Staatskrise in Rumänien

Diskussionen über die Mitgliedsstaaten der EU

Moderator: Barbarossa

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Barbarossa
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Angesichts der vielen anderen Krisen, die die EU und den EURO gerade erschüttern, ereignet sich fast unbemerkt in Rumänien eine handfeste Staatskrise. Hier die Ereignisse der Reihe nach:
Montag, 06. Februar 2012
Nachfolge in Rumäniens Regierung
Geheimdienstler soll übernehmen

Nach wochenlangen Protesten tritt Ministerpräsident Boc in Rumänien zurück. Die Opposition strebt nun Neuwahlen an. Doch Staatspräsident Basescu will das vermeiden und schlägt einen parteilosen Kandidaten vor: den Chef des Auslandsgeheimdiensts Ungureanu.
(...)
Der 43 Jahre alte Historiker ist ein Karrierediplomat. Von 2004 bis 2007 war er Rumäniens Außenminister.

Unklar ist jedoch, ob das Parlament dem Vorschlag zustimmen wird...
hier: weiterlesen
Freitag, 27. April 2012
Misstrauensvotum in Rumänien
Regierung gestürzt

Korruptionsvorwürfe und ein angeblich zu harter Sparkurs bringen die Regierung von Ministerpräsident Ungureanu in Rumänien zu Fall. Das Land muss nun mitten in Verhandlungen mit dem Internationalen Währungsfonds und der EU über Wege aus der Wirtschaftskrise eine neue Regierung bilden...
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Mittwoch, 04. Juli 2012
Rumänische Gesetze eigens geändert
Absetzung Basescus beginnt

Die Parteien der rumänischen Regierung leiten ein Amtsenthebungsverfahren gegen Staatspräsident Basescu ein. Sie eröffnen damit den Bürgern die Möglichkeit, den Präsidenten abzuwählen.
(...)
Basescu hatte am Tag zuvor Ponta und Antonescu aufgerufen, "umgehend ihre Angriffe gegen die Institutionen des Staates" einzustellen. "Das Ziel der Aktionen der Mehrheit ist es, die Justiz in ihre Kontrolle zu bringen", sagte er. Die "Absetzung des Präsidenten" sei dabei nur "eine Zwischenetappe". Der Politologe Sorin Ionita stützte im Gespräch mit der Deutschen Presseagentur diese Sichtweise: Die Regierung habe "ganz klar gegen den Geist der Demokratie verstoßen". Sie sei "verzweifelt wegen der von Basescu geförderten unabhängigen Justiz." Viele Politiker aus Basescus Lager hätten Angst vor der Justiz und hofften insgeheim, dass Ponta die Staatsanwälte und Gerichte "zähmt"...
hier: alles lesen
Freitag, 06. Juli 2012
Basescu fliegt raus
Rumänien setzt Präsident ab

Die Parteien der rumänischen Regierung leiten ein Amtsenthebungsverfahren gegen Staatspräsident Basescu ein. Sie eröffnen damit den Bürgern die Möglichkeit, den Präsidenten abzuwählen, dem sie Amtsanmaßung vorwerfen.

Das rumänische Parlament will Staatspräsident Traian Basescu aus dem Amt kegeln. Es beschloss die Einleitung eines Amtsenthebungsverfahrens gegen den bürgerlichen Politiker, der sein Amt nun sofort ruhen lassen muss.

Für den Antrag stimmten 268 Abgeordnete und Senatoren, 116 stimmten dagegen. Notwendig gewesen wären nur 217 Ja-Stimmen. In Bukarest begannen unmittelbar nach der Verkündung des Ergebnisses Freudendemonstrationen.
Spätestens in 30 Tagen muss eine Volksabstimmung angesetzt werden. Bis zum Referendum übernimmt Senatspräsident Crin Antonescu die Befugnisse des Staatspräsidenten...
hier: weiterlesen
Montag, 09. Juli 2012
Amtsenthebungsverfahren in Rumänien
Merkel alarmiert

Der Machtkampf in Rumänien sorgt in der EU für Aufruhr und ruft nun auch Kanzlerin Merkel auf den Plan. Sie kritisiert die Vorgänge dort als "inakzeptabel", lässt sie nach einem Telefonat mit Präsident Basescu mitteilen. EU-Parlamentarier sprechen von einem "Staatsstreich" und fordern die Entsendung einer Delegation nach Rumänien.
(...)
Ponta und seine Verbündeten werfen Basescu unter anderem Amtsanmaßung und Beeinflussung der Justiz vor. Entscheidend für Basescus Absetzung ist eine Volksabstimmung am 29. Juli. Zunächst ist Basescu vom Parlament für 30 Tage suspendiert. Bei einer Befragung des Instituts Imas für einen lokalen Radiosender sprachen sich mehr als 64 Prozent für eine Absetzung des Präsidenten aus. Basescu ist vor allem wegen seiner Unterstützung der Sparmaßnahmen unpopulär.
hier: alles lesen

Was in den Artikeln nicht erwähnt wird: In einem Fernsehbericht wurde auch gemeldet, daß Präsident Basescu versucht hat, Maßnahmen gegen Korruption zu ergreifen. Wenn das stimmt, dann scheint mir das der wahre Grund für das jetzige Verfahren zu sein und die Vorwürfe der Amtsanmaßung und Beeinflussung der Justiz sind nur vorgeschoben.
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dieter
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Koruption und Bestechung scheinen in Rumänien an der Tagesordnung zu sein. Ich kann das ein Bißchen beurteilen, da rum. Hilfskräfte meine 92jährige Mutter betreuen. :wink:
Ob nun die Sozialdemokraten oder die Konservativen korupter sind, dass kann ich nicht beurteilen, die Hilfskräfte sagen, dass es zur Zeit schlimm in Rumänien wäre. :roll:
Was Du nicht willst, dass man Dir tu, das füg auch keinem Andern zu.
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Peppone
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dieter hat geschrieben: die Hilfskräfte sagen, dass es zur Zeit schlimm in Rumänien wäre. :roll:
Zur Zeit?!? Rumänien hätte nie in die EU dürfen, zumindest nicht in dem Zustand, in dem es aufgenommen wurde (Bulgarien sehe ich übrigens ähnlich...)
Die Aufnahme war eine reine geopolitische Entscheidung, wirtschaftlich ein außerdordentliches Risiko...

Beppe
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dieter
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Lieber Beppe,
da bin ich ausnahmsweise mal Deiner Meinung. :wink:
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Peppone
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dieter hat geschrieben:Lieber Beppe,
da bin ich ausnahmsweise mal Deiner Meinung. :wink:
Da bin ich aber froh. :wink:

Beppe
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dieter
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Lieber Beppe,
dann freuen wir uns beide. :wink:
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Devlet
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ich sag nur Ponta das Abbild Berlusconis!
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Balduin
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Ich möchte vorschlagen, das Thema zu trennen - die Entwicklungen in Rumänien haben durchaus ihr eigenes Thema verdient.

Im Spiegel erschien ein Interview mit dem Regierungschef Rumäniens - okay, der Mann kann sich gut verkaufen und ich kann nicht einschätzen, welcher windiger Typ das sein mag, aber: Anscheinend hat der Druck der EU gewirkt, zahlreiche Maßnahmen wurden zurückgezogen und das Verfahren gegen den Präsidenten entspricht wohl dem dortigen Rechtssystem.
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Peppone
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Ralph hat geschrieben:Ich möchte vorschlagen, das Thema zu trennen - die Entwicklungen in Rumänien haben durchaus ihr eigenes Thema verdient.

Im Spiegel erschien ein Interview mit dem Regierungschef Rumäniens - okay, der Mann kann sich gut verkaufen und ich kann nicht einschätzen, welcher windiger Typ das sein mag, aber: Anscheinend hat der Druck der EU gewirkt, zahlreiche Maßnahmen wurden zurückgezogen ...
Eine der positiveren Folgen davon, dass das Schwellenland Rumänien in der EU ist.

Beppe
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Barbarossa
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Ralph hat geschrieben:Ich möchte vorschlagen, das Thema zu trennen - die Entwicklungen in Rumänien haben durchaus ihr eigenes Thema verdient.
:arrow: Die entspechenden Beiträge, die nicht zu diesem Thema passten, wurden abgetrennt und bilden nun ein eigenes Thema: hier entlang
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Barbarossa
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Sonntag, 29. Juli 2012
Schlappe für Ponta
Basescu bleibt im Amt

Rumäniens Ministerpräsident Ponta erleidet eine Schlappe. Das von ihm vorangetriebene und in der EU heftig kritisierte Referendum zur Absetzung von Staatspräsident Basescu scheitert. Der Grund: Zu wenige gehen wählen. Basescu feiert sich als Sieger - und auch die EU dürfte das Ergebnis mit Freude aufnehmen.
(...)
Nach Angaben der Wahlleitung lag die Beteiligung der insgesamt 18 Millionen Wahlberechtigten bei 45,92 Prozent und damit unter dem erforderlichen Quorum von mehr als 50 Prozent. Der Toleranzbereich dieser Hochrechnungen liege bei rund 3 Prozent, teilte das Wahlbüro in Bukarest mit. Der wegen seiner rigiden Sparpolitik kritisierte Basescu bliebe demnach im Amt...
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dieter
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Lieber Barbarossa,
selbst wenn der rum. Ministerpräsident ein Sozialdemokrat ist, es ist gut so. :wink: Wir konnten unseren Wulf auch nicht abwählen. :P
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Barbarossa
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Das Volk hat durch Wahlenthaltung im Grunde für den Präsidenten entschieden. Das Ergebnis muß respektiert werden.
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dieter
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Lieber Barbarossa,
da wir Demokraten sein wollen sowieso. :wink:
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Peppone
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Barbarossa hat geschrieben:Das Volk hat durch Wahlenthaltung im Grunde für den Präsidenten entschieden. Das Ergebnis muß respektiert werden.
Wobei die Konservativen dieses Quorum vor gar nicht allzu langer Zeit erst eingeführt haben. Bei der vorhergehenden Volksabstimmung, die der Prüsident denkbar knapp gewonnen hat, gab´s diese Beschränkung noch nicht...

Im Übrigen ist die geringe Zahl an Wählern wohl eher ein Hinweis darauf, wie egal den Rumänen die Verhältnisse an der Staatsspitze geworden sind. In Sachen Demokratie eine eher bedenkliche Entwicklung...

Beppe
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