Balduin hat geschrieben:Bei deinem Beispiel gerade nicht, aber Pin/Post hat doch gezeigt, wie es kleineren Unternehmen/Betrieben gehen kann, wird ein Mindestlohn eingeführt. Ich möchte mich keinesfalls zum Patron gegen Mindestlohn aufspielen, ich bin grundsätzlich dafür, sehe aber Gefahren.
Hier liegt der Fall wieder ganz anders.
Da ich die letzten zwei Jahre selbst bei der Pin AG gearbeitet habe, verfüge ich so zu sagen über "Insiderwissen".
Das eigentliche Problem beim Postgewerbe ist, daß die Deutsche Post AG (DPAG) noch immer(!) über das Privileg der Umsatzsteuerbefreiung beim Porto und damit über das Postmonopol verfügt. Der Staat hat hierfür eigens ein Gesetz erlassen.
Die kleinen privaten Postdienstleister versuchen nun, gegen dieses Postmonopol anzukämpfen, indem sie nicht einfach als Postunternehmen auf den Markt drängen, was sie auch nicht dürfen, sondern sie müssen zusätzliche Dienstleistungen anbieten. Außerdem müssen sie versuchen preisgünstiger zu sein, als die DPAG, um Kunden zu gewinnen.
Wenn man sich das ganze mal vor Augen hält, was das für die "kleinen Privaten" heißt, dann wird einem einiges klar:
Ein Standardbrief bei der DPAG kostet 0,55 €. In diesem Porto ist keine Umsatzsteuer enthalten, d. h. sie kann darüber voll verfügen.
Bei der PIN AG dagegen kostet der Standardbrief 0,52 €, wobei hier noch 19 % Umsatzsteuer enthalten sind, die sie an das Finanzamt abführen muß. Es beiben der PIN AG somit nur etwas über 40 Cent übrig, über die sie verfügen kann.
Die größte Schweinerei dabei:
Natürlich kann die PIN AG nicht so hohe Löhne zahlen, wie die DPAG, denn wo soll es auf Grund der Ungleichbehandlung durch den Staat herkommen. Der Verdienst des Unternehmens kommt nunmal über die Einnahmen durch das Porto zustande.
Genau darauf haben sich nun Politiker und auch die Medien "eingeschossen", denn: wie kann es denn sein, daß die PIN AG solche Hungerlöhne zahlt, sodaß die Mitarbeiter zusätzlich noch Hartz IV bekommen müssen.
Die Einführung des Mindestlohnes in dieser Branche könnte man unter diesen Umständen beinahe als den Versuch ansehen, die Konkurrenten zu eliminieren.
Daß aber auch die kleinen Privaten Arbeitsplätze schaffen, wird dabei völlig vergessen und daß sich die Situation grundlegend verändern würde, wenn man das Privileg der DPAG abschaffen würde, ebenfalls.
Und noch etwas:
Bei einer Pleite der PIN AG gehen tausende von Arbeitsplätzen unwiderruflich verloren, die von der DPAG mit Sicherheit auch nicht aufgefangen werden, denn soviele zusätzliche Mitarbeiter brauchen sie auch trotz der zusätzlichen Sendungen (die vorher die PIN AG zugestellt hat) nicht.