Barbarossa hat geschrieben:
Wenn du Lust hast, kannst du ja Gegenbeweise suchen um mich vom Gegenteil zu überzeugen.
Ich setze einfach noch ein Fragezeichen hinter den Pfad-Titel.
Gut, das ist ein Anfang.
dieter hat geschrieben:Ihr Lieben,
es geht ja hoch her in diesem Thread.
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Kann Dir auch sagen, woran das liegt. Es geht eigentlich gar nicht um Südtirol, sondern um den derzeitigen deutschen Hype ob des angeblichen Opferdaseins in der EU und der Welt. Das geht sogar soweit, dass man Südtiroler mit Deutschen gleichsetzt und Unfreiheit unterstellt.
Was ist bloss aus Deutschland geworden?
Das Gustloff-Opferschiff, Dresden, Die Flucht, Unsere Väter und der ganze andere Schund i.M.,
jammer jammer jammer wir müssen bluten für Parasiten, die uns aussaugen .... Meine Fresse, das ist konzeptionell ein Revival einer Zentralposition des NS.
Wenigstens fällt das mittlerweile wohl auch in D auf (von daher besteht wohl noch Hoffnung):
http://www.spiegel.de/politik/deutschla ... 90877.html
dieter hat geschrieben:
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Als Ami schon deswegen nicht, wegen des Völkermords an den Indianern. Bei der Wiederentdeckung Amerikas gab es 110 Millionen Indianer, 100 Jahre später nur noch 10 Millionen. Auch nicht wegen der Afrikaner, die als Sklaven gehalten und rund 20 Millionen auf den Weg nach Amerika gestorben sind. Auch wegen den Atombombenabwürfen auf zwei japanische Städte nicht
Als Britte auch nicht, zuerst wegen der KZs, die für die Buren eingerichtet wurden. Auch nicht wegen der Bombenangriffe auf deutsche Städte, siehe auch Dresden. Es wurden keine kriegswichtigen Ziele getroffen sondern Zivilgebiete. In Kassel wurden bis zum April 1945 von Henschel Panzer gebaut und von Fiesler Flugzeuge. Es sollte die Moral der deutschen Bevölkerung gebrochen werden. Dabei tat sich ein Herr Harris besoders hervor.
Als Franzose auch nicht, siehe Algerien und Vietnam.
Als Spanier auch nicht, welche die Indianer auf den Westindischen Inseln ausrottete und nicht nur die Führungschicht der Azteken, Mayas und Inkas vernichtete.
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All in all nicht falsch (abgesehen von den Zahlen, wie bereits anno dazumal richtigerweise und wiederholt von Scifi angemahnt),
suggeriert es aber doch, deutsche Verbrechen (sprich Verbrechen, von Irren begangen in deutschem Namen) seien auf einem Niveau mit jenen verübt durch andere Nationen.
Dem ist aber nicht so.
dieter hat geschrieben:
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Ein deutsches Spichwort lautet: Dummheit und Stolz wachsen auf einem Holz.
Guter Spruch, kannte ich bisher nicht.
Barbarossa hat geschrieben:Tja, nur was man erstmal hat, das gibt man auch nicht mehr her. Italien hat sich mit diesem Landgewinn letztlich jahrzehntelang viel Aerger eingehandelt, bis hin zum Terrorismus, ...
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Ich finde nicht, dass die Bezeichnung "Terrorismus" hier greift.
Barbarossa hat geschrieben:
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Was lehrt uns die Geschichte daraus? Dass es fast immer nach hinten losgeht, wenn man den Willen des Volkes ignoriert.
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Abgesehen davon, dass es den angeblichen "Willen des Volkes" gar nicht gibt,
ist Südtirol all in all ein Erfolgsmodell, keine abgehalftete Loser-Provinz.
Barbarossa hat geschrieben:
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Das kann z.B. in Tibet und vielen anderen indigenen Völkern ganz genauso kommen, wenn sie weiterhin unterdrückt werden.
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Völlig anderes Kaliber.
Titus Feuerfuchs hat geschrieben:Man hat sich in Südtirol im Vergleich zu anderen vergleichbaren Regionen halbwegs arrangiert.
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Wären die Südtiroler so wie die Deutschen des Ostens vertrieben bzw deportiert oder ermordet worden, würde man heute vor vollendeten Tatsachen stehen, so wie bei den Ostgebieten. Aber das ist eben (glücklicherweise!) nicht der Fall, ...
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Na endlich.
Titus Feuerfuchs hat geschrieben:
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Das Hauptproblem ist aber, dass die politische Lage Sürdirols auf historischem Unrecht fußt.
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Ist wohl so.
Allerdings trifft das auf so ziemlich 100% aller auf der Welt vorhandenen Landstriche zu.
Niemand wird gefragt, wo er wann von Eltern mit welcher Staatsangehörigkeit geboren wird. Den einen trifft die Gnade der späten Geburt, den anderen nicht. Falls es mir gestattet ist, Recht mit Gerechtigkeit gleichzusetzen.
Titus Feuerfuchs hat geschrieben:
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Es gab nur einen einzigen entscheidenden Grund für die Einverleibung Südtirols durch Italien: Italienischen Nationalismus bzw. Imperialismus, befeuert durch die Tolomei'schen Lügen. Nicht gerade das edelste und vernünftigste Motiv.
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Italienischerseits wird/wurde bisweilen das Röm. Imperium bemüht, was freilich etwas sehr angestrengt ist.
Titus Feuerfuchs hat geschrieben:
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Daher sollte man Südtirol endlich über seine staatliche Zugehörigkeit abstimmen lassen, so wie das die Schotten planen oder wie es jüngst auf den Falklandinseln praktiziert wurde.
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Ich seh' da nicht so die Lösung aller Weltprobleme drin;
denn abgesehen davon, dass z.B. die 3000 Falkländer abstimmen, ob London weiterhin ihre furchtbare Insel finanziert,
sind die Leute/Abstimmer (wobei dabei schon die Kongruenz fraglich ist) von heut nicht jene von morgen. Wäre 1919 in Südtirol abgestimmt worden über die staatliche Zgehörigkeit, hätten Tote abgestimmt für die Bürger von heute. Vllt immer noch besser, als wenn militärische Resultate für Realpolitik sorgen, aber eben auch nicht demokratisch hinsichtlich der Situation der Bürger von heut.
Titus Feuerfuchs hat geschrieben:
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Es gab nie kein rationales Argument für ein italienisches Südtirol.
1919 schon, militärisch. Erstens geht es um den Brennerzugang bzw. um dessen Kontrolle (und es war dann ja aus realpolitischer Sicht ein Trumpf im Aermel gegen Hitler),
und zweitens bestand ja in der Tat seit 1915 die Gefahr eines Einfalls eben über dieses Tor (wobei das Trentino und auch Teile Südtirols gleich von Beginn an italienisch besetzt wurden und sei es der Isonzo, als auch Caporetto freilich viel weiter im Osten liegen).
1945 freilich nicht mehr, 1943 allerdings schon noch, denn ganz konkret kam der Angriff genau durch dieses Tor, im Unterschied zur Situation 1915-18 (und man hätte diese Grenze realpolitisch und moralisch mit allen Kräften verteidigen müssen - wobei das militärisch alles andere als aussichtslos gewesen wäre, anstatt sich an die südliche Adriaküste abzusetzen und 16 Divisionen der Wehrmacht ungehinderten Einmarsch zu ermöglichen).
Ob's 1945 auf Seiten der Bev. so erstrebenswert war, zu Oesterreich oder Deutschland (oder was davon übrig war) zu gehören, glaub' ich darüberhinaus eigentlich auch nicht.
Peppone hat geschrieben:
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War das eigentlich 1945 absehbar, dass sich die Südtiroler gegen die Druck aus Italien behaupten würden können?
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Ja, denn das Problem Südtirols, analog vieler anderer Regionen Europas zumindest im Westen, bestand in erster Linie v.a. vor 1945,
und Italien war ja seit 1947 demokratische Republik.
Jeder Depp wusste, dass das besser war als eine Habsburgermonarchie, Austrofaschismus oder gar NS.
LG