Geschichte-Wissen Forum

Barbarossa hat geschrieben:Das finde ich schlimm. Woran liegt denn das? Ist es denn heute noch so, das man der Masse nur "Brot und Spiele" zu geben braucht und schon ist alles ok?

Salopp gesagt: ja.

Und es ist auch logisch, dass der Durchschnittsmensch beim Frühstück lieber die Bild als die FAZ oder die Zeit durchblättert.

Die Rezeption einer Qualitätszeitung, die im Regelfall auch teurer ist, erfordert ein höheres Maß an Bildung, Zeit und Interesse.
Die Texte sind länger, die Bilder weniger. Kommentar und Bericht sind (theoretisch, in der Praxis hapert es da oft, allein durch's agenda setting) ) klar getrennt, der Boulevard ist in der Regel sehr meinungslastig, dh. kampagnisierend.


Dazu kommt, dass die Themensetzung unterschiedlich ist.

Ein kapitaler Autounfall in der Nachbargemeinde, eine außereheliche Affäre eines Seehofers oder die Modesünden eines Prinz Charles sind für den Durchschnittsmenschen interessanter als eine Leitzinssenkung der EZB, ein EU-Vertrag oder eine Operninszenierung in Bayreuth.

Es gibt beim Boulevard auch Qualitätsunterschiede und er hat auch seine Berechtigung. Manche Meldungen, die in Qualitätszeitungen schamhaft verschwiegen werden, tauchen nur im Boulevard auf. Wenn man weiß, wie man mit ihm umzugehen hat, kann er sehr interessant sein.

Wobei den Löwenanteil am Zeitungsmarkt noch immer die Regionalzeitungen haben (rechnet man diese zusammen). Dort liegt die Kompetenz eindeutig im Regionalteil, der Politik-Teil besteht üblicherweise aus DPA-Meldungen und ranzigen Kommentaren, die ich mir besser selber aus den Finger saugen könnte. Schöne Idee wäre, den Politik-Teil der FAZ beispielsweise in die Regionalzeitung einzubauen.
Die Bild-Zeitung wird ja nur wegen dem Sport gelesen Eventuell hat die Bild auch noch die finanziellen Reserven für investigativen Journalismus? Man hört ja überall, dass die Abteilungen zusammengekürzt werden.

Ralph hat geschrieben:Die Bild-Zeitung wird ja nur wegen dem Sport gelesen Eventuell hat die Bild auch noch die finanziellen Reserven für investigativen Journalismus? Man hört ja überall, dass die Abteilungen zusammengekürzt werden.

Meine Erfahrung ist, dass mindestens 80 Prozent der Menschen das geschriebene, gedruckte Wort für die unumstößliche Wahrheit halten.
Als ich noch jund und naiv war, kannte ich sogar mal einen Akademiker (naja, FHler Technik), der mir immer die krudesten Neuheiten und Theorien kundtat, und nie einen Zweifel dran hatte, im Besitz der absoluten Wahrheit zu sein. Bis er dann mal die so ergiebige Quelle nannte: Bild! Auf die Idee, dass jemand diesen Schund da drin für bare Münze nimmt, war ich damals gar nicht gekommen.
Eben weil bei der Bild alles zusammengekürzt wird, sind sie auf jeden Dreck angewiesen und vergessen alle ungeschriebenen Regeln der Branche. Früher war es zum Beispiel absolut Tabu, das Privatleben von Politikern unnötig auszubreiten.

Die Idee mit der FAZ funktioniert nicht, deren Sprache und Inhalt ist ein, zwei Ebenen zu hoch für das übliche Lokalblatt. Außerdem: Wer kauft denn dann noch die FAZ selbst?

Barbarossa hat geschrieben:Das finde ich schlimm. Woran liegt denn das? Ist es denn heute noch so, das man der Masse nur "Brot und Spiele" zu geben braucht und schon ist alles ok?


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Lieber Barbarossa,
weil die meisten Menschen nur Heidigei gern hätten, wie im Alten Rom. So war es aber schon immer auch in Athen des Alten Griechenlands. Merke: Das Volk ist keinen Schuss Pulver wert, aber man braucht es, um eigene Dummheiten durchzuführen.