Der politische Standort

Allgemeine politikwissenschaftliche Diskussionen

Moderator: Barbarossa

JetLeechan
Mitglied
Beiträge: 47
Registriert: 20.07.2008, 17:11

Hallo,

was ist euer politischer "Standort"? Seid ihr links, recht, sozialdemokratisch etc.?
Diese Frage hört man doch relativ häufig, oft nachdem man gefragt wurde, "was wählst Du?"
Ich habe allerdings ein Problem, ich habe keinen festen "Standort". Ich maße mir an zu jeglicher Frage einen eigenen Standpunkt einzunehmen.

Eigentlich hätte ich gedacht dass das in unserer Gesellschaft in der Werte wie Individualismus hochgehalten werden selbstverständlich sei. Jedoch wird mir das von "politisch engagierten" immer vorgeworfen. Man müsse doch "wo stehen", so kann man ja politisch nicht agieren. Das würde unser Parteiensystem überflüssig machen, wenn jeder so handeln würde, wie er es für richtig hält.


Soviel erstmal, ganz unwissenschaftlich in den Raum geworfen um hier mal ein wenig Stimmung zu machen.
elysian
Mitglied
Beiträge: 854
Registriert: 09.07.2008, 23:38

Ich denke mal, einen eigenen Standpunkt hat jeder von uns.
Allerdings kommt es selten vor, dass man einen Standpunkt exklusiv hat. Und wenn dem so ist, besteht durchaus Anlass, diesen mehrfach kritisch zu hinterfragen! ;)
Allerdings stimmt es, dass der bundesdeutsche Parteienapparat dazu führt, dass von deren Protagonisten verlangt wird, (auch) andere Meinungen als die eigene zu vertreten.
Dies hängt teilweise in der Tat mit einem in Parteien organisierten System zusammen. Parteien können nur funktionieren, wenn deren Mitglieder ein bestimmtes Maß an Solidarität aufzubringen bereit sind.
Allerdings kann es hierbei unterschiedliche Ausformungen geben.
US-amerikanische Senatoren etwa erlauben sich deutlich mehr Abweichungen als deutsche Parlamentarier.
Jedoch kann ich diese wiederum verstehen, wenn ich mir anschauen muss, dass JEDE Partei Druck auf diese Abweichler ausübt. Schlimmer noch ist aber ein anderer Hintergrund dieses Drucks:
achtet mal darauf, wie unsere lieben Medien über abweichende Meinungen berichten!
Eine Partei, die abweichende Meinungen zulässt, wird als zersplittert dargestellt. Dem Führungspersonal wird nicht Achtung vor der Meinungsfreiheit, sondern mangelnde Führungsstärke attestiert. Und so weiter und so fort.
Unter diesen Voraussetzungen wundert mich das Verhalten der deutschen Parteien samt ihrer Mitglieder nicht besonders.
sic transit gloria mundi
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Balduin
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Das beste Beispiel zu "Solidarität in einer Partei" haben die SPD-Abgeordneten in Hessen bei der Ypsilanti-Linke-Frage gegeben. Soweit ich weiß, haben wir darüber auch diskutiert.

Politisch ordne ich mich liberal ein, um zur Ausgangsfrage zurückzukommen.
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Barbarossa
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elysian hat geschrieben:...achtet mal darauf, wie unsere lieben Medien über abweichende Meinungen berichten!
Eine Partei, die abweichende Meinungen zulässt, wird als zersplittert dargestellt. Dem Führungspersonal wird nicht Achtung vor der Meinungsfreiheit, sondern mangelnde Führungsstärke attestiert. Und so weiter und so fort.
Unter diesen Voraussetzungen wundert mich das Verhalten der deutschen Parteien samt ihrer Mitglieder nicht besonders.
Da stimme ich dir sehr energisch zu.
Aber: Wie ist denn das Wahlverhalten der Bürger bei einer Partei, die "zu viele konträre Meinungen" zuläßt. Sie sinkt sehr stark in der Wählergust. Am besten ist es für eine Partei, wenn sie im stillen Kämmerlein ihre innerparteilichen Diskussionen austrägt und nach außenhin den Leuten "Friede, Freude, Eierkuchen" vorspielt.
Ich kann auch nicht genau sagen, woran das liegt, ich kann nur hoffen, daß es nicht die Sehnsucht nach einer neuen "starken Führungspersönlichkeit" ist...
:?
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elysian
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Beiträge: 854
Registriert: 09.07.2008, 23:38

Inwieweit das Eine das Andere bedingt, kann ich nicht beurteilen.
Chronologisch ist es immer Meinungsverschiedenheit, die zur entsprechenden Presse führt, woraufhin sich wiederum typisches Wahlverhalten zeigt.
Es kann sein, dass Menschen nun einmal so gestrickt sind, dass sie Meinungsvielfalt als politische Schwäche empfinden. Vielleicht auch mit dem Argument, bei Vielfalt nicht mehr zu wissen, wofür eine Partei eigentlich steht. Das weiß man zwar mehr oder weniger auch so nicht und letztlich wählt man, jedenfalls mit der Erststimme, den Politiker und nicht dessen Partei. Aber angenommen, die Bürger haben eine Neigung zu fest geschlossenen Reihen. Dann ist diese Form der Berichterstattung jedenfalls nicht dazu angetan, die vierte Gewalt, das Sturmgeschütz der Demokratie zu sein, sondern die fünfte Kolonne der Oligarchie zu geben.
sic transit gloria mundi
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