Steuersenkungen gegen Rezession?

Unternehmen, Verbraucherschutz, Konjunktur

Moderator: Barbarossa

Steuersenkung?

Umfrage endete am 22.02.2009, 18:08

Ja!
4
80%
Nein!
1
20%
 
Insgesamt abgegebene Stimmen: 5
Wrace
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Wie Ihr wahrscheinlich alle wisst, wird derzeit heftig darüber diskutiert ob eine Steuersenkung zur unterschtützung der Konjunktur
1. sinnvoll und
2. machbar ist.

Hierzu würde ich gerne eure Meinung hören.

Meine Meinung ist, wie die vieler Spezialisten, dass eine Steuersenkung derzeit nichts gegen die Rezession bringt, da die Leute das "gesparte" Geld nicht ausgeben werden wie erhofft, sondern es vielmehr weiter Sparen. Ob als Notnagel oder einfach aus Angst das die Investitionen zusammen mit dem Rest der Wirtschaft den Bach runter gehen.

(zur machbarkeit: ich denke machbar ist es schon, schließlich können wir auch 500 Miliarden für die Banken aufbringen. Aber zum Sinn s.o.)

freundlichst

Wrace
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Maksim
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Konsum und Sparquote haben viel mit Psychologie und Vertrauen zu tun. Obwohl ich Steuersenkungen für nötig und angebracht halte, alleine um den Verbrauchern mehr Geld in die Hand zu geben, werden diese Erleichterungen wenig bewirken solange sich die Politik nicht um Vertrauen in die Wirtschaft bemüht.

Der Verbraucher gibt nur Geld aus, wenn er das positive Gefühl hat, dass jeder ausgegebene Euro auch irgendwie zu ihm zurück kommt. Ohne dieses Gefühl gibt es eben keinen Konsum, keine Nachfrage, keine Produktion von Konsumgütern, keine Arbeitsplätze in der Produktion und ohne Arbeitsplätze kein Einkommen das "verkonsumiert" werden kann.

Kurz: Ein Teufelskreis
elysian
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Richtig, aber ich fand ein Argument durchaus treffend, das Brüderle bei n24 vortrug:
Selbst wenn der Bürger dieses Geld auf sein Sparbuch legt, so gelangt dieses Geld dennoch insofern in den Wirtschaftskreislauf, als dass den Banken somit wieder mehr Mittel zur Verfügung stehen, um Kredite zu vergeben, zu sichern oder diese abzulösen. Dies kommt dann in erster Linie wieder den Unternehmen zugute.
Möglicherweise kann so die Auswirkung der Finanzkrise auf die Realwirtschaft gemildert werden.
sic transit gloria mundi
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Maksim
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elysian hat geschrieben:Selbst wenn der Bürger dieses Geld auf sein Sparbuch legt, so gelangt dieses Geld dennoch insofern in den Wirtschaftskreislauf, als dass den Banken somit wieder mehr Mittel zur Verfügung stehen, um Kredite zu vergeben, zu sichern oder diese abzulösen. Dies kommt dann in erster Linie wieder den Unternehmen zugute.
Dies setzt natürlich wiederum voraus, dass die Banken sich nicht wieder am globalen Kasino beteiligen und wackelige Kredite an Spekulanten vergeben. Der Bankensektor ist auch ein Teil der "Wirtschaft" ...

Der Bürger kann sein Geld auch ins Kopfkissen einnähen oder zwischen die Buchseiten im Regal legen, wenn er den Banken nicht mehr vertraut.
elysian
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Absolut richtig, aber speziell die örtlichen Sparkassen sind, soweit ersichtlich, nicht vom Untergang gefährdet, sodass zumindest ein Teil der deutschen Bankenlandschaft als, völlig richtig!, Teil der Wirtschaft eine der wichtigsten Funktionen erfüllen kann.
sic transit gloria mundi
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Barbarossa
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Wrace hat geschrieben:Wie Ihr wahrscheinlich alle wisst, wird derzeit heftig darüber diskutiert ob eine Steuersenkung zur unterschtützung der Konjunktur
1. sinnvoll und
2. machbar ist.

Hierzu würde ich gerne eure Meinung hören.
Ja gut, bei diesem Thema muß erst mal geklärt werden, welche Steuern gesenkt werden sollen.

Ich würde bei dieser Frage differenzierter antworten - z. B.:

-Senkung der Mehrwertsteuer: sinnvoll
-Senkung der Mineralölsteuer: sinnvoll
-Senkung der Einkommenssteuer nur bedingt sinnvoll,
weil Geringverdiener bzw. Arbeitslose davon nichts haben, da sie ohnehin keine Lohn-/Einkommenssteuer bezahlen
-KfZ-Steuerfreiheit bei (Neu-)Kauf eines Schadsstoffarmen Fahrzeugs: nicht sinnvoll
Solch eine Maßnahme wird den Verkauf in der Autobranche nicht ankurbeln
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Barbarossa
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Streit um Konsumschecks

Gewerkschafter und SPD-Politiker fordern staatliche Gutscheine für alle Bürger, um die Konjunktur zu beleben. Doch ausgerechnet der Einzelhandel ist dagegen.
weiter lesen: http://www.tagesspiegel.de/wirtschaft/K ... 71,2675426
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elysian
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Ich bin auch sehr kritisch.
Zunächst einmal bezahlt der Bürger diese Scheine selber.
Die Ausgabe der Scheine selbst kostet schon viel Geld, das keinen Nutzen bringt.
Zudem müssten diese Scheine an bestimmte Güter gebunden werden. Dies ist einerseits Gängelung des Konsumenten, weiterhin führt dies zu Wettbewerbsverzerrung unter den Unternehmen.
Nicht zuletzt ist darauf hinzuweisen, dass der Einzelhandel zur Zeit ausgesprochen zufrieden mit dem Absatz ist. Wer wirklich Probleme hat, das sind z.B. die Autobauer oder andere Hersteller teurer Luxusprodukte.
Deren Malaise wird durch Konsumgüterscheine allerdings nicht beseitigt oder auch nur gemildert!
Mich überrascht es nicht, dass die Wirtschaftswissenschaftler mehrheitlich gegen Konsumschecks sind.

Auch die im link dargestellte Auflistung pro/contra lässt mich eher zu der, mir überzeugender erscheinenden, contra-Seite neigen.
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Barbarossa
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Ich hab ziemlich lange geschwangt und wußte nicht so recht, was ich von diesem Vorschlag halten soll. Ein Argument von Vertretern des linken Flügels der SPD war ja, daß eine Senkung z. B. der Einkommenssteuer nicht den Geringverdienern (mit Hartz IV-Aufstockung), Arbeitslosen, Rentnern usw. zugute kommt, weil sie ja keine Einkommenssteuern bezahlen. Das ist zwar richtig, aber gerade bei den Hartz IV-Leuten habe ich auch starke Zweifel, daß ihnen dieser Gutschein etwas bringen würde, da er doch garantiert auf das Arbeitslodsengeld II angerechnet werden würde - also genauso Pfutsch... :?

Wenn dagegen die Mehrwertsteuer wieder gesenkt werden würde, würde das wirklich allen zugute kommen: weniger Abzug der Kaufkraft durch Steuern --> mehr Geld vorhanden für den Konsum! Das wäre wohl die Lösung. :wink:
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Schmiddey
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Auch ich halte Steuersenkungen für angebracht, vor allem bei der Mehrwertsteuer aber auch der Mineralölsteuer.
Diese beiden Steuererleichterungen würden alle Menschen betreffen, da erstens jeder einkauft und zweitens jeder Energiekosten hat. Energie muss für jeden erschwinglich bleiben!
Ich halte die Kaufscheine für unsinnig, genau aus den Gründen die schon genannt wurden, aber glaube auch, dass dieses Thema mittlerweile vom Tisch geräumt ist.
Ich bin ein Liberaler.
elysian
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Ich überlege gerade, ob nicht das Urteil zur Pendlerpauschale gerade die Geldmengen kostet, welche den Befürworten der Konsumschecks vor Augen standen....
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Barbarossa
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elysian hat geschrieben:Ich überlege gerade, ob nicht das Urteil zur Pendlerpauschale gerade die Geldmengen kostet, welche den Befürworten der Konsumschecks vor Augen standen....
Glaube ich nicht, daß die Pendlerpauschale die Gelder für die Konsumschecks komplett verschlingt, denn längst nicht alle Arbeitnehmer können Fahrtkosten geltend machen bzw. zahlen überhaupt Lohnsteuern, weil arbeitssuchend. Die Konsumschecks würden besonders den Beziehern von geringen Löhnen oder ALG I u. II zu gute kommen, jedoch mit eher geringen Vorteilen für die Wirtschaft insgesamt, wie man hier gelesen hat: http://www.politik-diskurs.bplaced.net/ ... -t265.html
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elysian
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Wem die Konsumschecks in welcher Art zugute kämen, lässt sich erst sicher sagen, wenn ein fester Vorschlag zur Debatte steht. Bisher wurde nur allgemein über Konsumschecks gesprochen. Die Detailfragen waren noch gänzlich offen.
Sicher ist, dass das Urteil eine Rückzahlung von etwa 7-8 Milliarden Euro verursacht.
Nur mal ein Rechenbeispiel:
Die USA hatten 160 Milliarden ausgeschüttet. Aktuell schnüren sie ein Paket von über 700 Milliarden. Deutschlands Konjunkturpaket kommt auf etwa 50 Milliarden, wenn ich nicht irre. Auf die Konsumschecks umgerechnet wäre demnach eine Ausschüttung von 11-12 Milliarden zu erwarten. Nimmt man den Betrag der Pendlerpauschale weg, bleiben 3-5 Milliarden. In einer solchen Größenordnung erzielt man gar keinen Effekt.

Wie auch immer, ich mag mich ja täuschen. Nur habe ich halt subjektiv den Eindruck, dass kaum noch ein Politiker die Konsumschecks thematisiert, seit dieses Urteil ergangen ist.
sic transit gloria mundi
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