Barbarossa hat geschrieben:D. h. bei 1. kann aus einem ganz individuellen Grund unter bestimmten Vorraussetzungen ebenfalls abgetrieben werden. Das hatte der Bundestag so beschlossen und ist geltendes Recht.
Das Down-Syndrom gehört da aber nicht dazu. Das wird zur medizinischen Indikation gerechnet.
Wobei da natürlich auch wieder dazugehört, wie die Eltern damit klarkommen, ein behindertes Kind zu bekommen. Eine gute Beratung sollte das allerdings so hinkriegen, dass das Kind überlebt.
Ich kenne so viele Menschen mit Down-Syndrom, und habe alle als vollständige Menschen wahrgenommen. Ein Kind, das mit nur einem Bein auf die Welt kommt, betrachtet man ja auch nicht als "beschädigt" und treibt gleich ab, obwohl auch ein solches Kind "unvollständig" ist. Das Down-Syndrom hat verschiedene Folgen, am augenfälligsten ist das Äußere, aber Down-Kinder haben oft auch einen Herzfehler oder andere Organbeeinträchtigungen, sind anfällig gegen Leukämie und Epilepsie, sind schwerhörig, entwickeln sich langsamer als andere Kinder und können oft nicht richtig sprechen. Trotzdem können sie lesen, schreiben und rechnen lernen, einige studieren sogar.
Dazu kommen aber auch besondere Fähigkeiten, die andere Kinder nicht haben: Sie zeigen oft ein geradezu erstaunliches Sozialverhalten, sind auch oft sehr musikalisch und allgemein künstlerisch begabt. Werden Down-Kinder nicht im Kindesalter behandelt wie Halbmenschen, dann sind das oft Kinder, die zwar anstrengend sind für die Eltern, die aber eine Freude verbreiten, die alles andere aufwiegt. Die Lebenserwartung liegt übrigens heute bei etwa 60 Jahren.
Ich habe deswegen so oft "oft" geschrieben, weil natürlich auch Down-Kinder nicht über einen Kamm geschoren werden dürfen, sondern ebenso Individuen sind wie alle anderen Menschen auch. Meiner Erfahrung nach trifft meine obige Darstellung jedoch auf viele Down-Kinder zu. Dass Erwachsene mit Down-Syndrom so oft kaum fähig sind, ihr Leben slebstständig zu bestreiten, hat damit zu tun, dass diese Menschen im Alter von 40+ Jahren als Kinder schäbig behandelt worden sind, in Behindertenheime abgeschoben worden sind, keine Schulbildung erhalten haben etc.p.p.
Glücklicherweise haben heutige Down-Kinder sehr viel größere Chancen, ein erfüllendes Leben zu leben, weil sich mittlerweile die Kenntnisse und auch die Einstellung gegenüber Down-Syndrom geändert haben.
Voraussetzung ist allerdings, dass man als Eltern Down-Kinder überhaupt erst mal zulässt...indem man sie eben NICHT abtreibt.
Beppe