Diskussion um Zivilcourage

Grundgesetz, Gesetzesfragen, Wahlen, bundespolitische Ereignisse, Polizei

Moderator: Barbarossa

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Barbarossa
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VERBRECHEN:
Münchner S-Bahn-Mord löst Debatte um Zivilcourage aus
Passanten waren beim Tod von Dominik Brunner in der Nähe des Tatorts

BERLIN / MÜNCHEN - Der Fall des von S-Bahn-Schlägern in München getöteten Dominik Brunner hat eine Debatte über Zivilcourage ausgelöst. Die Polizei wies gestern Spekulationen zurück, dass mehr als 15 wartende Fahrgäste auf dem S-Bahnsteig in Solln dem Mord untätig zugeschaut hätten. „Es gibt derzeit keinen Anhaltspunkt, dass jemand Hilfe verweigert hat“, sagte Polizeisprecher Wolfgang Wenger.
(...)
Bundespräsident Horst Köhler erwägt, das Opfer posthum mit dem Bundesverdienstkreuz zu ehren...
weiter lesen: http://www.maerkischeallgemeine.de/cms/ ... er-in.html
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Sebastian Materne
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Vielleicht als Ergänzung dazu: Ich habe vor Kurzem für meine Seite einen Kommentar dazu verfasst. Möglicherweise als kleine Anregung zum Lesen ;):
Die Zivilcourage ist nicht gescheitert - und sie darf es auch in Zukunft nicht!
HH - Es gibt Nachrichten, die empören die Zuhörer, Zuschauer oder Leser. Sie lassen eine dumpfe Wut und ein unbestimmtes Ohnmachtsgefühl zurück. Eine solche Nachricht ist für mich und viele andere die vom Tode des 50jährigen Geschäftsmann, der durch sein couragiertes Auftreten eine Gruppe von Kindern schützen wollte und dafür mit dem Leben zahlen musste. Ein Kommentar für mehr Zivilcourage und ein neues Miteinander.


Und hier der Link: http://changingworld.bplaced.net/?p=407
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Sebastian Materne
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Barbarossa
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Ein guter Kommentar.

Danke Sebastian!

Das ist eine Sache, die nun wirklich zutiefst erschütternd ist.

Mein erster Gedanke als ich das im Radio hörte war, solche Typen muß man einsperren und nie wieder raus lassen - auch nicht nach 25 Jahren, denn vor sowas muß die Gesellschaft dringend geschützt werden.
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lynxxx
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Dann gehst du in deinem ersten Gedanken wahrscheinlich davon aus, dass sich Menschen nicht ändern können. Quasi in den Genen festgeschrieben steht, dass sie böse sind, ohne dass ihre Großhirnrinde irgendetwas dagegen machen könnte... ;)
Aber dann schaltest du hoffentlich dein Verstand wieder ein, und erkennst, dass Menschen nicht statische Wesen sind, die einmal programmiert wurden und lebenslang diesem Programm folgen werden.

Mal was anderes, fällt es euch auch auf, dass überdurchschnittlich viele Ausländer (oder wie man im political correctness sagen würde, Menschen mit Migrationshintergrund) in den News auftauchen, wenn es mal wieder darum geht Zivilcourage zu zeigen? Oder Menschen zu retten? Also z.B. wenn in "Brisant", "Explosiv", "Leute heute", oder ähnlichen Formaten mal wieder jemand aus dem See gerettet wurde (im Winter), und der Retter ein türkischstämmiger war?
Oder bei den nun ganzen gezeigten Experimenten im TV mit versteckter Kamera, wo Schauspieler einen Streit spielen, wer kommt da als erstes zum Helfen? Oft Ausländer. Meist Türken, relativ oft zu den Deutschen..-

Jedenfalls aufallend relativ zu der Bevölkerung. Wenn es 3 Mill. Türken bei 80 Mill. Deutschen gibt, dann wundert mich diese Beobachtung.

Liegt es an falscher subjektiver Beobachtung, dass eben "Fremde" eher mir im Gedächtnis bleiben, wenn sie als Helfer mit Zivilcourage mir auffallen, oder liegt es an der vielleicht anderen Erziehung der Türken (Respekt vor Älteren, Aufstehen und Freimachen des Platzes in der U-Bahn, Machotum, ...)? Oder woran?
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Barbarossa
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lynxxx hat geschrieben:Dann gehst du in deinem ersten Gedanken wahrscheinlich davon aus, dass sich Menschen nicht ändern können. Quasi in den Genen festgeschrieben steht, dass sie böse sind, ohne dass ihre Großhirnrinde irgendetwas dagegen machen könnte... ;)
Aber dann schaltest du hoffentlich dein Verstand wieder ein, und erkennst, dass Menschen nicht statische Wesen sind, die einmal programmiert wurden und lebenslang diesem Programm folgen werden.
Nun ja - man sagt: "Der Umgang formt den Menschen."
Andererseits glaube ich, daß bestimmte Verhaltensweisen bzw. Charaktereigenschaften tatsächlich genetisch vorbestimmt sind. Ich glaube, es gibt Menschen, die bereit von früher Kindheit an eher zur Gewalt neigen, als andere.
Die Gründe für Gewalt ist aber noch nicht endgültig erforscht:
Hirnforschung und Genetik: http://www.faz.net/s/Rub268AB64801534CF ... ntent.html
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lynxxx
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Trotzdem gibt es doch einen Unterschied zwischen krankhaften (vielleicht auch genetisch bedingten) sexuellen Neigungen, und Pöbeleien und Schlägereien im jugendlichen Suff? (Ohne nun konkret diesen jüngsten Fall zu meinen)
Ausserdem, selbst wenn eine bestimmte genetische Vorbelastung vorherrschen sollte, so gibt es immer noch unser Großhirn, welches meistens in der Lage sein sollte dieses zu kontrollieren. Ansonsten könnte man, wenn man diesen Gedanken immer weiter spinnt, auch gleich die Todesstrafe einführen... Sind sowieso wahrscheinlich die meisten Menschen dafür...

Warum ist das Forum so leer? Wo sind die geschichtsforianer?
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Barbarossa
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lynxxx hat geschrieben:Trotzdem gibt es doch einen Unterschied zwischen krankhaften (vielleicht auch genetisch bedingten) sexuellen Neigungen, und Pöbeleien und Schlägereien im jugendlichen Suff? (Ohne nun konkret diesen jüngsten Fall zu meinen)
Ausserdem, selbst wenn eine bestimmte genetische Vorbelastung vorherrschen sollte, so gibt es immer noch unser Großhirn, welches meistens in der Lage sein sollte dieses zu kontrollieren. Ansonsten könnte man, wenn man diesen Gedanken immer weiter spinnt, auch gleich die Todesstrafe einführen... Sind sowieso wahrscheinlich die meisten Menschen dafür...
Das ist natürlich klar.
:wink:
lynxxx hat geschrieben:Warum ist das Forum so leer? Wo sind die geschichtsforianer?
Tja - weiß auch nicht. Frag sie doch mal, warum sie so wenig Interesse zeigen.
:?

Ich versuche ja schon öfter, durch Einladungen Interesse zu wecken...
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Sebastian Materne
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Barbarossa hat geschrieben:Mein erster Gedanke als ich das im Radio hörte war, solche Typen muß man einsperren und nie wieder raus lassen - auch nicht nach 25 Jahren, denn vor sowas muß die Gesellschaft dringend geschützt werden.
Würde mal annehmen, dass das einem Gutteil der Bevölkerung so gegangen ist. Und das ist im Grunde ja auch gar nicht so daneben, denn Strafe soll in aller Regel vier Dinge bewirken:
  • Die Veränderung des Bestraften zum besseren
  • Abschreckung für andere (potentielle) Straftäter
  • Schutz anderer vor dem Bestraften
  • Wiederherstellung der Gerchtigkeit (sofern möglich) - also Sühne
So oder so ähnlich würde einem das jeder Strafrechtler bestätigen. Freilich geht es immer noch um die Gewichtung - was also ist der bestrafenden Gesellschaft am wichtigsten? Ich könnte mir vorstellen, dass wenn sich die Gerüchte und Geschichten, die man so hört (dass die beiden jungen Männer das Ganze im Vollbesitz ihrer geistigen Kräfte getan haben und es tatsächlich um ein angeknackstes Ego und 15 Euro ging), bestätigen sollten, vor allem der Punkt drei zum tragen kommt.

Und da die Staatsanwaltschaft ja in Richtung Mord ermittelt (nach Stand der Dinge und meinem Gefühl zurecht) ist dann die Höchststrafe nicht mehr weit.
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Sebastian Materne
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lynxxx
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Ich rechne nicht mit einer Höchststrafe.
Warum?
Ich habe die letzten Tage im TV mal Berichte gesehen, dass solche Handlungen in einer Art Wutrausch erfolgen. Also man sich als Täter hinterher gar nicht mehr erklären kann, wie man so "austicken" konnte. Insofern die Richter die Höchststrafe den Straftätern vorbehalten, die im "vollem Bewusstsein" und kaltblütig berechnend morden.
Ob das nun alles so stimmt, weiß ich aber auch nicht, war halt nur so'n TV-Beitrag.

Insgesamt bin ich sehr für Finanzmittel zur Resozialisierung, die mittel- und langfristig uns große Gelder einsparen hilft. Wozu die zu große Betonung des "Sühne"-Aspektes und des Aspektes die Gesellschaft zu schützen führt, sieht man sehr schön an den USA. Dort ist der Strafvollzug irgendwie völlig aus dem Ruder gelaufen. Sowohl finanziell als auch gesellschaftlich. Und abschreckend ist der auch nicht, trotz horrender Strafen selbst bei Minimaldelikten im Wiederholungsfall. Allerdings lassen sich in den USA offensichtlich in der Gesellschaft nicht Mehrheiten damit gewinnen, die wissenschaftlichen Erkenntnisse z.B. aus Europa (gibt es bestimmt auch dort), in den Strafvollzug einzuführen. Daran haben auch nicht einige Hollywood-Filme zu Gefängnissen etwas geändert, die von eher linken Regisseuren oder Produzenten alle Jahre mal wieder gezeigt werden. (z.B. Brubaker mit R. Redfort)

Bin übrigens selber mal Opfer eines Raubüberfalls von jungen Männern (übrigens Deutsche, falls es jemanden näher interessiert) geworden. Mein Freund bekam durch Fußtritte ne Gehirnerschütterung und musste im Krankenhaus für ne Nacht verbleiben. Trotzdem würde ich versuchen immer Zivilcourage zu beweisen, auch wenn ich da eigentlich ein "Schisser" vom Naturell her bin.
Sebastian Materne
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Ich lasse den USA-Aspekt außen vor. Das Rechtsverstädnis und -system ist dort ein gänzlich anderes. Das deutsche System mit dem amerikanischen zu vergleichen, hakt daher.

Fakt ist, dass die von mir genannten vier Ziele (in welcher Gewichtung nun auch immer) in aller Regel das Strafmaß bestimmen. Welches Ausmaß das im aktuellen Fall annehmen wird - steht absolut in den Sternen. Aber ich habe eine andere Einschätzung als Du. Die Tatsache, dass die beiden den Mann erst nach dem Aussteigen und nicht schon in der Bahn angegriffen haben, spricht für mich tendentiell eher gegen einen Wutrausch, sondern für ein sehr wohl überlegtes Vorgehen. Das man den Mann (nach Medienberichten) zudem von hinten angegangen ist, ist für mich, wie es so schön heißt, heimtückisch.

Nach deutschem Recht ist ein Mörder, wer "aus Mordlust, zur Befriedigung des Geschlechtstriebs, aus Habgier oder sonst aus niedrigen Beweggründen, heimtückisch oder grausam oder mit gemeingefährlichen Mitteln oder um eine andere Straftat zu ermöglichen oder zu verdecken, einen Menschen tötet." (§211 des StGB) Nach Stand der Dinge lassen sich mehrere dieser Dinge durchaus feststellen oder zumindest vermuten (wobei ich hier keine Vorverurteilung vornehmen möchte, daher betone ich nach Stand der Dinge). Von daher halte ich Höchststrafen für möglich (!). Wie wahrscheinlich das ist, können nur Eingeweihte beurteilen. Wenn z.B. Drogen im Spiel waren (und zumindest bei einem der beiden halten das Beobachter für nicht ausgeschlossen) - sieht die Sachlage schon wieder ganz anders aus.

Lassen wir uns doch einfach überraschen und hoffen, dass die Wahrheit so weit möglich ans Licht kommt.
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Sebastian Materne
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Btw: Ich bin beileibe kein Bayern-Fan (wäre als Hamburger auch nicht ohne :mrgreen: , daher mögen es mir die Bayern-Fans hier im Forum nachsehen) aber da gabs heut eine richtig respektable Aktion zu der ganzen Thematik:

http://www.fcbayern.t-home.de/de/aktuel ... /20793.php

Respekt!
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Sebastian Materne
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Ich kann leider auch nicht mehr dazu sagen, da ich die ganzen genaueren Umstände nur aus den Augenwinkeln mitbekommen habe. Üben wir uns also in Geduld.
Aber die Aktion von Uli fand ich gut.
:winke:
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Barbarossa
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Die Urteile sind gesprochen, aber...
Dominik Brunner
Anwälte legen nach Mord-Urteil Revision ein

Das Münchner Landgericht hat den Tod von Dominik Brunner mit harten Strafen geahndet. Doch ob es dabei bleibt, ist offen: Die Anwälte wollen es anfechten...
weiter lesen: http://www.welt.de/vermischtes/weltgesc ... n-ein.html
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