Was gesagt und verstanden werden muss

Kommentare und Meinungen zu epochenübergreifenden Themen

Moderator: Barbarossa

Marianne E.
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"Was gesagt werden muss"

Auf dieser Plattform wird sehr viel Zeit und Geduld aufgewendet, um die vergangene Vergangenheit aufzudröseln.
Nun bietet sich aber ganz dringend an, etwas Zeit für die uns alle angehende Gegenwart aufzuwenden.

Lesen Sie, wenn Sie können.
Lesen Sie, auch wenn Sie nicht wollen.
Lesen Sie, es wird unbequem, versprochen.

https://www.wienerzeitung.at/a/beatrice ... erden-muss

Unter den Titeln:
"Was soll man sagen, wenn Menschen, die sich selbst als „progressiv“ oder als „links“ bezeichnen, das Massaker der Hamas in Israel nicht verurteilen, sondern gutheißen?"
"Was sagt man, wenn antisemitischer Hass wieder losbricht, ungezügelt?"
"Die Hamas sind keine Freiheitskämpfer"
"Die Hamas baut ihre Strategie auf den Antisemitismus des Westens"
"Immer wieder, auch hier, werden Kriege auf den Körpern von Frauen ausgetragen"
"Es geht um Massenvergewaltigungen"
"Die Grenzenlosigkeit eurer moralischen Verwahrlosung ist nicht zu fassen"
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Barbarossa
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Mich machen solche Ausbrüche von Gewalt auch immer ziemlich sprachlos. Beim Terrorismus ist die Gewalt auch immer besonders heftig, weil sich Terroristen an keine Regeln halten. Sie sind auch fern von jeder Moral.
Die Diskussion ist eröffnet!

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Marianne E.
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Auszug aus den Artikeln der Süddeutschen Zeitung vom 2. November 2023

"… was Michal Levin Elad meiner Kollegin Alexandra Föderl-Schmid berichtet und gezeigt hat, stiegen mir Tränen in die Augen. Levin Elad ist die Chef-Forensikerin der israelischen Polizei. Mit ihrem Team identifiziert sie die Toten des Hamas-Massakers vom 7. Oktober: „Wir haben zwei Körper gefunden, die sich umarmt haben, als sie bei lebendigem Leib verbrannt wurden. Wir sahen enthauptete Kinder.“
Zuletzt geändert von Balduin am 09.11.2023, 06:14, insgesamt 1-mal geändert.
Grund: Zitate aus urheberrechtlichen Gründen gekürzt
Wichtig

Was in Israel am 07.10. geschah, ist bestialisch und kann durch nichts, überhaupt nichts gerechtfertigt werden.

Man mag sich auch diese zwei Fragen stellen: Was würde mit den Palästinensern geschehen, wenn die Hamas ihre Waffen strecken würden?
Was würde mit den Israelis passieren, wenn die israelische Armee ihre Waffen strecken würde?

Ich glaube, die Antwort auf diese zwei Fragen macht die Einordnung, wer auf der richtigen Seite steht, sehr klar und deutlich.
Marianne E.
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Ich vermag dem Kollegen Wichtig vermutlich auch keine plausible Antwort geben.
Aber, nach meiner Meinung wird folgendes geschehen:
Wenn die Hamas die "Waffen strecken" würden, bekämen die Palästinenser eine Art Frieden und internationale Aufbauhilfe.
Wenn die Israelis ihre "Waffen strecken" würden, würden alle Juden im Nahen Osten ermordet.
Skeptik
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Was wird geschehen, wenn die Hamas die Waffen strecken? - Wird mehr geschehen, als was in den letzten Jahrzehnten geschehen, oder nicht geschehen, ist? Es werden sich immer diese Nadelstiche fortsetzen. Wie in der Westbank. Hier ein Hausabriss, dort eine Abhacken von Olivenbäumen. Und immer wieder neue Gesetze zum Schutz der vorrückenden Siedler: Erst mal für sie eine Straße bauen. Und dann ein kleines neues Gesetz zum Schutz dieser Straße: 300 Meter links und rechts darf keine Olivenernte mehr stattfinden. Wie hier ab Minute 1.00 zu sehen:
https://www.n-tv.de/mediathek/videos/po ... 07686.html
Ganz freundliche Soldaten können sich auf ein Gesetz berufen. Ein vollkommen gesetzmäßiges Verhalten. Ist doch nicht zu beanstanden. Oder?

Da gibt es doch seit Jahrzehnten im Umkreis reiche, sehr reiche arabische Staaten. Mit viel Raum aber wenig Interesse, sich der Probleme ihrer palästinensischen Glaubens-Schwestern und -Brüder in einer positiven Weise anzunehmen.
Marianne E.
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Die unselige Siedlungspolitik der israelischen Regierung ist ein skandalöses Fehlverhalten und für viele Konflikte verantwortlich.
Hierzu muss endlich von der Staatengemeinschaft, insbesondere der USA, Druck ausgeübt werden.

Als Rechtfertigung für die Massaker, Massenmorde und Verschleppungen kann und darf das aber nicht herhalten.
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Balduin
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Marianne E. hat geschrieben: 04.11.2023, 11:43 Als Rechtfertigung für die Massaker, Massenmorde und Verschleppungen kann und darf das aber nicht herhalten.
Diese Feststellung ist sehr wichtig und sollte wohl auch durch die Fragestellung impliziert werden. Wären die Israelis nicht eine derart wehrhafte Nation, dann würde es diesen jüdischen Staat nicht mehr geben. Es ist daher auch richtig, dass unsere Bundesregierung die Verteidigung Israels betont und sehr zurückhaltend agiert.

Die USA betonen nach wie vor die Notwendigkeit einer Zweistaatenlösung - zuletzt Außenminister Blinken bei seinem Besuch. Die Gesamtlage ist nur sehr sehr schwierig und nach den letzten Ereignissen wird das wohl unrealistischer.
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Skeptik hat geschrieben: 04.11.2023, 11:12 Was wird geschehen, wenn die Hamas die Waffen strecken? - Wird mehr geschehen, als was in den letzten Jahrzehnten geschehen, oder nicht geschehen, ist? Es werden sich immer diese Nadelstiche fortsetzen. Wie in der Westbank. Hier ein Hausabriss, dort eine Abhacken von Olivenbäumen. Und immer wieder neue Gesetze zum Schutz der vorrückenden Siedler: ....
Nur mal zur Klarstellung: Israel ist seit 1967 (6-Tage-Krieg) Besatzungsmacht im Westjordanland. Aber in Gaza zogen sie sich 2005 zurück und alle jüdischen Siedlungen wurden aufgelöst. Es besteht nur ein indirekter israelischer Einfluß über den Warenverkehr. Die Palästinenser haben die Hamas selbst an die Macht gebracht. :wink:

Israel muß sich gegen muslimische Überfälle und Kriege schützen. 1947 hat die UNO einen jüdischen und einen arabischen Staat vorgesehen. Die Juden haben den Staat Israel gegründet, während die Moslems einen arabischen Staat ablehnten. Einen Tag nach Israels Staatsgründung wurden sie von 5 muslimischen Ländern überfallen. Seitdem hat sich Israel erfolgreich gegen die Araber erwehrt. :!:
Skeptik
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...Ein wesentlicher Streitpunkt zwischen beiden Seiten ist immer wieder der jüdische Siedlungsbau. [...] Dies führte dazu, dass viele Palästinenser ihr Zuhause verloren und Israel als illegitime Besatzungsmacht wahrnehmen. Im Westjordanland leben neben etwa drei Millionen Palästinensern inzwischen auch etwa eine halbe Million Israelis in rund 200 Siedlungen, zusammen mit Ostjerusalem sind es sogar 700.000 Siedlerinnen und Siedler.

...[…] Der UN-Sicherheitsrat hatte Israel Ende 2016 zu einem vollständigen Siedlungsstopp in den besetzten Palästinensergebieten einschließlich Ostjerusalems aufgefordert. Israel vertritt dagegen die Auffassung, das 1967 eroberte Westjordanland sei zuvor kein Staat, sondern nur von Jordanien kontrolliert gewesen. Die Siedler selbst sehen sich hier zudem nicht als Fremdkörper. Nach ihrem Verständnis leben sie in dem Land ihrer Vorväter.

https://www.rnd.de/politik/nahostkonfli ... PE3JM.html

Dieser Artikel hier nur wegen der Westbankkarte die auch vergrößert werden kann:
https://kurier.at/politik/ausland/israe ... 37.922.285

Nicht zu übersehen ist in diesem ganzen Gebiet der religiöse Hintergrund. Freitags, samstags, sonntags vergewissern sich die Gläubigen in Moscheen, Synagogen und Kirchen des Unverhandelbaren ihres jeweiligen Glaubens. Man folgt im Prinzip dem Monotheismus und hat gemeinsame historische Grundlagen. Aber das ist auch schon alles. Wer da vermitteln will, kommt mit Vernunft nicht weiter. Selbst die USA als größte Macht hat hier schlechte Karten. Jeder Präsident, der wiedergewählt werden will, muß immer auch das große Wählerpotential der Evangelikalen und Juden in den USA im Blick haben. Beide erwarten den Messias. Den standhaften Evangelikalen winkt dann als Auserwählte noch zusätzlich ein 1000jähriges Friedensreich. - Für sie zählt die Bibel mehr als das Völkerrecht.
Zuletzt geändert von Balduin am 07.11.2023, 20:41, insgesamt 1-mal geändert.
Grund: Zitate aus urheberrechtlichen Gründen gekürzt
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Barbarossa
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Und hier liegt das Hauptproblem bei der Konfliktlösung. Auf religiöse Erzählungen und Mythen kann keine Realpolitik aufgebaut werden. Mit dieser Ansicht stehe ich nicht allein. Kürzlich äußerte auch ein Experte im Radio zu dem Thema, dass Religion bei Friedensverhandlungen unbedingt draußen bleiben muss, denn sonst kommt man zu keiner Lösung. Ich schließe mich dem an.
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Marianne E.
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Barbarossa schreibt am 09.11.2023
Und hier liegt das Hauptproblem bei der Konfliktlösung. Auf religiöse Erzählungen und Mythen kann keine Realpolitik aufgebaut werden. Mit dieser Ansicht stehe ich nicht allein. Kürzlich äußerte auch ein Experte im Radio zu dem Thema, dass Religion bei Friedensverhandlungen unbedingt draußen bleiben muss, denn sonst kommt man zu keiner Lösung. Ich schließe mich dem an.

Wie kurzsichtig ist das denn?
Jede Religion ist ein Bestandteil der jeweiligen Kultur. Konfliktlösungen ohne die Kultur zu berücksichtigen, ist undenkbar und überhaupt nicht möglich. Jede Krise, jeder Konflikt, jeder Krieg, jeder Religionskrieg ist Ausdruck der betreffenden Kultur.
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Barbarossa
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Man muss dabei wohl zwei Ebenen unterscheiden.
Die eine Ebene ist die der Diplomatie. Schon Egon Bahr (SPD, der Architekt der Ostverträge im Kalten Krieg) hat einmal geäußert, dass Werte (wohl auch religiöse) in der Diplomatie keine Rolle spielen, sondern nur Interessen.
Und das ist sicher auch in diesem Fall so. Wenn in den Verhandlungen unter den Diplomaten religöse Gegensätze ins Spiel kommen, werden die Verhandlungen schnell emotional. Das ist Gift für Waffenstillstands- und Friedensverhandlungen. Verhandlungen unter Diplomaten müssen mit kühlem Kopf geführt werden.

Die andere Ebene ist die der Bevölkerung.
Hier spielen Werte und nationale und religiöse Traditionen und Erzählungen sehr wohl eine Rolle. Und da wird es dann auch schnell emotional. Solche Emotionen sind kaum steuerbar und jede Seite der Diplomaten muss bei den Verhandlungen darauf Rücksicht nehmen - muss seine Interessen wahren. Nur wenn die Bevölkerungen auf allen Seiten das Verhandlungsergebnis mehrheitlich für akzeptabel ansieht, wird es eine dauerhafte Lösung darstellen.

So ist das gemeint.
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Marianne E.
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Die Klarstellung von Barbarossa über die zwei Ebenen ist gut und wichtig.
Zur meiner Klarstellung muss ich anmerken, dass mein Hinweis zwar auch die Religionen einbezog, aber als Element der jeweiligen Kultur.
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