In einer Demokratie könntest du Unterjochung "messen", aber dann leider wäre es keine Demokratie gewesen (die ja s. z. naturgemäß für Ausgleich sorgt). In anderen Regimen sprechen über Unterjochung ist schwer,
weil es nicht leicht beweisbar ist. War der deutsche Volk sich unter Hitler unterjocht? Bestimmte Teile, die als Feinde gebrandzeichnet waren und von den meisten übrigen auch solche gesehen wurden. In allen nicht demokratischen Regimen läuft stets Gefahr, dass man ein Teil, die als wirklich unterjochtes angesehen kann/muss, wird (bewusst oder unbewusst) überschätzt. Wie groß ist der Dissidentum, welche Unterstützung hat er in Bevölkerung? Meistens bekommen wir Information gerade aus dieser unterjochten Quelle, die das Gewünschte für das reelle ausgeben kann. Es gilt sowohl für Vergangenheit als Zukunft.
Und Dietrich, wenn du schon wirklich sachlich diskutieren will, warum erwiderst du denn nicht auf die Feststellung der Macht der Kommunisten in Tschechoslowakei und Jugoslawien nach dem Krieg?! Hier ist doch kein preußische Marsch: EINs-Zwei, Eins-Zwei, zum Befehl, Herr Oberst (so klingt es zumindest)
Um einen Verlauf zu erkennen, muss man allerdings mit so statischen Dingen Fakten und Quellen umgehen, nicht selbige umgehen, wenn sie nicht in die theoretische Kette passen, wie Geschichte zu verlaufen hatte.
Absolut und völlig einverstanden!!! Es fehlt mir gerade, dass hier Behauptungen aufgestellt werden, die eher journalistischer-propagandistische Natur sind und nur dadurch untermauert sind,
weil es sich etabliert hat, in diesen Begriffen und dieser Weise zu sprechen! Es wurde kein Laut gesagt auf den Einwand, dass
es keine einheitliche Situation in Ostblockstaaten war, um hier - damals zu der Zeit - über Unterjochung zu sprechen.
Wenn man beginnt sich etwas differenzierter mit Geschichte umgehen, wird sowohl der Ruf laut, dass man verrät demokratische Ideale. Ich weiß nicht wirklich nicht, was demokratische Ideale damit zu tun haben, wenn ich will über Geschichte nicht in moralischen Parolis beschreiben will. Das hatte ich schon vor Jahren auch Beppe bemängelt, wenn er über Mongolen in gleichem Stil geredet hat.
Ich werde hier nicht widerholen, was ohnehin bekannt ist (ich meine die Zensur, Polizeitsaat etc.) aber es gewährt vielleicht ein Blick, warum bei vielen (jetzt nur Russen selbst geblieben sind) eine Nostalgie geblieben ist:
Tatsächlich befand sich in den achtziger Jahren weniger sowjetische Bürger in den Gefängnisse der Sowjet Union als Amerikaner in den Gefängnissen der USA (pro 100 ooo Sowjetbürger 267 Gefangene, im Gegensatz zur 426 Häftlingen pro 100 000 US-Bürgern; Walker 1991). Außerdem war der Normalbürger in der Sowjetunion der sechziger und siebziger Jahre wahrscheinlich einem geringerem Risiko ausgesetzt, durch Verbrechen, zivile Konflikte oder durch Staat selbst umgebracht zu werden, als in einer großen Zahl von Staaten in Asien, Afrika und auf dem amerikanischen Kontinent.
Hobsbawm, S. 489
Auch diese Statistik sollte interessant sein, wenn man mindestens etwas verstehen will mit "russisceh Seele":
1913 hatte das Zarenreich mit seinem Anteil von 9,4 Prozent an der Weltbevölkerung 6 Prozent des gesamten globalen "Volkseinkommens" und 3,6 Prozent der Industrieerzeugnisse produzier, 1986 hat dioe Sowjetunion mit weniger als 6 Prozent Anteil an der Weltbevölkerung 14 Prozent des globalen "Volkseinkommens" und 14,6 Prozent der Industrieerzeugnisse produziert. (Allerdings lag ihr Anteil an der globalen Agrarproduktion nur knapp höher; bolotin,1987, S 148-152). Russland war zu einer bedeutenden Industriemacht transformiert worden, und sein Sttus als Supermacht, den ernahezu ein halbes Jahrhundert beih´behalten konnte, beruhte auf diesem Erfolg. Doch im Gegensatz zu der Erwartungen der Kommunisten war der Motor der sowjetischen Wirtschaftsentwicklung so konstruiert, daß er, anstatt zu beschleunigen, immer mehr an Geschwindigkeit verlor...
Hobsbawm, S. 481
Barabaroosa, es ist schon interessant mit eigene Erfahrungen. Ich hatte auch stets unter Unfreiheit gelitten. Seit dem, wann ich mich bewusst erinnere. Anfangs war es Eltern, ich hatte sprichwörtlich mich "untejocht" gefühlt, wobei meine Eltern ganz normale Leute waren...wie sonst Eltern sind. Aus dieser Perspektive scheint mir jetzt auch meine Kindheit nicht so glücklich zu sein, wie ich dargestellt habe
. Später ich war total unglücklich, wirklich fast physische Schmerzen hatte, weil die Wahl zwischen Studieren und nicht studieren als großte Unfreiheit empfunden habe. Oder "heiraten oder nicht heiraten".
. Ich hatte dieses Entweder-oder als keine Wahl empfunden.
Ich beschäftige mich mit der Frage der Freiheit mehr in philosophischen Sinne. Es gibt keine absolute Freiheit. Es gibt eine Freiheit in bestimmten Rahmen. Immer. Die Frage wo und wie diese Rahmen setzen.