Plagiatsaffairen prominenter Persönlichkeiten

Fragen und Informationen zu Schule, Studium und Chacen der Bildung in Deutschland

Moderator: Barbarossa

Aneri

Es tut mir leid, aber ich werde schon wieder gegen Wind reden.

Habt ihr mindestens geguckt um welche Plagiatpassagen geht? Meistens die gelbmarkierten Sätze erwecken den Eindruck von der Fülle der Plagiate. Es sind aber oft allgemeine Sätze, die unvermeidlich bei der Beschreibung desgleichen Sachverhaltes auftreten. Hier gelten die Grenzen der Zitierpflicht: http://www.sueddeutsche.de/politik/umst ... .1588918-3.

Viele Plagiatsvorwürfe beziehen sich auf Angabe der Originalquelle, zitiert würde aber sekundäre Quelle. Ist nicht in Ordnung, nur geht es nicht um Plagiat als solches. Eine Täuschung, die durch leichtfertiges Vertrauen in sekundäre Quelle entsteht. In Wissenschaft darf nicht akzeptiert werden. Dennoch kein Plagiat, das fremde Gedanken als eigene ausgibt.

Hier eine Zitat von Winnacker, ehemaliger Präsident der Deutschen Forschungsgemeinschaft:
"...Guttenberg hat seitenweise abgeschrieben, 96 Prozent. Das ist ein Plagiat. Bei Schavan ist das, soweit ich mir die Sache im Netz anschauen konnte, was ganz anderes, da geht es um Paraphrasierungen. Die Zitierweise in Paraphrasierungen kann aber kein Fehlverhalten sein, weil sie eine Ermessensfrage ist.".....
"Da werden Maßstäbe an das wissenschaftliche Referenzieren angelegt, die völlig sinnentleert sind. Sie vergleichen Sprache wie Gensequenzen in der Biologie. Das finde ich schockierend.".......

Aber vor allem stört mich emotional angehäufte - ja ich würde auch sagen - Hetzjagd. Die die wollen Wissenschaft verteidigen, in Wrklichkeit auf politische Barrikaden stehen. Im Grunde um die Schavan Arbeit objektiv zu beurteilen,wäre nötig noch mehrere Dissertationen aus diesem Zeitraum auf gleiche Weise zu untersuchen. Jetzt, wenn man sich mit Komputer und Internet zur Hilfe nimmt ist es leicht die Menschen zu beurteilen, die noch in "Steinzeitalter" schrieben.
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dieter
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Liebe Aneri,
wenn Du meinst es sei eine Hetzjagd, die gegen Frau Schavan betieben wurde, so muß ich feststellen, dass von den 15 Mitgliedern der Uni Düsseldorf sich 13 gegen Schavan, einer dafür und einer sich enthalten hat. Sie war Bildungsministerin und da kann es auch keine Solidarität unter Frauen geben. Die Tochter meines Bruders hat sich in jahrelangen Versuchen den Dr.-Titel, als Dr. phil, nat. der Johnann Wolfgang Goethe Universität in Fankfurt/M als Dr.der Biologie erworben. Sie hat jahrelang auch bei schlechtem Wetter ihre Versuche mit Wasser gemacht bis sie endlich der DR.-Titel hatte. Vorher war sie schon Diplom-Biologin. Nach einem halben Jahr Suche hat sie endlich einen Job bei einer namhaften Firma in Ludwigshafen gefunden, wurde aber dort erstmal nur zur Probe angestellt. Mußte sich ein Zimmer in Mannheim nehmen und kann nur jedes Wochenende nach Hausse fahren. :roll:
Wenn ich mir die Mühe meiner Nichte für ihre Arbeit betrachte, dann hat sie mehr Arbeit verwendet und keine Partei gehabt, die hinter ihr stand. :roll:
Ähnlich bei unserem Sohn, der nur sein Diplom als Dipl. Ing. im Maschinenbau in der kürzesten Zeit (8 Semester) gemacht und dafür noch extra den Ersten Preis der FH Frankfut/M. erhielt. Ich habe seine Diplomarbeit gegengeslesen und weiß wieviel Arbeit, die ihm gekostetet hat.
Mein Fazit: Im Leben bekommt man nichts geschenkt und die Kleine Frau oder der Kleine Mann muß sich schon anstrengen, um eine Leistung zu erreichen. :wink:
Was Du nicht willst, dass man Dir tu, das füg auch keinem Andern zu.
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Triton
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Aneri hat geschrieben: Jetzt, wenn man sich mit Komputer und Internet zur Hilfe nimmt ist es leicht die Menschen zu beurteilen, die noch in "Steinzeitalter" schrieben.
Da stimme ich voll zu. Sie hat einfach etwas schludrig gearbeitet, im Vertrauen, dass kein Mensch je alle Bücher zu Ihrem Thema lesen und vergleichend nebeneinander stellen würde. Und so war es ja auch, kein Mensch sondern ein PC-Programm hat die Gemeinsamkeiten entdeckt.
Man darf auch nicht vergessen, dass sie ihre Doktorarbeit als 25jährige abgeliefert hat, nach sehr kurzer Zeit an der Uni. Offenbar zu kurz, um ihr die Vorgehensweise bei wissenschaftlichen Arbeiten so nahe zu bringen, dass sie es auch verinnerlicht gehabt hätte. Nicht ihr Fehler.

Trotzdem geht es eben nicht, dass eine Bildungsministerin auch nur im Verdacht steht, gerade bei Ihrer Doktorarbeit wissentlich betrogen zu haben. Ihr uneinsichtiges Verhalten kam noch obendrauf.
In einem anderen Ressort wäre das eventuell noch tolerierbar gewesen, so blieb kein Ausweg.

Beste Grüße
Joerg
"Tatsachen schafft man nicht dadurch aus der Welt, in dem man sie ignoriert." (Aldous Huxley)
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dieter
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Triton hat geschrieben:
Aneri hat geschrieben: Jetzt, wenn man sich mit Komputer und Internet zur Hilfe nimmt ist es leicht die Menschen zu beurteilen, die noch in "Steinzeitalter" schrieben.
Da stimme ich voll zu. Sie hat einfach etwas schludrig gearbeitet, im Vertrauen, dass kein Mensch je alle Bücher zu Ihrem Thema lesen und vergleichend nebeneinander stellen würde. Und so war es ja auch, kein Mensch sondern ein PC-Programm hat die Gemeinsamkeiten entdeckt.
Man darf auch nicht vergessen, dass sie ihre Doktorarbeit als 25jährige abgeliefert hat, nach sehr kurzer Zeit an der Uni. Offenbar zu kurz, um ihr die Vorgehensweise bei wissenschaftlichen Arbeiten so nahe zu bringen, dass sie es auch verinnerlicht gehabt hätte. Nicht ihr Fehler.
Trotzdem geht es eben nicht, dass eine Bildungsministerin auch nur im Verdacht steht, gerade bei Ihrer Doktorarbeit wissentlich betrogen zu haben. Ihr uneinsichtiges Verhalten kam noch obendrauf.
In einem anderen Ressort wäre das eventuell noch tolerierbar gewesen, so blieb kein Ausweg.
Beste Grüße
Joerg
Lieber Joerg,
so isses. :wink: Aber auch eine 25jährige wird nicht darin gehindert ihre Arbeit ordentlich zu schreiben und nicht zu Schludern, bester Beweis meine Nichte. Außerdem ihren Auspruch über Guttenberg hätte sie sisch sparen können. :roll:
Was Du nicht willst, dass man Dir tu, das füg auch keinem Andern zu.
ehemaliger Autor K.

An Aneri, Dieter und Triton:
Ich habe mir eine Reihe der Plagiate von Frau Schavan angesehen. Die Stellen, die ich kontrolliert habe, zeigen, dass sie aus Werken Sätze übernommen hat, diese dann lediglich etwas umgebaut hatte, aber meistens sogar die gleichen Substantive benutzte. Die Quelle wurde nicht angegeben. Insofern liegt hier tatsächlich ein Plagiat vor. So eine Arbeitsweise ist eigentlich töricht. Hätte sie es zitiert, wäre es eigentlich nicht schlimm gewesen.
Nun kenne ich nicht die gesamte Arbeit. Wenn sie wesentliche Elemente der Theorien von C.G.Jung oder Freud nicht angibt, sondern so tut, als seien das ihre eigenen Ideen, ist das natürlich ein starkes Stück. Aber ich müsste die gesamte Dissertation einmal lesen. Aber dazu habe ich eigentlich keine Lust.
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dieter
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Lieber Karlheinz,
das beweist nur, dass meine Nichte in ihrem Alter durchaus vernüftiger ist, als es Frau Schavan zu dieser Zeit war. :wink: :mrgreen:
Was Du nicht willst, dass man Dir tu, das füg auch keinem Andern zu.
Aneri

dieter hat geschrieben:Aber auch eine 25jährige wird nicht darin gehindert ihre Arbeit ordentlich zu schreiben und nicht zu Schludern, bester Beweis meine Nichte. Außerdem ihren Auspruch über Guttenberg hätte sie sisch sparen können. :roll:
Na ja, Dieter, ich würde auf deiner Stelle schweigen. Du weiß nicht, wie ausgehen würde, wenn ihre Arbeit wort wörtlich mit allen verfügbaren digitalen Quellen verglichen würde. Schreibt bitte selbst ein Aufsatz zur einem Thema und lässt ihn mit einem Plagiatprogramm überprüfen. Ich bin mir sicher, dass einige Übereinstimmungen mit anderen Quellen sich finden. Also hast du plagiiert.

Denk nur, dass man schreibt eine Dissertation über ein Thema. Es ist kein fremdes Thema. Man hat schon vorher vieles darüber gelesen, die Begrifflichkeiten benutzt, darüber diskutiert. Dann hat man zu schreiben: ein Prozess, in dem vorhandenes Wissen, die eigene Gedanken und das neu heraugelesene aus den Stapeln der Literatur, die man durchforsten muss, verschmelzen. Es entwickelt sich so etwas wie Betriebsblindheit. Wenn ich sage, dass es "Steinzeit" war, dann meine ich, dass es diese Möglichkeiten der Kontrolle wie jetzt nicht gab.

Bei Schavan gelten als Plagiat z.B. in ihrer Ausführung (http://schavanplag.wordpress.com/2012/12/26/seite-265/):
Reglementierende Eingriffe im Mesobereich [FN 2] grenzen die Freiheit des einzelnen immer mehr ein. (...) dessen Freiheitsraum sich nur noch auf den Mikrobereich [FN 3] erstreckt.

FN2:Gemeint ist der gesamte Bereich der Infrastruktur wie z.B. Bildungs-,Verkehrs-, Bau- und Gesundheitswesen.
FN3:Gemeint ist der Intimbereich von Ehe, Familie und Sexualität. Er wird heute vielfach als die einzige Möglichkeit eigenen Entscheidens angesehen [...].
Jetzt die Quelle Böckle:
"Zweitens: In der hochentwickelten Industriegesellschaft scheint die Freiheit des einzelnen durch reglementierende Eingriffe immer mehr eingegrenzt. "
"[...] es geht nicht ohne vielfältige reglementierende Eingriffe im Bildungssektor, im Verkehr, im Bauwesen [...], im gesamten Gesundheitswesen [...]. Diese weitgehend unvermeidliche Institutionalisierung immer weiterer Bereiche des gesellschaftlichen Lebens, in dem, was der Ethiker den Mesobereich nennt [...] führt zum Rückzug in die Privatsphäre von Ehe, Sexualität, Familie. Es sind die einzigen noch verbleibenden Bereiche von Freiheit [...]."

"[...] im Bereich von Ehe, Familie und Sexualität (Mikrobereich) [...]"
Kommentar von dem Entdecker dieser Verschleierung (so nennt man diese Form):
Die Verfasserin übernimmt den Gedanken, dass der Einzelne durch Reglementierungen im Mesobereich eingegrenzt wird und der einzige Freiheitsraum sich nur noch im Mikrobereich findet, von Böckle mitsamt konkreten Beispielen für diese Bereiche. Der Gedanke wird durch eigene Ausführungen ergänzt, die hier nicht wiedergegeben werden. Ein Verweis auf Böckle (1978) findet sich in der vorliegenden Arbeit allerdings nicht; lediglich im Vorwort berichtet die Verfasserin allgemein von einer Prägung durch diesen Autor.
Wenn ich bin ehrlich, die Gedanke, dass "der Einzelne durch Reglementierungen im Mesobereich eingegrenzt wird und der einzige Freiheitsraum sich nur noch im Mikrobereich findet" ist für mich selbstverständlich, obwohl ich Böckle nicht gelesen habe. Auch wenn man von Intim-, bzw. Privatbereich redet, ist doch die Ehe, Familie, Sexualität selbstverständlich.

Es tut mir leid. aber hier folge ich dem Winnacker, dass Paraphrasierung ist eine Ermessungssache.

Übrigens gerade die Tatsache, dass ihrer Fehler mit Gütenbergs in einer Reihe stellen, finde ich äußerst ungerecht. Dass sie hat zurückgetreten, na ja, man muss doch Konsequenzen ziehen. Aber das Nicht-Unterscheiden von der Plagiatsaffäre von Güttenberg finde ich falsch.
demark
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Aneri hat geschrieben: ...
Übrigens gerade die Tatsache, dass ihrer Fehler mit Gütenbergs in einer Reihe stellen, finde ich äußerst ungerecht. Dass sie hat zurückgetreten, na ja, man muss doch Konsequenzen ziehen. Aber das Nicht-Unterscheiden von der Plagiatsaffäre von Güttenberg finde ich falsch.
Wieso denn?
Sie hat sich doch öffentlich für Guttenbergs Fehler geschämt!
Wie peinlich für sie. :mrgreen:
Aneri

Lieber Dieter,

ich denke folgende Beitrag würde dich interessieren (aus dem Blog:
http://www.scilogs.de/blogs/blog/mensch ... 1#comments)

Damit du in lange Liste den richtigen Beitrag nicht suchen muss, kopiere ich den Beitrag von Ludwigtrepl:
„Auffällig sei, dass - festgestellte - Plagiate prominenter Personen (Politiker) vor allem in Jura sowie in Geistes- und Sozialwissenschaften zu finden sei. Naturwissenschaften seien hier weniger gefährdet - vielleicht weil Plagiate hier leichter und schneller zu finden seien.“

Wo sind sie leichter und schneller zu finden? In den Naturwissenschaften? Das stimmt auf keinen Fall.

Die Ansprüche an richtiges Zitieren sind in den Naturwissenschaften einfach sehr niedrig. In den aufgedeckten geistes- und sozialwissenschaftlichen Plagiatsfällen hat man den Autoren vorgeworfen, daß sie zwar oft eine Quelle genannt haben, aber nicht kenntlich gemacht haben, was von dem jeweiligen Passagen nun aus dieser Quelle stammt und was vom Autor der Dissertation, so daß bei einigermaßen geschickter Darstellung es so scheint, als wäre sehr viel mehr Eigenarbeit drin, als in Wirklichkeit drin steckt.

In den Naturwissenschaften ist Entsprechendes ganz normal. Man schreibt „A kommt in B vor“, und dahinter steht „(Miller 2007, Bush & Tree 2008, Meier et al. 2009)“. Manchmal steht noch „vgl.“ oder „siehe“, „siehe auch“ davor. Man erfährt nicht, ob „A kommt in B vor“ von all den genannten Autoren herausgefunden wurde, oder ob es der Autor der Doktorarbeit herausgefunden hat und die zitierten Autoren nur auch irgend etwas zum Thema gesagt haben, oder ob Miller das herausgefunden hat, Bush & Tree aber die Behauptung kritisiert haben und was es da noch alles an Möglichkeiten gibt. In Geistes- und Sozialwissenschaften und in der Philosophie verlangt man – oder sollte man verlangen – daß all sowas kenntlich gemacht wird. Hier gibt es ja auch Fußnoten, in denen man das machen kann, was in Naturwissenschaften normalerweise nicht der Fall ist. Mit der neueren Entwicklung des Publikationswesens ist es zudem dazu gekommen, daß die Texte extrem kurz sein müssen (und Dissertationen pflegen heute in den Naturwissenschaften kumulativ zu sein, also aus publizierten Aufsätzen zu bestehen), all solche Differenzierungen schon deshalb unter den Tisch fallen und die Quellenangaben zunehmend nur die Funktion haben, dem Leser mitzuteilen: Wenn es dich interessiert, kannst du hier zu dieser Frage weitere Informationen finden.

In Geistes- und Sozialwissenschaften und in der Philosophie verlangt man – oder sollte man verlangen – auch, daß man aus dem Original zitiert, gerade bei Schavan spielte das ja eine Rolle. Man soll die Sache, über die man schreibt, auch gelesen haben. In Naturwissenschaften spielt das keine Rolle, weil ohnehin selten ganze Texte gelesen werden, sondern man halt z. B. im Teil „Ergebnisse“ des Aufsatzes nur die drei Zeilen liest, die einen interessieren. Diese Ergebnisse kann man aber auch aus einer sekundären Quelle haben, das ist in aller Regel nicht zu merken und auch nicht weiter schlimm: die Aussagen werden dadurch nicht falsch. Wer aber z. B. über Nietzsche schreibt und sein Wissen aus irgendeinem Übersichtswerk hat, verfälscht ihn damit fast immer, sein Denken ist so einfach nicht zu kapieren. Und wer sich einigermaßen auskennt, merkt beim Lesen, daß es nicht stimmen kann, wenn Nietzsche als Quelle angegeben wird und nicht das Übersichtswerk: Es sind die Gedanken des Autors des Übersichtswerks und nicht die Nietzsches, die da stehen.

Nebenbei: Obwohl man es ja schon beim flüchtigen Lesen einer geisteswissenschaftlichen Arbeit sieht und ich es hätte wissen können: Mir ist erst durch die Diskussion über Guttenberg so richtig klargeworden, wie viel niedriger bei uns – ich bin Naturwissenschaftler – die Ansprüche in dieser Hinsicht sind.
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dieter
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Aneri hat geschrieben:
dieter hat geschrieben:Aber auch eine 25jährige wird nicht darin gehindert ihre Arbeit ordentlich zu schreiben und nicht zu Schludern, bester Beweis meine Nichte. Außerdem ihren Auspruch über Guttenberg hätte sie sisch sparen können. :roll:
Na ja, Dieter, ich würde auf deiner Stelle schweigen. Du weiß nicht, wie ausgehen würde, wenn ihre Arbeit wort wörtlich mit allen verfügbaren digitalen Quellen verglichen würde. Schreibt bitte selbst ein Aufsatz zur einem Thema und lässt ihn mit einem Plagiatprogramm überprüfen. Ich bin mir sicher, dass einige Übereinstimmungen mit anderen Quellen sich finden. Also hast du plagiiert.

Denk nur, dass man schreibt eine Dissertation über ein Thema. Es ist kein fremdes Thema. Man hat schon vorher vieles darüber gelesen, die Begrifflichkeiten benutzt, darüber diskutiert. Dann hat man zu schreiben: ein Prozess, in dem vorhandenes Wissen, die eigene Gedanken und das neu heraugelesene aus den Stapeln der Literatur, die man durchforsten muss, verschmelzen. Es entwickelt sich so etwas wie Betriebsblindheit. Wenn ich sage, dass es "Steinzeit" war, dann meine ich, dass es diese Möglichkeiten der Kontrolle wie jetzt nicht gab.
Liebe Aneri,
das konnte bei meiner Nichte nicht passieren. Sie hat Versuche mit Wasser angestellt und diese Ergebnisse protokoliert. Diese Versuche sind bisher noch nie so gemacht worden. Sie braucht dafür auch keine Unterlagen von anderen Arbeiten. Mein Bruder hat mir ausdrücklich erklärt, dass dies immer ihre eigenen Ergebnissse waren, sie also üerhaupt nicht abschreiben konnte. :wink:
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Titus Feuerfuchs
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Aneri hat geschrieben:
dieter hat geschrieben:Aber auch eine 25jährige wird nicht darin gehindert ihre Arbeit ordentlich zu schreiben und nicht zu Schludern, bester Beweis meine Nichte. Außerdem ihren Auspruch über Guttenberg hätte sie sisch sparen können. :roll:
Na ja, Dieter, ich würde auf deiner Stelle schweigen. Du weiß nicht, wie ausgehen würde, wenn ihre Arbeit wort wörtlich mit allen verfügbaren digitalen Quellen verglichen würde. Schreibt bitte selbst ein Aufsatz zur einem Thema und lässt ihn mit einem Plagiatprogramm überprüfen. Ich bin mir sicher, dass einige Übereinstimmungen mit anderen Quellen sich finden. Also hast du plagiiert.

Denk nur, dass man schreibt eine Dissertation über ein Thema. Es ist kein fremdes Thema. Man hat schon vorher vieles darüber gelesen, die Begrifflichkeiten benutzt, darüber diskutiert. Dann hat man zu schreiben: ein Prozess, in dem vorhandenes Wissen, die eigene Gedanken und das neu heraugelesene aus den Stapeln der Literatur, die man durchforsten muss, verschmelzen. Es entwickelt sich so etwas wie Betriebsblindheit. Wenn ich sage, dass es "Steinzeit" war, dann meine ich, dass es diese Möglichkeiten der Kontrolle wie jetzt nicht gab.

Bei Schavan gelten als Plagiat z.B. in ihrer Ausführung (http://schavanplag.wordpress.com/2012/12/26/seite-265/):
Reglementierende Eingriffe im Mesobereich [FN 2] grenzen die Freiheit des einzelnen immer mehr ein. (...) dessen Freiheitsraum sich nur noch auf den Mikrobereich [FN 3] erstreckt.

FN2:Gemeint ist der gesamte Bereich der Infrastruktur wie z.B. Bildungs-,Verkehrs-, Bau- und Gesundheitswesen.
FN3:Gemeint ist der Intimbereich von Ehe, Familie und Sexualität. Er wird heute vielfach als die einzige Möglichkeit eigenen Entscheidens angesehen [...].
Jetzt die Quelle Böckle:
"Zweitens: In der hochentwickelten Industriegesellschaft scheint die Freiheit des einzelnen durch reglementierende Eingriffe immer mehr eingegrenzt. "
"[...] es geht nicht ohne vielfältige reglementierende Eingriffe im Bildungssektor, im Verkehr, im Bauwesen [...], im gesamten Gesundheitswesen [...]. Diese weitgehend unvermeidliche Institutionalisierung immer weiterer Bereiche des gesellschaftlichen Lebens, in dem, was der Ethiker den Mesobereich nennt [...] führt zum Rückzug in die Privatsphäre von Ehe, Sexualität, Familie. Es sind die einzigen noch verbleibenden Bereiche von Freiheit [...]."

"[...] im Bereich von Ehe, Familie und Sexualität (Mikrobereich) [...]"
Kommentar von dem Entdecker dieser Verschleierung (so nennt man diese Form):
Die Verfasserin übernimmt den Gedanken, dass der Einzelne durch Reglementierungen im Mesobereich eingegrenzt wird und der einzige Freiheitsraum sich nur noch im Mikrobereich findet, von Böckle mitsamt konkreten Beispielen für diese Bereiche. Der Gedanke wird durch eigene Ausführungen ergänzt, die hier nicht wiedergegeben werden. Ein Verweis auf Böckle (1978) findet sich in der vorliegenden Arbeit allerdings nicht; lediglich im Vorwort berichtet die Verfasserin allgemein von einer Prägung durch diesen Autor.
Wenn ich bin ehrlich, die Gedanke, dass "der Einzelne durch Reglementierungen im Mesobereich eingegrenzt wird und der einzige Freiheitsraum sich nur noch im Mikrobereich findet" ist für mich selbstverständlich, obwohl ich Böckle nicht gelesen habe. Auch wenn man von Intim-, bzw. Privatbereich redet, ist doch die Ehe, Familie, Sexualität selbstverständlich.

Es tut mir leid. aber hier folge ich dem Winnacker, dass Paraphrasierung ist eine Ermessungssache.

Übrigens gerade die Tatsache, dass ihrer Fehler mit Gütenbergs in einer Reihe stellen, finde ich äußerst ungerecht. Dass sie hat zurückgetreten, na ja, man muss doch Konsequenzen ziehen. Aber das Nicht-Unterscheiden von der Plagiatsaffäre von Güttenberg finde ich falsch.

Also wenn sich die Plagiate Schavans auf Derartiges reduzieren sollten, ist das ganze Theater lächerlich. Zudem ist zu prüfen, ob die Plagiate die Arbeit wesentlich aufwerten und ob die Arbeit ungeachtet der Plagiate einen wissenschaftlichen Mehrwert bietet, dh. ob die sich die Palgiate auf den Theorieteil der Arbeit reduzieren, oder ob sie Forschungsergebnisse als ihre eigenen ausgegeben hat.

Da ist Guttenberg, der m.E. einem dreist plagierenden Ghostwriter aufgesessen ist, ein ganz anderes Kaliber.
MfG,
Titus Feuerfuchs
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dieter
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Lieber Titus,
eine Wissenschafts- und Bildungsministerin kann man mit solchen Vorwürfen nicht halten. Wenn sie unschuldig sein sollte, dann kommt es bei dem Gerichtsverfahren raus. :wink:
Wozu braucht man einen Ghostwriter :?: Selbst ist die Frau oder der Mann. :wink: :mrgreen:
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Barbarossa
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... und der nächste in der Raupensammlung ...

:arrow: Nachrichten-Schlagzeile: >>„Umfangreiche Indizien“ in Doktorarbeit - Plagiatsvorwürfe gegen SPD-Fraktionschef<<

Ein Hochschullehrer der Uni Gießen hat Plagiatsvorwürfe gegen SPD-Fraktionschef Frank-Walter Steinmeier erhoben. In der 1991 eingereichten Promotion habe er bei einer Überprüfung mit Hilfe einer Computer-Analyse „umfangreiche Plagiatsindizien gefunden“. Diese „mit hoher Wahrscheinlichkeit“ vorhandenen Plagiate „...sind die Voraussetzungen für ein Überprüfungs- und ggf. Entzugsverfahren des Doktortitels an Ihrer Fakultät...“

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(focus.de)

Noch so einer, der gern "Doktor spielen" wollte...
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Die Diskussion ist eröffnet!

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Triton
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Der Focus ist jetzt nicht gerade dafür bekannt, Enthüllungsjournalismus zu betreiben, also mit Vorsicht zu genießen das Ganze. In den Geistes- und Sozialwissenschaften wird man in jeder Doktorarbeit inhaltliche Übereinstimmungen mit anderen Arbeiten finden, es geht nur darum, ob ganze Textpassagen ohne Kennzeichnung übernommen wurden oder nicht, und das systematisch. Wie bei Frau Schavan, die ein besonderes Studium absolvierte und wohl gar nie gelernt hat, wie man eine wissenschaftliche Arbeit anfertigt.

Beste Grüße
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Triton hat geschrieben:Der Focus ist jetzt nicht gerade dafür bekannt, Enthüllungsjournalismus zu betreiben, also mit Vorsicht zu genießen das Ganze. In den Geistes- und Sozialwissenschaften wird man in jeder Doktorarbeit inhaltliche Übereinstimmungen mit anderen Arbeiten finden, es geht nur darum, ob ganze Textpassagen ohne Kennzeichnung übernommen wurden oder nicht, und das systematisch. Wie bei Frau Schavan, die ein besonderes Studium absolvierte und wohl gar nie gelernt hat, wie man eine wissenschaftliche Arbeit anfertigt.

Beste Grüße
Joerg
Der gute Mann hat in Rechtswissenschaften promoviert - das ist mit einer religionswissenschaftlichen Arbeit nicht vergleichbar. Jeder Rechtsstudent kriegt sofort auf die Finger, wenn er falsch zitiert - ich spreche aus Erfahrung. :mrgreen: Entsprechend ist die Quellenarbeit auch eine sehr sehr wichtige und gut nachprüfbare Ebene - die wenigsten Gedanken einer juristischen Arbeit sind eigene originäre, die noch kein Mensch zuvor hatte.
Wahrscheinlich waren es einige handwerkliche Fehler - man sollte halt nicht unverhältnismäßig urteilen.
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He has called on the best that was in us. There was no such thing as half-trying. Whether it was running a race or catching a football, competing in school—we were to try. And we were to try harder than anyone else. We might not be the best, and none of us were, but we were to make the effort to be the best. "After you have done the best you can", he used to say, "the hell with it". Robert F. Kennedy - Tribute to his father
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