass also relativ zehnmal so viele jüdische Kinder überlebten als polnisch-litauische? Absolut wäre die Zahl der Polen-Litauer dann immer noch um ein Mehrfaches höher als die Zahl der Juden, aber da die Juden Privilegien hatten und nicht zur Gefolgschaft von Adligen gehörten, könnte es schon sein, dass sie sich aus den ganzen Streiereien zwischen dem polnischen Adel heraushalten könnten und sich ungestört vermehren konnten, während bei den Polen und Litauern immer wieder fast alle Kinder starben.
Beppe
Sorry, aber diese Rechnerei verstehe ich nicht ganz. Rein rechnerisch gesehen ist es möglich, dass eine Ausgangsbevölkerung von 50.000 Menschen in relativ kurzer Zeit beträchtlich ansteigen kann. Sie muss sich nur in jeder Generation verdoppeln. Rechnen wir nun für die Lebensspanne einer Generation 50 Jahre, so hätte sich 8 Generationen später, also nach 400 Jahren die Zahl bereits auf 12.8000.000 erhöht.
Es handelt sich hier um eine einfache geometrische Folge, deren Summe wir ganz leicht errechnen können mit Hilfe der geometrischen Summenformel. (steht in jedem Mathebuch). Wir können es auch zu Fuß machen:
0.Generation = 50.000
1.Generation = 100.000
2.Generation = 200.000
3. Generation = 400.000
4.Generation = 800.000
5. Generation = 1.600.000
6. Generation = 3.200.000
7.Generation = 6.400.000
8. Generation= 12.800.000
Das ist wie mit dem Reiskorn auf dem Schachbrett.
Eine kleine Ausgangspopulation im Mittelalter kann also relativ schnell anwachsen.
In der Realität ist sie aber wohl längst nicht so stark gestiegen. Bei einem niedrigeren Wachstumsfaktor pro Generation, sagen wir 1,8, ist eine Zahl von 8 Millionen auch in 400 Jahren erreicht. Ich weiß jetzt nichts über die Familiengröße. Hatte aber jede Familie vielleicht zwischen 3-6 Kinder, von denen auch hinreichend viele überlebten und selber Kinder zeugten, ist dies gar nicht einmal eine besonders hohe Fertilität. Solche Zahlen kennen wir aus den heutigen Entwicklungsländern.
[quote="Peppone"]Mal ein kurzer Gedanke zur raschen Vermehrung der polnischen Juden.
Erstens kamen immer wieder neue Ströme von vertriebenen Juden aus Deutschland an. Das ist aber wohl in Dietrichs Angaben schon eingerechnet.
Zweitens waren diese Juden eine städtische Bevölkerung, während die Polen/Litauer eine eher ländliche Bevölkerung waren. Stichwort Kinderreichtum: Richtig ist, dass ländliche Bevölkerung schon aus arbeitskräftetechnischen Gründen viele Kinder hatten. Nun sind aber gerade die Ascheknasim für ihren Kinderreichtum bekannt, der nach Dietrich zehnmal so hoch gewesen sein müsste als bei den Polen und Litauern (und den West-Ukrainern, die damals ebenfalls zu Polen-Litauen gehörten).
Geht man mal von einem Durchschnitt von 4 bis 5 Kindern pro Bauernfamilie aus, müssten die Aschkenasim im Durchschnitt 40 bis 50 Kinder PRO FAMILIE gehabt haben - in der Tat unvorstellbar. ABER:
Die Polen und Litauer hatten im Zuge der Kämpfe mit den Moskauer Russen und den Krimtataren große Verluste zu beklagen. Könnten diese Verluste so hoch gewesen sein, dass sie dazu führten, dass die Juden relativ zur polnisch-litauisch-ukrainischen Bevölkerung ein zehnmal so hohes Wachstum zu verzeichnen hatten? Wohl kaum, das "Wilde Feld", in dem die späteren Kosaken angesiedelt wurden, beschränkte sich auf den Südosten des Riesenreichs. im eigentlichen Polen dürften die Bevölkerungsverluste kaum merkbar gewesen sein.
Während der entstehenden Adelsrepublik Polen waren die Bauern in einer sehr schlechten Lage. Adelsaufstände gingen ebenfalls auf Kosten der Bauern, die als "Kanonenfutter" eingesetzt wurden. Könnte all das dazu geführt haben, dass im Vergleich zu den Juden nur ein Zehntel der Bauern überlebt haben könnte? Auch nicht so ganz vorstellbar.
Wäre vielleicht ein Kombination der angeführten Gründe vorstellbar? Also eine Reduzierung der Polen, Litauer und Westukrainer relativ zu den Juden auf ein Zehntel der Nachkommenschaft? Dass also relativ zehnmal so viele jüdische Kinder überlebten als polnisch-litauische? Absolut wäre die Zahl der Polen-Litauer dann immer noch um ein Mehrfaches höher als die Zahl der Juden, aber da die Juden Privilegien hatten und nicht zur Gefolgschaft von Adligen gehörten, könnte es schon sein, dass sie sich aus den ganzen Streiereien zwischen dem polnischen Adel heraushalten könnten und sich ungestört vermehren konnten, während bei den Polen und Litauern immer wieder fast alle Kinder starben.
Beppe[/quote]
Sorry, aber diese Rechnerei verstehe ich nicht ganz. Rein rechnerisch gesehen ist es möglich, dass eine Ausgangsbevölkerung von 50.000 Menschen in relativ kurzer Zeit beträchtlich ansteigen kann. Sie muss sich nur in jeder Generation verdoppeln. Rechnen wir nun für die Lebensspanne einer Generation 50 Jahre, so hätte sich 8 Generationen später, also nach 400 Jahren die Zahl bereits auf 12.8000.000 erhöht.
Es handelt sich hier um eine einfache geometrische Folge, deren Summe wir ganz leicht errechnen können mit Hilfe der geometrischen Summenformel. (steht in jedem Mathebuch). Wir können es auch zu Fuß machen:
0.Generation = 50.000
1.Generation = 100.000
2.Generation = 200.000
3. Generation = 400.000
4.Generation = 800.000
5. Generation = 1.600.000
6. Generation = 3.200.000
7.Generation = 6.400.000
8. Generation= 12.800.000
Das ist wie mit dem Reiskorn auf dem Schachbrett.
Eine kleine Ausgangspopulation im Mittelalter kann also relativ schnell anwachsen.
In der Realität ist sie aber wohl längst nicht so stark gestiegen. Bei einem niedrigeren Wachstumsfaktor pro Generation, sagen wir 1,8, ist eine Zahl von 8 Millionen auch in 400 Jahren erreicht. Ich weiß jetzt nichts über die Familiengröße. Hatte aber jede Familie vielleicht zwischen 3-6 Kinder, von denen auch hinreichend viele überlebten und selber Kinder zeugten, ist dies gar nicht einmal eine besonders hohe Fertilität. Solche Zahlen kennen wir aus den heutigen Entwicklungsländern.