Deutschland - eine Handschrift schafft sich ab

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Moderator: Barbarossa

Stephan
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Deutschland - eine Handschrift schafft sich ab

Dtschl. sieht sich ja gerne als Kulturnation, als eine Nation der Dichter und Denker. Betrachtet man das 18. und 19. Jahrhundert finden sich ja auch bemerkenswert viele Beispiele für Kulturschaffende, deren Werke bis in die Gegenwart wirken.

Allein Schillers Glocke ist ein Füllhorn geflügelter Worte:
- festgemauert in der Erden
- drum prüfe, wer sich ewig bindet
- Und drinnen waltet die züchtige Hausfrau,
- Doch mit des Geschickes Mächten ist kein ew'ger Bund zu flechten
- Wehe, wenn sie losgelassen
- Alles rennet, rettet, flüchtet,
- Wo rohe Kräfte sinnlos walten,
- Da werden Weiber zu Hyänen
- Gefährlich ist's, den Leu zu wecken,
In der Schule musste ich dieses Werk nie auswendig lernen - woher die o. a. Worte stammten wurde mir erst viele Jahre nach der Allgemeinen Hochschulreife deutlich, als ich mir einen Conrady zuglegte. Möglich wurde dies durch die m. E. wertvollste Erfindung der Menschheit - die Schrift.

Spektrum der Wissenschaft hat dem Thema Schrift und Sprache ein durchaus lesenswertes Spezial gewidmet, auf das hiermit hingewiesen sei. Von der überaus erfolgreichen und polyglotten Keilschrift bis zur Gegenwart hat sich eine erstaunliche Entwicklung vollzogen.

Weniger erfreulich finde ich allerdings die in Deutschland jüngster Vergangenheit zu beobachtende "Entwicklung" der Handschrift. In der Schule lernte ich die Lateinische Ausgangsschrift von 1953, was dazu führte, dass ich bereits Briefe meiner Großmutter, die noch in Sütterlin schrieb, nicht mehr lesen konnte. Im Laufe der Zeit lernte ich einiges zu Lesen, Schreiben kann ich die Schrift nicht.

Bedauerlicherweise trat eines Tages ein Herr Heinrich Grünewald auf, der nicht nur eine "bessere" Schrift, die Vereinfachte Ausgangsschrift präsentierte, sondern auch gleich den "wissenschaftlichen" Nachweis ihrer Überlegenheit erbrachte. Zumindest für das kleine "z" war dies kein Fortschritt, es sieht aus wie das bereits 1941 abgeschaffte Sütterlin-z aus. A. G. der erfolgreichen Selbstbegutachtung schaffte es diese Schrift in die Schule, die Schüler durften sich jetzt mit 67 statt zuvor 59 Schriftzeichen auseinander setzen. Aber der Fortschritt schreitet schnell.

Man entwickelte die an Druckbuchstaben orientierte Grundschrift, die auch als Schreibschrift dienen soll. Das zugrunde liegende Konzept klingt allerdings ziemlich hanebüchen, bspw.:
Kinder lernen also auch nach dem Ansatz des Grundschulverbands, verbunden zu schreiben. Es wird aber - wie in ausgeschriebenen Erwachsenenschriften üblich - darauf verzichtet, dass die Spuren der verbundenen Schreibbewegung durchgängig auf dem Papier sichtbar sein müssen.
Aha, ich schreibe also verbunden, kann die Verbindung nur nicht sehen! Nun, dann ist die Keilschrift auch eine verbundene Schrift - und die Druckschrift ebenfalls!

Als vierte an den Schulen anzutreffende Handschrift wäre noch die Schulausgangsschrift aus DDR-Zeiten zu erwähnen.

Nun ist es ja nicht so, dass man sich auf eine Schrift bundesweit einigen könnte, nein alle vier Schriften werden gelehrt, ohne Rücksicht auf die Kinder zu nehmen, teilweise darf sogar jede Schule ihr eigenes Süppchen kochen - kleingeistiger geht es nicht mehr sollte man glauben.

Thüringen ist allerdings schon weiter, dort ist seit 2010 nur noch das Erlernen einer Druckschrift vorgesehen - auch eine Art Mauern zu bauen.

Die nächste Stufe kann nur noch sein, das Schreiben von Hand ganz abzuschaffen - SIRI läßt grüßen. Spätestens dann sollte man sich aber nicht mehr als Kulturnation bezeichnen und konsequenterweise auch Kultusministerien samt Minister abschaffen.
Freundliche Grüsse
Stephan
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Orianne
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Ich bin überzeugt davon, dass die Abschaffung der Handschrift der Untergang unserer Kultur einleiten wird, aber lest bitte den Beitrag in der NZZ, ich habe ihn hier ganz gepostet, weil er von D und A aus wahrscheinlich aus rechtlichen Gründen nicht gelesen werde kann.

Ja, und ich gebe es zu, ich schreibe immer noch Briefe mit einem Füllfederhalter, der 50 Jahre alt ist. :mrgreen:

Anne Trubek

Die Wissenschafterin ist Assistenzprofessorin am Oberlin-College in Ohio, wo sie die Geschichte des Buches unterrichtet und Schreibkurse gibt. Als Autorin hat sie Beiträge in der «Washington Post», «The Chronicle of Higher Education», «Mother Jones» und zahlreichen anderen Magazinen veröffentlicht. Mit der Handschrift hat sie sich zuvor in ihrer wöchentlichen Kolumne «Signatures» auf http://www.good.is und zuletzt in einem Essay in der Zeitschrift «Miller-McCune» beschäftigt.

Artikel lesen: >> Die Handschrift ist eine unnatürliche Art zu schreiben <<
(nzz.ch)
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Stephan
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Armer Simon,

schon in der dritten Klasse, das Schreiben des G scheint immer noch Probleme zu bereiten und der Mutter fällt nichts besseres ein, als das Schreiben mit der Hand abzuschaffen.

Tolle Lösung! Ich selber habe immer mit dem Lernen von Vokabeln und Grammatik in Englisch und Latein Probleme gehabt, hätten meine Lehrer doch den Standpunkt von Frau Trubek geteilt, wie viele manuals hätte ich im Berufsleben nicht lesen müssen. Und dann mein armer Banknachbar Willi, der sich mit dem 1x1 herumquälte - weg damit, schließlich gibt es Taschenrechner. Überhaupt ist das Leben ohne Schule viel schöner - zumindest in den ersten Jahren, danach wäre man vielleicht froh wenn man seinen Antrag auf Sozialhilfe selber ausfüllen könnte.

Leider führt Frau Trubek in dem Artikel nur den Nachweis, dass sie als Erziehungsberechtigte völlig ungeeignet ist. Der Gedanke an Legasthenie scheint ihr fern zu liegen. Was meint sie eigentlich mit >>Interventionen<< - Elektroschocks? Das würde mir auch die Lust am Schreiben vergällen.
Freundliche Grüsse
Stephan
Renegat
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Auf der einen Seite Schillers Glocke und die Kulturnation und dann das Klein-klein der diversen Anfängerschriften. irgendwie erschließt sich mir der Zusammenhang nicht. Die jeweilige Schrift ist doch nur das Werkzeug, Werkzeuge werden weiterentwickelt.
Lia

Das Werkzeug Handschrift als feinmotorische Übung völlig abzuschaffen, wäre kontraproduktiv.
Offensichtlich hat die Verbindung-Hand-Stift- Papier -Hirn doch eine ganz sinnvolle Bedeutung.
Genauso, wie der unendliche Druck in Sachen Schönschrift zu meinen frühen Schulzeiten kontraproduktiv war, wenn es nur nach der Optik, nicht nach dem Inhalt( oder Fehlern) ging.
Renegat
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Lia hat geschrieben:Das Werkzeug Handschrift als feinmotorische Übung völlig abzuschaffen, wäre kontraproduktiv.
Ist das denn ernsthaft geplant? Jetzt mal unabhängig von exzentrischen Einzelforderungen.
Lia hat geschrieben: Offensichtlich hat die Verbindung-Hand-Stift- Papier -Hirn doch eine ganz sinnvolle Bedeutung.
Mit Sicherheit und diese Verbindungen werden ja nicht erst mit dem Schreibenlernen geknüpft sondern viel früher, wenn das Kleinkind einen Buntstift, Kreide in die Hand nimmt oder nur mit dem Stock im nassen Sand malt.
Die menschliche Hand mit ihren feinmotorischen Fähigkeiten ist schließlich ein Spezifikum der Art Mensch.
Stephan
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Renegat hat geschrieben:...Die jeweilige Schrift ist doch nur das Werkzeug, Werkzeuge werden weiterentwickelt.
Bekanntlich gibt es auch gute und schlechte Werkzeuge, und eine Veränderung bedeutet nicht zwangsläufig eine positive Weiterentwicklung. Darüberhinaus ist Schrift schon ein ziemlich komplexes Werkzeug - mit dem Lesen der Bedienungsanleitung ist es nicht getan.

Das Schreiben mit der Hand erfordert wesentlich mehr kognitive Fähigkeiten, als das mechanische Betätigen einer Tastatur, das kann man in Grenzen auch einem Menschenaffen beibringen, siehe Kanzi.

Dass das Schreiben mit der Hand und das Schreiben mit der Tastatur nicht zu gleichen Ergebnissen führen, ist inzwischen belegt. Handschriftliche Aufzeichnungen bleiben nicht nur länger in der Erinnerung, sie führen auch zu einem besseren Verständnis des jeweiligen Themas, s. The Pen Is Mightier Than the Keyboard. Und dies, die Verinnerlichung einer Information, ist die Hauptaufgabe des Schreibens im täglichen Leben. Für das Kopieren von Texten haben wir inzwischen andere und zuverlässigere Techniken entwickelt.
Renegat hat geschrieben:
Lia hat geschrieben:Das Werkzeug Handschrift als feinmotorische Übung völlig abzuschaffen, wäre kontraproduktiv.
Ist das denn ernsthaft geplant? Jetzt mal unabhängig von exzentrischen Einzelforderungen.
Lia hat geschrieben: Offensichtlich hat die Verbindung-Hand-Stift- Papier -Hirn doch eine ganz sinnvolle Bedeutung.
Mit Sicherheit und diese Verbindungen werden ja nicht erst mit dem Schreibenlernen geknüpft sondern viel früher, wenn das Kleinkind einen Buntstift, Kreide in die Hand nimmt oder nur mit dem Stock im nassen Sand malt.
Die menschliche Hand mit ihren feinmotorischen Fähigkeiten ist schließlich ein Spezifikum der Art Mensch.
Das ist so etwas von falsch, dass es einem fast die Sprache verschlägt. Dazu ein Zitat von Merlin Donald, Triumph des Bewusstseins:
Um sich Schrift zu eigen zu machen, muss der Einzelne eine Vielzahl von kognitiven Dämonen in sich aufbauen, die im Gehirn von schriftlosen oder nicht alphabetisierten Menschen nicht existieren. Dazu ist eine massive Umstrukturierung notwendig, die bestimmten Schaltkreisen des Gehirns neue Funktionen zuordnet und die funktionelle Architektur des Denkens neu verschaltet.
Freundliche Grüsse
Stephan
Renegat
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Ho, Stephan, du Freund der scharfen Worte, nun hast du mir erklärt, dass Handschreiben eine ganz besondere Fähigkeit ist, meinetwegen.
Aber wer will es nun abschaffen und damit gleich die ganze Kulturnation? Wo doch schon die alten Sumerer Keile ritzten, weil sie Tontafeln benutzten, die Chinesen Bilder malten und die Ägypter sogar mehrere Schriften hatten, je nach Anwendungsbereich und Schreibunterlage.
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Gontscharow
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Ich habe in einer Sendung des Bayrischen Rundfunks gehört, daß Handschrift in den Schulen
künftig nicht mehr erlernt werden soll. Die Schüler werden nur noch lernen, wie man die einzelnen Buchstaben schreibt,
ohne sie miteinander zu einer Handschrift zu verbinden ( sieht dann aus wie getippt).
Ich selber bin fast schon "graphoman", ich schreibe sehr gerne mit der Hand , am liebsten mit Füller und schwarzer
Tinte. Aber soll ich meine Maßstäbe allen anderen aufzwingen ? Ist die Abschaffung des Erlernens der Handschrift
nicht einfach eine Anpassung an die Moderne ? Also an das Computerzeitalter ?

Und, Stephan, "verboten" wird die Handschrift ja nicht werden, wer so schreiben möchte, kann das selbstverständlich gerne weiter tun, auch künftige Schülergenerationen. Ich mußte seinerzeit noch ewige Schönschriftübungen mit Tinte ( die dauernd gekleckst hat) in dafür vorgesehene Hefte machen, auch in Sütterlin, was ich als Kind als überflüssig empfand.
Wer viel mit der Hand schreibt ( und das tun Schüler ja immer noch ), bei dem stellt sich mit der Zeit ohnehin und nebenbei eine eigene charakteristsiche Handschrift ein ... oder liege ich da falsch ?
Renegat
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Mmh, keine Ahnung, ob das nun allgemeiner Konsens ist, bereits beschlossen und für alle Bundesländer gültig in die zukünftigen Lehrpläne übernommen? Muß das nun Anlaß für einen weiteren, schulischen Glaubenskrieg sein.
Es geht also um Schreibschrift vs Druckschrift?
Der Grundschüler, den ich kenne, hat in der 1. Klasse erst Druckbuchstaben gelernt, in Etappen, erst lesen und dann schreiben. Dann folgt die Schreibschrift, die Buchstaben müssen mittlerweile mehrfach entschnörkelt worden sein, vielleicht erinnere ich mich auch nicht mehr korrekt, welche großes G -Variante ich damals lernen mußte. Mein großes G sieht jedenfalls heute ganz anders aus und nicht nur das G und trotzdem kann ich und andere es noch lesen.
Außerdem erinnere ich mich an Handschriften von Mitschülern, die auch damals schon mehr wie gedruckt aussahen, irgendwann, war das in der 3. oder 5. Klasse, wurden die Handschriften nicht mehr bewertet.
So ganz nachvollziehen kann ich daher den Untergang der Kulturnation noch immer nicht. Und die Abschaffung von Deutschland schon gleich gar nicht.
Suebe
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Hmmmm...

Ich hatte einen Bekannten der Ende der 70er Jahre, er war da Ende 50, arbeitslos wurde.
Dass er nach einem Jahr wieder einen Job bekam, hatte er zwei Minimumfaktoren zu verdanken. Er konnte "Sütterlin" lesen, und er konnte Schreibmaschinenschreiben.
Deshalb bekam er einen Job in einem Notariat wo er Grundbücher aus "Sütterlin" übersetzte und per Maschine abschrieb.

Soll heißen, es ist in deutschen Landen alles andere als neu, die Probleme mit den Handschriften. Kultur und Schule unterstehen der Hoheit der Länder.

Meine Eltern in Württemberg erlernten in der Schule vor dem 1. WK die lateinische Schrift, im 1. WK, ich glaube 1916, stellte auch Württemberg auf "deutsche Schrift" um.
1941 dann "reichsweit" Latein.

Ich bin nicht unglücklich, dass ich in der Grundschule einen Lehrer hatte, der uns die "Deutsche Schrift" noch soweit beibrachte, dass ich sie wenigstens entziffern kann.


Aber das Abendland ist weder bei der noch bei jener Umstellung untergegangen.


Edit: Ach ja, als ich ins Berufsleben eintrat, habe ich standepede Probleme bekommen, meine Schrift wäre völlig unleserlich
(war natürlich Unsinn, ich denke mal die "Brüder" konnten halt nicht lesen..... :P )
Langer Rede kurzer Sinn, nach ein paar Anschnauzer durch den Chef, habe ich dann halt auf "Druckschrift" vulgo Normschrift umgestellt. Und so pinsle ich bis heute.
Auf dem Standesamt, beim Notar und so gibt es dann immer Aufsehen, ich kann meinen Vornamen nicht ums verrecken mehr in "Schreibschrift" malen, und an diesen Orten muss man mit Vor- und Zunamen unterschreiben, der Lacher ist mir sicher.....
aber das Abendland besteht weiter :mrgreen:
Zuletzt geändert von Suebe am 06.10.2014, 16:07, insgesamt 2-mal geändert.
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Orianne
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Die ab 2017/18 unterrichtete Basisschrift ist eine Mischung zwischen Schnürlischrift und Blockschrift. Dabei werden nur ein Teil der Buchstaben verbunden. Sie soll das Schreibenlernen vereinfachen.

Das Amt für Volksschule St. Gallen will dem Erziehungsrat schon im Sommer einen Vorschlag machen. Ein Kind entwickle während der Schulzeit sowieso seine eigene Handschrift, sagte Brigitte Wiederkehr vom Amt für Volksschule St. Gallen gegenüber Radio FM1.

Auch im Kanton Graubünden wollen die Verantwortlichen die Schulschrift in drei bis vier Jahren auf die Basisschrift umstellen, hiess es im Beitrag weiter. Paul Engi vom Amt für Volksschule Graubünden: «Lehrpersonen, die schon seit einigen Jahren unterreichten, ist es eine gewisse Umstellung. Für jemanden der neu an die Sache rangeht dürfte es einfacher werden.» Bis in vier Jahren soll die Basisschrift auch in den Kantonen Appenzell unterrichtet werden, in Appenzell Ausserrhoden lernen gewisse Schulen bereits die Basisschrift.

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Lia

Stephan hat geschrieben:Das ist so etwas von falsch, dass es einem fast die Sprache verschlägt. Dazu ein Zitat von Merlin Donald, Triumph des Bewusstseins:

Um sich Schrift zu eigen zu machen, muss der Einzelne eine Vielzahl von kognitiven Dämonen in sich aufbauen, die im Gehirn von schriftlosen oder nicht alphabetisierten Menschen nicht existieren. Dazu ist eine massive Umstrukturierung notwendig, die bestimmten Schaltkreisen des Gehirns neue Funktionen zuordnet und die funktionelle Architektur des Denkens neu verschaltet.
Dieses Zitat beweist eigentlich nur, wie sinnvoll es ist, nach wie vor Handschrift zu lehren und die "Kunst" des Schreibens mit der Hand nicht völlig abzuschaffen.
Renegat
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Ach, ist das schön, dass man hier auch gleich schweizerisch lernt, Orianne. Bei euch heißen Druckschrift und Schreibschrift also Blockschrift und Schnürlischrift, wieder was gelernt.
Die beiden verlinkten Schriftproben machen die Sache konkret und zeigen sehr eindrucksvoll, wie gering die Unterschiede in Wirklichkeit sind. Mir ist schon klar, dass die Basisschrift eine Kombination von Druck- und Schreibschrift ist. Eine sehr pragmatische, wie mir scheint, denn viele Menschen setzen den ersten Großbuchstaben vom Rest ab.
Gibt es Erfahrungen, ob Kinder, die nur Druck/Blockschrift lernen, später bei der eigenen Handschrift n, u, e usw zusammen ohne abzusetzen schreiben? Das geht ja schneller, als einzelne Buchstaben zu schreiben. Anders gefragt, entwickelt sich Schreibschrift vielleicht sogar von allein?

Lia, deinen Satz verstehe ich nicht.
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Barbarossa
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Ich hatte von Anfang an keine besonders "schöne" Handschrift und das, obwohl in unserer Schule Schönschreiben geübt wurde - es gab sogar spezielle Schreibhefte dafür. Bei mir half das nicht und dann kam auch noch dazu, dass ich oft Schwierigkeiten hatte, beim Mitschreiben mitzukommen (also die Schnelligkeit). Dadurch verschlechtete sich meine Handschrift noch zusätzlich und war in der 8./9./10. Klasse zwangsläufig schon so ausgeschrieben, dass ich mich heute noch wundere, dass die Lehrer das noch lesen konnten, was ich schrieb.
In der Lehre jedoch streikte mein Lehrfacharbeiter und weigerte sich, mein "Geschreibsel" zu entziffern. Er zeigte mir, wie er schrieb und ich gewöhnte so eine völlig neue Handschrift an, die er dann auch lesen konnte - ich lernte also praktisch nochmal neu Schreiben und ich schreibe auch heute noch so. Diese Schrift ähnelt sehr der Block- bzw. Basisschrift.
Meine praktische Prüfungsarbeit in der Lehre schrieb ich übrigens schon nicht mehr mit der Hand, sondern mit Schreibmaschine (1987).
Das wäre so meine kleine Annekdote dazu. Für manche ist das Schreiben mit Maschine/heute Computer durchaus eine sinnvolle Alternative.

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